Vintage Plattenspieler mit vermurkster Tonarm-Geometrie - was tun?

  • Hallo und Moin,


    ich benötige 'mal etwas Nachhilfe:


    Seit ein paar Tagen besitze ich einen alten Hitachi PS-33 Plattenspieler aus den frühen 1970ern. Solides manuelles Gerät mit Aussenläufer-Motor und Gußchassis.


    Leider habe ich hier ernsthafte Probleme bei der Tonabnehmerjustage. Die effektive Armlänge beträgt 240 mm, Einbauabstand 225 mm, Überhang laut Hersteller 15 mm. Stelle ich nun diese 15 mm Überhang ein, befinden sich die Nulldurchgänge weit außerhalb des bespielten Bereichs einer Schallplatte, der äußere Nulldurchgang sogar außerhalb des Schallplattendurchmessers. Offenbar ist die Kröpfung des Tonarms vom Hersteller fehlerhaft gewählt.


    Die Justage nach Herstellerangaben sieht dann auch schon bereits auf den ersten Blick ungut aus. Der mitgelieferte Originatonabnehmer war ebenfalls mit 15 mm Überhang montiert.


    Versuche ich, den Tonabnehmer mit einer x-beliebigen Schablone, IEC oder DIN, zu justieren, muß ich einen höheren Überhang einstellen, als es das Original-Headshell überhaupt zulässt - der Tonabnehmer lässt sich nicht soweit nach vorn verschieben.


    Als Beispiel hier 'mal der innere Nulldurchgang bei 15 mm Überhang:


    DSC09983.jpg


    Als Workaround habe ich jetzt ein markenfremdes Headshell montiert und den Überhang auf 21 mm eingestellt. Damit ergeben sich Nulldurchgänge bei 66 und ca. 132 mm, bessere Ergebnisse wären nur mit einem verdreht montierten Tonabnehmer möglich, das lässt das jetzt verwendete Headshell ohne Langlöcher allerdings wiederum nicht zu.


    Ich bin komplett verunsichert, wie ich am schlauesten damit umgehe. Kiste weiterverkaufen wäre am einfachsten, fällt mir aber schwer, weil ich schon recht lange danach gesucht habe.


    Hat unter Euch jemand noch irgendeine gute Idee? Tonarm versetzen oder ersetzen schliesse ich 'mal aus, Armrohr zurechtbiegen dürfte meine Kompetenzen bei weitem übersteigen. Oder mache ich irgendwo einen Fehler? Hat jemand Justagetipps oder ähnliche Probleme gehabt?


    Jede Hilfe ist willkommen, Grüße, Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Hallo Brent,

    nach meinem Verständnis muss der Überhang kleiner/kürzer gewählt werden damit die Nulldurchgänge näher zusammen kommen und die Lage der Nulldurchgänge zur Spindelmitte kannst du dann durch verdrehen des Kröpfungwinkel beeinflussen.

    Gruß Ewald

  • Hallo Ewald und Danke für den Tip!


    Bei einem zu stark gekröpften Arm, wie ich es hier vermute, wäre ein kleinerer Überhang genau der richtige Weg. Aber selbst mit dem Tonabnehmer ganz hinten im Headshell, muß ich ihn immer noch extrem weit verdrehen, um auch nur einen Nulldurchgang innerhalb des bespielten Plattenbereichs zu erwischen. Sieht total blöde aus.


    Ich habe jetzt bei jedem Besuch im Wohnzimmer ein bißchen dran rumgedreht und rumgemessen, aber ich verstehe das Ding nicht. Letztlich habe ich ein Denon mit Rundnadel rangebaut und einfach nach Herstellerangaben eingestellt. Spielt soweit ja ganz ok und ist sowieso nur als Zweitspieler für Singles und Hintergrundbeschallung gedacht.


    Grüße, Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Moin Ronny,


    dafür scheint er mir eigentlich zu krumm zu sein, die SAEC haben ja nur eine recht minimale Kröpfung. Kann durchaus sein, dass die sich damals irgendwas dabei gedacht haben, nur was?


    Ich hatte auch 'mal den kleineren PS-22 - da ist der Arm zu kurz für IEC und DIN - und der Überhang gar nicht justierbar.


    ps22c.jpg


    Bleibt nur Ignorieren statt Justieren. Grüße, Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Wenn man die Daten des Tonarms in das Tool bei VE eingibt erhält man eine recht genaue Übereinstimmung mit Stevenson. Ich habe mit Hilfe des Bildes und eines Geodreiecks mal im Rahmen der dadurch limitierten Möglichkeiten den Winkel geschätzt. Das hat so schon einigermaßen gepasst. Vllt. mal mit einer Stevenson-Schablone justieren.


    512C0544-C463-4E67-98FB-834DBAA57B07.jpg

    Viele Grüße

    Thomas

  • So ungefähr habe ich es jetzt auch gemacht, blubbert gerade freundlich vor sich hin, auffällige Verzerrungen kann ich nicht feststellen. Trotzdem hätte man es ja gern ganz perfekt.


    adg.jpg


    Grüße und schönen Abend, Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Einige japanische Tonarme haben ihre eigene Geometrie, da passen die herkömmlichen Schablonen nicht, der Tonabnehmer sitzt meist verdreht und zu weit vorne.


    Bei diesem Arm vermute ich einen Abstand zur Nadelspitze von 48mm, Tonabnehmer gerade in das Headshell einbauen.

    Gruß Martin


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  • Mein Post #7 ist aus welchen Gründen auch immer ignoriert worden. 🤔

    Ich versuche es trotzdem nochmal. 😁

    Die verwendete Schablone ist zur Justage bzw. zur Überprüfung der Justage völlig ungeeignet.


    2B39A53B-7808-413E-9885-3F24116FD126.jpeg


    Diese Schablone ist für Tonarme mit einer eff. Länge von 229 mm und nicht wie benötigt 240 mm.

    Der Tonarm hat mit Sicherheit, wie in Post #7 gezeigt (letzte Spalte 😉), eine Geometrie nach Stevenson (240/225/15). Damit passen die 15 mm Überhang bei einer eff. Länge von 240 mm genau.

    Zur Überprüfung der korrekten Justage nach Stevenson benötigt man die auf Vinylengine kostenlos verfügbare Schablone nach Stevenson.

    Viele Grüße

    Thomas

  • Für einen 240er Arm hat er eine auffallen starke Kröpfung. Bei der verwendeten Schablone ist das belanglos, der innere Aufsetzpukt sollte je nach Geometrieansatz zwischen 65 -60mm liegen. Bei geglückter Gemometrie landet man dann aussen zwischen 115-125mm.

    Gruß André
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  • Hallo Thomas,


    stimmt, ich hatte Deinen Beitrag glatt überlesen, weil ich selbst gerade auf Ronnys Post geantwortet hatte. Sorry.


    Die Schablone auf dem Plattenteller habe ich nicht zur Justage verwendet. Das ist eine Linn-Schablone, die zufällig die oberste in der Schublade war. Es ging lediglich darum, zu zeigen, wo der innere Nulldurchgang liegt, wenn man sich an die Herstellerangaben zum Überhang - eben 15 mm - hält.


    Ich habe es eben mit einer Stevenson-Schablone probiert - das lässt sich im Gegensatz zu Baerwald/IEC und DIN zumindest mit Fremdheadshell halbwegs sauber einstellen. Danke für den Tip!

    Das Originalheadshell ist aber nach wie vor zu kurz, der Überhang liegt bei Justage nach Stevenson-Schablone bei 20 mm.

    Für einen 240er Arm hat er eine auffallen starke Kröpfung.

    Da liegt nach wie vor der Hase im Pfeffer.


    Danke nochmals und viele Grüße, Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Der optische Eindruck von Kröpfungswinkeln kann täuschen. 😉

    Ich erlaube mir mal die Frage 😌: Bist du sicher die Schablone richtig anzuwenden?

    Die Wahrscheinlichkeit, dass eff. Länge, Einbauabstand und Überhang exakt stimmen aber die Kröpfung nicht, ist m.E. äußerst gering. Miss doch mal den Kröpfungswinkel mit einem Geodreieck. Oder vielleicht hat hier jemand ein Programm dass das kann.

    Viele Grüße

    Thomas

  • Miss doch mal den Kröpfungswinkel mit einem Geodreieck.

    Schon am Sonntag versucht, aber bei einem doppelt gekröpften S-Tonarm geht das nach meinem Eindruck nur mit zusätzlichen Lineal und drei Händen oder aber einem sehr großen Geodreieck. Ich bin aber auch eine Physik-Niete.


    Mit verwackeltem Lineal komme ich auf irgendwas über 23°, eher 24°.


    Ich habe es noch mit einem Ausdruck eines Photos direkt von oben und eingezeichneten Hilfslinien versucht - ebenfalls 23°, eher mehr. Ist aber alles extrem ungenau, das Photo weist deutliche Verzeichnungen auf.


    Viele Grüße, Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Das ist dann aber schon sehr nah an knapp 22 Grad der Stevenson-Geometrie.

    Ich wäre da schon recht sicher, dass die 15 mm Überhang mit gerade montierten Tonabnehmer korrekt sind.

    Viele Grüße

    Thomas

  • Tag,


    bei alten japanischen Plattenspielern stimmten die Daten für Achsabstand, Überhang, effektive Länge des Tonarmes, zum Kröpfungswinkel und auch noch zur effektiven Montagelänge der Headshell nicht, sodass der "Stylus Point" rechts an der Headshell bei 50 mm (EIAJ-Standard, Electronics Industries Association of Japan) in die Irre führt. Typisch ein Fehler der effektiven Länge von 5-6 mm, entsprechend der Achsabstand.


    Daher rege ich an, die oben gelisteten Größen nachzumessen so gut es geht. Bestimmt aber den Achsabstand und die effektive Länge bei Überhang von 15 mm (Tonabnehmer mittig/gerade unter der HS.


    Freundlich

    Albus