Bauformen von Spulen in Frequenzweichen

  • Hallo,



    es soll hier natürlich um die klanglichen Auswirkungen unterschiedlicher Bauformen von Luftspulen in Frequenzweichen gehen.

    Auslöser für diese Betrachtung war mal wieder ein Experiment mit meiner kleinen IMF Compact II und zwar im Speziellen mit der Spule, die dort als einzigstes Bauteil als Tiefpass des TMT dient. Zusammen mit dem F-Gang des Treibers ergibt sich eine deutlich steilere Flanke, was bei dem kleinen LS prima funktioniert.


    imf compact II.jpg


    Da ich einige "alternative Hochtonzweige" getestet hatte, wurden in diesem Rahmen auch verschiedene Spulen für den TMT getestet.


    024.jpg


    Wir sehen hier links die originale Spule mit einem ca. 0,6 mm Draht auf 40 mm Länge und einen Pertinax Kern von 15 mm gewickelt.

    Interresant ist in meinem Vergleich die rechte Spule mit gleicher Induktivität, 1mm Draht und der heute allgemein üblichen Bauform.


    Ich war es bislang aus meiner 35 jährigen Bastelkarriere gewohnt, daß eine Spule mit dickerem Draht für einen etwas strafferen Bass sorgt bzw. daß es mit einem dünneren Draht etwas voluminöser klingen sollte.


    Da ein solcher TMT im Zweiwegerich auch noch richtig weit hoch spielt (Trennfrequenz etwa 3500 Hz), nimmt das Bauteil natürlich auch Einfluß auf den Mittelton und unteren Hochtonbereich.


    Der Vergleich dieser beiden Spulen ergab etwas anderes als erwartet: Von der Spule mit dem dickeren Draht erhoffte ich mir einen "besseren Mittelton" (allein wegen des geringeren Widerstands), was auch meßbar so war und einen strafferen Bass - dieser wurde jedoch eher noch etwas unschärfer und voluminöser.


    Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe ich mir bei Audio Tschntscher ein paar Spulen bestellt, die - wie die Originale - eher zylindrisch gewickelt werden.


    Bis die Teile hier ankommen, würden mich aber eure Erfahrungen zum Thema interessieren. Habt ihr irgendwelche klanglichen Signaturen bzgl. der Bauform erkennen können oder sonstige Erfahrungen in dieser Richtung gemacht? Warum haben viele alte Engländer diese länglichen Spulen und warum bietet der aktuelle Markt nur noch die flachere Bauform? Fertigungstechnischer Vorteil oder durch klangliche Eigenheiten begründet?


    Grüssle Henner

    3 Mal editiert, zuletzt von defektzero ()

  • Hallo Henner,


    laut dem Weichenplan ist L1 ein 0,8mH Wert. - Warum vergleichst Du denn die rechte Spule vom Foto mit 1,0mH ? Läge da nicht 0,82mH näher dran?


    Wenn man Bass-Spulen mit gleicher Induktivität aber unterschiedlichem Rdc vergleicht, sollte man beachten, daß man damit das Qe und schliesslich auch Qts des Bass-Chassis beeinflusst. Das kann je nach Gehäuse-Abstimmung das Ergebnis auch negativ beeinflussen.


    Ich habe mal in meinen 2-Wege diy LS eine 0,82 IT Luftspule gegen eine entsprechende IT Bandspule ersetzt. Mir ist kein großer Unterschied aufgefallen; habe allerdings auch nicht mehr hin/her gewechselt.


    Gruss,

    Dieter

    "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen... ", Colonel Kilgore alias Robert Duvall, aus "Apocalypse Now", Francis Ford Coppola, USA 1979.


    Da LiTe is out 4ever - please stand by! ;)F.A.T. BESTELLTHREAD

  • Moin Henner,


    was oft nicht ausfreichend beachtet wird, ist das durch die Spule erzeugte Feld.


    Hier genau geht es um die Ausrichtung, ggf. auch die Koppelung mit anderen Bauelementen in der Weiche.


    Oben links, auf deinem Bild, eine Spule mit Feld waagerecht zum Einbau,


    Oben rechts, eine Spule derern Feld senkrecht zum Einbau ist.


    Die gleiche Induktivität kann also eine andere Ausrichtung haben.


    Das wird bei einer kleinen Weiche wohl meist sehr gutartig sein, aber bei 3 Wege und 12 dB oder mehr Flankensteilheit, da koppeln die muter gegenseitig in sich rein...


    LG Winnie.

  • Warum vergleichst Du denn die rechte Spule vom Foto mit 1,0mH ?

    Hab ich natürlich auf den passenden Wert abgewickelt - hätte ich auch hinschreiben können ;) Ich hatte eigentlich vorrausgesetzt, daß man mir das zutraut...

    Die gleiche Induktivität kann also eine andere Ausrichtung haben.

    Grundsätzlich achte ich darauf, daß die Spulen bzgl. der Längsachse immer 90° zueinander haben, so daß sie sich nicht erheblich beeinflussen dürften.


    Das sind aber alles Nebenschauplätze - mich würden eher Erfahrungen bzgl. meiner Fragestellung interessieren.


    Grüssle Henner

  • Yeah, ein Metallbauer kann Draht abwickeln. Sollte passen.


    Sorry, trägt nicht wirklich was bei.

    Bei besseren Boxen werden oft Bandspulen benutzt. Die sind teurer.
    Irgendwas muss da dran sein.
    https://www.lowbeats.de/site/w…equenzweiche-1024x683.jpg
    Das sind meine Boxen. Eine Mischung. Ich weiß nicht, welche Spule in welchem Zweig ist. Sind Dreiwegeboxen.

    Entspanntes Hören, Frank


    ] Vorhandensein von Musik - Zuhandensein von Klang [

  • Hallo, Henner,


    mich irritiert ein wenig der Schaltplan. Wenn der Hochtöner mit 12 dB

    angekoppelt wird (Kondensator, Spule), sollte er eigentlich gegenüber

    dem Tiefton-Chassis (hier mit 6 dB) verpolt werden.

    Nicht generell, das solltest du aber mal probieren.

    Meine Erfahrungen sind mit (beide) 6 dB positiver, solange das mit

    den Frequenzgängen der Einzelchassis möglich ist. Dann ist die Polung

    bei beiden Chassis gleich.


    Die klangliche Beeinflussung (Spulen in Serie:dünnerer Draht=QT wird

    größer=Bass etwas schwammiger, dickerer Draht= Bass wird präziser)

    kenne ich in dieser Auswirkung. Alles aber nur in kleiner Dosis.

    Freundlichen Gruß:)

  • sorry, das war mal wieder zu voreilig. Ich kenne ja die Chassis nicht,

    natürlich auch nicht Frequenz-, Impedanz- und Phasengang.

    Unter Umständen ist das schon mit der Polung in Ordnung, bei

    manchen Kombinationen von Chassis kann das so auch vorteilhaft sein.


    Beste Grüße, und pardon für den SchnellschussX/

  • Unter Umständen ist das schon mit der Polung in Ordnung,

    Dann kann Irving M. Fried ja in seinem kühlen Grab beruhigt entspannen, wenn eines seiner Top-Seller Lautsprechermodelle unter Umständen richtig verdrahtet wurde.


    In der Tat bin ich bei diesem Lautsprecher, dessen Performance ich mal herausragend und mal hinreißend finde, noch nicht auf die Idee gekommen, Ausschau nach derart rudimentären Fehlern zu halten... ;)


    Das sind aber alles Nebenschauplätze - mich würden eher Erfahrungen bzgl. meiner Fragestellung interessieren.

  • Warum nicht ? Muss man dazu studiert haben ?

    Gruß

    Ralf

  • Nein, natürlich muss man nicht studiert haben um Draht abzuwicklen.

    Als Metallbauer, Schlosser oder so was ist man den Umgang mit Metall gewohnt.
    Das wollte ich andeuten.

    Entspanntes Hören, Frank


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  • Wenn man Bass-Spulen mit gleicher Induktivität aber unterschiedlichem Rdc vergleicht, sollte man beachten, daß man damit das Qe und schliesslich auch Qts des Bass-Chassis beeinflusst. Das kann je nach Gehäuse-Abstimmung das Ergebnis auch negativ beeinflussen.

    Das ist genau der springende Punkt. Wer mal ein bischen mit LSP-CAD gespielt hat, der weiß, daß sich da nicht nur die Eckfrequenz und der Übergang vom Durchlaß- in den Sperrbereich ein wenig verändert. Da verändern sich auch andere Dinge wie die Membranauslenkung, Gruppenlaufzeit und die Impulsantwort! Und letztere kann sich je nach Konstellation sogar gewaltig verändern! Ein subjektiv "schlanker" Baß kann schlichtweg nur die Folge eines miserablen Einschwingverhaltens sein...


    Gruß

    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • Nun - wir werden, wenn die bestellten Spulen hier ankommen, 2 Exemplare mit etwa gleichem Rdc vergleichen, die auch die gleiche Induktivität haben und sich nur in der Bauform wesentlich unterscheiden.

    Betrachtungen zu Letzterer sind übrigens auch das Thema des Fadens.

    Warum nicht ? Muss man dazu studiert haben ?

    Der Frank gehört zu den freundlichen Mitstreitern hier - ein bisserl Akademikergenörgel sei ihm daher verziehen ;)


    Grüssle Henner

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  • Ist denn der ohmsche Widerstand bei allen Spulen gleich?

    In meinem letzten Frequenzweichenbauprojekt habe ich abgesehen von der Tieftonspule(Trafokernspule)nur Flachbandspulen genutzt. Klang völlig in Ordnung, ich habe aber auch nicht verglichen sondern bin einfach in die Vollen gegangen. Kann also gut sein, daß es sich mit normalen Luftspulen genauso gut angehört hätte.


    P.S. Was ich nicht verstehe ist die Aufteilung in C1+C2. Die beiden Kondensatoren machen doch genau den gleichen Job, ein Kondensator mit den addierten Werten würde es doch genauso tun.

  • ein Kondensator mit den addierten Werten würde es doch genauso tun.

    Bedenke, daß der Lautsprecher ca. 45 Jahre alt ist - damals waren Elkos Standard und für die angepeilten klanglichen Qualitäten ungeeignet.

    Heute sieht man diese Lösung seltener, aber dennoch ist diese Methode bei einer liebevollen Abstimmung immer noch hilfreich...


    Ist denn der ohmsche Widerstand bei allen Spulen gleich?

    Schau dir doch mal einen Katalog mit Spulen an. Bei Rundraht-Luftspulen gleicher Induktivität scheint der Gleichstromwiderstand einigermaßen gleich zu sein, auch unabhängig von der Bauform.


    Eine Flachbandspule hat zumindest nach den Exemplaren in meinem Fundus bei gleichem Querschnitt einen ca. 15 % kleineren Widerstand...

  • Dann würde ich, zumindest probeweise, mal einen großen Folienkondensator mit den addierten Werten testen.

    Das habe ich getan mit etwa 30 verschiedenen Varianten sowohl mit als auch ohne Bypass.

    Es gibt einen ausführlichen Faden dazu. Spezielle Low Loss Elkos (von Falcon Acoustics vertrieben) mit Bypass gefallen mir von der resultierenden Abstimmung her am besten.


    Ist aber tatsächlich:

    :off:

  • Moin,


    Ich habe an meinen Lautsprechern auch geändert. Meist war die Kombi Elko mit kleinerer Folie parallel besser als nur mit einer großen Folie.


    Der Kondensator in Serie mit dem Hochtöner, da sollte kein Elko rein, aber der parallel zum Tieftöner, da eine Kombi fein.


    Hier ist es aber schlecht gemacht, oder aber die Elko's waren früher besser.


    Tauscht man die Kombi in eine Folie um, gleicher Wert, so kann es gut sein, das das einem lauter erscheint und man einen Widerstand braucht.


    LG Winnie.

  • Hier ist es aber schlecht gemacht, oder aber die Elko's waren früher besser.

    Ach, das sind auch Vorurteile. Unumstößlich richtig ist, daß Folien grundsätzlich in vielen Belangen die bessere Performance bieten - es ist aber auch richtig, daß viele meiner antiken Lieblings-LS mit Elkos im Hochtonzweig ausgestattet sind und zwar ohne Bypass!

    Man sitzt dann dann danvor und denkt sich so ... das letzte Quäntchen Auflösung fehlt, aber was für eine eine sensationelle Abstimmung. Früher wurden Lautsprecher noch zu Ende entwickelt und grade bei IMF wußte man, was man tat ;)


    Tatsächlich waren damals die Elkos nicht sooo schlecht...


    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/132638/

  • Früher wurden Lautsprecher noch zu Ende entwickelt und grade bei IMF wußte man, was man tat

    Wohl wahr.


    Ist zwar eine andere Baustelle, aber ich war mal sehr befremdet, zu lesen, wie viele Sektoren bei einem CD - Player fehlerhaft gelesen werden.


    Das legt dann nahe, das sich die klanglichen Unterschiede im Bereich der Fehlerkorrektur abspielen.


    Das war zu Zeiten, als die LP Abtastung geplant und relisiert wurde ganz anders.


    Aber ich will die neue Zeit auch nicht missen.


    LG Winnie.