70s reissues (Impulse green bullseye, Blue Note UA....) schlecht??

  • Hallo,


    zunächst mal möchte ich sagen, dass ich mit den generellen Unterschieden zwischen Schallplatten und auch unterschiedlichen Auflagen ein und desselben Albums recht vertraut bin und selber z.T. auch verschiedene Auflagen einiger Alben besitze. Als ich vor über 10 Jahren langsam in den Jazz eingestiegen bin, habe ich mir als Freund alter Pressungen einige Reissues aus den 70ern geholt, vor allem die United Artists-Nachpressungen von Blue Note und die grünen "bullseye label"-Nachpressungen von Impulse. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich mich gefreut habe, als ich z.B. top erhaltene Exemplare von "A love supreme" etc. erhalten habe und war damals schon immer wieder verwundert, wie schlecht über diese Pressungen z.B. im Steve Hoffman-Forum oder auf LondonJazzCollector gesprochen wurde. Klar, vor allem die grünen Impulse sind selten (oder gar nie?) Van Gelder-gestempelt und das Vinyl ist auch merklich dünner als bei den älteren Pressungen. Davon mal abgesehen muss ich aber sagen, dass ich über keinerlei allgemeine Probleme mit diesen Pressungen berichten kann. Die Van Gelder-gestempelten Blue NOte UA - von denen es einige gibt - könnte ich auf jeden Fall rein klanglich nicht von einer älteren Pressung unterscheiden. Und auch die nicht vom Meister geschnittenen Pressungen klingen mehr als ordentlich. HAbe mir gestern Abend z.B. mal wieder dieses Exemplar von "The Black Saint And The..." angehört (https://www.discogs.com/releas…Saint-And-The-Sinner-Lady) und bin der Ansicht, dass das ne ziemlich gut klingende Platte ist - ohne jegliche PRessfehler - und dass eine ältere Pressung nicht viel besser klingen kann. Klar, die "magischen" übersteurterten Becken vom Meister und so, aber ist ja irgendwie auch fast schon Geschmackssache.

    Oder übersehe ich da irgendwas?

  • Es kommt halt immer auf den Einzelfall an. Will man lieber eine Love Supreme Erstpressung in Stereo mit permanentem Netzbrummen im Hintergrund für 500 Euro oder eine 75er US, für 45 Euro, die ziemlich ähnlich klingt, aber das Brummen nicht mehr hat? Dafür fehlt der Pressung natürlich jegliches Prestige.


    Es gibt auch andere Fälle, in denen die Quelle zwischen 60ern und 70ern gewechselt hat. Das kann einigermaßen gut gehen, muss es aber nicht. Und oftmals ist es in den 70ern noch das alte Band oder zumindest eine sehr frühe Kopie.


    Originale sind eine schöne Sache, aber bei den teils extrem abgehobenen Preisen und in den Fällen, in denen gut klingende 70er Jahre Versionen verfügbar sind, kann man sich schon fragen, ob es das - aus musikalischer Sicht - wert ist. Leider gibt es da kein Nachschlagewerk, welches die Pressungen objektiv bewertet. Da hilft nur ausprobieren oder den Vorgaben der elitären Sammler folgen - auf Nummer sicher gehen sozusagen und nur Originale und „abgesegnete“ Ausgaben kaufen.


    Ich habe Freunde, die kaufen auch von modernen Scheiben nur Erstpressungen, teils für richtig Geld. Dabei kommen die alle aus der digitalen Retorte.

  • IMPULSE:

    Das beste Preis/Leistungsverhältnis bieten hier m.E die japanischen Veröffentlichungen. Sauber, ohne Rauschen, druckvoll mit viel Detailtreue.

    Die Ausgaben mit grünem ABC-Label aus den USA ( ab ca. 1973) klingen (oft - nicht immer) dünn und mit mangelhafter Dynamik. Die versuche ich zu meiden. Die späteren ABC Pressungen mit gelb/lila Label (ab ca. 1976) klingen ähnlich dünn.


    Bei den Impulse-Pressungen aus den USA kann man aber die frühen ABC Impulse Ausgaben aus der Zeit Ende der 60er Jahre bis ca 1971/72 als preisgünstige Alternative heranziehen. Hier habe ich einige Coltranes, die fabelhaft klingen und für einen Bruchteil des Preises der Erstpressung zu bekommen sind. Entweder die mit ABC Impulse in einem Rechteck, oder die etwas späteren mit den zwei Rechtecken (ABC und Impulse voneinander abgesetzt).


    Ansonsten, was TORN sagt: Vergleichen und ausprobieren, wenn die Möglichkeit besteht. Feste Regeln, welche Ausgaben gut klingen und welche man meiden sollte, gibt es nicht. Aber Anhaltspunkte- :)


    VG

    Rudi

    sápere aúde - Bequemlichkeit ist der Feind der Freiheit

  • IMPULSE:

    Das beste Preis/Leistungsverhältnis bieten hier m.E die japanischen Veröffentlichungen. Sauber, ohne Rauschen, druckvoll mit viel Detailtreue.

    Dem stimme ich voll und ganz zu...

    Die Ausgaben mit grünem ABC-Label aus den USA ( ab ca. 1973) klingen (oft - nicht immer) dünn und mit mangelhafter Dynamik. Die versuche ich zu meiden. Die späteren ABC Pressungen mit gelb/lila Label (ab ca. 1976) klingen ähnlich dünn.

    ..obwohl ich das hier halt, wie gesagt, nicht bestätigen kann. Ich habe allerdings auch nur eine Handvoll dieser grünen ABC-Pressungen und auch meist nur bei insgesamt recht teuren Alben (a love supreme, black saint and the sinner lady....).


    Bei den Impulse-Pressungen aus den USA kann man aber die frühen ABC Impulse Ausgaben aus der Zeit Ende der 60er Jahre bis ca 1971/72 als preisgünstige Alternative heranziehen. Hier habe ich einige Coltranes, die fabelhaft klingen und für einen Bruchteil des Preises der Erstpressung zu bekommen sind. Entweder die mit ABC Impulse in einem Rechteck, oder die etwas späteren mit den zwei Rechtecken (ABC und Impulse voneinander abgesetzt).

    Erstere werden auf US-Seiten in der Regel als "black/red-ring" bezeichnet (nur am Rande zur weiteren Vertiefung in englischsprachigen Foren) und sind oftmals noch von VAN GELDER-Stempeln. Letztere werden als "black/neon-abc" bezeichnet und bei SteveHoffman, LJC und co. in der Regel in einen Topf mit den grünen abc-Labels geworfen. Ich habe auch 1, 2 von diesen und würde sie ebenfalls mit den grünen gleichsetzen. Nur eben mit dem Unterschied, dass ich die grünen eben auch als ganz ordentlich kenne.

  • Bei den bekannten -- und somit Auflagen-starken -- Alben gibt es eine (über)grosse Auswahl an Auflagen/Pressungen. Da kann man mit etwas Geduld eine relativ späte RVG Pressung in einem ordentlichen Zustand zu einem akzeptablen Preis finden (zur Not beobachte ich die Angebote über einen längeren Zeitraum).


    Schwierig wird es bei Alben mit nur einer frühen Pressung und dann Reissues Jahrzehnte später ...


    -- Joachim

  • Die Japan-Ausgaben sind keine „RVG“ , stehen aber in Sachen Details und Dynamik den frühen US-Ausgaben in nichts nach, ich finde sie haben sogar den Vorteil dass ein besseres Vinyl verwendet wurde, kaum Rauschen und Störgeräusche. Die frühen US-Impulse Pressungen sind, wie hier anfangs auch bereits erwähnt wurde, oft in Sachen Nebengeräusche den hohen Preis, der dafür bezahlt wird, meines Erachtens nicht wert. Jedenfalls nicht, wenn man aus akustischen Gründen eine gute Ausgabe sucht, dem Sammler von Erstausgaben ist das vermutlich egal.

    sápere aúde - Bequemlichkeit ist der Feind der Freiheit

  • Es war nicht die Rede von Erstausgaben (lediglich bei Platten von denen nur 1 Pressung existiert). Ich habe viele japanische Pressungen und bin mit diesen zufrieden, aber eine relativ späte RVG Pressung (in einer Serie von Nachpressungen), bei Prestige ca. 1972 hergestellt, in M- oder vg+ (bei Stereoplatten) ziehe ich in der Regel vor (obwohl Ausnahmen vorkommen).


    -- Joachim

  • Ok, dann ist das aber Glück, so eine zu bekommen. Meine US-Impulse aus der ABC-Impulse Zeit mit dem orange-schwarzen Impulse-Label und dem ABC-Rechteck auf dem Label aus ca 1968-72 haben allesamt keinen RVG-Stempel. Bei Blue Notes kam das bei späteren Pressungen hingegen vor, da habe ich sogar deutsche Pressungen von 1971 mit RVG-Stempel. Prestige-US Pressungen habe ich nur wenige, die waren ja auch nicht alle von RVG geschnitten, da kenne ich mich aber nicht so aus. Die Grünen Prestige US aus den 70ern, oft wabbeldünn, fand ich per se nicht gut und die ganz alten gelb/schwarzen US waren mir meist zu teuer, so dass fast alle meine Prestige-Ausgaben aus Japan stammen, das sind rd. 60 Stck.

    Meine o.a. Erfahrungen beschreiben in erster Linie Coltrane auf Impulse.

    sápere aúde - Bequemlichkeit ist der Feind der Freiheit

  • Ich habe z.B. eine späte Oliver Nelson "The blues and the abstract truth", RVG Matrizen, NM, für 50 Euro (ABC/Impulse, frühe 1970er).


    Aber ich schreibe immer den Verkäufer an und verlange die Angabe der Symbole in den Runouts.


    -- Joachim

    Einmal editiert, zuletzt von jhr ()

  • Es gibt natürlich auch sehr gute Prestige ohne Beteiligung von RVG -- z.B. "Jay Hawk Talk" von Carmell Jones (Prestige PRST 7401), die habe ich 2022 für nur 16 Euro gefunden.