Lautsprechertyp vs. Kopfhörertyp

  • Moin Leute,

    ich werde gerne mal eine kleine grundsätzliche Diskussion anstoßen. Dabei geht weniger um die tatsächlichen (physikalischen) Vor-und Nachteile von Kopfhörern oder Boxen, sondern eher das empfundene Für und Wider.


    Kurz zur Erklärung:

    Ich habe mein Leben lang immer mit Boxen gehört. In letzter Zeit wächst bei mir ab und an aber auch der Wunsch, "für mich allein" Musik zu hören. Was ich will und wie laut ich will. Daher habe ich meine Fühler in Richtung KH ausgestreckt. Um auf Augenhöhe mit meinen Harbeth C7 zu kommen, sollten das natürlich nicht die billigsten sein. Getestet habe ich daher ein paar Sachen im mittlerer (Beyerdynamik DT 880 Pro) und gehobener (Focal Elegia, Fostex TH909, AKG K 872) Preislage.


    Wirklich umgehauen im Sinne von "begeistert" und "Wow" hat mich keiner. Zumindest habe ich dieses Wow-Gefühl vermisst, das ich von meinen Boxen kenne. Da sitze ich immer mal wieder staunend davor und bin begeistert über das, was ich da höre. Da kann ich Musik genießen.


    Ich höre aber auch von Leuten, die ihr ganzes Leben nur mit KH hören und damit offenbar glücklich werden.

    Scheint also auch umgekehrt zu gehen. Klar: ist billiger, man hört direkter, dafür keine Reflexionen, kein natürlicher Raumklang; kann man aber simuieren...kenne ich.


    Lange Rede, kurzer Sinn. Ich wollte einfach mal Eure Meinungen und Erfahrungen hören.

  • Kopfhörer klingt für mich künstlicher - (noch) weniger realistisch - als Boxen. Ich höre nur mit Boxen.


    Neulich habe ich mir mal welche von Hifiman angehört, ohne dass ich akut welche bräuchte.

    Sundara und Ananda. Klangen recht unterschiedlich.

    Entspanntes Hören, Frank


    ] Vorhandensein von Musik - Zuhandensein von Klang [

  • Für mich ist das kein irgendwie gearteter Ersatz sondern zwei völlig unterschiedliche Hörsituationen. Dass ich das Live-Erlebnis mit KEINER noch so highendigen Gerätschaft erreichen kann, hat sich bei mir schon lange manifestiert.

    Aber das heißt ja nicht, dass Musik "aus der Konserve" nicht auch ihren hohen Reiz haben kann.

    Wenn mir einfach so nach Musik ist gehts über die Lautsprecher. Will ich mit der Musik allein sein oder die Partitur mitlesen kommt der alte HD800S zum Einsatz. Dann weiß aber selbst der Hund, dass ich nicht gestört sein will.

    Gruß Alex

  • Ich habe in der Richtung auch einiges probiert.

    War am Ende preislich sehr weit oben.

    (Ist ja nicht der erste Faden zu dem Thema, habe damals schon geschrieben was es z, T´. alles war, wiederhole mich ungern.)

    Auch da fehlte mir immer noch einiges gegenüber meinen damaligen Lautsprechern.

    Allerdings konnte die beste KH-Kombi damals etwas was ich zunächst mit den Lautsprechern nicht erreichte.

    Es wurde aber klar das ich kein KH-Hörer in diesem Leben mehr werden würde.

    Ich machte mich dann an der Anlage zu schaffen und mit Röhrentausch kam ich dann mit den LS genau dahin wo ich wollte.

    (Hatte damals u. a. die Endstufe 861 von EAR in deren Inneren alleine schon 8 Röhren werkeln, mit den Endröhren somit 12 Stück. Und wenn man die brückt und 2 davon als Monoendstufen betreibt, sind das gar 24 Röhren. Hatte bis dahin nie Lust verspürt da zu tauschen. )

    Mittlerweile ist meine Anlage noch weiter gewachsen, ich bin von dem was KH können schon weit entfernt. Ja, in einigen Punkten können sehr gute KH noch mithalten, aber das was mir fehlt an Bass, die Musik auch körperlich zu "spüren", das kann kein KH.

    Dazu kommt noch die Freiheit die ich ohne KH habe.

    Gebe aber gerne zu das, wenn man auf manches verzichtet, man mit KH mit geringerem finanziellen Aufwand schon weit kommen kann.

    Da ich aber ungern Kompromisse eingehe, habe ich jetzt LS/Verstärker die auch die Auflösung einer sehr guten KH-Kombi können und auch noch alles andere.


    Grüße

    Frank

    Konfuzius sagt:

    Erst wenn eine Mücke auf deinem Hoden landet, wirst du lernen, Probleme ohne Gewalt zu lösen.

  • Moin moin!

    Bisher habe ich immer glücklich über meine Harbeth Super HL5 gehört. An der Zufriedenheit wird sich auch wohl nichts ändern.

    Der Wunsch nach Kopfhörern kam bei mir trotzdem auf. Das Eine schließt das Andere ja nicht aus.

    Hatte mir also vor kurzem einen Termin zum Probehören gemacht.

    Meinen Kopfhörer habe ich nun gefunden. Es wird ein Stax SR-L 500 mk2 an dem SRM D50 Verstärker. Sollte ich hoffentlich diese Woche abholen können.

    Den hochgelobten Sennheiser Hd820 habe ich an einem Lehmann Verstärker gehört. Hat mir im Vergleich zu der Stax Kombi gar nicht gefallen.


    Gruß!

    Nils

  • Als Anfänger las ich Testberichte. "Absolute Spitzenklasse" gab es mit Kopfhörern billiger als mit Lautsprechern. Es war angesagt, mit Kopfhörern und Walkman herumzulaufen. Das war nie mein Ding. Später als Berufsreisender und -pendler lernte ich gute Kopfhörer und transportable Abspielgeräte zu schätzen. Die neuen Plattformen mit Abo sind auch ganz nett.

  • Aus gesundheitlichen Gründen verzichte ich auf Kopfhörer seit Jahren. Irgendwie vertrage ich höhere Lautstärken über Lautsprecher besser (Wohnzimmer oder Konzertsituation), bei Kopfhörern habe ich, auch bei eher leisen Pegeln, ziemlich schnell ein sehr starkes Pfeifen in den Ohren, welches dann sehr lange dauert bis zum abklingen.


    Aber seit ich meinen dritten und letzten Jecklin Float der Müllabfuhr übergeben habe (ich hätte das Modell weiter gekauft und auch benutzt), bin ich mit den neuen Typen (z.B. Sennheiser) nie wirklich warm geworden. Der Typ Schraubstock sagt mir alleine deswegen nicht zu.


    Cheers


    Roland

  • Hallo,


    interessantes Thema!


    Bis zu meiner Familienphase mit Kindern waren KH eigentlich nie ein Thema für mich.


    Als es dann mit dem Platz enger wurde und man mehr Rücksicht nehmen musste, befasste ich mich seit 2007 mit dem Thema. Zuerst mal geschaut, was Media Markt + Co. so haben. Von den Hörern von der Stange hat mir auf Anhieb Beyerdynamic am besten gefallen, weil diese wenigstens ein bisschen ernsthaften Bass konnten. Nach dem DT660 und DT990 stieß ich dann auf den großen Stereoplay-KH-Test mit zwei KH zum Preis von über 1000 EUR! Damals ein Wahnsinnspreis für einen KH, heute ein Witz, wo man KH locker für weit über 5000 EUR kaufen kann. Aber der Grado GS1000 hatte mir es angetan (und tut es übrigens bis heute!), denn so eine weite Bühnendarstellung hatte ich bis dahin nicht gehört. Auch die Transparenz und Hochtonauflösung bis ins letzte Detail war schon beeindruckend und kaum ein anderer KH kann so natürliche Klangfarben produzieren insbesondere bei Gitarren und Stimmen wie Grado. Aber Vorsicht: Grados harmonieren eher nicht mit hell/analytisch klingenden Amps. Da können sie schnell scharf und anstregend klingen.


    Aber meine KH-Suche ging weiter, denn es musste doch einen KH geben, der gut auflöst, räumlich abbildet und einen Bass entwickelt, der die Abwesenheit von LS verschmerzen lässt...



    Ja, in einigen Punkten können sehr gute KH noch mithalten, aber das was mir fehlt an Bass, die Musik auch körperlich zu "spüren", das kann kein KH.


    Genau das Frank, war auch mein Problem. Es musste doch doch irgendwer einen gut klingenden KH herstellen, der mehr kann als nur Bumm, Bumm für Bassheads und DJ-KH-Freaks, wo der Bass oft unpräzise war und andere Frequenzbereiche überlagerte.


    Auch wenn dieser KH damals von seinen Gegnern erbittert kritisiert worden ist, fand ich für mich die Lösung im Ultrasone Edition 9, der an eher old school abgestimmten Verstärkern sehr ausgewogen klingt. Das Gefühl, keinen LS mehr zu benötigen (wegen des Bassdefizites) hatte ich bis heute mit keinem anderen KH wie mit der E9. In den folgenden Jahren hörte ich noch viele Modelle, dynamische, elektrostatische und vor allem magnetostatische bis in die Preisklasse von 5500 EUR. Aber keiner hatte annähernd diese Bassqulität wie der E9, der durch die Nachfolger Signature Pro und Signature Master weiterentwickelt wurde in Richtung Präzision, Auflösung und Räumlichkeit.


    Auch wenn ich heute es immer wieder genieße über meine McIntosh Röhrenkombi die Falcon LS 3/5a zu hören (reicht für meinen 13 qm Hörraum), vermisse ich die LS beim Hören mit Grado oder Ultrasone eigentlich kaum mehr. Es ist halt ein anderes Hören mit den Vorteilen, die ein KH als akustische Lupe bietet.


    Grüße


    Lothar

  • Erwin,

    Um's grad klar zu stellen: Ich kenne Deine Harbeth C7 nicht.

    Aber ich nehme an, dass diese keine "Bass-Wummer" sein würden, sondern eher die Stärken zeigen in einer sauberen Mitten- & Höhen-Wiedergabe .


    STAX Elektrostaten sind da grundsätzlich schon mal "Klang-Seelenverwandte": Sehr gut auflösend, eher etwas hell & räumlich: Ideal für Stimmen und Instrumente, auch Orchester, etc.

    Pop & Rock-Freunde könnten wegen etwas fehlendem Bass-"Punch" evtl. meckern. (Der Bass ist sehr sauber , aber nie „Wummerig“...)


    Der oben genannte L500 geniesst einen guten Ruf und ist preislich im Rahmen.

    ALLERDINGS: Alle STAX benötigen einen extra Verstärker.


    Ein Problem wirst Du aber auch mit den besten Kopfhörern nicht beseitigen können: Die sogenannte In-Kopf-Lokalisation. Wenn Dir dies nicht passt, sind KH evtl. keine Lösung.


    Ich selber höre, seit ich „HIFI“ Anlagen besitze, immer mit KH UND Lautsprechern. Für mich ist es also kein Entweder-Oder, sondern klar ein Sowohl-Als-Auch.

    Und ich bin mit den STAXen seit über 25 Jahren sehr zufrieden. Als „offene Over Ears“ gibt’s für mich nichts Besseres.


    Wenn Du einen Geschlossenen haben willst – Stichwort: keine Störung gegen aussen oder VON Aussen – würde ich Dir sogar folgenden mutigen Schritt empfehlen: In-Ear-Monitors haben meinen " TOTL"-Geschlossenen Stellia verdrängt….


    Suche ein Fachgeschäft mit entsprechender Auswahl und nimm Dir VIEL Zeit und höre Dich durchs Angebot.


    Gruss

    Urs


    PS: KH, wie auch Lautsprecher kannst NUR DU mit Deinen Ohren evaluieren…..

    Eine wenig beachtete „Schellack-Weisheit“ besagt:

    Die Wahre Seele der Musik versteckt sich hinter Knistern und Rauschen….

  • Moin!

    Habe den SR-L500 mk2 nun die ersten paar Stunden gehört. Phonozweig, CD, Handy über Klinke verkabelt.

    Ich bin rundum zufrieden! Sauber differenziertes Klangbild, dabei aber sehr musikalisch. Macht richtig Spaß. Nicht zu analytisch wie man es oft über Elektrostaten liest. Auch Hardrock, Metal und HipHop geht sehr gut. Das es am Bass mangelt kann ich in keinster Weise sagen.

    Absolut runde Sache!

    Mag vielleicht auch an dem SRM-D50 liegen. Der soll ja auch ein bisschen aus der Reihe der Staxverstärker tanzen.

    Für mich ein sehr gutes match! 🤘


    Gruß!

    Nils

  • Ich habe mir kürzlich den Audeze Lcd2 gekauft, einen geschlossenen Magnetostaten gekauft, NP umdrehen 1000 Euro. In der Hand ist er recht schwer, auf meinem Kopf sehr angenehm. Angeschlossen ist er an einen Meyer Head Five KHV.

    Und es klingt phantastisch. Abends kann meine Frau ihr TV Programm genießen und ich ungestört Musik hören. Demnächst steht der Kauf eines deutlich höherwertigen.KHVs an. Ich höre sowohl über Boxen als auch über KH. Jedes zu seiner Zeit.


    Gruß Michael

  • Ich habe KH mal versucht. Man hört ständig zu laut und es fehlt doch immer etwas.

    Der Mensch "hört" ja nicht nur mit den Ohren, dass ist vielen Usern nicht bekannt. Der KH beschallt aber nur die Ohren und sehr begrenzt den Kopf. Die Schallwahrnehmung des Körpers wird mit KH umgangen.

    Es ist daher eine für den Oganismus unvollständige Wahrnehmung die zu den bekannten Problemen führt.

    Für viele Analysezwecke sind KH wiederum sehr gut geeignet weil die Raumeinflüsse ausgeschaltet sind.


    VG

    Dieter