Hallo Leute,
habe gestern Abend den Film dann auch endlich gesehen und bin weder enttäuscht noch enthusiastisch. Es gibt ganz klar bessere Filme, aber ich denke Anton Corbijn hat mit dem Film mehr richtig als falsch gemacht. Die Bildästhetik entspricht voll und ganz dem Sujet. 70er Jahre Nordengland finde ich gut eingefangen. Diesen Film in Farbe könnte ich mir auch nicht vorstellen. Die Schnitte sind für heutige Sehgewohnheiten sehr langsam und ungewohnt und verschafft dem Film so ein bißchen Doku-Feeling, obwohl es ein Spielfilm ist. Die Schauspieler sind alle sehr überzeugend, besonders Sam Riley.
Was ich besonders gelungen an dem Film finde, ist, dass Ian Curtis nicht zur Ikone hochstilisiert wird, sondern mit allen Fehlern und Schwächen gezeigt wird, die es seiner Umwelt wohl weislich nicht einfach gemacht haben, ihn zu "ertragen". Corbijn versagte sich wohl jedwede Übertreibung, um den Showeffekt des Filmes zu erhöhen .
Leider gibt´s auch ein paar Schwachpunkte, bei denen ich allerdings auch nicht weiss, wie Corbijn es hätte besser machen können.
In den Konzert-Szenen spielen die Schauspieler die JD Songs selbst, was ich für einen guten Ansatz halte und sie tun dies technisch auch ganz überzeugend, doch die Magie, die von den JD-Auftritten ausging, konnte ich leider nicht wiederfinden. Das Original-Bildmaterial ist ja sehr schlecht und nicht wirklich umfangreich, aber im Vergleich zum Film, geht dem Film halt schon was ab.
Die Beziehung zu Annik ist im Film irgendwie auch nicht schlüssig dargestellt. Was hat die beiden aneinander fasziniert? Nun ja, der Film beruht ja auf dem Buch von Deborah Curtis und die wird wahrscheinlich bis heute auch nicht wissen, was da genau hinter ihrem Rücken passierte.
In der mir bekannten Literatur ist Curtis´Selbstmord mehr oder weniger das schlüssige Finale einer unheilvollen Entwicklung. Also mehr oder minder unausweichlich - auch wenn sein Umfeld dies nicht so gravierend wahrgenommen hat. Im Film hingegen erscheint es fast so, als handele es sich um eine Kurzschlusshandlung, die zwar von den äußeren Umständen forciert wurde, aber diese Ausweglosigkeit, in der er sich gesehen hat, erschliesst sich in dem Film für mich nicht wirklich. Dies ist eigentlich auch mein wichtigster Kritikpunkt.
So und jetzt seid ihr dran.
Gruß,
Alex
asche
Andreas, ein bisßchen mehr als "Film gut" dürfte es schon sein
Danke für´s Cover