Dynavox TC-20 gegen EAR 834 Clone oder: David gegen Goliath

  • Eine neue Nadel für meinen Dual CS750 musste her und da der keinen RIAA Phono VV eingebaut hat, habe ich mir vom Nadelverkäufer den preisgünstigsten Phono VV empfehlen lassen - empfohlen wurde der dynavox TC-20. Preislich liegt der bei ca. 30 € und da kommt schon die Frage auf, ob so ein Teil mit deutlich teureren Phono VV mithalten kann. Also musste er antreten gegen eine von mir modifizierte Röhren Phono von zhili audio - ein EAR 834 Clone (bei der allerdings fast kein Stein mehr auf dem anderen geblieben ist :) ).


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    Zunächst habe ich mir den Schaltplan vom TC-20 aufgezeichnet:


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    Standard, aber mit einem lowest cost OP und noch nicht mal mit einem Abschlußwiderstand versehen, um C14 zu laden. Ein Design, dass auf geringste Kosten getrimmt ist. Doch einen schlimmen Fehler hat das Design : Kleiner Tip: Eingangsimpedanz!


    Die Simulation der Schaltung des TC-20 zeigt folgenden Frequenzgang:

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    Untragbar.


    Die Versorgung des TC-20 erfolgt mit einem 12V SNT. Spezielle Maßnahmen zur Entstörung konnte ich nicht erkennen. Mal sehen, wie sich die Störungen des SNTs auswirken werden.


    Da die aktuelle Schaltung des TC-20 nicht den Hauch einer Chance gegen den EAR834 Clone haben wird, mussten Verbesserungen her.

    Zunächst habe ich daher die Bauelemente für einen deutlich verbesserten Frequenzgang bestimmt und auch einen neuen OP gewählt - den OPA2134.


    Preislich liegen die neuen Teile bei weniger als 10,-€.


    Mal sehen, was die ersten Messergebnisse zeigen werden.


    Toni

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  • Die Bauteile sind geändert:

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    C1, C3 und C6 sind jetzt bipolar Elkos,

    C4 und C5 sind Styroflex Kondensatoren (aus jeweils zwei Cs zusammengesetzt),

    R6 ist ebenfalls aus zwei Rs zusammengesetzt,


    R7 ist neu hinzugekommen, der Wert ist unkritisch.


    C4, C5, R4 und R6 müssen eine Toleranz von <= 1% haben! Am besten ist es diese mit einem guten LCR Meter nachzumessen bzw. zu selektieren.


    Als OP ist zwingend der OPA2134 zu verwenden, mit anderen OPs ergeben sich teilweise drastisch andere Frequenzgänge mit Abweichungen von mehreren dB!


    Damit ergibt sich dann folgender Frequenzgang:


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    Sieht schon mal deutlich besser aus. Mal sehen, was die Messungen ergeben.

    Ach so, der Widerstand R1 beträgt jetzt natürlich 47 kOhm. :)


    Toni

    2 Mal editiert, zuletzt von Toni31 ()

  • Hi Toni,

    Interessanter Beitrag. Eine so einfachSchaltung hilft auch glaube ich, dass mehr Leute verstehen, wie so etwas funktioniert.

    Bzgl. R1. Hat da einer gedacht, der Eingangswiderstand wäre R1 + R3 ohne zu sehen, dass C2 bei 10Hz bereits nur 70Ohm hat? Oder gibt es eine sonstige Erklärung für den geringen Wert von R1?


    Einen Hörvergleich im ungepimpten Zustand hast du nicht durchgeführt?

    Entspanntes Hören, Frank


    ] Vorhandensein von Musik - Zuhandensein von Klang [

  • Oder gibt es eine sonstige Erklärung für den geringen Wert von R1?

    Entweder falsch bestückt oder es gab vielleicht gerade keine 47k Widerstände (dann nimmt man halt, was gerade da ist) oder einfach falsch gedacht oder oder oder. Wird man wahrscheinlich niemals herausfinden.


    Toni

  • So, erste Messungen liegen vor:


    Frequenzgang des modifizierten Dynavox TC-20:


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    liegt alles im Bereich < 0,1 dB. Kann man gelten lassen.


    Zum Vergleich mein modifizierter EAR 834 Clone:

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    Noch eine Spur besser der EAR 845 Clone: RIAA Frequenzgang < 0,05 dB. Für eine Röhren RIAA nicht ganz üblich.


    Um das Impulsverhalten zu prüfen verwende ich bei einer RIAA einen 1kHz Sinus Burst als Eingangssignal. Als Ausgang kommt dann folgendes heraus:


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    Da kann man sich aussuchen, welches der TC-20 oder der EAR 834 Clone ist.


    Getrübt werden die Messergenisse des TC-20 aber durch die Störungen, die das beiliegende Netzteil produziert:


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    Bevor ich einen Hörtest mache, werde ich mir noch einen neuen 12V Akku bestellen (habe gerade feststellen müssen, dass meiner leider mausetot ist X( ), um eine saubere Spannungsversorgung zu haben. Dann kann man auch einen Enfluß auf den Klang beurteilen.

    Dauert noch.


    Toni

  • Bzgl. Schaltnetzteil hatte cw kleine Platinen mit Filtern nach einer Schaltung aus dem DIY Audio Forum. Vielleicht ist das ja eine Alternative.

    Entspanntes Hören, Frank


    ] Vorhandensein von Musik - Zuhandensein von Klang [

  • Hallo Toni,

    da ist ja mal eine tolle Aktion. Endlich einmal ein Vergleich, der nicht wieder Geräte im 4 stelligen €urobereich braucht.

    Ich bin ja schon gespannt wie sich der kleine Dynavox schlägt.

    Das könnte Evtl den einen oder anderen Einsteiger ermutigen,

    mit dem (gepimpten) Dynavox erste Schritte zu gehen.


    Grüsse Thomas :thumbup:

    Diverses Geraffel...

    Einmal editiert, zuletzt von Weller ()

  • Nach den ersten Hörtests ergibt sich für mich ein klares Ergebnis.

    Als Test LP verwende ich gerne die Santana 3 und zwar die Pressung von 1971 (aus England) und zum Vergleich die Pressung von 1982 (aus Holland). Die Unterschiede zwischen den Pressungen sollten mit beiden Phono PREs deutlich hörbar sein. Und das schaffen beide problemlos.

    Als nächstes kam Take Five von Dave Brubeck auf den Teller. Das erste nasale Atemholen vom Altsaxophonisten Paul Desmond mit dem leichten Pfeifgeräusch ist schon eine gewisse Herausforderung.

    Klarer Sieger ist bei meinem Vergleich der Dynavox TC-20. Die Bässe kommen deutlich knackiger und weniger verschwommen als vom EAR 834 Clone. Insgesamt spielt der TC-20 weniger verwaschen als der EAR und analytischer.

    Bis jetzt hat der TC-20 die Nase vorn.

    Mal sehen, ob andere Tonabnehmer das bestätigen werden, bisher habe ich mit dem Shure M105E getestet.


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    Toni

  • Hallo,


    interessant ist das ganze schon, aber der TC-20 taugt ja wohl erst nach einer Modifikation.


    Die Schaltung als solche ist ja recht übersichtlich.

    Das kann man sich schon mal selber auf Streifenraster zusammen basteln.

    Ich bin gespannt, wie die Sache ausgeht.

    Grüße

  • Im Baumarkt mit den drei Buchstaben, wobei der erste nach dem N kommt, gibt es einen 12V Blei-Gel Akku für unter 20€. Dieser Akku hat eine Kapazität von 4 Ah. Die Stromaufnahme des OPA2134 beträgt max. 10 mA, die LED wird mit ca. 3 mA betrieben; in Summe also 13 mA. Damit kann der TC-20 mit einem vollgeladenen Akku ca. 300 h betrieben werden. Natürlich nur theoretisch. Bei Dauerbetrieb sollte der Akku nach ca. 1 Woche dann nachgeladen werden.


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    Mal sehen, ob das klanglich was bringt.


    Insgesamt habe ich jetzt für diesen MM Phono Pre mit externem Akku ca. 60,-€ ausgegeben. Zugegeben, das Teil wird nicht den ersten Preis im Schönheitswettbewerb erreichen, aber es zählen hier doch mehr die inneren Werte.



    Toni

  • Moin,


    ja der Vergleich hat etwas, aber auch etwas nicht.


    Ich hatte zwei verschiedene Varianten der EAR zum Umbau, Aufrüsten mit drei Geräten hier.


    Die schmale Version (nahe am Original) ist von der Schaltung her anders als die breite Ausführung von ZeroZone gewesen. Die Unterschiede lagen in dem Cascode Eingang (FET) und im weniger kanalweise getrennten Netzteil. Ebenso war die Eingangsröhre im Anodenkreis etwas niederohmiger beschaltet. Die schmale Version ist auch etwas beengt, man muss genau aussuchen, was da an Bauteilen reingeht. Auch die Widerstände in Bauform 0207 sind mir nicht so geheuer.


    Klanglich habe ich immer die beiden, breiten Versionen, von ZeroZone der schmalen Version um Längen vorgezogen.


    Jetzt hat der Forumskollege SurferRosa eine breite und eine schmale, von mir umgebaute Version, im Einsatz. Evtl. gibt es da nochmal eine zweite Meinung.


    Ich möchte bemerken, ich hatte bei beiden Varianten stets der gleichen Ansatz verfolgt. Ich hatte stets die Koppelkondensatoren, das RIAA Netzwerk, und auf optimalen Bypass an der Versorgung und gute Elko's geachtet.


    Nur die zwei Breiten hatten einfach mehr los!


    Also was ich damit sagen will, die eine EAR ist nicht wie die andere.


    Trotzdem finde auch ich so einen Vergleich gut. Woher weis man denn sonst, wo man steht.


    LG Winnie.

    Einmal editiert, zuletzt von winvieh ()

  • Ein weiteres Teil ist eingetroffen: Der "Douk Audio T4 Plus" Phono MC/MM Preamplifier inklusive eingebauten Kopfhörer-Verstärker. Kostet in Summe weniger als 100€. Als Zubehör ist ein abgeschirmtes 3,5mm Klinke auf Cinch Kabel und ein 12V SNT beigelegt.

    Der T4 wird mit in den Vergleich aufgenommen. Damit ist also ein Halbleiter- ein Röhren- und ein Hybrid- Phono Amp im Rennen. Mal sehen wer gewinnt.


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    Da kein Schaltplan von dem Teil vorliegt, habe ich zuerst mal den Frequenzgang MM vermessen:


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    Mehr als 3dB Abfall bei 20Hz und fast 1dB Anhebung bei 20kHz. Zum Vergleich mit anderen Phonos ist der T4 so jedenfalls nicht zu gebrauchen.


    Also werde ich wohl erst mal den Schaltplan aufzeichnen und die RIAA Entzerrung optimieren müssen. Oder hat jemand den Schaltplan von dem T4 Plus?


    Wenn der Frequenzgang korrigiert und vermessen ist, werde ich weiter berichten.



    Toni

  • Der T4 Plus von Douk Audio hat 3 OPAMPS vom Typ NJM2068; einer für die MC Verstärkung und zwei für den RIAA Anteil. Die Umschaltung zwischen MC und MM erfolgt über einen CD4052.

    Die RIAA Entzerrung ist passiv. Der Frequenzgang ist trotz Zusammensetzung der Werte aus mehreren Bauteilen nicht optimal:

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    Die optimierten Werte sind in Klammern angegeben. Damit ergibt sich theoretisch ein Frequengang von kleiner +/- 0,1dB.


    Nach der RIAA Entzerrung folgt die Röhre 5654 (made in USA). Die 5654 ist eine Pentode, die für HF Verstärkung vorgesehen ist. Im T4 ist sie als Triode geschaltet und wird als Kathodenfolger verwendet, verstärkt also nicht. Die Betriebsspannungen für die 5654 sind +12V für die Anode, -12V gehen über einen Widerstand von 10k an die Kathode. Der Anodenstrom beträgt ca. 1mA.


    Nach der 5654 folgt ein NE5532 zur Lautstärkeeinstellung und zwei NE5532 für den Kopfhörerverstärker.


    Die Betriebsspannung beträgt +12V und wird von einem externen SNT (Wandwarze) geliefert. Die -12V werden im T4 mit einem SNT erzeugt und dienen für alle OPs und die Röhre als negative Betriebsspannung.




    Toni

  • Mal ein paar Messungen an den modifizierten Phonos:


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    Die Messungen erfolgten jeweils mit den beiliegenden Original Netzteilen und mit einem 12V Akku.

    Die RIAA Entzerrung wurde bei allen drei Phonos wegen Vergleichbarkeit auf kleiner ± 0,2 dB optimiert.

    Für die Messungen der Fremd- und Geräuschspannungsabstände wurden hochwertige RG223 Kabel verwendet. Mit normalen, auch hochwertigen und vergoldeten Cinch Beipackkabeln waren die Werte teilweise deutlich schlechter.



    Toni

    Einmal editiert, zuletzt von Toni31 ()

  • Hat schon ein Klangvergleich stattgefunden? Und wenn ja, wie ist der persönliche Eindruck?


    Wäre sehr interessiert, und vielen Dank für die Frequenzgangdarstellungen, die helfen weiter, v.a. im Falle des Douk, der mich interessiert.