Liebe Tonarm Fetischisten,
eine ganze Weile war mein Feickert Backbird mit einem 12" Reed 3P und einem 9,6" Schick Tonarm bestückt. Vor kurzem hat mich mal wieder die Wechsel- und Spiellust befallen und ich habe mir einen Glanz MH-9B Tonarm zugelegt. Ich möchte dies zum Anlass nehmen, hier mal über beide Arme im Vergleich zu berichten. Der Glanz spielt jetzt eine Woche bei mir - bisher ausschließlich mit SPU Classic MKII. Ein EMT HSD006 in einer Yamamoto HS5 Headshell wartet noch auf den Einsatz. Ich bin bei solchen Sachen aber kein Freund schneller Schlüsse und werde daher im Verlauf noch weiter berichten.
Zunächst mal zum Schick. Der lange Schick gilt ja als einer der Klassiker für ein SPU. Ich hatte mich damals für die kurze Version entschieden, weil er etwas flexibler ist und (je nach Headshell) auch mal Tonabnehmer höherer Compliance führen kann (was ich allerdings nie wirklich genutzt habe). Des Weiteren hängt ihm der Ruf äußerster Schlichtheit an, bei allerdings tadelloser Qualität - insbesondere der verwendeten Lager. Zumindest bei der Verpackung ist von der Schlichtheit nichts zu spüren, kommt er doch (ähnlich wie der Reed) in einer schmucken Holzbox mit perfekt passendem Schaumstoff Innenteil.
Der Aufbau gestaltet sich denkbar einfach: Der Tonarmschaft steckt - mit einer Madenschraube gesichert - höhenverstellbar in der Basis. Der Tonarm selbst ruht auf einer hölzernen Stütze, die (zumindest bei meiner Version - inzwischen wurde dies geändert) nicht mal eine Verriegelung aufweist. Es gibt 2 verschiedene Gegengewichte, das schwere für SPU und Konsorten ist als aufpreispflichtiges Zubehör zu erwerben. Die Einstellung der Auflagekraft erfolgt ganz simpel über die Einstellung des Gegengewichtes - man braucht also zwingend eine Tonarmwaage. Ursprünglich hatte der Arm gar kein Antiskating. Meine Version hat es bereits - ganz klassisch mittels Faden und Gewicht. Es gibt also nicht so etwas wie eine Skala sondern man braucht das gewisse Know-how, um das korrekte Antiskating einzustellen (hierzu gibt es diverse eigenen Threads). Der Tonarmlift ist selbstverständlich auch höhenverstellbar und über eine Madenschraube fixiert. Thomas Schick bietet verschiedene Varianten der Verkabelung an - meiner hat die "Standardverkabelung". Die Wartezeit auf meinen Schick Arm betrug damals fast 1 Jahr - nach meiner Kenntnis ist die Zeit inzwischen nicht kürzer geworden, weshalb gebrauchte Arme selten angeboten und zu stabilen Kursen gehandelt werden.
Der aufgebaute Arm sieht dann so aus:
Der Glanz MH-9B ist ein speziell intern bedämpfter Edelstahl Tonarm in der Tradition der Fidelity Research Arme und ein preiswerter Ableger des hochgelobten aber erheblich teureren MH-124S. Die Verpackung fällt gegenüber dem Schick deutlich ab, wird doch der Arm lediglich in einem schnöden Karton mit passendem Schaumstoffteil geliefert.
Für Verpackungsfetischisten scheidet der Arm also bereits an dieser Stelle aus. Aber ganz ehrlich: Wo lag die schöne Schick Kiste die letzten Jahre? Im zugehörigen Karton auf meinem Dachboden. Und genau da lagert demnächst auch der Glanz Karton.
Die Montage gestaltet sich anders, als beim Schick: Der Tonarm braucht eine 24mm Bohrung in der Basis (Schick: 22mm). Der Arm wird nicht wie der Schick am Flansch mit 3 Schrauben auf der Basis verschraubt, sondern der Schaft wird einfach durch die Bohrung gesteckt und von unten mit einer großen Mutter gekontert. Während der Schick eine feste Verkabelung aufweist, hat der Glanz eine 5-polige Steckverbindung. Während Fans geringer Übergangswiderstände das feste Kabel des Schick favorisieren, schätzen Glanz Besitzer die Flexibilität, verschiedene Kabel probieren zu können. Meine Erfahrungen beziehen sich im Folgenden auf das beigepackte (hochwertige) Standardkabel. Einmal befestigt läßt sich der Glanz ebenfalls in der Höhe verstellen. Hierbei kommen 2 Madenschrauben zur Anwendung, die insgesamt für mich die Verbindung etwas solider als beim Schick erscheinen lassen. Die Tonarmstütze besitzt eine solide Kunststoffverriegelung, die ich gerade beim Wechseln von Headshells als sehr hilfreich empfinde. Hier würde ich wahrscheinlich als Schick Besitzer langfristig die 80EUR für die neue Stütze mit Verriegelung investieren. Die Einstellung der Auflagekraft geschieht bei Glanz zunächst durch Ausbalancieren des Armes, dann anhand der Drehung des Gegengewichtes anhand der befestigten Skala. Das funktioniert aber nur bei Tonabnehmer/Headshell Kombinationen bis 28g. Für schwerere Kombinationen gibt es ein Zusatzgewicht von 40g, das sich Glanz mit stolzen 200EUR zusätzlich vergüten läßt. Der Haken an der Sache: Am langen Glanz Arm oder bei noch schwereren Tonabnehmern als meinem SPU mag das funktionieren, beim normalen SPU aber nicht. Hier rückt das innere Gewicht so nah an die Basis, dass sich der Tonarm nicht mehr anheben läßt. Man muss also beim SPU - genau wie beim Schick - eine Tonarmwaage bemühen, dann sorgt das Zusatzgewicht für eine günstige Position nahe am Lager. Mit dem Standardgewicht alleine läßt es sich auch ausbalancieren, hängt aber doch ziemlich am Ende des Auslegers. Trotzdem hier mein Rat an alle SPU User am kurzen Glanz Arm: Spart Euch die 200 EUR!
Das Antiskating wird am Glanz - anders als am Schick - über eine Skala eingestellt und hier mittels Federkraft übertragen - in meinen Augen die deutlich elegantere und bei Tonabnehmerwechseln reproduzierbarere Lösung. So sieht der fertig montierte Arm dann aus (auf dem zweiten Bild bereits mit Zusatzgewicht):
Gleich geht es weiter mit dem zweiten Teil.