ABBA - Voyage (05.11.2021)

  • ABBA - Voyage


    Nach den ersten paar Durchgängen fällt mein Resumee über "Voyage" einen Tick nüchterner aus, als erwartet. Dennoch ist das Album insgesamt eine absolut respektable Leistung. Besonders, wenn man die jahrzehnte lange Pause bedenkt.


    Die drei Vorabsingles konnte man nun wochenlang studieren, das Highlight ist natürlich "Don't shut me down" mit seinem hintergründig komplexen Zusammenspiel der Melodien aus Chorus, Prechorus und Verses, seinem doppeldeutigen Text, den ABBA Fans ruckzuck auch auf sich selbst bezogen. Wenn Agnetha "I'm not the one you knew, I'm now, and then combined

    And I'm asking you to have an open mind (and I won't be the same) I'm not the same this time around (ooh), I'm fired up, don't shut me down" singt, konnte sie ja nur ihre Fans meinen. Der Sound ist fast 1:1 aus dem ABBA Produktionsstil der 80s geklont worden, sodaß der Track wie eine Zeitreise anmutet.


    Zeitgleich wurde "I still have faith in you" als einzige Vinylsingle vorgestellt, deren Text sich eher auf das Verhältnis der vier Buchstaben zueinander bezieht und den gemeinsamen Wunsch auf diese Reise zu gehen unterstreicht. Es ist zuerst ein eher getragenes Stück, das sich dann bald in eine Powerballade verwandelt. Jim Steinman wäre stolz auf die Schweden gewesen.

    Nun eröffnet sehr passend dieser Vertrauensschwur die Reise und wird anschließend fortgeführt nach Irland, um eine getrennte Beziehung in Kilkenny mit einem schwedisch-irischen Folkstomper in "When you danced with me" zu untermalen. Der liegt mir nur leider gar nicht. weil ich schon bei den synthetischen Dudelsackpfeifen reißaus nehme.


    Und damit komme ich zu meinem größten Kritikpunkt: das von den Fans geforderte Weihnachtslied "Little Things" wäre zumindest am Ende der ersten Seite besser aufgehoben. Noch besser wäre es gewesen dieses Weihnachtslied als eigene Single zu veröffentlichen. Natürlich ist sie gut produziert, mit einem Kinderchor am Ende, wirkt aber leider fehl am Platz. Zumal den Hörer danach "Don't shut me down" am anderen Ende des Energiespektrums ganz schön in den Arsch tritt.


    Die dritte Vorabsingle ist der Beach Boys inspirierte Boogie "Just a notion". Ein sofort zupackender Ohrwurm, der ursprünglich aus 1978 stammt und mit einem neuen Backingtrack aber den ursprünglichen Gesangsspuren zum Leben erweckt wurde und damit die etwas schwächere erste Seite mit einem guten Gefühl abschließt.


    Die zweite Seite beginnt mit dem intensiv intonierten Beziehungsdrama "I can be that women", in dem Agnetha eine gescheiterte Beziehung und deren jeweiligen Rollen reflektiert. Verdammt gut aufgenommen und vielleicht der zeitloseste Track auf dem Album mit einem sehr direkten Text von Björn. Agnetha's Gesang lässt nichts zu wünschen übrig, ihre unüberhörbar gesetztere Stimme passt hervorragend.


    Danach wird es textlich noch mutiger und direkter in dem Sorgerechtsdrama "Keep an eye on Dan", dessen Sound etwas an Erasure der 90er erinnert und rhythmisch absolut uplifiting ist, die Lyrics dagegen schon fast bitter. Wie eben nicht selten in ABBA Songs. Der Ausklang des Pianos mit dem S.O.S. Gitarrenlick ist dann ein kleiner Gruß an die Vergangenheit.


    Mit "Bumblebee" wird der zweite Folksong des Albums für mich zu der einzigen Schwachstelle der zweiten Seite. Trotz Fridas wunderbarer Stimme, sind mir die Message und Text dann doch zu kindlich naiv.


    Die vorletzte Uptempo-Nummer "No doubt about it" bringt dagegen mit einer energetischen Performance von Frida die Reise wieder ins Rollen und man kann getrost mitsingen, ohne dass es peinlich wird.


    Die größte Überraschung hielt dann "Ode to Freedom" bereit, dessen Name mir nichts gutes verheißen wollte, aber dann umso überraschender einen absolut unprätentiösen Abschluss von Voyage bildet. Diese klassische elegische Orchesternummer mit dem ABBA Chor ist nicht nur sehr schön anzuhören, sondern birgt gegen Ende auch noch einen interessanten textlichen Kniff, den ich nicht spoilern will. Für mich jetzt schon einer der ABBA Klassiker schlechthin.


    Zusammengefasst leider aufgrund von drei schwächeren Titeln nicht das erwartete Meisterwerk, aber immer noch viel zu gut, als dass die immerhin schon im Rentendasein vermuteten vier Buchstaben nicht stolz auf diese Leistung sein könnten. ***1/2


    I Still Have Faith in You – 5:09 ****1/2

    When You Danced with Me – 2:50 **1/2

    Little Things – 3:08 **

    Don’t Shut Me Down – 3:56 *****

    Just a Notion – 3:31 ****



    I Can Be That Woman – 4:01 ****

    Keep an Eye on Dan – 4:05 ****1/2

    Bumblebee – 3:57 **

    No Doubt About It – 2:56 ****

    Ode to Freedom – 3:32 ****1/2

    Im Plural: MMs MCs LPs CDs DVDs..auf in den Kampf gegen den Deppenapostroph!

    Einmal editiert, zuletzt von Krautathaus ()

  • Krautathaus

    Hat den Titel des Themas von „ABBA - Voyage (05.01.2021)“ zu „ABBA - Voyage (05.11.2021)“ geändert.
  • Danke für die Rezension. Das Bild der Vier scheint ein CGI zu sein, denn in Wirklichkeit sind die Herrschaften doch alle schon in Ehren ergraut, wie auch die meisten ihrer Fans.
    Ansonsten, frühre waren die ABBA-Alben auch keine Hitknaller, aber jedes Album hatte 3-4 wirklich gute Stücke, den Rest hat man halt so mitgenommen. Von daher sollte man auch nicht zuviel erwarten, es gibt nur wenige Alben überhaupt, von denen man sagen könnte, "jedes Stück ein Hit". Ich denke, die Fans werden es mögen und der Rest der Welt es zur Kenntnis nehmen, damit können eigentlich alle leben.

    Gruß André
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  • Klar sind das oben im Bild ABBA. Sieht man doch auch in der Vorschau auf's Konzert:


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  • Etwas lang, aber für mich eine sehr ergiebige und unterhaltsame Huldigung der ABBA Hits und Besprechung von "Voyage", die meiner Einschätzung sehr nahe kommt. Er nennt die drei Tracks "Don't shut me down" "I still have faith in you" und "No doubt about it" ABBA Gold würdig und sieht auch die von mir genannten drei Tracks als eher schwach an.


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  • In einem anderen Thread hatte ich mich bereits über die sehr schlechte

    Klangqualität der Schallplatte geäußert und möchte es hier noch einmal wiederholen.

    So etwas dumpfes und wenig differenziertes an Klang habe ich noch nicht gehört.

    Echt schwach von einer Band die nach 40 Jahren wieder eine Platte veröffentlicht.

  • Klar sind das oben im Bild ABBA. Sieht man doch auch in der Vorschau auf's Konzert:


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    wie aus dem Gesicht geschnitten :D

    Music is magick, a religious phenomena, that short circuits control through human response. Let's go out of control. Experience without dogma... A morality of anti-cult. The ritus of youth. Our alchemical human heritage...(Genesis P-Orridge)

  • So etwas dumpfes und wenig differenziertes an Klang habe ich noch nicht gehört.


    In dem anderen Thread, in dem ich nicht mehr schreiben möchte, hatte ich angefragt, ob jemand die CD und die Schallplatte parallel gehört hat und ob die Platte gegenüber der CD klanglich besser ist.

    Der Bass der CD kommt mir sehr aufdringlich vor, das Klangbild ist wenig ausgewogen.
    Dieser "dumpfe" Sound, der in englischsprachigen Foren treffend als "muffled" bezeichnet wird, ist mir schon nach der Veröffentlichung von "Don't Shut Me Down" aufgefallen.

    Cempajas Aussage hier lässt mich doch weiter zweifeln, ob ich nach dem Kauf der CD doch noch die Schallplatte an Land ziehen soll.

    Alles in allem bin ich immer noch froh über die Veröffentlichung von Voyage; vor allem klangtechnisch wäre hier aber Luft nach oben gewesen.






  • Ich habe gestern bei einem Bekannten die CD gehört, allerdings nur als Hintergrundmusik. Hatte den gleichen Eindruck wie beim Vinyl, dumpf und muffig.

    Die CD vielleicht etwas besser als Vinyl was den Klang angeht.

  • Die LP wird jedenfalls nicht heller klingen als die CD (tut sie auch nicht im Vergleich zum Stream). Der Sound ist sehr auf die Mitten konzentriert, mich stört aber an moderner Popmusik eher die übertriebenen Höhen, insofern mag ich den Sound des Albums, Der Bass kommt vor allem über die Lautsprecher bei mir recht sauber rüber. Die Solostimmen (Referenz: I can be that woman) sind auch gut aufgenommen.


    Dass es nun eine audiphile Aufnahme wird hab ich ehrlich gesagt nicht erwartet.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Krautathaus ()

  • mich stört aber an moderner Popmusik eher die übertriebenen Höhen


    Danke für deine Einschätzung.

    Vielleicht liegt es auch an meiner Anlage, aber ich finde es nervig,
    dass ich bei "moderner Popmusik" auf CD fast immer den Bass zurücknehmen
    muss, damit es nicht aufdringlich klingt. Dies ist z.B. der Fall bei den letzten
    Alben von Lady Gaga und Dua Lipa. Ganz heftig auch beim letzten Album
    von Erasure. Bei Abba hätte ich damit nun nicht gerechnet.

    Möglicherweise wird es auch begünstigt dadurch, dass meine Lautsprecher
    nur 40 Zentimeter von der Wand entfernt stehen oder der CD-Player im
    Vergleich zu meinem Plattenspieler deutlich abfällt.

    Lege ich hingegen neuere Popmusik auf Platte auf (z.B. Robin Schulz - IIII oder
    Tones and I - The Kids Are Coming oder Kygo - Cloud Nine), muss ich den
    Equalizer überhaupt nicht anschalten und es klingt bestens.

  • Bei mir stehen die Forté ca. 90 cm von der Rückwand weg. Die sind allerdings recht stark im Bass. Die Raumakustik beeinflusst natürlich auch wie der Bass ankommt.


    "Voyage" ist defintiv mittenlastig, die Höhen sind zurückgenommen...wenn man das Album im direkten Vergleich nach einer eher helleren Aufnahme anhört, kann einem das schon als etwas dumpf vorkommen.


    P.S.: Ich find den Sound vom letzten ABBA Album nicht so viel anders:


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  • Bei der visitors ist eine ganz andere Bühne bzw Räumlichkeit vorhanden. Dies ist bei der Voyage nicht der Fall und das macht die ohnehin schon teilweise langweilige Musik noch langweiliger, finde ich...

  • Langweilig?


    Ich glaub muss mir die LP schleunigst besorgen.

    Auch die Reissues ihrer alten Alben empfinde ich im vergleich unspektakulär "langweilig" sowie einen tick dunkler in der Abbildung, aber gerade das ist ein merkmal richtig guter Audiophiler Produktionen wenn sie nicht vor lauter harscher höhen in den Ohren bluten, das mag ich auch nicht, dafür klingen sie im unteren Frequenzbereich sehr detailreich und viel ausgewogener, das eine wiegt das andere wieder auf, und das deutlich!


    Optional könnte man ja eine Japanpressung kaufen, die klingen i.d.r. immer etwas offener und Transparenter gegenüber allen anderen Länderpressungen, obendrein noch Audiophiler :)


    gruß

    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • Habe mir das FLAC96-HiRes-Album gekauft.


    Fazit: hätte ich mir die 17,50€ nur gespart. Ein völlig unhörbares Album....grauenhaft.


    ABBA...si tacuisses, philosophus mansisses

    Config.sys (sinnentleert, aber regelkonform):

    - 2. Zeile
    - 3. Zeile
    - 4. Zeile