FAZ: Zukunft des High End und HiFi

  • Der Aritikel ist nett , hat aber die falsche Überschrift

    Die Hochzeit des Hifi war in den 70,80 und 90er Jahren

    Jeder wollte zu Hause eine toll klingende Hifi Anlage haben

    Man hat viel Geld für Hifi ausgegeben

    Verstärker, Lautsprecher, Tuner, Tonband m Kassetenrecorder , Plattenspieler

    später CD Spieler. Man hatte viele Schallplatten und CD


    Heute ist vieles anderes. Besonders die jungen Leute haben keine Hifi Anlage und wollen auch keine. Sie beziehen ihre Musik über Musikportale wie Spotify und hören sie über Smartphone, Kopfhörer. Alternativ laufen die digitalen Daten auf die Festplatte des Computers und einen externen DAC zu Verstärker und Lautsprecher. Begehrt sind auch All in one Geräte.


    Diejenigen, die noch die klassichen Hifigeräte kaufen sind 45 jahre und älter. Das sieht man gut auf den Hifi Messen. Dadurch ist es natürlich schwierig für die Hifi Händler.

    Anfang bis Mitte der 90 er Jahre gab es ein grosses Händler Sterben. Die Gründe sind mir nicht bekannt. Ich denke, dass viele , die früher Radio, Fernsehen, Hifi und noch andere Elektrogeräte Geschäfte waren nicht rechtzeitig die neue richtige Identifikation gefunden.

    Dieser Typus Geschäft starb aus. Man musste sich entscheiden. Verkauft man Fernsehen, Hifi oder weisse Ware. Zudem sind Läden wie Saturn zu unendlicher Grösse und Ausweitung gewachsen. Sie haben vielen Hifi Händlern die Brot und Butter Geräte weggeschnappt, so dass deren Existenz nicht mehr gesichert war.


    Ein 2. Händler Sterben gab es Mitte der 2000 er Jahre. Durch die starken wirtschaftlichen Änderungen hatten die Leute nicht mehr so viel Geld zur Verfügung wie früher. Die Globalisierung hatte ihren Tribut gefordert. Um international wettbewerbsfähig zu sein,

    dürfen Löhne und Gehälter nur in kleinem Masse wachsen bzw oft sind sie geschrumpft.


    Zwischenzeitlich sind aber wieder viele neue Hifi Geschäfte dazugekommen. Die Händler mussten , um zu überleben, Heimkino mit ins Programm nehmen incl Projektoren

    und anderes. Es hat sich ein Wandel vollzogen. Mittlerweile gibt es viele geschäfte, die auf Heimkino spezialisiert sind. Einige Hifi Händler führen kein Heimkino mehr. So gibt es einen steten Wandel. Wie eine Hifi Geschäft in 30 jahren aussehen wird, wissen wir heute noch nicht.


    Im klassischen Hifi sind meiner Meinung aber die Umsätze drastisch gesunken, da weniger Leute kaufen. Die Altersgruppe unter 45 Jahre ist grösstenteils weggefallen.

    Die " Alten " haben aber alle schon üppige Anlagen. Sie kaufen nicht jedes Jahr ein neues Gerät. Da gibt es noch ein 2. Problem. Noch nie gab es so viel Auswahl an Geräten wie heute. Ich hab mal Statistik gemacht. In Deutschland auf dem Markt sind ca 150 Laustprecherfirmen und ca 170 Verstärkerfirmen, ca 30 Plattenspielerfirmen.

    So riesig war das Angebot in den 80 er Jahren bei weitem nicht, allerdings waren da die Stückzahlen deutlich höher. Das meiste Hifi entsteht in kleinen Manufakturen.

    Firmen mit mehreren hundert Mitarbeitern gibt es nur sehr wenige. Das Gros der Firmen wird sich zwichen 1 und 10 Mitarbeitern bewegen, wobei 10 schon viel ist, eher max 5.


    Ich komme zurück auf den Artikel der FAZ. Dort werden 2 grosse Hifi Tempel beschrieben,

    in denen in grossen Räumlichkeiten sehr teure Hifi Geräte präsentiert werden. Das ist sehr schön , dass es so was gibt , aber rechnet sich das ? Solche Räumlichkeiten kosten viel Geld und die geräte, die dort stehen, hat der Händler auch schon bezahlt. Wenn dann die Umsätze nicht entsprechend sind, ist da schnell Schicht im Schacht.


    In Köln gab es da Studio Geschka und Mundorf. In den 80+90 er Jahren hatten die 3 drei sehr grosse Räume , das waren eher Sääle. Das Produkt Portfolio bestand aus allen tollen Hifi Firmen, die es damals gab. Ein eine zeitlang hat dieses System gut funktioniert.

    Ende der 90 er Jahre gab es nur noch einen Saal. Die Umsätze waren anscheinend drastisch zurückgegangen.


    Das System der Hifi Tempel wird keine Zukunft haben, weil es sich nicht rechnen wird.

    Wenn es sich rechnen würde, gäbe es viele davon. Ich kenne nur mysound, hifiprofis , Linzbach und Wittmann in Isny, die über grössere Räumlichkeiten verfügen.

  • Man kann diesbezüglich viel spekulieren…

    Ich könnte mir folgendes Szenario vorstellen. die exklusiven Hersteller werden einen Außendienst aufbauen und mögliche Kunden ohne Umweg über Händler direkt beim Kunden beraten und ggf. beliefern und auch installieren.

  • Ich könnte mir folgendes Szenario vorstellen. die exklusiven Hersteller werden einen Außendienst aufbauen und mögliche Kunden ohne Umweg über Händler direkt beim Kunden beraten und ggf. beliefern und auch installieren.

    Das macht Backes & Müller bereits seit einiger Zeit mit Erfolg so.

    Ein Akkord reicht aus. Zwei Akkorde sind schon Grenzwertig.

    Bei drei Akkorden bist du im Bereich des Jazz.


    Lou Reed


  • Moin Moin,

    einerseits: die ganzen "High End"-Firmen können sowieso nur existieren weil

    ~ 80% ( wenn nicht sogar mehr... ) des Umsatzes in den Export gehen.


    andererseits: Es gibt in Deutschland soviele "Haushalte" bei denen es

    völlig egal ist ob eine Anlage 50K oder 500K kostet.

    Also warum nicht mal versuchen durch eine "exclusive Marketingstrategie" betuchte Konsumenten zu animieren?


    No Risk... no Fun...

    Chance oder Risiko...

    Ist einfach nur eine unternehmerische Entscheidung.


    cu LG Horsti

    As "Bird" remarked towards the end of hid life:

    "Civilisation is a damn good idea if someone would try it."

  • Es ist so wie mit vielen Dingen im Leben: alles hat seine Zeit. Hi-Fi ist ein Spartengeschäft geworden und die potentielle Kundschaft wird immer kleiner. Das Verhalten der Konsumenten hat sich in den vergangenen 25 Jahren vollkommen verändert. Der Marktanteil physischer Ton- und Bildträger schrumpft in jedem Jahr. Zeitungen und Zeitschriften finden kaum noch Abnehmer. So ist es nun einmal.

    - Der Plural von Vinyl ist Vinyl -

  • Da würde das Vergleichen aber mühsam.

    Dieser Kundenkreis vergleicht nicht stundenlang, und schon gar nicht

    im Laden. Dafür fehlt schlicht die Zeit oder man will keine Öffentlichkeit.

    Ein Akkord reicht aus. Zwei Akkorde sind schon Grenzwertig.

    Bei drei Akkorden bist du im Bereich des Jazz.


    Lou Reed


  • So könnte ich mir das auch vorstellen

    Man baut die Anlage direkt beim Kunden auf

    Dieser hört bei sich und entscheidet ob er kauft oder nicht


    Welcher Hifi Händler stellt sich eine 200000 Euro Box dahin ?

    die hat ihn vieleicht 100000 gekostet

    aber er baucht noch andere teure Boxen und teure verstärker


    die Räumlichkeiten kosten sehr viel

    entweder man hat sie für sehr viel geld gekauft

    Kredit abbezahlen

    oder man zahlt riesige Miete 10000 und mehr und nebenkosten


    das Ganze rechnet sich nur, wenn viel gekauft wird


    kommt so eine Finanzkrise wie 2008/09

    wo keiner kauft, geht das Ding pleite

    so was kenne ich von vielen Autohäusern


    Hifi Linzbach hat 10 Hörraume in einer sehr grossen alten Villa

    Am Anfang warens mehr Räume

    das ist exorbitant viel

    Das hat sich wohl nicht gerechnet

    Die oberste Etage ist nun vermietet


    mysound hat so ca 6 Räume

    Wittmann in Isny wohl auch höchstens 6 Räume

    Hifi Profis weiss ich nicht , die haben 3 Filialen und Raum Ton Kunst

    Raum Ton Kunst hat sicherlich nicht mehr als 5 Räume


    Man muss auch folgendes sehen

    2 Hifi Zeitschriften haben 2020 dicht gemacht Hifi+Records und Hifi Stars

    das zeigt auch einiges

    die verkauften Exemplare liegen wohl unter der deadline

  • Der Hifi Boom kam in den 70er Jahren auf, da kamen die Leute im Westen zu Geld und Wohlstand. Angefangen hat es bei dieser Nachkriegsgeneration schon in den 60er Jahren, doch da waren in Deutschland noch eher Hifi- Möbelstücke gefragt.


    Erst Fa. Braun hat dann das Design Richtung Technik umgekrempelt und man fand es auf einmal schick, "nackte" Technikgeräte ohne Holzblende im Wohnzimmer stehen zu haben (meist in Rackform als Turm). Und in den 70er Jahren haben dann halt, wg. zunehmendem Wohlstand, die Läden geboomt und sind aus dem Boden geschossen, die soetwas als Massenware angeboten haben. Es waren aber immer kleine Geschäfte.


    Später haben die Großmärkte denen die Basis weggezogen, Geiz war (und ist) geil in Deutschland. Man fährt hier gerne mit dem Mercedes zum Aldi und zu Saturn, um dort die Schnäppchen einzupacken.


    Mit diesem mittelklasse Sortiment konnte also der Fachhändler kein Geld mehr verdienen, die starben dann spätestens 90er Jahre aus.


    Was blieb sind die Großmärkte auf der freien Wiese, die verramschen heute das, was der Fachhandel damals angeboten hat. Natürlich alles aus Fernost. Auch das hat dem Handel das Genick gebrochen, die hiesige Industrie ist kaputt gegangen, weil es die Asiaten billiger gemacht haben.


    Und was wir heute sehen sind einfach die Extreme:

    Luxusgüterläden, wie hier vorgestellt und arme Leute Läden wie Saturn oder die ganzen anderen Großmärkte. Und die Mittelklasse, die es einstmals gab, die gibts heute überhaupt nicht mehr.


    Und zweitens haben die Leute schon in den 90er Jahren von Audio auf Computer umgeschwenkt. Das sah man an den langen Schlangen vor den Computerketten, als es noch kein Internet Handel gab. Die sind heute auch wieder alle tot, die Läden gibts nicht mehr. Jeder bestellt heute im Internet.


    Audio war damals einer der wenigen gängen Begriffe, um seine Freizeit zum Hobby zu machen. Neben Motor und Sport gab es nämlich nicht viel mehr.

    Heute gibts eine Unzahl an Möglichkeiten und die Leute hängen den ganzen Tag am Händy oder streamen Serien bei Netflix.


    Leider hat der Tag heute wie damals nur 24 Stunden und die Arbeitszeit ist heute so lang wie früher, nämlich im Regelfall 40 Stunden Woche.

    Also ist doch klar, wenn soviel Alternativen vorliegen und sowenig Zeit da ist, dass Hifi ganz hinten runter gefallen ist.

    Wer heute exclusives Hifi kauft ist die Generation 40 plus, die das noch aus der Jugend kannte und nun zu Geld gekommen ist.


    Wer billig Hifi kauft sind diejenigen, die zuhause auch mal Heimkino haben möchten und dazu einen 15 Zoll Subwoofer brauchen, der bringt ordentlich Wumms. Ansonsten wird gestreamt was das Zeug hält und nebenbei Netflix und Internet gesurft.

    Das ist völlig normal heute. Den kümmerlichen Rest ihrer Zeit geht die Jugend anderen Interessen nach. Viele sind ja pathologisch schon Internet süchtig, da haben Facebook und Co. viel geleistet und können stolz auf sich sein.


    Für Musikgenuss, das hinsetzen und mal eine Plattenseite bewusst hören und abschalten, da hat doch kaum jemand noch einen Nerv drauf. Da wird gezappt und weitergeklickt, sofort wenn auch nur eine Sekunde Langeweile aufkommt. Das ist ein Zeitphänomen, die Leute sind überhaupt nicht mehr in der Lage mal zur Ruhe zu kommen.


    Deshalb nehmen auch alle Arten von psychischen Erktankungen zu, weil jeder nur noch sich gehetzt fühlt und ständig (sogar im gehen) aufs Händy starrt.

    Für eine Industrie, die auf bewusstes Hören setzt und viel Geld für diesen Genuss verlangt, sind das tödliche Umstände. Denn wenn ich etwas billig haben möchte, brauche ich überhaupt keinen Laden mehr. Und die par Prozent an Millionären, die in solche Tempel kommen, die können keine Industrie am laufen halten.


    Die Masse der Audio Nutzer hier in Deutschland hält eine blühende Industrie am laufen, doch die befindet sich am anderen Ende der Welt.

    Am deutschen Händler geht dieser Konsum völlig vorbei.

  • In Deutschland dominiert immer noch die Mittelschicht, nur kauft die heute nicht mehr Mittelklasse Audio wie man es früher mal getan hat, sondern es gibt nur noch billig oder man spart für teuer.


    Teuer bedeutet in dem Fall jedoch nicht 50K€ und schon garnicht halbe Million.

    Diese Größen bleiben der Oberschicht vorbehalten, und da reden wir über wenige Prozent der Bevölkerung.


    Selbst ein Privat PKW für 50 tausend kann sich kaum jemand leisten.

    Was man in dieser Preisklasse auf der Strasse sieht sind meist Firmenwagen oder geleast.

    Und wenn wirklich privat gekauft, dann wird finanziert und in Zahlung gegeben und was weiss ich noch alles dafür getan, um sich die Karre leisten zu können.


    Also 50 tausend für Hifi, das gibt die Oberschicht vielleicht aus, aber das sind zwei oder drei Personen von 100!


    Mittelklasse möchte heute niemand mehr haben, das war das Sortiment, was Karstadt und Hertie, Kaufhof früher mal im Sortiment hatten. Das ist nun alles komplett verdrängt durch Asien billig Audio, was man direkt am anderen Ende der Welt über Ali beim netten Inder bestellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Apadio ()

  • Ich denke, daß es Apadio gut getroffen hat. Hifi respektive Musik hören hat deutlich mehr Konkurrenz als vor 50 Jahren wenn es um die Freizeitgestaltung geht. Die Leute sind auch deutlich weniger zu Hause. Musik wird - wenn überhaupt - fast nur noch unterwegs konsumiert. Und das dann eben nicht bewußt sondern nur als Berieselung.

    Aber auch die Branche selbst trägt Mitschuld am Niedergang. Die ehemals großen Hersteller haben sich auf das Thema Heimkino gestürzt, sobald die technischen Möglichkeiten das hergaben. Dort haben sie sich einen ruinösen Preiskampf geliefert und das Thema Stereo wurde mehr oder weniger komplett aus dem Sortiment verbannt. Wozu auch - Musik kann man ja auch mit Surround-Hardware hören. Daß dabei die Qualität auf der Strecke blieb (wer kann sich schon 5 vollwertige Lautsprecher in die Bude stellen??), wurde sehenden Auges in Kauf genommen. Damit hat man aber auch jegliche Chance zunichte gemacht, daß die Leute Musik wirklich bewußt erleben können, weil es eben nur ein bischen zusammenhangloses Zisch-Bumm gab, weil die wenigsten Surround-Anlagen korrekt aufgestellt und eingemessen sind. Ein Wunsch nach "mehr" konnte so nie aufkommen und dementsprechend gab es auch keine Nachfrage nach gesundem Normal-Hifi (also das, was früher mal als "Kaufklasse" galt). Dementsprechend hat sich der Markt de facto dreigeteilt: exklusives High-End, Alles-Dran-Alles-Drin-Anlagen bestenfalls mittelprächtiger Qualität und Billigschrott. Daß viele Händler ihr Heil darin suchen, exklusives High-End anzubieten, ist traurig aber verständlich. Da muß man nicht viel verkaufen, um überleben zu können. Der Rest wird eh vor allem online gekauft...


    Gruß

    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • Hallo Varesianer,


    diesen Artikel von Hr. Dettweiler hatte ich vor 2 oder 3 Wochen in der gedruckten Ausgabe gelesen. Dienstags kommt die Beilage Technik und Motor,

    dieser Dettweiler schreibt über alles mögliche, in der gleichen Ausgabe schrieb er außerdem über einen Wassersprudler, über Messer, Kaffemaschinen und weiß der Teufel, über was dieser gute Herr alles schreiben darf.


    Für mich war es nichts anderes als ein Gefälligkeitsartikel für die HiFi-Profis in Frankfurt. Diese Firma veröffentlicht jede Woche eine ganze Seite mit Werbung. Da kann man doch auch mal was für die notleidende HiFi-Branche tun. ^^


    Viele Grüße

    Reinhard

  • Mittelklasse möchte heute niemand mehr haben, das war das Sortiment, was Karstadt und Hertie, Kaufhof früher mal im Sortiment hatten.

    Das war keineswegs so, Karstadt und Hertie hatten in den Häusern in guten Lagen

    sehr gut sortierte Hifi-Abteilungen gegen die so manche Fachhändler seinerzeit

    alt aussahen. Quadral inkl Titan, Revox, Luxman inkl C05/M05/K05, Micro Seiki,

    Thorens, Nakamichi vollständig bis hin zum Dragon und der kompletten 7er-Reihe,

    Braun, Bang & Olufsen, T&A... Sogar Burmester und MBL gibts dort, zumindest in

    Berlin.


    Mittelklasse fand eher beim Media Markt und bei klassischen Radio und

    Fernsehhändlern statt.

    Ein Akkord reicht aus. Zwei Akkorde sind schon Grenzwertig.

    Bei drei Akkorden bist du im Bereich des Jazz.


    Lou Reed


  • Für mich war es nichts anderes als ein Gefälligkeitsartikel für die HiFi-Profis in Frankfurt.

    Das war auch das erste, was mir in den Sinn kam.

    Der Artikel widerspricht so ziemlich allen Berichten über Umsatzzuwächse nicht gekannten Ausmaßes in 2020 + 2021.

    "Wer nicht genießt, ist ungenießbar" (Konstantin Wecker)

    Liebe Grüße

    Petti

  • Die Ansprüche der Kunden sind ja heute auch ganz andere.

    Welcher Händler kann denn ein Sortiment wie im Internet bereitstellen, und zu welchem Preis dann inkl. Händerlaufschlag?


    Früher, da gab es in der Szene vier angesagte Röhrenverstärker und davon hat der eine Händler zwei vorrätig gehabt zum vorführen, der am anderen Ende der Stadt dann noch einen und für den vierten musste man in die Nachbarstadt. Dann kannte man das Angebot.


    Heute kommt jemand in den Laden, der möchte einen low power Verstärker, aber bitte nur mit der Röhrentype und mindestens mit sechs Eingängen und Poti am Eingang.

    Der nächste Kunde möchte einen Verstärker mit drei Eingängen, einer anderen Endröhre, aber ohne Poti am Eingang und nur mit den Mundorf Kondensatoren drin...wie soll den ein Händler auf solch differenzierte Nachfrage reagieren?


    Früher hat ein Musikalienhandel Stratocaster Gitarren in fünf Farben an der Wand gehabt.

    Es gab nur die American Standard Strat.

    Heute kommt ein Kunde, der möchte das Griffbrett in Palisander, diese oder jene Fretboards, Ash body und nicht Alder, diese Seitenführungsstege und nicht die einfachen, da gibt es dreihundert verschiedene Varianten alleine von der Fender Stratocaster Gitarre.


    Und dann noch die Relic, heavy Relic oder Custom Versionen, das hört nie auf, das kann kein Händler jemals sich leisten dem Kunden zu präsentieren.


    Ich habe mir neulich mal den Spass gemacht und bin in ein solches "Fachgeschäft" gegangen.


    Dort hatten sie die üblichen fünf Strats. Nach den genauen Unterschieden gefragt und welche für mich warum die beste wäre, kam die Antwort: nehmen Sie einfach die, welche sich für Sie gut anfühlt. Und für solch eine Art "Beratung" soll man einen Aufpreis bezahlen? Man könnte Bücher über diese Gitarre schreiben...


    Wenn der Handel meint, er kann mit Aushilfskräften auf 400€ Basis Umsatz generieren,

    da bietet ja der Discounter eine qualifiziertere Beratung an.

  • Gut, das waren aber auch die Flagship Stores wie KaDeWe. In der Provinz sah das Angebot anders aus..da hätte Karstadt auch niemals im Hochpreissegment einen Stich gegen die Fachhändler gemacht. Wer besseres wollte und mehr Geld ausgab, ging dort immer zum Fachhandel. Karstadt hatte immer Mitteklasse und auch günstig. Und das war im ganzen Sortiment eigentlich so. Das war halt deren Geschäftsmodell, Konsum für die Masse.

  • Das ist doch die alte Geschichte, das nur die High End Nische überlebt hat. "Rock 'n Roll" als Rebellion ist längst verebbt, die alten Rebellen sitzen jetzt als Opas im Ohrensessel und hören ihre Reissues, wer es sich leisten kann mit High End, der Rest mit Vintage-HiFi (was nicht schlechter ist).

    Musik hören hat auch einen gewissen intellektuellen Anspruch ähnlich wie ein Buch lesen bekommen. Im Zeitalter der Smartfoneinternetinformationen, wo alles nur schnell in drei knappen Sätzen erklrät werden muss, bleibt den meisten die geistige Anforderung verwehrt, sich mit einer richtigen Anlage und richtiger Musik (auch Klassik!) auseinander zu setzen, ebenso mit einem richtigen Buch. Jüngere Generationen wurden durch den Wandel in der Unterhaltungselektronik zunehmend visualisiert, d.h. sie können nicht mehr hören oder sich was vorstellen, sie müssen es gerade zu hypnotisch auch sehen. Wir nehmen 70% unserer Informationen mit den Augen auf, bei den Jüngeren können es sogar schon 80% sein, meist aus 55cm Entfernung...daher werden auch immer mehr von ihnen kurzsichtig (medizinisch nachgewiesen).

    Daher wird HiFi leider ein Nischenprodukt bleiben. Auch wenn der Retrohype nach Analog gerade wieder etwas hochkommt, frühere Stückzahlen und Umsätze wird er nicht mehr erreichen.

    Gruß André
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  • Mein Beispiel war Karstadt am Dom in München, noch nicht mal der

    Flagshipstore Oberpollinger. Besser sortierte Fachhändler in M konnte

    man an der Fingern einer Hand abzählen. Selbiges damals in der Foto-

    abteilung, Leica und Nikon besser sortiert als eigentlich alle Fachgeschäfte,

    lediglich für Hasselblad aufwärts hatten Sauter und Pini die Nase vorn.


    In der Provinz sah es natürlich anders aus, beim Fachhandel aber genauso.

    Ein Akkord reicht aus. Zwei Akkorde sind schon Grenzwertig.

    Bei drei Akkorden bist du im Bereich des Jazz.


    Lou Reed


  • Nachtrag, was das äußert opulente Extrem-High-End-HiFi angeht, dieses Zeugs wird hautpsächlich nur optisch dem modernen Lifestyleanspruch gerecht gemacht, Preise egal. Die Leute, die sowas kaufen, wollen damit nur ihre millionenschweren Luxusvillen für ihre Stehpartys gut präsentieren können. Show ist alles, man möchte damit andere beeindrucken und im Gespräch bleiben. Sie haben auch Ferraris in der Garage stehen, doch mindestens 9 von 10 können diese Autos gar nicht artgerecht fahren und präsentieren sich lieber mit Ortsgeschwindigkeit auf den Flaniermeilen damit. Und so sind auch nur wenige von ihnen tatsächlich wirkliche Musikhörer mit einer Plattensammlung....

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.