Röhren Ausgangsübertrager: Ein Evaluierungsansatz

  • Wie bei vielen anderen Usern, haben sich bei mir in den letzten Jahren einige Materialreste angesammelt, und so dachte ich mir, aus den vorhandenen Teilen versuche ich mal ein kleinen Single Ended Triode ( SET ) Verstärker herzustellen.


    Ein kleinerer Netz-Trafo mit 2 x 300V / 120mA CT, 2 x 3,15V / 1A CT und 1x 6,3V / 3A soll als Basis für das Netzteil und Heizungen dienen. 2x TAD KT88 STR matched als Endröhren und als Treiber eine 6N1 Doppel-Triode aus China sorgen für das notwendige "Keep it Simple" SET-Konzept. Lade-Elkos, Gleichrichter und sonstige Kleinteile sind auch alle vorhanden, dazu noch ein halbfertiges Stahlchassis um die Komponenten unterzubringen und nach ein paar Dimensionierungsansätzen stand die Schaltung fest.


    "Passende" Ausgangsübertrager ( AÜ ) habe ich auch noch, doch ich dachte mir, dieser kleiner Verstärker kann auch als Anschaungsobjekt dienen, um Usern mit weniger technischen Background, die Problematik, Auswahlkriterien und das Sagenumwobene rund um diese Komponente näher zu bringen.


    Meine Dimensionierung ergab eine Röhrenendstufe die ca. 4 Watt Leistung bereit stellt und das bei einer Anodenlast ( Ra ) von 3,5kOhm und wie gesagt, ich hätte bei mir noch einige vorhanden. Allerdings, zum Teil für dieses Projekt überdimensioniert oder einfach zu teuer.


    So kam es dass ich für mich entschieden habe, ein Lastenkatalog zu erstellen, der die technischen Mindesanforderungen für die gegebene Dimensionierung beschreibt und diese Ziele habe ich wie folgt definiert:


    Frequenzgang -3dB ( F3 ) bei 1 Watt : 20Hz - 20kHz ( HiFi )

    Frequenzgang Musik relevant -0,5dB 1 Watt : 30Hz - 15kHz

    Beurteilung bei 30Hz, 60Hz und 120Hz 1 Watt, 2 Watt und Maximalleistung


    Die unterschiedlichen Kriterien werden evaluiert und folgendermaßen eingeordnet:


    + Übererfüllt

    0 Erfüllt

    - Nicht Erfüllt


    Ich halte nichts von einordnungen mit Noten von 1 bis 10, da so eine Beurteilung sehr aufwendig wird und denke, je einfacher eine Beurteilung ist, je schneller kommt man zu einer Wahl. Obige Ziele kann man mit einen Lauftraining über 10km vergleichen. Man setzt sich ein Ziel in welcher Zeit man es schaffen möchte. Ist man langsamer hat man es nicht erfüllt, erreicht man die gesetzte Zeit, hat man das Ziel erfüllt, ist man schneller hat man sein Ziel übererfüllt. That's it !!!


    Nichst desto trotz habe ich auch eine subjektive Beurteilung ins Spiel gebracht, denn gerade wenn es um Röhren geht, spielt auch das Gehörte eine durchaus wichtige Rolle und sollte das Bild vom Technischen ergänzen.


    Um das Ganze noch spannend zu machen, habe ich mir ein paar "Low Cost" AÜs bestellt, die auf dem Papier, die Anforderungen erfüllen sollten...


    Besagte "Low Cost" AÜs waren schnell geordert und 2 Tage später hatte ich die niedlichen AÜs basierend auf ein EI66 Kern geliefert bekommen.


    Wie bitte ??? EI66 Kern, dass kann nichts werden... Doch, doch, der Hersteller spezifieziert sie mit 10 Watt und nur 4 Watt sind die Anforderung. Das passt doch !!!


    Ich sehe Arkadi nahe an einen Herzinfarkt, denn da gehen schon die Probleme mit den Spezifikationen los. Es gibt eigentlich keine Standards bei technischen Angaben von AÜs, es scheint viel mehr, dass jeder Hersteller sich in das bestmögliche Licht rücken möchte und das fängt an den Leistungsangaben an.


    Prinzipiell sind die spezifizierten 10 Watt durchaus realistisch, allerdings als Netztrafo eingesetzt, was nicht die Augabe eines AÜs ist, der im Gegensatz zu einen Trafo nicht für eine Frequenz optimiert wird ( die Netzfrequenz ), sondern breitbandig wie von mir gefordert mindestens von 30Hz - 15kHz ( wenn man das musikalisch relevante hevorhebt ) arbeiten muss.


    Die nächste Hürde, so gut wie kein Hersteller veröffentlicht Frequenzgänge, und wenn darüber etwas gesagt wird dann sind es wage Angaben wie Frequenzgang von 25 - 25kHz. Wie bitte ? Bei welchen Pegel ? Welche Leistung ? usw, usw.


    Man sieht also, es ist irgendwie eine Art Lotterie. Was man bekommt schon kann passen, aber kann auch daneben liegen.


    Daher habe ich mein Lastenkatalog erstellt und möchte anhand einiger Beispiele zeigen, auf was man stoßen kann, aber auch, dass es durchaus überaschend ausgehen kann.


    Eines meiner ersten Kriterien ist der Frequenzgang, wie gezeigt einmal der F3 ( -3dB ) und einmal der Musik relevante Part, denn wenn man es genauer betrachtet, ist es zwar schön wenn man breitbandige AÜs hat, aber in wie fern das entscheidend für das Musikhören ist, ist eine ganz andere Sache.


    Bei der Messung des Frequenzgangs habe ich mich entschieden dies bei einer Leistung von 1 Watt durchzuführen. Das habe ich so gewählt, damit man unterschiedliche AÜs unter gleichen Bedingung vergleichen kann. Ein weiterer Vorteil wäre, dass man unterschiedliche Röhren heranziehen kann um auch diese gegenüber zu stellen. Dazu sollte wie üblich auch der Arbeitspunkt- ( BIAS ) oder Anodenstrom fliessen, da dies den Frequenzgang beeinflussen kann. In meinen Fall liegt der Anodenstrom ( Ia ) im Bereich von ca. 60mA.


    Alle Messungen habe ich auf 1kHz kalbriert, sprich es ist der Referenzpegel für Frequenzgang und Leistung.


    Ich fange mal mit den EI66 Winzling an und dies wäre der Frequenzgang bei 1 Watt Leistung.


    SETKT88 EI66x25 FG Ground i.jpg

    Ich war überascht wie breitbandig und linear sich dieser "Low Cost" AÜ gibt und prinzipiell gibt es da nichts zu beanstanden.


    Nach meinen Lastenkatalog sieht das wie folgt aus:


    F3 Frequenzgang: 17Hz bis 68kHz = Übererfüllt ( + )

    Musik FG -0,5dB: 47Hz = Nicht erfüllt ( - ) bis 25kHz = Übererfüllt ( + )


    Im Großen und Ganzen schlägt sich dieser "Low Cost" AÜ bezüglich Frequenzgang sehr gut und insbesondere gefällt mir das Roll Off Verhalten bei hohen Frequenzen sehr gut. Es gibt keine nennenswerte Resonanzen nur eine ganz kleine Unregelmäßigkeit bei ca. 80kHz in Form von einen leichten FG-Einbruch. Spielt für mich keine Rolle...


    10 Watt Leistung sind für diesen EI66 AÜ spezifiziert. Wie gesagt, dass wäre als Netz-Trafoeinsatz durchaus realistisch, aber das Problem bei AÜs ist die Leistungsübertragung bei niedrigen Frequenzen unterhalb von ca. 100Hz.


    Deswegen gehe ich diesen Bereich mit drei Messungen durch und das bei jeweils drei Frequenzen, nämlich 120Hz, 60Hz und 30Hz. Ich erspare mir Frequnzen unterhalb von 30Hz, weil sie aus meiner Sicht so gut wie musikalisch nicht relevant sind.


    Dieser EI66 AÜ sieht nach meinen Kriterien wie folgt aus:


    120Hz, 1 Watt = erfüllt

    120Hz, 2 Watt = erfüllt

    120Hz, 2 Watt = erfüllt

    60Hz, 1 Watt = erfüllt

    60Hz, 2 Watt = erfüllt

    60Hz, 4 Watt = erfüllt

    30Hz, 1 Watt = erfüllt

    30Hz, 2 Watt = erfüllt

    30Hz, 4 Watt = nicht erfüllt


    SETKT88 EI66x25 025Hz 4W i.jpg

    Deutlich zu sehen ist, dass bei 25Hz aber auch 30Hz, der kleine AÜ die Angaben nicht erreicht und weit weg von den 10 Watt sind.


    Diese Verhalten ist AÜ, aber auch Röhren abhängig, und zeigt die "Wahrheit", zu niedrigen Frequenzen lässt die mögliche Leistungsausbeute nach. Genauer genommen wäre dies eher ein 2 Watt AÜ als ein 10 Watt AÜ. Die Diskrepanz rührt daher, dass die Leistungsangaben üblicherweise bei 1 kHz angegeben werden.


    Als Vergleich habe ich einen AÜ eines renommierten Herstellers aus Deutschland herangezogen, basierend auf einen M102a Kern, den der Hersteller mit 18Watt angibt.


    Nach den gleichen Messkriterien wie in den vorangegangenen AÜ sieht der Frequenzgang des M102a wiefolgt aus.


    SETKT88 M102a35 FG ground i.jpg

    Aus der Messung sind folgende Eckdaten ermittelt worden:


    F3 Frequenzgang: 8Hz bis 45kHz = Übererfüllt ( + )

    Musik FG -0,5dB: 18Hz = übererfüllt ( + ) bis 18kHz = Übererfüllt ( + )


    Bei AÜs gilt Ähnliches wie bei Verbrennermotoren, wo gesagt wird "Nichts geht über Hubraum", was übertragen auf AÜs heißen würde, "Nichts geht über Eisenmasse", sprich Gewicht.


    Das ist insbesondere im Bassbereich bei Frequenzen unterhalb von 100Hz deutlich zu sehen. Der Frequnzgang fällt im Pegel zu niedrigen Frequenzen wesentlich geringer ab und reicht sogar im -3dB Punkt eine Oktave tiefer aus.


    Nicht optimal, aber eher auf dem Papier gesehen, sieht das Roll Off Verhalten dieses AÜs oberhalb von 25kHz aus. Es sind bei 25kHz und 60kHz deutliche Frequenzgangeinbrüche oder Resonanzen zu erkennen. Das ist zwar nicht sehr optimal, allerdings sind es keine Peaks oder Spitzen, die störender wären.


    Nach dem Motto "Nichts geht über Eisenmasse" zeigt sich auch die Leistungsasubeute des M120a AÜ.


    120Hz, 1 Watt = erfüllt

    120Hz, 2 Watt = erfüllt

    120Hz, 2 Watt = erfüllt


    60Hz, 1 Watt = erfüllt

    60Hz, 2 Watt = erfüllt

    60Hz, 4 Watt = erfüllt


    30Hz, 1 Watt = erfüllt

    30Hz, 2 Watt = erfüllt

    30Hz, 4 Watt = erfüllt


    SETKT88 M102a35 030Hz 4W i.jpg

    30Hz bei 4 Watt Leistung, kein Problem für den M102a AÜ wie man an den Sinussignal sehen kann.


    Wie man sehen kann, hat wie erwartet der "Winzling" Probleme die geforderte Leistung im Bassbereich < 100Hz zu erfüllen. Das ist nicht überaschend, da wie gesagt, Eisen- bzw. Kernmasse relevant für dies ist. Problematisch ist das Hersteller üblicherweise dazu keine oder nur wage Aussagen dazu publizieren. Nichts desto trotz, eine Annäherung wie die Leistungsausbeute ausfällt kann man durchaus berechnen und zwar aus Leistungsangaben von Trafos und den dazugehörigen Eisenkernen.


    "Rule of Thumb" ist ca. 1/8 der Angegeben Leistung als Trafo


    Beispiel: Ein EI66 Kern würde als Trafo eine Leistung von ca. 20VA ( 20 Watt ) haben. 20VA / 8 = 2,5VA ( Watt )


    Das zeigt sich recht schön an meinen Messungen ;)


    Zusammnedfassend muss man sagen, müsste ich ein AÜ nehmen, der alle Anforderungen erfüllt oder übererfüllt und somit wäre der "Low Cost" EI66 draußen, aber ...

  • Zusammnedfassend muss man sagen, müsste ich ein AÜ nehmen, der alle Anforderungen erfüllt oder übererfüllt und somit wäre der "Low Cost" EI66 draußen, aber ...

    Wie ich bereits im ersten Post sagte, ist für mich auch eine subjektive Evaluierung bei Röhrengeräten wichtig, denn aus meiner Sicht geht es darum, die dürfen ruhig etwas "sounden"...


    Subjektive Einordnungen sind sehr persönlich, müssen sich nicht mit denen anderer Hörer bzw. Interessenten decken und sind sehr von der Hörumgebung abhängig.


    Für Hörproben dieser Art, also ein SET Verstärker mit geringer Leistung, benutze ich meine Sonus Natura Extremi als Lautsprecher, denn bei 2,83V besitzen sie eine Empfindlichkeit von 95dB SPL. Dazu muss man auch wissen, dass ich einen Hörraum von ca. 20qm besitze ( übrigens sehr typisch für viele User ) und ich sitze ca. 2,5 Meter von den Lautsprechern entfernt. Akustisch ist der Raum wenig behandelt, entspricht aber in seinen Nachhallzeiten, den vorgegebenen Toleranzen.


    Zimmerlautstärke erreiche ich gefühlt bei ca. 2x 1/4 Watt Ausgangsleistung und mit dieser Lautstärke höre ich die meisten meiner Test-Musikstücke. Bei modernen Rockaufnahmen empfinde ich es bei einer Leistung von 2x 1 Watt schon laut und passend für die Musik, und wenn ich es richtig krachen lassen möchte, sind 2x 2 Watt schon sehr laut.


    Unter den Bedingungen hat mich mein SET KT88 Aufbau mit den EI66 Winzlingen ehrlicherweise überrascht. Stimmen klingen sehr natürlich, differenziert und mit einen breiten Klangfarbenspektrum. Das macht sich auch am Klavier bemerkbar. Nicht nur dass sich die Tastenanschläge sehr real anhören und die nötige Härte besitzen, auch die ganze Palette an Obertönen werden für ein Klavier typisch wiedergegeben.


    Rock, gerade moderne und laut aufgenomme Aufnahmen, werden in der richtigen Lautstärke präsentiert und ich habe in den vielen Stücken die ich gehört habe nichts vermisst, selbt wenn ich mal etwas aufgedreht habe.


    Große Trommeln wie auf den Aufnahmen von "Poem of Chinese Drum" wurden trotz gemessenen Schwächen im Tiefbass, selbst bei hoher Lautstärke gefühlsecht in den Raum gestellt. Erst bei elektronischer Musik, z.B. von Yello, hat man bei hohen Pegel und genauen Hinhören Unterschiede ausmachen können, aber das nahm dem Hören kein Spaß. Auf der anderen Seite konnte ich bei Raegge-Musik z.B. von Seeed nichts vermissen. Die e-Bass Riffs ließen mein Sessel mitvibrieren, so wie ich es von potenteren Verstärkern mit größeren AÜs gewohnt bin und das auch bei hohen Lautstärken.


    Unter dem Strich und entsprechend meiner Hörgewohnheiten, hätte ich kein Problem, die EI66 Winzlinge als AÜ für dieses Projekt einzusetzen.


    Sie haben sich wacker geschalgen ;)


    Habschonlangenichtmehrsogelacht. :)))

    Wie heißt es doch so schön: "Ein bisschen Spaß muss sein..."


    Wie groß ist die Pakethöhe von dem Winzling?

    Was hat der von Wirkungsgrad ?

    Dieser EI66 Winzling hat eine Pakethöhe von ca. 25mm.

    Über den Wirkungsgrad kann ich nichts sagen, finde dazu keine Angaben.

  • Hallo,

    hast Du ggf. Lust uns mal den Hersteller der kleinen Winzlinge zu nennen. Das wäre sehr interessant für DIY mit kleinen Leistungen. Ich hoffe das das kein Geheimnis bleibt :)

    VG Thorsten


    DIY - Röhren -


    Mitglied der AAA

  • Ich möchte gerne unpassende Kommentare bezüglich meiner Zulieferer vermeiden, weshalb ich Hersteller nicht gerne Preis gebe. Bei meinen SET211 Projekt war das ganz gut so, denn es gab einige Bemerkungen, zum Teil unter der Gürtellinie...


    Nichts desto trotz, so viel sei gesagt, es ist keine chinesische Ware und der amerikanische Markt hat auch einiges zu bieten ;)

  • Hallo Cay,

    ja, das mit den Kommentaren "unterhalb" können sich manche nicht verkneifen, was sich ja im momentan etwas breit macht im Forum m.M.n. Toleranz ist halt nicht jedermanns Sache oder ein Fremdwort.


    Das Du hier mal auf günstige Teile / Komponenten und deren techn. Gegebenheiten offen legst, finde ich sehr gut und bestätig meine Meinung bzgl. " ausreichende Qualität " zum guten und akzeptablen Preis.


    Gerade wenn man sich für einen Lsp. gefunden hat bzw. dazu entschieden hat, der in deine aufgezeigten Leistungsmessungen fällt. Bei mir reichen auch ca. 1Watt um laut zu hören. Danke also für dein Engagement in diesen doch sehr umstrittenen und diskutierten Bereich der AÜ`s.


    Aber dann weiß ich Bescheid was Du meinst. Danke nochmal für deine Info ... :thumbup:

    VG Thorsten


    DIY - Röhren -


    Mitglied der AAA

  • Dieser EI66 Winzling hat eine Pakethöhe von ca. 25mm.

    Über den Wirkungsgrad kann ich nichts sagen, finde dazu keine Angaben.

    Hallo Cay-Uwe,


    der Wirkungsgrad von EI66 liegt lt. Tabellenbuch von Limann bei 75 %; die Kernhöhe bei 22 mm (wobei man auch mehr Kernhöhe haben kann, aber dann keinen genormten Spulenkörper verwenden kann).


    Gruß Andreas

  • Wie man erkennen kann, bin ich im Große und Ganzen recht zufrieden mit den EI66 Winzlingen.


    Dass der Grund- und Hochtonbereich nicht zu beanstanden ist, denke ist außer Frage.


    Interessant war für mich, dass sich der Bassbereich gut schlägt, was unter anderen auch daran liegt, dass der EI66 Winzling ab ca. 50Hz die 4 Watt Pegel sauber schafft, wie folgende Messung zeigt.


    SETKT88 EI66x25 050Hz 4W i.jpg


    Wie zu erkennen ist, ein "sauberer" Sinus, der 4 Watt ohne sichtbare Verformung erreicht. Dies spricht für den guten Kickbass ( 50 - 80Hz ) den ich bei meinen Hörproben erlebe.


    Insgesamt macht dieser AÜ in Zusammenhang mit der KT88 als Triode in meiner Konfiguration ein gutes Bild.


    "Build to our specifications", "In house production to met the our goals" oder so ähnliches liest man oft auf Webseiten von Herstellern und viele werden bestimmt das als Marketing-Sprüche sehen, doch die Erfahrung zeigt, dass durchaus mehr Wahrheit dahinter steckt als man vermuten könnte.


    Um dem etwas nachzugehen, habe ich meine Anschaungsendstufe so gestaltet, dass ich unterschiedliche Röhren einsetzen kann und dass ohne im BIAS eingreifen zu müssen. Somit ist es mir möglich auch 5881, 6L6, EL34, 6550 und auch EL156, aber in dem Falle nur eine Röhre für Messzwecke, da die Heizung nur max. 3A zulässt, einzusetzen.


    5881 habe ich bei mir einige auch noch rumliegen und ich testete diese Röhrentype auch, allerdings erstmal so wie ich es gerne habe, zuerst Hörprobe und dann Messungen. Mit der 5881 oder 6L6 kann ich aus der Scahltung maximal 3 Watt herausholen und wäre somit sogar eher an der sicheren Seite dessen was der EI66 Winzling schaffen würde.


    Die Hörprobe lief recht überraschend, denn im ersten Augenblick haben mir zwei Sachen gut gefallen. Der Hochton wirkte in diesem Setup etwas zurückhaltender und daher für meinen Geschmack gefälliger. Auch der Bass war anders im Charakter, denn er klang "runder", bzw. weicher und verlieh z.B. großen Trommeln, wie bei "Poem of Chinese Drum", dieses typische Nachschwingen das man von großen Fellen kennt. Das zeigte sich auch bei Kontrabässen, die tiefen Akkorde bekamen ein angenehmes Nachschwingen, das dieses Instrument charakterisiert.


    Aus den Hörproben hätte ich gewettet, dass die untere Frequenzgrenze im Bass tiefer liegen würde und der Hochton zurückhaltender ausfällt. Ich wurde eines Besseren belehrt ...


    SETKT88vs5881 EI66x25 FG ground i.jpg

    Das Gegenteil war der Fall, der Tieftonbereich unterhalb von 100Hz fällt zurückhaltender aus, obwohl mein Empfinden ein anderes war, und die obere Grenzfrequenz liegt sogar noch höher als mit der KT88...


    Vielleicht doch was Wahres dran an diesen "Buidl to our specifications" usw. ...


    Das wäre so ein Fall für mich, mit der 5881 müsste aus technischer Sicht im Bass mehr geschehen, sprich mehr Eisen bzw. höhere Primärinduktivität, wie es scheint.


    Aber dann weiß ich Bescheid was Du meinst. Danke nochmal für deine Info ...

    Ich danke dir für dein Verständnis :thumbup:

  • Da Musik aus einer großen Anzahl von Frequenzen besteht, die pegelmäßig entsprechend dem folgendem Diagramm (über viele Musikstücke gemittelt) verteilt sind, nehme ich zur Messung von Übertragern u.a. ein Signal, das aus 15 verschiedenen Sinus-Tönen besteht und den Grenz-Pegeln des Diagramms entsprechend eingestellt sind.


    pasted-from-clipboard.png


    Das Signal wird digital erzeugt und ist bezüglich dem Crest Faktor optimiert (Spitzenwert 0 dB, Effektivwert -8,3 dB).

    Mit einem Effektivwertmesser wird dann die Gesamtleistung am Ausgang (Eingang) des Übertragers auf dessen Nennwert eingestellt.

    Die Frequenzen sind so gewählt, dass mit einer FFT auch die Klirrfaktorwerte der einzelnen Frequenzen bestimmt werden können, da die relevanten Harmonischen zwischen den 15 Grund-Frequenzen liegen.

    Zusätzlich verwende ich noch Rechteck-Signale um Einschwingen bzw. Klingeln festzustellen.




    Toni

  • Hallo Cay-Uwe,


    der Wirkungsgrad von EI66 liegt lt. Tabellenbuch von Limann bei 75 %; die Kernhöhe bei 22 mm (wobei man auch mehr Kernhöhe haben kann, aber dann keinen genormten Spulenkörper verwenden kann).


    Gruß Andreas

    Hallo Andreas,


    bei größere Paketstärke wird die Windungslänge größer und steigt der Wicklüngswiderstand was den Wirkungsgrad verschlechtert. Bei AÜ mit 75% WG und 3 Watt Ausgangsleistung soll die Endstufe 4 Watt Brutto leisten und davon wird 1 Watt Musikleistung in die Wärme umgewandelt, dazu kommt noch Ub Verlust und im Takt mit Basssignal mit steigende Ausgangsleistung die Anodenspannung . Es heißt 25% Musikgenussverlust, Dynamik im Ar..h und der Bass ist alles anders als der sein sollte. Sorry aber für mich ist das Schwachsinn. Mein bescheidene Erfahrung nach, der klangliche Unterschied zwischen 75 und 95% Wirkungsgrad ist einfach gewaltig und zwischen 95 und 98% ist noch gewaltiger. Ich meine rein beim basteln ist kein Thema, Hauptsache man hat Spaß daran aber das hat sogar mit HiFi nicht zutun, geschweige High End und Umweltfreundlichkeit. :)

    mfg, Arkadi

    Einmal editiert, zuletzt von Arkadi ()

  • Das man mich richtig versteht, ich versuche den Verhalten von Dingen objektiv ( technisch ), wie auch subjektiv nachzugehen. Gerade bei letzteren beschränke ich mich daruf dass mir etwas gefällt oder nicht gefällt. Eine Quantizierung von subjektiven Eindrücken ist im Prinzip nicht möglich. Auch deswegen habe ich für meine Evaluierung selbst die technischen Einordnungen sehr einfach gehalten.

    Dynamik im Ar..h

    Wieso ? Technisch gesehen ist die Dynamik an der Impulsantwort zu sehen. Ist diese steil und spitz spricht das für sehr breitbandige Systeme und das ist die Vorraussetzung für gute Dynamik.


    Diesbezüglich schneidet der Winzling AÜ sehr gut ab ...


    Es heißt 25% Musikgenussverlust,

    Ein schlechterer Wirkunggrad heißt nur, dass die Leistung gedämpft wird, spricht über Verlustwiderstände. Genuss ist für mich eine subjektive Sache und wie ich bereits sagte lässt sich das nicht in Zahlen ausdrücken.


    Und wenn man es genau nimmt, dürften wir aus der Sicht eigentlich nicht mit Class A Röhrenverstärker Musik hören.


    In meinen Aufbau werden gerade mal 4 Watt am Ausgang erreicht, ich muss aber dafür die Röhre mit fast 32 Watt im Leerlauf halten, damit das geschafft wird.


    Wirkungsgrad = 12,5%, da ist rein garnichts mehr mit den Musikgenuss möglich ...


    der klangliche Unterschied zwischen 75 und 95% Wirkungsgrad ist einfach gewaltig und zwischen 95 und 98% ist noch gewaltiger.

    Natürlich ist ein guter Wirkungsgrad technisch anstrenbenswert, aber in wie fern das gewaltig klanglich etwas ausmacht ist schwer zu bemessen und sehr subjektiv.


    Das soll nicht falsch verstanden werden, vom dem was ich mitbekomme, sind deine AÜs sehr gute Produkte, die technisch gesehen "No Compromise" darstellen :thumbup:


    und der Bass ist alles anders als der sein sollte.

    Das ist absolut richtig und ich konnte das messtechnisch aufzeigen. Der Winzling AÜ ist nichts für Maximaleistungen im Bereich unterhalb von 50Hz, sehr wohl aber für den Einsatz auf halbe Leistung, oder weniger. Ich habe auch darauf hingewiesen, dass man mehr Kern-Masse braucht um das allerletzte herauszuholen und das bestreite ich auch nicht.


    Für mich verhält sich das wie die Fahrt auf unseren Autobahnen. Da darf man "Full Speed" fahren und wenn man möchte wie letztens in Youtube gesehen mit über 400kmh.


    Tatsache jedoch ist, dass durch die Umbebungsparameter, wie andere Teilnehmer, Baustellen, eigenes fahrerische Können, etc., man dieses "Full Speed" nicht kontinuierlich schafft oder hinbekommt.


    Da kommt ein Ferrari nicht wesentlich besser oder schneller voran als der Fiat 500 ...

  • Hallo Andreas,


    bei größere Paketstärke wird die Windungslänge größer und steigt der Wicklüngswiderstand was den Wirkungsgrad verschlechtert.

    Ja, Arkadi, mit steigender Paketstärke steigt natürlich auch der Eisenquerschnitt, was bei gleicher Eisenweglänge zu mehr Induktivität führt..., leider steigt auch damit die Wicklungskapazität. Optimal ist Steghöhe gleich Stegbreite und damit der Umstieg auf ein größeres Kernmaß nötig. Ich habe bei eBay China-Übertrager gesehen mit Kernhöhen, die die Stegbreite um das dreifache überstiegen..., womöglich hatten sie nur diese Bleche.

    Gruß Andreas

  • Zusätzlich verwende ich noch Rechteck-Signale um Einschwingen bzw. Klingeln festzustellen.

    Das habe ich heute als Zeitvertreib auch gemacht und zwar einmal mit den Winzling AÜs in den beschalteten SET mit den KT88 und einmal statisch, sprich nicht im eingebauten Zustand und ohne Gleichstromdurchfluß.


    Im SET mit den KT88 sieht das bei 1 kHz so aus:


    SETKT88 EI66x25 Square 01kHzi.jpg


    Oben ist das Einganssignal zu sehen und unten am Ausgang mit 6 Ohm als Last.


    Bei 10kHz sieht das so aus.


    SETKT88 EI66x25 Square 10kHzi.jpg


    Bei 10kHz sind leichte Überschwinger zu erkennen, die zum Teil wahrscheinlich noch etwas optimiert werden können, denn meine augenblickliche freie Verdrahtung ist eher etwas "künstlerisch" gestaltet :)


    Statisch, sprich der Winzling AÜ direkt an meinen Tongenerator angeschlossen sieht es bei 10kHz folgendermaßen aus:


    SETKT88 EI66x25 SquareStatic 10kHzi.jpg


    Auch in dem Zustand sind leichte Überschwinger zu erkennen, wobei diese zum Teil auch dem Eingangssignal geschuldet sind, denn mein Tongenerator hat mit dieser hoch induktiven Last leichte Probleme, wie an folgenden Bild zu sehen ist.


    SETKT88 EI66x25 SquareStaticIn 10kHzi.jpg


    Man erkennt an den rot eingekreisten Stellen, dass der Tongenerator ein nicht ganz sauberes Rechteck liefert. Durch die induktive Last entstehen leichte Spitzen, die sich natürlich auch am Ausgang bemerkbar machen.


    Nichts desto trotz, ein gutes Ergebnis

  • Hallo Cay-Uwe,


    hast Du bei der statische Messung einen Vorwiderstand Rv=Ri in der Serie zu Primärwicklung vorgeschaltet und ein Lastäquivalent muss auch auf der Sekundärseite dran?

    Miss bitte den Rechteck bei 100 Hz aus.

    mfg, Arkadi

  • Hallo Cay-Uwe,


    hast Du bei der statische Messung einen Vorwiderstand Rv=Ri in der Serie zu Primärwicklung vorgeschaltet und ein Lastäquivalent muss auch auf der Sekundärseite dran?

    Miss bitte den Rechteck bei 100 Hz aus.

    Arkadi,


    ich habe die Sekundärseite mit der passender Last = 6 Ohm abgeschlossen. Primärseitig habe ich ohne Vorwiderstand Rv belassen. Kann ich aber nachholen. Ich denke da an 1 kOhm. Oder was würdest Du empfehlen ?

  • Ich habe wie von Arkadi empfohlen einen Vorwiderstand an die Primärseite in Reiche geschaltet. Ich habe 1 kOhm gewählt, da dies in etwa den Anodeninnewiderstand der KT88 an den von mir gewählten Arbeitspunkt / BIAS entspricht.


    Mit dem EI66 Winzling AÜ sieht der 100Hz Rechteck in statischer Messung ( ohnen BIAS Strom ) wie folgt aus.


    SETKT88 EI66 SquareStatic 100Hzi.jpg


    Im Prinzip das zu erwartende Bild, der Rechteck steigt wegen der recht hohen oberen Grenzfrequenz ( an KT88 68kHz ) steil an und danach fällt der Pegel ab. Das rührt daher, dass ein Trafo keine Gleichspannung übertragen kann. Wieviel vom Pegel abfällt hängt desweiteren von der unteren Grenzfrequenz ab, die ich mit der KT88 bei ca. 17Hz ermittelt habe.


    Um dieses Verhalten zu verdeutlichen habe ich eine Messung mit einen EI120 AÜ durchgeführt, der eine untere Grenzfrequenz von unter 5Hz mit der KT88 ermöglicht.


    SETKT88 EI120 SquareStatic 100Hzi.jpg


    Weil das Übertragungsverhältnis von diesen AÜ etwas anders ist erreicht man nicht ganz die gleichen Pegel wie mit den EI66 Winzling AÜ, aber deutlich zu erkennen ist, dass auch hier am Anfang der Rechteck steil ansteigt, dann leider einige Überschwinger aufweißt, um dann im Pegel zu fallen. Allerdings ist gut sichtbar, dass der Pegel nicht so stark abfällt wie mit dem EI66 Winzling AÜ. Wie gesagt, dieser EI120 AÜ besitzt eine viel tiefer reichende Basswiedergabe und daher das Verhalten.


    Der 100Hz Rechteck nähert sich dem Ideal immer mehr um so tiefer die untere Grenzfrequenz ausfällt.

  • Der 100Hz Rechteck nähert sich dem Ideal immer mehr um so tiefer die untere Grenzfrequenz ausfällt.

    Die untere Grenzfrequenz wird maßgeblich durch die primäre Induktivität des Übertragers bestimmt. Je größer die Induktivität desto tiefer die Grenzfrequenz, wobei die Größe der Induktivität vom Kern und der Aussteuerung abhängig ist. Für kleine Aussteuerung hat die Induktivität einen kleinen Wert, steigt mit größer werdender Amplitude an, fällt allerdings dann bei weiter steigender Aussteuerung wieder, meist unter den Anfangswert. Bei Übertragern mit Luftspalt bleibt die Induktivität über einen weiten Bereich der Aussteuerung zunächst recht konstant und sinkt dann mit steigender Aussteuerung ab.

    Für die Qualität der Tieftonwiedergabe eines Übertragers ist sowohl das Kernmaterial, die Kerngröße, die Anzahl der Windungen und die damit bestimme Größe der (nicht konstanten) Induktivität entscheidend.

    Um die Tieftonwiedergabe zu bewerten ist es daher sinnvoll sowohl bei kleiner Austeuerung als auch bei maximaler Aussteuerung des Übertragers dessen Rechteckverhalten aufzuzeichnen.


    Toni

  • Toni31 ,


    mir ist schon bewusst, dass die Parameter von AÜ je nach Einsatz, BIAS, usw. eine Dynamik besitzen, die es nicht einfach machen pauschale Aussagen über die Qualität zu machen.


    Deswegen interessiert mich nicht so sehr, wie ein AÜ technisch gestaltet ist, sondern ob es mein Lastenkatalog erfüllt, den ich bewusst einfach gestaltet habe.

  • Im Laufe meiner Messungen ist mir eine Sache aufgefallen, die nicht nur die bis jetzt untersuchten AÜs betrifft.


    Ich habe schon oft die Situation gehabt, und jetzt auch mit den EI66 Winzling AÜ, nämlich, dass die Frequenzgänge unterschiedlich ausfallen, wenn man +B- und Anoden-Anschluß vertauscht.


    Meine bisherigen Messungen hatte ich so gemacht, dass ich nach den Angaben des Herstellers vorgegangen bin und die Primärseite des AÜs +B an die Versorgungsspannung und A and die Anode angeschlossen habe.


    Vertauscht man diese, so ergeben sich andere Frequenzgänge und insbesondere der Pegel im Bass- und Hochtonbereich differiert zum Teil sehr stark.


    So auch bei den EI66 Winzling AÜs. Ich habe die Versorgungsspannung und Anoden wie angegegeben angeschlossen und den Frequenzgang gemessen. Anschliessend die Anschlüsse getauscht und gemessen. Beide Frequenzgänge sind unterschiedlich und sehen wie folgt aus.


    SETKT88 EI66 FG +B A reversei.jpg


    Der Frequenzgang in ROT ist wie vom Hersteller angegeben angeschlossen, in BLAU Spannungsversorgung und Anodeanschluss vertauscht.


    Gut zu erkennen ist, wie sich der Frequenzgang zu tiefen, aber auch zu hohen Frequenzen verbessert. Für den EI66 Winzling AÜ bedeutet das:


    Frequenzgang -3dB: 13Hz - 91kHz !!!

    Frequenzgang -0,5dB: 32Hz - 55kHz


    Wie gesagt, dass habe ich bei vielen SE AÜs festgestellt und habe dazu keine Erklärung...


    Hat jemand das auch schon mal erfahren und kann das eventuell erläutern ?


    Ansonsten freue ich mich demnächst von einen meiner Zulieferer weitere AÜs zu bekommen, eine neue Version AÜs, die ich in meiner Sonus Natura Lumina benutze.


    Dazu noch Ringkern AÜs. Diese Art AÜs habe ich bis jetzt noch nicht vermessen oder im Einsatz gehabt.


    Desweiteren kommt ein Paar AÜs von einen renommierten Hersteller dazu. Die sind auch schon auf den Weg.


    In allen Fällen sprechen wir darüber, dass es sich nicht um Winzlinge handelt :);)