Immerhin 14 Jahre ist es her, dass der mit 5 Grammys ausgezeichnete
Millionenseller von dem harmonierenden Duo Plant & Krauss
erschienen ist. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Ankündigung
des Nachfolgers "Raise the Roof" schnell die Runde gemacht
hat. Für mich als Calexico Fan war es eine Freude zu lesen, dass
deren "Quattro" die Inizialzündung zu einem weiteren
Ausflug in die englische und amerikanische Traditionsmusik ist.
Es war vielleicht mit entscheidend, dass Plant bereits Erfahrung mit Musik aus Tucson AZ gesammelt hat, u.a. mit Howe Gelb als Kurator und Rainer Ptacek als Dobrovirtuosen.
So macht sich "Quattro" als Intro auch ohne Bläser richtig gut, um die Einladung der beiden anzunehmen.
Wie erwartet, wechseln sich Plant und Krauss im Sologesang ab, manchmal dominiert der eine oder die andere, manchmal singen sie im Duett und bei "Price of love" sinniert Krauss eher verträumt über die schöne Melodie der Everly Brothers und bremst den Schwung des Orignals zugunsten ihrer Darbietung runter.
"Go your way" von Anne Briggs wird von Plant von erfolgreich von einem nackten Folksong in einen voluminösen Crooner verwandelt. "Trouble with my lover" ist für mich die erste Schwachstelle des Albums, weder kann der etwas langweilig produzierte Titel dem Betty Harris Soul etwas neues abgewinnen, noch die Hörgänge anregen. Etwas zu schlicht und einförmig ist für mich die Produktion.
Bei "Seaching for my baby" dagegen wundert mich, dass er den beiden keine Singleauskopplung wert war. Sehr schön von Plant in unterschiedlichen Lagen gesungen und im Verlauf geben eine Bridge und zusätzliche Gitarrenlicks dem Stück einen famosen Kick. Mit das beste Stück auf dem Album.
"Can't let go" gleich darauf im Everly Brothers Stil von beiden gesungen, macht gleich mit seinem treibenden Ryhthmus Spaß. Es ist das "Gone Gone Gone" von 2021, und entsprechend die flotteste Tanznummer des Albums.
Auch bei "It don't bother me" von Bert Jansch, können die beiden leider die Spannung über 5 Minuten nicht halten und ist als one-chord-song in meinen Ohren eher vernachlässigenswert.
Ganz im Gegensatz zu Plants Version von dem fabelhaften "Don't let him down" das in einem ähnlichen Stil, aber wirklich fabelhaft arrangiert und spannend bis zum "even if it puts him to the ground" als Höhepunkt treibt.
Es geht über den qualitativ routiniert im Duett gesungenen Blues "Last kind of word blues" zu dem von Plant und dem Produzenten T-Bone Burnett komponierten "High and lonesome" das sich sehr gut in den restlichen Blues-Folk Katalog fügt.
"Going where the lonely go" eine Country Ballade von Merle Haggard, ist zwar schön gesungen, aber viel interessanter und passender wäre das leider auf der Doppel LP nicht enthaltene "My heart would know" von Willie Nelson. Es ist schon ärgerlich, weil auch der zweite Non-Album Track "You can't rule me" (Lucinda Williams) deutlich besser gespielt vom Fleck kommt, als die zwei eher mitelprächtigen Titel 4, 7 und leider auch "Somebody was watching over me", das etwas traurig auf der Stelle tritt. Man höre sich statt dessen Pops Staples Version auf "Don't lose this" an.
Mit den beiden Extrasongs hätte "Raise the roof" dazugewonnen und mit "Raising Sand" einen Gleichstand erreicht. So hat es gerade noch **** erreicht.