Welter HE VV 3

  • Nachdem die Tage hier die Vorstufe passend zu meinen Welter WT500 eingetroffen ist, stellt sich mir die Röhrenfrage.

    Leider ging die HE VV-3 durch die Hände von zwei Gewinnoptimieren, deshalb sind die alten Röhren, die lange Zeit in der Vorstufe ihren Dienst getan haben, amputiert worden. Es spielt jetzt Billigware von JJ an derem Platz. Schade. Nicht nur, dass man die Röhren neu erwerben muss, auch das Know-how des langjährigen Vorbesitzers ist weg.

    Eine Erfahrung durfte ich schonmal machen. Das Röhrenrezept der Hovland HP-100 funktioniert nicht. Obwohl in der Linestufe die gleichen Röhrentypen spielen, ist, was in der Hovland ein Fortschritt bedeutet, in der Welter keine gute Idee im Sinne des Wohlklangs.

    Jetzt gibt es hier ja einige Freunde des Elektrogeräts von Jünter Welter. Und bestimmt bin ich hier auch nicht der einzige mit der HE VV. Vielleicht lasst ihr mich am Schatzkästlein eurer Erfahrung teilhaben und ich kann Trail and Error auf ein überschaubares Maß beschränken und muss mich nicht direkt in das Telefunken ECC803S Haifischbecken begeben.

    Hier schon mal ein großes Dankeschön.

  • Ich kenne deine Vorstufe nicht. Ich selber habe einen Swissonor Verstärker mit ECC83 im Phono Teil. Dort habe ich verschiedene alte Röhren wie Philips Miniwatt, Siemens E83CC, alte Mullard, aber auch die JJ ausprobiert. Ich fand gute (muss nicht mal NOS sein) Philips Miniwatt immer eine gute Wahl, einen riesigen Unterschied zu den teuren Siemens E83CC habe ich nicht gemerkt. Gut, das kommt natürlich auch auf die Schaltung und Ohren an :) Ich höre auch keinen Kabelklang und so.

    Damit höre ich Musik:


    Swissonor AM 6221 Tube amp

    Swissonor BACH 12 Lautsprecher


    TD 124

    LINN LP 12

    Studer A807

    Studer B62

    Studer C37

    Telefunken M15a int.

  • Ich habe im ersten Schritt die ECC81S von Welter, durch eine E81CC von Siemens ersetzt. Keine Sorge, natürlich bleibt die Original Welter Röhre beim Gerät.

    Ergebnis: Mehr Attacke, ein wenig aufgeräumter. Die tonalen Qualitäten der HE-VV 3 bleiben voll erhalten.

    Kann jetzt daran liegen, dass die Welter Röhre mehr Stunden drauf hat, als die NOS Siemens. Allerdings ist auch nicht ganz klar, aus welchem Sortiment sich der alte (Pfennig)Fuchs Jünter Welter bei seiner OEM ECC81S bedient hat. Könnte schon auch sein, dass die Siemens einfach die bessere Röhre ist.

  • ich hatte auch mal die HE VV3, sie war schon gut, aber die kleine minimax von eastern electric hat die welter glatt getoppt, obwohl ich TFK ECC803s gesteckt hatte! da habe ich die welter verkauft...


    ab werk sind bei welter nach meiner

    einschätzung chinesische ECCs gesteckt. nicht dolles aber gar nicht mal so übel. mit vintage röhren legt das teil hörbar zu. ich empfehle aus eigener erfahrung, mal ECCs von RFT zu probieren. die spielen völlig schnörkellos und unverhangen mit trockenem bass, guten mitten und klaren aber unaufdringlichen höhen.


    horst

    Etwas ist "absolut", wenn es ohne Bedingung wahr ist.

  • Ich schätze die RFTs sehr. Wenn hier die Vorstufen (Opus88 und Opus120) von Andreas Wall spielen, dann sind hier bis zu 20! ECC 82 davon gleichzeitig am Werk. Herr Wall sagt, neben dem Klang ist für Ihn auch die Gleichmäßigkeit der Werte durch ganze Chargen durch ein echter Hinweis auf eine gute Fertigung. Die Ersatzröhren, die Herr Wall mir mitgegeben hat, habe ich in verschieden anderen Verstärker Konstellationen ausprobiert und wurde nie enttäuscht.

  • Und inspiriert von dem RFT-Gedanken und weil ich nach der Festlegung auf die E81CC, die beiden anderen Röhren auf der Lineplatine (ECC83) mal mit den Beständen am durchprobieren war (JJ ECC803S Goldpin, JJ E83CC (die Spanngitterversion der ECC83), Telefunken ECC83 (glattes Blech), Gold Lion ECC83/B759, habe ich testweise den ECC83-Pfad verlassen und habe mal ganz frech ein Paar RFT ECC82 eingesteckt. Grundlage waren zwei Gedanken. Zum einen ist die RFT Röhren wirklich gut und elektrisch ist der Tausch weder für den Amp noch die Röhren ein Problem. Zum Zweiten verstärkt die ECC82 gegenüber der 83er weniger, was zu einer günstigeren Situation am Pegelsteller führt. Denn der High Output kommt für die WT500 doch schon sehr kräftig rein. Und der Low Output Ausgang ist klanglich nicht auf dem gleichen Niveau des High Outputs.

    Moral von der Geschichte: Der Wechsel von der ECC83 zur 82 hat dem Klang nicht geschadet. Im Gegenteil :)

    Es ist ähnlich wie bei der Hovland HP-100, wo das Ersetzen der ECC81 auf der Linestufe durch die ECC82 auch einen deutlichen Fortschritt brachte. Ein Schritt der auch von Hovland empfohlen und bei der HP-200 sogar ab Werk ausgeführt wurde.

  • also 82er anstelle der ECC83 zu stecken, halte ich für problematisch bzw. selbstbetrug. es sind unterschiedliche röhren! du erhälst irgendeinen klang, aber nicht den, der gemeint war.

    Etwas ist "absolut", wenn es ohne Bedingung wahr ist.

  • ...
    Zum Zweiten verstärkt die ECC82 gegenüber der 83er weniger, was zu einer günstigeren Situation am Pegelsteller führt. Denn der High Output kommt für die WT500 doch schon sehr kräftig rein. Und der Low Output Ausgang ist klanglich nicht auf dem gleichen Niveau des High Outputs.

    Warum der Low Output-Ausgang klanglich schlechter ist, sollte vielleicht doch lieber ermittelt werden. Hast Du evtl. Unterlagen/Schaltplan des Gerätes?


    hoersen stimme ich zu - es ist sehr fragwürdig, eine ECC83 durch eine ´82 "einfach so" zu ersetzen. Mit großer Wahrscheilichkeit wird die ´82 außerhalb ihres sinnvollen Arbeitspunktbereichs betrieben -> höherer Klirr mit evtl. ungünstiger Verteilung der Harmonischen.


    Gruß Klaus

  • Naja, da möchte ich natürlich nicht widersprechen. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass DER Welter Sound nicht existiert. Bei mir liefen ACPP15 und WT500 (Mk 1 und 3). Und während die Mk‘s wie eineiige Zwillinge liefen, ging es bei der ACPP wirklich in eine andere Richtung. Meine Gespräche mit Herrn Welter haben mir auch nicht den Eindruck vermittelt, dass er als Dogmatiker unterwegs ist.


    Irgendeinen Klang. Ja, irgendeinen Klang hat man immer. Mein Symphonic Line Amp ging völlig anders zu Werke als der Leben. Beide sind inzwischen woanders untergekommen. Meine Shindo klingt anders, als die Hovland. Beides sind großartige Verstärker. Meine alte Audio Research SP3 ist eine ganz andere Geschichte als alles was ich von Andreas Wall hier stehen habe. Aber was ist jetzt der richtige Klang. Gibt es so etwas überhaupt. Oder ist jeder Gerätewechsel, jeder neue Tonabnehmer, jedes neue Kabel nicht der noble Versuch eines Selbstbetrugs. Und auch der Röhre mit gleichem Typ kann je nach Hersteller oder Produktionsdatum zu recht unterschiedlichem Klang führen.


    In Deinen HE-VV hat Günter Welter ganz sicher keine Telefunken ECC803S eingebaut. Die war ihm damals schon viel zu teuer. Aber Du hast diese Edelröhren sicher nicht eingesteckt um den gleichen Klang wie zuvor (original Welterklang?) zu haben, sondern Du hast Dir sicher eine Verbesserung irgendwelcher Klangparameter versprochen. Ist das dann nicht auch nur noch irgendein Klang?


    Nicht nur Hovland hat die Röhre, auf der ansonsten baugleichen Platine gewechselt. Auch Andreas Wall hat in seinen Vorstufen im Lauf der Evolution seiner Gerät die ECC83 durch die ECC82 ersetzt. Auch bei ansonsten gleicher Platine (steht sogar heute noch ECC83) drauf. Sind diese Entwickler jetzt Betrüger an sich selbst oder gar am Kunden, weil das Gerät jetzt (irgendwie) anders klingt?


    Du hast recht, der Herr Welter war da nicht so verspielt ;) Das heißt für mich aber nicht, dass am Ende seines Interesses an der Weiterentwicklung seiner Produkte meine Neugierde auch enden muss.


    Als gelernter Toningenieur und Mensch mit einer gut 40 jähren Praxis des Musikhörens über dutzende Stereoanlagen bei mir und bei Freunden, mute mir eine Vorstellung zu, welcher Klang in meinen Ohren in die Richtung geht, die ich in Aufnahme- und Proberäumen oder auf Konzerten gehört habe. Immer im Bewusstsein das die Reproduktion Zuhause immer ein Kunstprodukt ist und nicht die „Realität“ abbildet.


    Die HE-VV ist eine gute Vorstufe. Sie hat aber durchaus auch Schwächen. Man begeht sicher keinen Frevel am Gerät, wenn man eine Röhre durch eine andere ersetzt, solange es technisch nicht zu Schäden führen kann. Ich respektiere die alten Geräte und den Gedanken ihrer Entwickler. Sie sind aber maximal ein Kulturgut, kein Heiligtum.

  • 2C1C1D97-9109-4E53-9676-2A7A2ED6A0F4.jpeg Klaus

    Ja, ich habe die BDA zum Gerät. Und Jünter Welter ist da relativ klar, wo die WT500 hingehört.

    Seine WT500 hat Herr sicher als High End Röhrenverstärker gesehen. Und wie ich finde, zurecht.

    Was die Wahrscheinlichkeit betrifft die ECC82 außerhalb ihrer Parameter zu quälen, so schlage ich Dir vor Andreas Wall anzurufen. Ich habe es getan, seine Aussage war eindeutig. Ich habe da eben nicht irgendwie, irgendeine Röhre einfach so irgendwo hingesteckt.

    2 Mal editiert, zuletzt von magyar240 ()

  • Miss doch mal die Anodenspannung: einmal mit der 83er und dann mit der 82er!

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
    hat von nix 'ne Ahnung - kann aber alles erklären. ^^
    Ist Realist und plant Wunder
    ;)

  • magyar240

    Den Text zu den Ausgängen der Vorstufe verstehe ich so, daß zwischen Röhrenausgangsstufe und "Low"-Buchse einfach ein Widerstand gelegt wurde. Dieser bildet dann mit dem Eingangswiderstand des angeschlossenen Gerätes einen Spannungsteiler, welcher den Pegel senkt. Nachteil: der Ausgangswiderstand wird stark erhöht, was die bekannten Nachteile mit sich bringt.


    Wenn Du, wie von Uli vorgeschlagen, die Anodenspannungen mißt (gerne auch ergänzend die Kathodenspnnungen), könnte man besser beurteilen, ob die ECC82 in einem sinnvollen Bereich arbeitet.


    P.S.: die ´82 arbeitet gängig bei höherem Strom als die ´83. Diesen muß das Netzteil liefern können, ohne daß die Spannung einbricht. Ein übliches Problem bei passiven Siebketten, aber wahrscheinlich hat G.Welter die +Ub stabilisiert (=geregelt).


    Gruß Klaus

  • @maygar240:

    Mich würde dennoch interessieren, was bei den Messungen herauskommt. Wir (zumindest ich) kennen schließlich die Schaltung nicht.


    Danke im voraus und Gruß

    Klaus

  • Und ich werde auch zum Messeisen greifen und ermitteln. Falsche Röhre im richtigen Amp oder richtige Röhre im falschen Amp oder richtige Röhre im… oder… oder… Wenn sich die Röhre wohl fühlt und der Amp gut klingt, ist das eine akademische Diskussion für mich. Und gut klingen tut er schon mal.

    Zumal es und deshalb messe ich das auch mal parallel in der HP-100, auch um die Frage geht, gibt der Amp 6,3V oder 12,6V auf die Heizung? Da verlasse ich mich gerne auf ein selbst heraus gemessenes Ergebnis.

    Und selbst wenn die ECC82 in einem guten Arbeitsmodus läuft, werden weitere ECC83 und deren Derivate speziell aus der historischen Fraktion ausprobiert. Ein bisschen was geht immer. Und da die HE-VV3 in jedem Fall bleiben wird (wegen der passenden WT500), lohnt es sich den Spieltrieb in aller Ruhe auszuleben.

    Ein gutes Nächtle

    Robert

    Einmal editiert, zuletzt von magyar240 ()

  • Und da die HE-VV3 in jedem Fall bleiben wird (wegen der passenden WT500)…

    Hallo Robert,


    da wäre zu überlegen, die Endstufeneingänge mittels Spannungsteiler direkt hinter der Eingangsbuchse weniger empfindlich zu machen. So kannst Du den besseren Vorstufenausgang nutzen, ohne ständig im ungünstigen unteren Bereich des Volume-Potis bleiben zu müssen.


    Gruß Klaus