Mondpreise bei gewissen Erstpressungen

  • Hallo zusammen!


    Ich frage mich, wie bestimmte Preisgefüge rational zu erklären sind. Nehmen wir als Beispiel "Supernatural" von Carlos Santana (erstmals erschienen 1999 auf Vinyl).


    Schaut man sich die Discogs-Angebote für die Europa-Pressung von 2000 an, verschlägt es einem die Sprache: NM-Exemplare werden kaum günstiger als für 200 € angeboten. Dabei gibt es eine Neupressung von 2019, die ich bei JPC für rund 30 € (mit Umtauschrecht) ordern kann.


    Warum sind Sammler bereit, diese enormen Aufschläge für die Erstpressung zu bezahlen? Wo ist der Mehrwert? Liegt es einzig und allein daran, dass "Supernatural" erstmals in einem Zeitraum erschien, in dem wenig gepresst wurde und daher rar ist? Oder klingt die Erstpressung dermaßen besser?

    Grüße


    Dirk

    Einmal editiert, zuletzt von Lempira ()

  • Was diese Platte genau betrifft kann ich nichts sagen, ist nicht meine Baustelle.


    Aber eine Erstpressung ist und bleibt die Erstpressung, egal wie viele Pressung noch nachgelegt werden und auch egal ob da MFSL oder sonst was drauf steht.

    Der Klang ist da imho komplett nebensächlich!

    Music is magick, a religious phenomena, that short circuits control through human response. Let's go out of control. Experience without dogma... A morality of anti-cult. The ritus of youth. Our alchemical human heritage...(Genesis P-Orridge)

  • Ich könnte ja noch verstehen, wenn die amerikanische Erstpressung so hohe Preise erzielen würde. Aber der Effekt wirkt sich ja auch auf die europäische Ausgabe preistreibend aus.

  • ...

    Wo ist der Mehrwert? Liegt es einzig und allein daran, dass "Supernatural" erstmals in einem Zeitraum erschien, in dem wenig gepresst wurde und daher rar ist? Oder klingt die Erstpressung dermaßen besser?


    Grüße


    Dirk

    Guten Morgen Dirk,

    genau diese Frage stelle mich mir auch immer wieder, zumal ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass viele aktuelle Reissues klanglich bei weitem besser sind, als die damaligen Erstpressungen, so z.B. RE von Analogue Productions, oder von Speakers Corner Records.

    Ich glaube, es ist eben oftmals die Tatsache, dass diese Erstpressungen in Zeiten entstanden sind, als die CD ganz gross war, die Vinylauflagen daher verschwindend gering. Einige Alben wurden damals lediglich in Deutschland oder max. innerhalb von Europa als Vinyl veröffentlicht.

    Hierunter sind Alben von z.B. Jackson Browne, Van Morisson, welche heute auf dem Privatmarkt weit oben im dreistelligen Eurobereich gehandelt werden.


    LG Reimar

    Ich höre mit...:

    steht alles in meinem Profil

  • 1. Erstpressungen haftet der Ruf an, am besten zu klingen. Das mag oft stimmen, bei weitem aber nicht immer.

    2. Sammlerpreise, egal um was es geht, sind meist irrational. Was selten ist, ist halt teuer, sofern eine Nachfrage besteht. Das sind die Gesetze des Marktes.

    3. Horrende Preise bei Dicogs, Ebay oder wo auch immer heißen nur, dass jemand so viel Geld für seine Ware haben will. Ob der den Preis auch bekommt, sei dahingestellt. Es steht jeden Morgen einer auf, der meint, mit irgendwelchem Trödel ein Vermögen machen zu können. Es steht aber auch jeden Morgen eine Dummer auf, der überteuerte Preise zahlt.

    4. Und dann gibt es natürlich auch noch Leute, die einfach Geld haben, für die eine drei- oder vielleicht sogar vierstellige Summe für eine LP Peanuts sind. Wenn so jemand Sammler ist und unbedingt eine Erstpressung von irgendetwas haben will, dann werden auch mal Mondpreise bezahlt. Rational ist das nicht - Sammeln kann Leidenschaft aber auch Sucht sein …


    Liebe Grüße

    Sebastian

  • Ein gutes Beispiel ist auch das Album "Divison Bell" von Pink Floyd (1994).


    Auch hier gibt es eine hervorragende Nachpressung von 2019. Trotzdem erzielt die Erstpressung Mondpreise.

  • moin Dirk


    auch Galeristen haben es nicht leicht: manche Kunden freuen sich über ein Motiv auf dem Kunstkalenderblatt, andere nehmen den im Stein signierten Druck, es gibt Käufer, die nur die limitierte nummerierte Edition mit Künstlersignatur interessiert (vorzugsweise HC oder EA).

    Gelegentlich möchten Sammler überhaupt keine Papierarbeiten, es kommen nur Originale in Öl an die Wände….


    Bei Vinyl ist sind es Faktoren wie Seltenheit (BN Original Lexington AV in echtem near mint, gilt ebenso für Rare Independents oder HipHop, Klanqualität analoge Remasterter Reissues , etc)


    Gruß lori

  • Oft nicht, denn viele Händler haben ihr Angebot auch bei discogs drinstehen (ohne Online geht es für viele Verkäufer ja nicht mehr). Kleiner Vorteil der Börse ist: Du kannst Dir die Platten ansehen und mit dem Verkäufer verhandeln. Schließlich hast Du das Objekt der Begierde sofort in der Tasche.

    Viele Grüsse,
    Mario


    It is good taste, and good taste alone, that possesses the power to sterilize and is always the first handicap to any creative functioning. (Salvador Dali)

  • Es gibt Nerds, die nur Erstpressungen jagen. Ist wohl eher ideell, klanglich nur selten "besser". Im allgemeinen Inflationshype versuchen auch Verkäufer ihren Deal zu machen und versuchen mal die Obergrenzen auszuloten. Beobachtet man etwas länger, sind Mondpreisplatten bei denen ewig lange im Angebot. Da braucht nur mal ein Chinesischer Milliardär eine überteuerte Platte kaufen, hoffen gleich noch auf weitere Verkäufe...

    Ich habe mir auch die RI gekauft und bin damit sehr zufrieden. Meine Frau hatte damals die CD mitbegracht.

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.


  • Es gibt Originale da kommt selbst eine gute Japanpressung oder das langersehnte Reissue nicht ran.

    Selber könnte ich mich da durchaus auch drauf einlassen einen Mondpreis zu zahlen wenn ich ganz genau wüsste das diese Pressung, also das Original bzw genau diese Erstpressung klanglich alles topt 8)

    Kriterien wie Sammlerwert oder Seltenheitwert in drei oder gar 4stelligem locken mich persöhnlich aber nicht hinterm Ofen vor, das mögen andere anders sehen, ich brauch das nicht, also mir gehts immer nur um den guten Ton.


    gruß

    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • Selber könnte ich mich da durchaus auch drauf einlassen einen Mondpreis zu zahlen wenn ich ganz genau wüsste das diese Pressung, also das Original bzw genau diese Erstpressung klanglich alles topt 8)

    Einen Mondpreis für die dunkle Seite des Mondes?

    Böse Menschen haben keine Lieder, aber häufig eine Stereo-Anlage.


    Robert Lembke


  • Ich glaube für viele bedeutet eine neue Pressung lediglich wenig Knacksen oder ein geringes Maß an anderen Störeinflüssen in Bezug auf die Herstellung (Presswerk, Vinylabmischung etc.).


    Manchen wird gar nicht bewusst sein, dass LPs immer wieder neu abgemischt worden sind und / oder wie stark sich diese Abmischungen verschiedenster Ton-Ingenieure voneinander unterscheiden.

    Dabei muss eine Erstpressung (des Herkunftslandes des/der Interpreten) nicht immer die beste Abmischung haben. Manches Mal ist es vielleicht eine Drittpressung oder eventuell auch eine Analogue Productions, welche 30 Jahre später erschienen ist. Nach 300 weiteren Ausgaben.

    Hier von den 'besten' Masterings zu sprechen ist daher so oder so eine reine Mutmaßung - man vertraut auf das Schwarmwissen des Internets und versucht sich selbst ebenfalls ein Bild zu machen, insofern es Zeit & Geld zulassen. In Bezug auf's letztere muss aber gesagt werden: man wird's eigentlich immer wieder los - ich habe noch nie Verlust gemacht.

    100%ige Gewissheit kann man nie haben aber man kann sein Bestes geben, so nah wie möglich an das beste Material zu kommen (und dabei geht es eher um klangliche Fakten, als um Geschmack).


    Nun gibt es meines Erachtens drei Faktoren, die eine Pressung klanglich stark beeinflussen:

    1.) Das Mastering

    2.) Von wann das jeweilige Release ist und wie oft die Master Tapes vorher schon durchgenudelt worden sind

    3.) Der Pressvorgang inkl verwendetem Material


    Bzgl. dem Mastering:

    Ich weiß nicht sicher woran es liegen mag - ich schätze, dass damals i.d.R. für Vinyl abgemischt wurde (und nicht für Kopfhörer), welches wiederum meist mit richtigen Lautsprechern wiedergegeben wurde bzw. sollte.

    Sicher hängt es aber auch mit dem zweiten Punkt zusammen: wie viel geben die Master Tapes nach drei oder gar fünf Dekaden noch her? Auf jeden Fall habe ich bisher nur wenige Vergleiche gehabt, in denen eine Erstpressung tatsächlich das Nachsehen hatte.

    Insbesondere lässt sich das (meiner Erfahrung nach) für Musik der 60er und 70er Jahre sagen.

    Klar, hat eine Erstpressung ein gewisses Prestige - aber gehen tut es auch mir nur um den guten Klang.

    Ich habe schon dutzende Vergleiche vollzogen: gegen moderne Edel-Remaster (MoFi, AP, Speakers Corner, Classic Records etc.), gegen 'ganz normale' Neuauflagen, gegen Neuauflagen zu (ursprünglich) normalen Preisen aber von fachkundigen Leuten abgemischt (Kevin Gray, Steve Hoffman, Bob Ludwig etc.) usw.

    Die Erstpressungen waren zu 90% besser. Aber: natürlich nicht so viel besser, wie die Gebrauchtpreise es vermuten lassen würden. Die "Townes Van Zandt - Our Mother The Mountain (50th anniversary)" z.B. klingt zwar nicht so gut, wie das originale Poppy-Release - aber, ohne a/b-Vergleich, auf seine eigene, andere Art unheimlich gut. Muss man also 150 - 300 € für das Poppy-Release ausgeben? Nein, keineswegs. Ist man aber ein Fan der Musik und will 'echten, analogen Sound' (Achtung: solche Umschreibung sind natürlich auslegungssache), wäre das gut angelegtes Geld.

    Es gibt aber auch Beispiele, in denen Erstpressungen den Neuauflagen so dermaßen den Hinten versohlen, dass das kaum mehr feierlich ist.

    So habe ich kürzlich Black Sabbaths 'Paranoid' UK 1st gegen das 2006er Remaster von Kevin Gray antreten lassen. Sucht man nach Meinungen ggü letzterem, findet man ausschließlich positive Rückmeldungen. Tolles Vinyl, super leise, weltklasse Dynamik und, und, und.

    Ich kann euch sagen: dieses Release, welches heute immerhin auch für einen hohen, zweistelligen Betrag weggeht, klang wie eine hohle Blechdose im Vergleich zum Original. Dynamik nach oben und unten total beschnitten, kaum Bass, kaum Räumlichkeit - einfach flach. Die Power, die hinter dem Original steckt, ist in keinster Weise erreicht worden.


    ..nun, die Unterschiede fallen weiß Gott nicht immer so extrem aus - aber häufig deutlich.

    Musik, die es mir wert ist, versuche ich auch in entsprechend möglichst hochwertiger Ausgabe zu bekommen. Bei mehreren Hundert Ausgaben eines Albums, kann das schonmal eine Reise sein. Manchmal eine lange - manchmal eine teure. Das Ergebnis lässt aber jedem die Ohren schlackern, der 40.000,- € (mal rein fiktiv) als Wert seiner Anlage Daheim stehen hat, aber nur 'profane' Neuveröffentlichungen hört. Natürlich mag ein neuer Tonarm dem gesamten Musikkatalog zu Gute kommen - aber hat man erst einmal einen gewissen Stand bzgl seiner Technik erreicht - und sind einem die Unterschiede einzelner Pressungen einmal bewusst geworden - sollte man probieren sich auf die Jagd nach besonderen Ausgaben (vorher zusammen-recherchiert) zu machen und sich davon die beste heraus zu suchen. Das ist m.E., klanglich gesehen, definitiv zielführender, als alle paar Monate neue Phono-Pre's zu testen, die irgendwann nur noch anders aber nicht mehr so viel 'besser' klingen (damit möchte ich aber nichts dagegen sagen, dass auch das zu unserem Hobby gehört und Spaß macht!).


    Ich habe tolle Nachpressungen - auch günstige. Manche klangen besser als die Originale - bei manchen ist es mir nicht wert, die Zeit und das Geld zu investieren. Manche Erstpressungen habe ich auch wieder weggegeben - weil es mir ebenfalls einfach nicht wert war, 300 € Daheim stehen zu haben, was ich klanglich aber nicht als besonders empfinde.

    Die Ausgaben, die ich aber 'für mich gefunden' habe - lange gesucht (zu halbwegs annehmbaren Preisen - manchmal auch, vergleichsweise, echte Schnäppchen) und ausgiebig verglichen - die führe ich gern jedem vor bzw stelle ich jedem Vergleich zur Verfügung. Ich muss meine Platten nicht aufs Blut verteidigen und es geht dabei auch nicht ums Angeben - aber ich bin durchaus objektiv-neugierig, wie sie sich gegen neue und auch günstige Ausgaben schlagen.


    Pink Floyd, Townes Van Zandt, Sabbath, Led Zeppelin, Janis Joplin - jeder sei herzlich eingeladen, wer denkt, hierbei handele es sich lediglich um überteuerten (das ja!) Hokus-Pokus (das wiederum nicht!). Gern ganz offen und bei einem Tee und einem Schnack.


    Beste Grüße von La Gomera,

    Sebastian

    Thorens - McIntosh - ATC

  • Hi,

    wenn ich den Beitrag von Schism so lese, dann frage ich mich, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre, zum Abmischen, einen Plattenspieler und eine Originalausgabe als Vergleich zu haben.


    Es kann natürlich sein, dass, möglichst ähnlich zum Original zu klingen, nicht das Ziel einer audiophilen Neuausgabe ist, oder dass es aufgrund des Musiksignals auf den Bändern nicht möglich ist, näher an das Original zu kommen.


    Oder den Mann an den Reglern interessiert der Klang des Originals nicht. Vielleicht glaubt er, er weiß eh besser, wie das zu klingen hat. Oder oder ...


    Wäre mal interessant von einem beteiligten Toningenieur zu hören, weshalb audiophile Reissues oft so anders klingen als Originalausgaben.

    Entspanntes Hören, Frank


    ] Vorhandensein von Musik - Zuhandensein von Klang [

  • Guten Morgen zusammen,

    ich bin der Neue hier und misch mich direkt mal mit ein :)

    Discogs ist eine phantastische Musikdatenbank und Handelsplattform. Die Preise die dort aufgerufen werden sind teilweise schon sehr abenteuerlich.

    In der Verkaufsstatistik kann man jedoch sehr gut sehen was im Durchschnitt für die Platte bezahlt wird, das ist schonmal eine Richtung an der man sich orientieren kann.

    Erstpressungen kaufe ich nur noch von bestimmten Bands oder Interpreten von denen ich aber alles sammel (Promos, Press Release, Fehlpressungen, oder richtig rar Mastertapes oder Pressformen).

    Wichtig ist immer dass man sich selbst ein Limit setzt sonst eskaliert es preislich komplett :D

    Ein Gegenstand ist immer nur soviel wert wie Du selbst bereit bist zu zahlen.

    Was die anderen machen ist mir egal ;)

    Entdecke die Möglichkeiten

  • Moin Leute!


    Der rege Austausch macht Spaß hier! :thumbup:


    Ich habe unlängst die "Mono" (1993) von Fury in the Slaughterhouse erworben. Für ein NM-Exemplar habe ich 100 € bezahlt.


    Die Dinger sind selten und bei Discogs ruckzuck auch zu Mondpreisen vergeben. Allerdings gibt es von der LP kein Reissue. In solch einem Fall finde ich den Preis gerechtfertigt.


    Schönen Gruß


    Dirk

  • Zwei Gedanken hierzu:


    1. Erstpressungen von manchen Alben schlicht selten. "Supernatural" erschien zu einer Zeit, als nur wenige Leute neue Schallplatten kauften, dementsprechend niedrig sind die Auflagen von Alben, die um die Jahrtausendwende erschienen. Und einige davon sind dazu noch gesucht und deshalb dementsprechend teuer.


    2. Eine Erstpressung ist immer das Original und damit auch ein zeitgeschichtliches Dokument. Für mich ist es ein Riesenunterschied, ob ich "A Hard Day's Night" aus der vor ein paar Jahren erschienenen Mono-Box auflege, das deutsche Mono-Original mit dem grünen Label oder eine UK First Press. Die Platten klingen anders (manche mehr manche weniger), sie fühlen sich anders an und sie sehen anders aus - das bezieht sich sowohl auf die Schallplatten selbst als auch auf die Cover und Innenhüllen.


    Ich habe von vielen Platten mehrere Pressungen, vor allem auch deshalb, um mir nicht überlegen zu müssen, welche Ausgabe meiner Ansicht nach denn nun besser klingt. Ich habe unterschiedliche ausgaben im Regal und wenn ich will, dass "Revolver" im Bassbereich ordentlich Bums hat, dann weiß ich, welche Ausgabe ich auf den Plattenteller legen muss.

  • wenn ich will, dass "Revolver" im Bassbereich ordentlich Bums hat, dann weiß ich, welche Ausgabe ich auf den Plattenteller legen muss.

    Und genau dieser Umstand ist es, dass verschiedenen Ausgaben klanglich häufig einen deutlicheren und leicht nachvollziehbaren Unterschied machen als viele der üblich verdächtigen Tuning-Massnahmen. So jedenfalls meine Beobachtung.

    Viele Grüsse,
    Mario


    It is good taste, and good taste alone, that possesses the power to sterilize and is always the first handicap to any creative functioning. (Salvador Dali)