Schröder Tonarm Nachbau aus der Bastelkiste

  • Hallo,
    vor ein paar Wochen bin ich mal wieder in die Untiefen unseres Speichers abgetaucht, da ich eigentlich Teile für eine DIY PWM suchte. Dabei fielen mir aus vergangenen Zeiten diverse Dreh- + Frästeile in die Hände die nichts mit Hifi zu tun hatten ( daher auch das ein oder andere Loch ohne Funktion) , aber bei näherer Betrachtung sahen die Teile in der Summe wie ein Bausatz für einen Schröder Nachbau aus.


    In meiner DIY Kette war das letzte fehlende Bauteil ein Tonarm, da ich aber leider seit ein paar Jahren keinen Zugriff auf die dafür nötigen Maschinen und einen gewissen Anspruch habe, verfolgte ich das Thema nicht weiters, auch hatte ich nicht die Absicht einen Schröder Arm nachzubauen.


    Zur Verfügung stehen eine Ständerbohrmaschine, Schraubstock und sonstige Hilfsmittel für eine händige Metallbearbeitung. Daher schraubte ich meine Ansprüche nach unten und beschloß mit rudimentärem Gebastel die Teile zu einem Arm zusammenzufügen, von einem Clone möchte ich daher nicht schreiben, da mein Gebilde wohl technisch wie auch von der Verarbeitung Lichtjahre vom Original entfernt sein dürfte.


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    In meinem Bausatz fehlte leider ein Gegengewicht, so mußten zwei Schubladenknöpfe aus Edelstahl aus dem nächsten Bauhaus herhalten, die verschiebbare Halterung wurde aus Teflon gesägt + gefeilt.
    Magnete, N50 9mm, bestellte ich im Netz. Bei der ersten Lieferung begrüßte Jemand den anliefernden Postboten, unterschrieb in meinem Namen in Druckbuchstaben und war damit nicht mehr gesehen. Wünsche viel Spaß mit den Magneten!
    Tonarmrohr besteht aus Kohlefaserrohr , da durch andere Hobbies in diversen Ausführungen vorhanden.


    Durch das leichte Kohlefaserrohr hatte ich allerdings zunächst Probleme mit heftigen Resonanzen im Bassbereich. Es war zu beobachten, dass eine Erhöhung der Lagerdämpfung ( kleinerer Magnetabstand) dies verstärkte.
    Durch Erhöhung der effektiven Tonarmmasse wurde die Resonanz gesenkt, somit erhöhte ich die Masse mit einem zusätzlichen Alurohr mit 1mm Wandstärke, sowie einenm verschiebbaren Zusatzgewicht und hatte Ruhe.


    Der geheimissvolle Faden besteht, obwohl Aramid und diverse andere Kunstfaser vorhanden, aus einer gut abgehangenen Dyneema Kiteleine die aus einem alten Bremsleinensatz einer meiner Kitematten stammt, da dehnt sich nichts mehr.


    Auch recht tricky war der Bau des Tonarmliftes, obwohl er keine Dämpfung besitzt. Bei meinem ersten Versuch mußte das Spiel zwischen verwendetem Alurohr und Innenzylinder recht groß sein, dass sich der Zylinder mit Tonarm absenkte. Ein genaues Absenken war somit nicht möglich. Auf der Strasse fand ich zufällig ein Gehäuse eines LED Schlüsseanhängers, das Teil war komplett bis auf die hintere Verschlusskappe die noch an irgendeinem Schlüssel hängt. Das Rohr ist zur Isolierung der Batterien mit einer Kunststofffolie ausgegleitet, wie es der Zufall so will passt mein Zylinder genau und gleitet durch die Folie wunderbar. Auch das Loch des Druckschalters saß optimal für meine Liftachse und mußte nur auf der anderen Seite nochmal gebohrt werden, einzig der dezente Vodafone Aufdruck irritiert etwas ;)


    [Blockierte Grafik: http://amodul.de/bilder/ts2.jpg]


    Freiwillig schraub man in so ein Gebastel nicht sein bestes System, daher reaktivierte ich ein uraltes Linn K5 mit einer AT95 Nadel. Nach meinem Missgeschick (Thread Idiotennummer) vor ein paar Wochen und noch nicht optimaler Masse des Tonarmrohres hatte ich zunächst die Lust verloren.


    Heute raffte ich mich nochmals auf, optimierte den Arm und schaltete auch die Endstufe für die Hochtöner ein ;).
    Tja, was soll ich schreiben, ich bin relativ sprachlos was die Kombi aus Metallschrott + abgehalftertem Linn K5 aus der Rille zaubert. Genau diese Art der Spielweise probiere ich krampfhaft meinen anderen Arm + Systemkombinationen zu entlocken. Es klingt einfach wie aus einem Guss und selbstverständlich, keine übertriebenen S-Laute und trotzdem eine sehr schöne Höhenauflösung. Der Bassbereich ist ebenfalls absolut ok, wobei das Benz MC Gold am Jelco da etwas mehr Kontur liefert, auf das ich aber gerne verzichten kann.


    Obwohl ich das Linn schon kurz in meinem Jelco (Vivid One) hörte, kann ich nicht genau sagen, was dem System oder dem Arm zuzuschreiben ist, dafür müßte ich das MC Gold montieren, das ich auswendig kenne.
    Nur habe ich dazu noch keine Lust, da es gerade tierisch Spaß macht !


    Grüße Chris

  • hi Chris,


    grosse Klasse, wie lange hast Du gebraucht, um den Arm zum Laufen zu kriegen?


    Kann es sein dass der Nadeleinschub schief sitzt oder ist das nur eine optische Täuschung?



    frank

  • Hi Muse.. =)


    Welche Teile hast du komplett selber gefertigt?


    Sieht wie alles von dir gemachte mal wieder super aus!!!!!!



    Montier doch mal das Benz!!!!

    Grüße,
    Jonas


    "Das Problem bei Zitaten im Internet ist, dass man nie weiß, ob sie authentisch sind." -Abraham Lincoln-

  • Hi,
    zuerst vielen Dank für euer Lob, freut mich!


    Es sind mittlerweile bestimmt fünf bis sechs Wochen bis das Teil lief. Aber viel Zeit ging auch drauf weil ich am Anfang den Zusammenhang zwischen Tonarmmasse und Lagerdämpfung falsch einschätzte. Zunächst hatte ich etwas schwächere Magnete verbaut, die ich noch hatte.
    Ich dachte das Resonanzverhalten mit stärkeren Magneten in den Griff zu bekommen, damit wurde es aber noch schlimmer. Die stärkeren Magnete sind noch immer verbaut, aber die Tonarmmasse ist deutlich erhöht ebenfalls der Abstand der Magnete.


    Es war auch ziemlich nervig den optimalen Abstand der Magnete zu finden, es muß ja dabei jedesmal die Auflagekraft neu eingestellt werden, dazu ist ein Gewicht das nur auf dem Rohr verschoben wird sehr unkomfortabel.


    Auch die zuerst verwendete Kevlarschnur funktionierte nicht, die war zu fest gewebt und verursachte ein zu hohes Moment.


    Der Nadelträger sitzt gerade, klick das Bild mal groß, da sieht es besser aus.


    Grüße Chris

  • Würde trotzdem gerne wissen obs mit dem Benz so positiv klingt wie mit dem AT/Linn...


    Vielleicht kann ich den Arm ja auch als Muse verwenden.. ;(

    Grüße,
    Jonas


    "Das Problem bei Zitaten im Internet ist, dass man nie weiß, ob sie authentisch sind." -Abraham Lincoln-

  • Hallo Chris,


    ich hatte mir auch einmal einen Arm mit Schröder Lager gebaut.
    Dabei habe ich folgendes bemerkt, das Auflagegewicht schwankt sehr stark mit dem Abstand der Nadel zur Plattenoberfläche, d.h. wenn man mit z.B. einer Shure Waage das Gewicht mißt (ca. 1 cm über Plattenoberfläche) hat man auf Plattenhöhe ein ganz anderes Gewicht. Dieser Effekt ist umso größer, je stärker die beiden Magneten sind, bzw. je näher sich beide Magneten kommen.


    Den unteren Magneten klebt man am besten in eine Polplatte (wie bei Schröder), das verstärkt das Magnetfeld.


    MFG Christian

    gewerbliches AAA-Mitglied analog-tools.de

  • Hi Jonas,
    die Fräs- + Drehteile habe ich vor Jahren selbst gefertigt, allerdings für andere Anwendungen, die untere Messingaufnahme für den Magneten war z.B. eine Ferrule die ich mal für Billiard Queue drehte.
    Die weißen Teflonteile, Headshell, Lift und diverse Kleinteile sind erst jetzt entstanden, aber probiere mal mit einer Ständerbohrmachine in ein 12mm Aluzylinder mittig ein gerades 9mm Loch zu bohren, das ist eine echte Herrausforderung ;)


    Grüße Chris

    Einmal editiert, zuletzt von CL ()

  • Hallo Christian



    Klar, das ist systembedingt, allerdings spielt das keine Rolle im normalen Betrieb, die zu erwartenden Höhenänderungen sind gering. Eine Platte mit einem so großen Höhenschlag der darauf Einfluß nimmt, klingt auch an einem konventionellen Tonarm nicht mehr.
    Die Auflagekraft messe ich mit einer digitalen Waage, deren gebastelter Ausleger sich auf LP Höhe befindet


    @ Jonas
    Benz schraub ich morgen drunter, mich interresiert es ja auch ;)


    Grüße Chris

    2 Mal editiert, zuletzt von CL ()

  • Hi Chris,


    super , so ähnlich hatte ich das mit dem Auflagegewicht auch gemessen, aber Du bist ja selber darauf gekommen.
    Jetzt fehlt nur noch ein Tonarm aus Ebenholz oder ähnlich wie bei Schröder.


    MFG Christian

    gewerbliches AAA-Mitglied analog-tools.de

  • Hi Christian,

    Zitat

    Original von schris


    Jetzt fehlt nur noch ein Tonarm aus Ebenholz oder ähnlich wie bei Schröder.


    MFG Christian


    Dazu wäre interessant zu wissen, wie die Hölzer den Klang beeinflussen. Prinzipiell lege ich großen Wert auf eine unverfärbte Wiedergabe, wobei ich es durchaus ok finde bei Bedarf nachzusteuern.


    MiWi verbaute bei seinem Schröder Clone zum Vergleich Holz und Kohlefaserrohr, soweit ich mich erinnere klang für ihn die Holzvariante zu "warm" und zurückhaltend , was mich ein wenig abschreckt.


    Grüße Chris

  • Hey Chris!


    Obschon ich ja eigentlich, wie du weisst, überhaupt keine Ahnung habe: Respekt! Sieht super aus, das Ding!


    Wer wie meine Wenigkeit einmal die Ehre hatte, Meister "CL" zuhause zu besuchen zu dürfen, der wird nicht daran zu zweifeln wagen, daß auch dieses Werk- wie der gesamte "Rest" der komplett selbstgefertigten Kette(!) - Hand und Fuß hat.


    Keep it up, man! ;)
    -L-

    schrecklich amüsant, aber...

    2 Mal editiert, zuletzt von audiowala ()

  • Hallo Chris!


    Auch von mir Glückwunsch zu Deiner Arm-Kreation. Da ich auch schon länger (und ich meine wirklich lange :() einen Schröder - Clon auf dem Plan habe, beneide ich Dich. Aber bei Metallverarbeitung muß ich leider passen und meine in Auftrag gegebenen Dreh-Teile lassen auf sich warten :( .


    Es ist immer wieder ermutigend, wenn die diversen Selbstbauarme auf Schröder-Basis dann auch klanglich den Erbauer positiv überraschen. Und das schon mit Systemen in der "AT-95-Klasse". Das macht wirklich Mut, einfach mal etwas auszuprobieren, so lange die richtigen Teile für den Arm noch nicht da sind.


    Respekt! Und irgendwann bin ich dann auch soweit, ich bin sicher ;) :D.



    Gruss
    Dietmar


  • Wenn das systembedingt wäre könnte Frank Schröder keine Arme verkaufen, denn es spielt eine Rolle, wenn VTF im zweistelligen Prozentbereich oder noch mehr schwankt. Nimmt man schwächere Magnete (wo der Effekt weniger stark auftritt) fehlt die (Bass-) Kontrolle. Das ist eine Frage der Fertigungspräzision, der richtigen Geometrie (Drehpunket usw) und perfekt symmetrisch magnetisierter Magnete. Das ist im Selbstbau -- wenn überhaupt -- nur mit sehr viel Aufwand und Gelduld zu erreichen. Meine Rede seit Jahr und Tag.


    Christian

    krishu.de 6.0

    3 Mal editiert, zuletzt von krishu ()

  • Zitat

    Original von krishu


    Wenn das systembedingt wäre könnte Frank Schröder keine Arme verkaufen, denn es spielt eine Rolle, wenn VTF im zweistelligen Prozentbereich oder noch mehr schwankt. Nimmt man schwächere Magnete (wo der Effekt weniger stark auftritt) fehlt die (Bass-) Kontrolle. Das ist eine Frage der Fertigungspräzision, der richtigen Geometrie (Drehpunket usw) und perfekt symmetrisch magnetisierter Magnete. Das ist im Selbstbau -- wenn überhaupt -- nur mit sehr viel Aufwand und Gelduld zu erreichen. Meine Rede seit Jahr und Tag.


    Christian


    Mit der Fertigungspräzision hast Du uneingeschränkt recht. Ich glaube es ist ohne hochpräzise Geräte zum Bohren und Drehen fast unmöglich den Schröder wirklich ebenbürtig nachzubauen. Alleine schon durch die Neodym Magneten genau mittig zu Bohren ist ohne Spezialbohrer nicht möglich.
    Wenn man das ganze nicht perfekt symmetrisch aufbauen kann verändert sich auch auf dem Weg von Aussenrille bis zur Plattenmitte die Auflagekraft und Azimuth.
    Nach zahllosen Versuchen hatte ich es ganz gut hinbekommen, trotzdem kann man, wenn man z.B. an der Headshell zieht, den Arm leicht hin und her ziehen, auch wenn man den Magnetspalt sehr klein wählt.
    Ich habe auch einmal mit einem Besitzer von einem Schröder Arm telefoniert, der mir sagte, daß er ein wenig den Punch und allerletzte Präzision vermißt.


    Letzendlich bin ich mit meinem Einpunktlager mit Ausleger klanglich weiter gekommen.
    Wenn man auf der Seite von Michael Methe schaut, hat er ja mittlerweile auch einen Arm mit Einpunkt Lager.


    MFG Christian

    gewerbliches AAA-Mitglied analog-tools.de

  • Moin Chris,


    für die vorhandenen Mittel ist das Ergebnis gut geworden, und wenn es dann noch spielt ist das erst recht ok.
    Das sich die Parameter verändern ist sicherlich in den Toleranzen wie auch beim Neodym zu suchen.
    Du solltest vielleicht auch mal einen höherwertigen Tonabnehmer versuchen, das Ergebnis wäre sicherlich interessant.


    Hallo Christian,
    wenn Du schreibst:

    Zitat

    Ich habe auch einmal mit einem Besitzer von einem Schröder Arm telefoniert, der mir sagte, daß er ein wenig den Punch und allerletzte Präzision vermißt



    Wie stelle ich diese Aussage in ein Verhältnis, mit welchen Bezugsgrößen?


    Analoge Grüße,
    Tom

    Einmal editiert, zuletzt von Tom ()

  • Zitat

    Original von Tom
    Wie stelle ich diese Aussage in ein Verhältnis, mit welchen Bezugsgrößen?
    Tom[/COLOR][/FONT]


    Hi Tom,


    der Schröder Arm ist sicher im absoluten High End Bereich einzuordnen und einer der besten Arme unserer Zeit, aber er hat auch ein paar Punkte, die andere Konzepte ein klein wenig besser machen.


    MFG Christian

    gewerbliches AAA-Mitglied analog-tools.de

  • Moin Christian,


    das ist eine Antwort wie vor, eine Pauschalaussagen ohne festen Bezug.
    Welche direkten Erfahrungen hast Du da gemacht?


    Analoge Grüße,
    Tom