Die „richtige“ Aufstellung von HiFi Geräten ist so eine Sache. Ähnlich wie das Auf-und Ab der Hosenlänge in der Bekleidungsbranche, scheint es dort immer wiederkehrende Trends und Moden zu geben.
So erinnere ich mich daran vor vielen Jahren dem Massetrend gefolgt zu sein und mit diversen selbstgebauten „Sandkisten“ meine Laufwerke und Verstärker platziert zu haben. Viel hilft viel, war das Motto. Einher ging die Hoffnung das solche Konstrukte sich Prinzip bedingt nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Das ganze Gegenteil waren später dann massearme Konzepte wie die beliebten, filigranen britischen Laufwerktische oder die deutschen Finite Elemente Spider Racks. Dort war Trumpf das sich diese Gebilde halt kaum in Schwingung versetzen lassen und, Geräte darauf, so unter klangverschlechternde Resonanzen gar nicht erst zu leiden haben.
Im Gegensatz zu optischen Geschmacksmustern in der Mode hoffen wir Klangfreunde natürlich irgendwie die Bodenhaftung der Physik nicht zu verlieren.
Deswegen war beiden Lösungsansätzen stets gemein das es darum ging die durch den Betrieb der Lautsprecher entstehenden Luftschwingungen möglichst wenig aufs Gerätegehäuse wirken zu lassen. Weil schwingende Gehäuse, mal mehr bei Plattenspielern, mal weniger bei Verstärkern, ihrer Mechanik und Elektronik keine optimalen Arbeitsbedingungen liefern.
So weit so gut, das Weltbild passte.
Komisch wurde es vor ein paar Jahren in meiner Welt als ich eine digitale Kopfhöreranlage aufbaute. Da war es ja egal auf welchem Rack Streamer und Verstärker platziert werden, dachte ich, und packte beides auf simple Möbelhaus Bambus Hocker.
Nun hat sich im Laufe von über 40 Jahren HiFi Reise einiges an Unterstellern angesammelt und irgendwann fängt man doch an, das ein- oder andere Teil auszuprobieren. So wanderten nach und nach Spikes, Holzscheiben, Corian Plättchen und auch Sylomer Dämpfer unter die Geräte und Gewichte wie die allseits bekannten Türstopper aus dem Baumarkt auf die Geräte. Und tatsächlich, zu meinem großen Erstaunen hörte ich klar vernehmbare Auswirkungen auf das Klangbild im hochauflösenden Hifiman Kopfhörer Elektrostaten!
Und das obwohl keine Luftschwingungen die betriebene Elektronik beeinflussen konnte!
Einzige Erklärung für mich war die Möglichkeit das interne Schwingungen der betriebenen Elektronik Einfluss auf die Leistung der Geräte hat. Das erklärte auch die unterschiedliche Klangperformance von Geräten, wenn sie mit oder ohne Gehäusedeckel betrieben wurde. War mir bei Wartungsarbeiten/Funktionskontrollen aufgefallen und ließ sich selbst bei kleinen, preiswerten Vollverstärkern spielend vorführen. (Der Effekt von Schirmung, bzw. Nicht Schirmung von den Geräten mal Außen vor gelassen).
Vor kurzem lese ich nun die ein oder andere kontroverse Diskussion im Forum über die Gehäusedämpfer von unserem Forumsmitglied Josef aka NATURALIX . Das Prinzip der Beruhigung schwingender Gehäuse ist mir aufgrund der beschriebenen Erfahrung nachvollziehbar klar. Josefs Edelstahlgewichte mögen schöner sein als meine Baumarkt Türstopper, ich verorte Ihre Wirkung aber trotzdem in derselben Physik Schublade. Ist schwer, verhindert Schwingung. Punkt.
Ein Info Telefon Gespräch mit Josef verschiebt meine Meinung in Richtung: Lass es. Ich gestehe das die Erklärungsmodelle von Josef mich abschrecken. Zu sehr klingt das Ganze, sorry Josef, nach „zurechtgebogener Laienphysik“. Da fliegen die Phononen durch die Theorie und Praxis das ich nicht mehr mitkomme. Nein, das ist nicht meine Welt, da sehe ich subjektiv die Grenze zur „Esoterik“ überschritten.
Josef ist hartnäckig und so trifft ein sogenannter 3D Absorber in 102mm Höhe und 107mm Breite bei mir ein. Ein sauber verarbeitetes Edelstahlgehäuse mit 2.613 Gramm Gewicht. Oben und unten verschraubt ist die Röhre und gefüllt mit Zitat Josef: „gestaffelten Einlagen aus unterschiedlich reibendem Material welche Schwingungen in Wärme umwandeln“.
Ja Kollege, denke ich mir. Da wollen wir doch mal sehen. Ich baue mir einen exakt gleich schweren Versuchsklumpen aus zwei Türstoppern plus Maschinenschrauben zusammen und starte den Hörvergleich.
Auf meinem Sirius Röhren DAC bietet sich Platz und ich halte das Gerät aufgrund der Verwendung Schwingung empfindlicher Bauteile für einen prima Testkandidaten.
Meine Türstopper Konstrukt ist mit einiger Mühe vom Betrieb ohne Gewicht klanglich zu unterscheiden. Ich höre (mit entsprechender Erwartungshaltung) eine leichte Auflösungsverbesserung. Gerne nehme ich in dem Falle sehr gut aufgenommene Live Stücke und achte dabei verstärkt auf die kleinen Details. Beispielsweise das grandiose Chet Baker Album „My Foolish Heart“, Stück „Girl Talk“. Die kleinen Klangfitzelchen des Publikums oder auch die gesprochenen Kommentare der Bandmitglieder sind feine Indikatoren dafür. Versteht man die Kommentare, wo sind die Schallereignisse lokalisiert, etc...
Das gleiche nun mit dem 3D Absorber von Josef. Ich grinse beim Austausch in mich hinein. Erwarte ich doch nichts.
Weit gefehlt. Verdammte Axt, es klingt anders. Stimmt die Positionierung? Oder habe ich den Absorber an anderer Stelle platziert und somit das Ergebnis verfälscht? Nein, alles gleich.
Ich wechsele hin und her. Das kann doch nicht…
Andere Musik. Milt Jackson, „Montreux 77“. Das Stück „Slippery“.
Wie titelte der Deutschlandfunk: „Der anheimelnde Klang von Metall, wenn sanft angeschlagene Metallplatten auf Resonanzröhren liegen“.
Herrlich wie Milt die Töne in den Raum schießt! Jetzt wird es die Probe aufs Exempel! Tatsächlich klingt der 3D Absorber nun deutlich anders als mein Türstopper Gewicht. Faszinierender Weise nicht heller und höher aufgelöst, sondern einen Tick runder und wärmer. Die Aggressivität welche mir sonst so gut an dem Stück gefällt ist leicht gebremst. Ist das schlechter? Nein, es ist sauberer und deswegen etwas ruhiger. Spannend. Ich habe Ketten gehört in den mit geschirmten Kabeln HF Einstreuungen entfernt wurden. Die klingen dann manchmal aufs erste Reinhören weniger räumlich, aber exakter. Der entfernte Schmutz verschliff den Klang. Andere Ursache, ähnliche Klangwirkung hier.
Ein letztes Klangbeispiel um die Frage zu beantworten ob der 3D Absorber nun wirklich in meiner Kette einen Vorteil bringt, oder es mal so mal so ist.
Melanie de Biasio, Album „No Deal”. Stück “With All My Love”.
Hier ist es eindeutig wie perfekt der Name 3D Absorber gewählt ist. Zu frappierend ist der Zuwachs an stabiler räumlicher Fokussierung der Schallereignisse. Das klingt in keiner Weise künstlich aufgeblasen, das ist eine Wiedergabe wie ich sie in meinem Raum so noch nie gehört habe. Fest, klar, sauber, von einer atemberaubenden inneren Dynamik.
Mist. Ich habe den 3D Absorber gekauft. Und bezahlt, falls da die üblichen Verdächtigen Zweifel hegen…
Abschließend kann ich für mich sagen, dass dieses Teil mich von der Wirkung überzeugt hat. Die Erklärungsmodelle des Herstellers überzeugen mich nicht. Aber ich will ja auch nicht Josefs Freund werden, sondern best möglich bei mir Musik hören. Und das klappt mit dem 3D Absorber sehr gut.
Ob Euch das auch so geht? Keine Ahnung. Wie heißt es so schön „Probierts es, dann spürts ihrs!“
Liebe Grüße,
Rainer