Dual Capstan ... leidiges Thema, eure Erfahrungen?

  • Meine Yamaha-Decks mit (Riemen-)Doppelcapstan laufen seit vielen Jahren völlig problemlos, die Bandführung ist für Cassettentechnik sehr gut. Es muß nicht immer gleich Nagra sein... Wie alle Bandgeräte sollten auch Cassettendecks stets gut gewartet sein. Wer das vernachlässigt bekommt da genauso Probleme, wie man sie bei einem Auto bekäme, wenn man die Inspektionen vergeizt.

    Das ist natürlich richtig. Nur fällt hierbei unangenehm auf, dass nun mal ausgerechnet die Geräte mit dem stabilisierenden Doppel-Capstan-Antrieb oft zuerst Probleme machen. Das Feature wird hier dann leider zur zusätzlichen Fehlerquelle. Und begeistert dann auch noch mit Beschädigung des Bandes.


    Mit der Aussage stelle ich nicht die ebenso vorhandenen Vorteile des Systems in Frage.


    Grüße, Seb

  • das übersehen leider viele und wundern sich, warum die Decks in gewartetem Zustand so teuer sind. Dummerweise kommt heute noch erschwerend hinzu, das man bei Beschaffung der Gummiteile für den Ersatz (Riemen, Andruckrollen, Idler etc.) die Qualität erst nach einer gewissen Nutzungsdauer kennenlernt (für diy - Werkstätten wie Ehmler haben da andere Möglichkeiten).

    Den Aufwand für getrennt geregelte Motoren und Bandzugmessung sieht man auf der Fotoserie vom Dragon hier:

    https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=10324

    Hallo,


    getrennte Capstan-Motoren gibt es ja bei einigen Decks. Wobei man recherchieren müsste, ob es wirklich eine unabhängige Regelung ist. Aber wie soll denn eine aktive Bandzugmessung /-überwachung technisch umgesetzt sein? Man kennt Bandzugmessungen vor der Abwickel-Spule ja von Tonbandgeräten oder Videorekordern mechanisch aufgebaut mit dem Bandzugarm und einem Bremsband, bei besseren Geräten auch elektronisch mit einem Arm und einer Lichtschranke in Kombi mit einem direkt angetriebenen Abwickel-Teller. Aber wo und wie will ein Tapedeck das denn bei einer Tape zwischen den beiden Capstan-Wellen messen? Das muss mir mal jemand erklären, denn (noch) halte ich das für ein Gerücht.


    Grüße,

    Seb

  • Bei der Nagra T-Audio, einer Studiobandmaschine, ist das durch einen Drucksensor im Bandpfad (zweiter „Kopf“ von links) gelöst. Der Bandpfad ist leicht gewölbt, so dass das Band einen leichten Druck senkrecht zur Laufrichtung ausübt, der gemessen wird. Ob man so etwas in einem winzigen Tapedeck unterbringen könnte, oder ob es so etwas sogar gibt, weiss ich allerdings nicht.

    Gerhard


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    AAA Mitglied;

  • Nun ist es soweit. Bei einem JVC Tapedeck habe ich nun genau dieses Phänomen. Witzig: Nie gehabt, dann lese ich das hier und relativ kurz danach bekomme ich meinen ersten Fall rein.

    Ich berichte. Riemen sind bestellt.

  • Bei der Nagra T-Audio, einer Studiobandmaschine, ist das durch einen Drucksensor im Bandpfad (zweiter „Kopf“ von links) gelöst. Der Bandpfad ist leicht gewölbt, so dass das Band einen leichten Druck senkrecht zur Laufrichtung ausübt, der gemessen wird. Ob man so etwas in einem winzigen Tapedeck unterbringen könnte, oder ob es so etwas sogar gibt, weiss ich allerdings nicht.

    Gerhard


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    Dann beantworte ich die Frage mal für mich: Nein, gibt es nicht. Das darf gerne widerlegt werden, da es ja auch sicher noch ein paar mir unbekannte Geräte im Pro-Bereich gibt. Aber Naka Dragon, Revox B215, Akai GX-R99 sind die Geräte hier, die zumindest auch die 2. Capstan-Welle aktiv antreiben, und die scheiden schon mal Alle aus. Und gerade wenn man von einem 3-Kopf Dual Capstan Setting ausgeht, bleibt ja auch kaum noch Platz in den Tape Öffnungen.


    Das "Problem" hat ein Tonbandgerät natürlich grundsätzlich nicht und wir wollen auch nicht in Frage stellen, dass so eine Nagra das ohne Kompromiss und per Prinzip besser löst. Kann man nicht vergleichen.


    Grüße,

    Seb

  • Nun ist es soweit. Bei einem JVC Tapedeck habe ich nun genau dieses Phänomen. Witzig: Nie gehabt, dann lese ich das hier und relativ kurz danach bekomme ich meinen ersten Fall rein.

    Ich berichte. Riemen sind bestellt.

    Also die Schlaufe zwischen den beiden Wellen? Da bin ich mal gespannt. Achte bitte mal darauf, ob es auch von der Kassette abhängig ist. Und das Modell bitte mal durchgeben...


    Grüße,

    Seb

  • Schade, das hier niemand mitschreibt, der bei den Entwicklungsteams damals dabei war und bei der Detail-Konzeption zur Beherrschung dieses manchmal auftretenden unerwünschten Effektes mitgearbeitet hat.

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

  • Ganz übersehen habe ich noch eine Besonderheit bei den genannten Beispielen: Das Revox mal aussen vor, da wird halt einfach wie üblich geklotzt (und kein fehleranfälliger Riemen verbaut) , haben ja sowohl das Dragon als auch das GX-R99 die sehr seltene Kombination aus Dual Capstan und Auto Reverse. Deswegen ist bei den Geräten auch ein separater Antrieb für beide Schwungmassen zwingend nötig. Denn während vorwärts ja die rechte Welle schneller drehen muss, ist es ja im rückwärts-Betrieb genau anders herum. Und genau wie beim Riemenprinzip nur in Vorwärtsrichtung, wird hier auch sicherlich nur richtungsabhängig der jeweilige Motor eine Winzigkeit schneller oder langsamer gedreht. Hat natürlich dennoch den Vorteil, dass schlechte Flach-Riemen als Fehlerquelle bei diesen Geräten nicht zum Problem werden, aber eine ausgeklügelte oder gar irgendwie messende Regelung gibt es da sicher nicht. Glaube auch immer noch nicht, dass irgend ein Tandberg, Eumig oder sonst ein High-End Tapedeck sowas macht.


    Damit auch gerne zurück zum eigentlichen Thema, sind wir nun doch recht weit abgeschweift. Aber interessant waren die Überlegungen durchaus.


    Grüße,

    Seb

  • Ganz aktuell habe ich aber gerade wieder genau dieses Problem der Schlaufenbildung mit einem Yamaha TC-720. Dieses alte 3-Kopf Deck mit voll mechanischer Piano-Key--Bedienung hat auch schon Dual Capstan. Auch hier fängt nach wenigen Sekunden Spielbetrieb die Bildung einer Schlaufe an, die langsam aber stetig immer weiter wächst. Bei diesem Deck ist jedoch der Flachriemen sehr schlecht, nämlich bereits geweitet und tendiert weich zu werden. Der Wechsel wird hier auch hoffentlich dieses Problem lösen. Werde berichten, kann aber wegen zu vielen Projekten etwas dauern.


    Grüße,

    Seb

    Hallo, guten Abend,


    ich melde mich mit einer ernüchternden Erkenntnis wieder. Das hier schon angekündigte Projekt habe ich nach einigen anderen Baustellen nun auch durchgezogen. Es war recht nervig, weil diese alten Geräte (ca. 1979) nicht mal eben den Ausbau des Laufwerkes zulassen. Modulare Bauweise oder Stecker - Fehlanzeige.

    Aber sei es drum, der Flachriemen ist gewechselt (der neue Riemen wirkt für mich etwas zu stramm). Auch habe ich alle Idler gründlich gereinigt, die Lager der Wickeldorne gereinigt und neu gefettet, ebenso eine schwerfällige Umlenkrolle vom Zählwerk. Die Andruckrollen sind top, eine Abwickelbremse gibt es nicht.

    Das Gerät funktioniert nun hervorragend, bis auf die Tatsache, dass es weiterhin genau in der selben Schnelligkeit eben diese Schlaufe bildet. Nach wenigen Sekunden hebt sich das Band bereits vom Löschkopf ab.

    Es verhält sich also mit dem strammen, neuen Riemen exakt so wie mit dem zu lockeren, alten Riemen.

    Nicht mehr auszuhalten. Ich weiss gerade nicht mehr weiter. Ich wünschte, ich könnte den Original Yamaha Riemen aus frischer Produktion bestellen. Dann wüsste man zumindest mal wieder mehr.


    Viele Grüße,

    Seb

  • auch wenn es nicht dem Originalzustand entspricht, würde ich das in post #20 beschriebene testweise ausprobieren.

    Desweiteren muß auch daran gedacht werden, das Gummi- und Filzteile auch spurlos verschwinden können (Zerfallen zu Staub) und sich nicht immer in eine kleberige Masse verwandeln (ein sehr bekanntes Beispiel sind die "Pimpel" bei Dual Plattenspielern zum Transport des Tonarms). Das könnte auch für das Teil zutreffen, das die Funktion der Abwickelbremse hat.

    Kennt man das Gerät nicht im Detail, kann das auch Kopfzerbrechen bereiten, weil man nicht davon ausgeht.

    Ach so, ging es um dieses Deck unter

    https://old-fidelity-forum.de/…t-1423492.html#pid1423492

    oder um dieses ?

    https://www.tapeheads.net/showthread.php?t=66262

    https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=10486&pid=114627

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

  • Hallo,

    natürlich bewirkt die Vergrösserung der Umlaufbahn des linken Capstans eine Verlangsamung des Bandvortriebs und wirkt somit dem Problem entgegen, das ist ja nicht die Frage. Ich bin aber kein Freund von Tesa-Film-Lösungen, und es muss doch verflixt eine logisch erklärbare Ursache für diesen Fehler existieren. Irgendwann lief auch dieses Tapedeck ja schliesslich mal.


    Es gibt keine richtige Abwickelbremse. Da müsste ja dann zumindest eine tragende, federnde oder sonst was Konstruktion sichtbar sein. Durch die linke Tachoüberwachung in Kombination mit einer weiteren Umlenkrolle und 2 Vierkantriemen gibt es aber dennoch eine leichte Bremswirkung.


    Keine Ahnung was die Links bezwecken sollen?!

    Es geht hier gerade wie erwähnt um ein Yamaha TC720


    Grüße,

    Seb

  • Hallo Seb,

    gerade kam mir die Idee; vielleicht ist die Tachoüberwachung gleichzeitig ja auch eine Art geregelte Bremse/ Wirbelstrom/ Magnetwirkung, nur mal so als Brainstorming...

    Viele Grüße Tobias.

    "Ich habe von Jugend an geahnt, daß es mit der Musik noch eine andere Bewandtnis als die nur künstlerische haben müsse... daß sie eine Welt für sich sei... etwas geheimnisvoll Jenseitiges, das mir tief das Herz bewegte" Bruno Walter

  • Anstatt die von mir vermuteten Modelle zu erwähnen, fügte ich Links dazu ein. Aber es geht ja um ein völlig anderes - nämlich dieses Modell unter

    http://www.hifi-forum.de/viewthread-185-9890.html

    wo auf einem der Fotos von einer Feder die Rede ist, die mit einem der Schwungräder in Kontakt ist.

    Wusste noch gar nicht, das es ein Laufwerk mit Doppel-Capstan ist.

    Ev. das Problem auch hier mal posten

    https://old-fidelity-forum.de/thread-16616.html

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

    Einmal editiert, zuletzt von A.K. ()

  • Ah witzig, wenn auch nicht verwunderlich: Diese Feder musste ich ja auch entfernen um die Idler reinigen zu können. Dabei fiel mir auch ihr unsicherer Sitz auf, weswegen ich beim Zusammenbau genau an der Stelle stutzig wurde. Ich habe den "Haken" zum Einhängen etwas passender gebogen, so dass sie sicherer sitzt. Wundert mich also nicht, dass das passieren kann.


    So, ich habe hier noch ein paar augenscheinlich passende Flachriemen gefunden, die ich testweise noch mal einbauen werde.


    Grüße,

    Seb


    Und ich mache auch mal Fotos.

  • Ich habe noch mal einen weiteren Flachriemen probiert. Wie nach dem ersten Tausch jetzt auch schliesslich erwartet, bleibt das Verhalten weiterhin exakt gleich. Ich weiss nicht, woran es liegt. Und es weiss wohl auch sonst Niemand. Ich gehe daran wirklich kaputt, aber ich muss nun auch mal ein Ende damit finden.


    Hier noch die Fotos: 1. Überblick über die Service-unfreundlichkeit 2. Das Laufwerk von vorne, ohne aktive Abwickelbremse 3. Die korrekt eigehängte Feder aus dem anderen Thread 4. Die Schlaufe nach nur ca. 10 Sek. Laufzeit


    Schönen Abend,

    Seb

  • Ich habe noch mal einen weiteren Flachriemen probiert. Wie nach dem ersten Tausch jetzt auch schließlich erwartet, bleibt das Verhalten weiterhin exakt gleich. Ich weiß nicht, woran es liegt. Und es weiß wohl auch sonst Niemand. Ich gehe daran wirklich kaputt, aber ich muss nun auch mal ein Ende damit finden.

    Hier noch die Fotos: 1. Überblick über die Service-unfreundlichkeit 2. Das Laufwerk von vorne, ohne aktive Abwickelbremse 3. Die korrekt eigehängte Feder aus dem anderen Thread 4. Die Schlaufe nach nur ca. 10 Sek. Laufzeit


    Schönen Abend,

    Seb

    Autorisierte Vertragswerkstätten, die meines Wissens auch teilweise Vintage-Modelle von Yamaha für eine Instandsetzung annehmen, müßten das eigentlich wissen. Vom Hörensagen weiß ich, das sich auch bei alten Geräten eine Kontaktaufnahme mit Yamaha in Rellingen lohnt.

    == Gewerblicher Teilnehmer ==