Röhrenverstärker wird kratzig bei höherer Leistung

  • Servus Community,


    Vorgeschichte: Ich habe einen Röhrenvollverstärker (Cayin A88T Mk2) und der macht mir in letzter Zeit ein paar Probleme. Angefangen hat alles vor ca. zwei Monaten, als mir eine der KT88 Röhren (Sovtek) in einer Supernova durchgebrannt ist. Ich habe mir dann einen neuen Satz BTB S4A Röhren besorgt und erst mal vogelwilde Bias Korrekturen durchführen müssen (Der Cayin hat die Bias Potis außen am Gehäuse und ein eingebautes Amperemeter), was dann aber schon gegangen ist und auch stabil geblieben ist. Der Bias am Sockel der zuvor durchgebrannten Röhre ist jedoch kurz vorm Anschlag und kann nicht mehr weiter nach oben geregelt werden, passt aber noch. Nach dem Röhrenwechsel ist beim Einschalten kurz der rechte Kanal komplett ausgefallen, nach dem Aus- und wieder Einschalten war das Problem dann weg. Die Röhre ist jedoch im (edit:) linken Kanal durchgebrannt.


    Probleme: Das Problem, welches ich jetzt habe ist schnell erklärt. Im unteren Pegelbereich klingt der Verstärker wie man ihn kennt. Schön rund, vollmundig und warm ums Herz. Bei höheren Pegeln fängt er jedoch im Mittel- und Hochtonbereich an zu kratzen und klingt gar fürchterlich. Das habe ich bei allen Eingabequellen und auch bei einem Gerät, welches an einem separaten Vorverstärker angeschlossen ist und am Cayin am Pre-Amp Eingang angeschlossen ist. Der angeschlossene Lautsprecher ist ein Yamaha NS1000M und kann als Problem auch nicht ausgeschlossen werden, halte ich jedoch wegen der Vorgeschichte für unwahrscheinlich.


    Mein Verdacht: Der Cayin hat eine Gegentaktschaltung im Class AB Betrieb. Das bedeutet wohl, dass bei niedriger Leistung eine reine Class A Schaltung zum Einsatz kommt. Ich weiß nicht wie das dann konkret umgesetzt wird, also ob das dann auch eine SE Schaltung mit nur einer Röhre ist oder ob da andere Tricks angewendet werden. Fakt ist jedenfalls, dass das noch zu funktionieren scheint. Wird dann mehr Leistung abgerufen und der Verstärker schaltet in den Push Pull Betrieb, scheint er in die Probleme zu laufen, die ich dann hören kann. Meine technische Kompetenz basiert aber eher auf ein paar Artikel und Youtube Videos über Röhrenschaltungen. Mein Geld verdiene ich nicht damit.


    Meine Frage: Was kann dieses Problem auslösen? Liege ich da mit dem grundsätzlichen Verständnis über die Arbeitsweise meines Verstärkers richtig? Welcher Befund ist für euch am wahrscheinlichsten?


    Randnotizen: Da mir die BTB Röhren klanglich nicht so gut gefallen haben, habe ich mir noch zusätzlich ein neues gematchtes Quartett der Sovtek Röhren geholt. Eine einzelne Röhre die zu den verbliebenen drei gepasst hätte, hat der Händler meines Vertrauens keine gefunden. Die Russen könnten sich auch zu einer Rarität entwickeln und klangen bislang wirklich am besten. Wenn jemand beide Röhren kennt, welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Wie würdet ihr die Unterschiede beschreiben? Ich habe am Mittwoch einen Termin in einer Werkstatt in Regensburg und werde den Glaskolbenmeister auch bitten, einige Vorschläge bezüglich sinnvolles und bezahlbares Tuning zu machen. Wenn er schon mal mit geöffneten Brustkorb daliegt. Kennt jemand den Verstärker, hat da schon mal jemand Bauteile gewechselt, welche Ergebnisse kamen dabei raus und was hat das gekostet?


    Thx & Bye Tom

    Einmal editiert, zuletzt von pronto ()

  • Würde ich mal vom Fachmann durchchecken lassen.


    Meine EAR 549 haben sich damals ähnlich verhalten. Hatten dann enorm viel Klirr, wenn etwas mehr als ein paar Watt abgerufen würden.


    Ich weiß aber nicht mehr genau was da dran war, zum Glück nix großes.


    LG


    Mario

  • So, wie Du es beschreibst, liegt es eventuell am Bias. Dreh doch mal dran, während er spielt und zerrt.

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
    hat von nix 'ne Ahnung - kann aber alles erklären. ^^
    Ist Realist und plant Wunder
    ;)

  • ...Der Bias am Sockel der zuvor durchgebrannten Röhre ist jedoch kurz vorm Anschlag und kann nicht mehr weiter nach oben geregelt werden,

    Hallo Tom,

    das kann ein Hinweis auf Gitterstrom sein: die KT88 sollte keinen größeren Gitterableitwiderstand als 100 kΩ haben. Kannst Du Die Spannung zwischen Pin 5 und Pin 8 der KT88 mit einem hochohmigen Voltmeter messen (ohne Signal)?

    Gruß Andreas

  • Der Bias am Sockel der zuvor durchgebrannten Röhre ist jedoch kurz vorm Anschlag und kann nicht mehr weiter nach oben geregelt werden, passt aber noch

    Hallo Tom,


    das könnte darauf hindeuten, daß irgend ein Bauteil durch die "Supernova" seinen Wert verändert hat - sprich teildefekt ist. Du solltest Innen nachschauen/nachschauen lassen. Oft kann man optisch an Schmauchspuren einen Defekt erkennen.


    Gruß Björn

    AAA-Mitglied

  • Servus Community,


    Der Bias am Sockel der zuvor durchgebrannten Röhre ist jedoch kurz vorm Anschlag und kann nicht mehr weiter nach oben geregelt werden, passt aber noch.


    Wenn sich dieselbe Röhre an anderer Position einwandfrei einstellen lässt , stimmt doch in der Schaltung was nicht mehr :/ .

    MfG , Alexander .

    EMT 927 mit Ortofon und DL 103 / SPU, EMT 948 , EMT 938 , 1 x TD 124 , Transrotor AC , RIAA - VV mit D3a , V 73 , V 81 , V 69 in TFK O 85 , Eintakt mit RE 604 und E406N , VOTT , Eckmiller O 15 , MTA Endstufe nach Frank Blöhbaum , TFK M 12a , R+S EU 6201 mit MSDC , EBU 3137/3 mit TAB USDC und ca . 8000 Röhren zum Basteln...und zum Messen ein UPL von Rohde + Schwarz

  • Hallo Tom,


    das könnte darauf hindeuten, daß irgend ein Bauteil durch die "Supernova" seinen Wert verändert hat - sprich teildefekt ist. Du solltest Innen nachschauen/nachschauen lassen. Oft kann man optisch an Schmauchspuren einen Defekt erkennen.


    Gruß Björn

    Ja, das wird am Mittwoch erledigt.


    Ich muss die zitierte Aussage aber ein wenig korrigieren, weil sich doch alle bislang auf diesen Punkt beziehen. Es ist nicht der Bias selbst, der kurz vor Anschlag steht, sondern der Poti zum Einstellen des Bias. Der Bias der Röhre selbst hat sich noch in den Normbereich regeln lassen, zumindest laut dem eingebauten Amperemeter. Das noch für das Protokoll.


    Aber das wird deine Aussage vermutlich nicht wesentlich beeinflussen und diesen Verdacht (Mit dem Teildefekt) hatte ich auch schon, zumal man oben am Sockel auch schon leichte Verfärbungen durch Hitze erkennen kann.


    Thx & Bye Tom

  • Wenn sich dieselbe Röhre an anderer Position einwandfrei einstellen lässt , stimmt doch in der Schaltung was nicht mehr :/ .

    MfG , Alexander .

    Die Röhren durchgetauscht habe ich noch nicht. Ich dachte zwar mal daran die anderen Sovteks zu testen, hatte aber Angst unter Umständen in beiden Sätzen eine Röhre zu beschädigen. Aber ich könnte tatsächlich die BTBs mal durchtauschen...


    Thx & Bye Tom

  • Hallo Tom,


    sind die Verfärbungen am Sockel oder an der Röhrenfassung?

    Deine Mutmaßungen über die Schaltungsauslegungen sind recht ungewöhnlich,AB-Betrieb ist im Regelfall Gegentaktbetrieb. Ein Röhrenverstärker, der zwischen SE und Gegentakt läuft, ist mir noch nicht untergekommen- entweder oder!

    Eventuell ist der Ruhestrom(Bias) zu hoch eingestellt.

    In jedem Fall sollte das Gerät nach sichtbaren Bauteilschäden untersucht werden.

    Im Zweifelsfall würde ich das von jemandem machen lassen, der sich damit auskennt!


    Gruß

    Erhard

  • Die Verfärbungen sind am Sockel, also da wo die Röhre reingesteckt wird. Einen Termin bei einem Fachmann habe ich schon ausgemacht, ich bringe denen am Mittwoch den Verstärker, damit die ihn sich genau anschauen können. Aufschrauben sollen den die, die sich damit auskennen.


    Was die AB Schaltung betrifft habe ich das irgendwie so abgespeichert, dass bei höhrere Leistung umgeschaltet wird. Kann es sein, dass dann auf Class B umgeschaltet wird? Wie dem auch sei, ich habe im Grunde davon keine Ahnung wie das funktioniert aber hatte mir irgendwie eine Erklärung dafür schöngeredet...


    Thx & Bye Tom

  • Also an der Fassung, nicht am Sockel!

    Das lässt auf mögliche Bauteilschäden im Bereich Der Fassung schließen.

    Bei Gegentaktern und SE sind völlig andere Schaltungen erforderlich-der Übertrager ist dann auch völlig anders dimensioniert. Da solltest Du vielleicht noch einmal nachlesen.

    Versuche erst einmal mögliche Defekte zu finden!

    Eigene Erfahrungen sind halt unbezahlbar, aber oft auch sehr kostenintensiv.


    Viel Erfolg wünscht Dir

    Erhard

  • Da solltest Du vielleicht noch einmal nachlesen.

    Versuche erst einmal mögliche Defekte zu finden!

    Eigene Erfahrungen sind halt unbezahlbar, aber oft auch sehr kostenintensiv.

    Ich habe mir aus diesem Analass für diesen Winter als Scheisswetter-Projekt ein Franzis Experimentierkit "Röhrenradio zum Selberbauen"[1] besorgt :/ und wenn ich das hinbekomme, gibts für relativ kleines Geld (alle Zweistellig) noch einige Baukästen mehr zB [2], mit denen man verschiedene Schaltungen ausprobieren kann. Dann kommen hoffentlich keine so unqualifizierten Aussagen mehr... :sorry:

    [1] https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1048698715

    [2] https://www.ak-modul-bus.de/st…roehrentechnik_rt100.html

  • Ich hatte einmal eine Fassung mit „Schmauchspuren“, obwohl die Bauteile okay waren. Der Wechsel dieses Teils war trotz direkter Verdrahtung kein Vergnügen.

    Solch ein Defekt ist aber wohl seltener.

    Gruß

    Erhard