Hallo,
aus für mich gegebenem Anlass möchte ich von einer Erfahrung mit der korrekt "im Wasser stehenden" Einstellung des Plattenspielers berichten. Diese belegte mir die enorme Wichtigkeit für zumindest mein Setup, nämlich der, dass der Tonarm auf einer so korrekt wie möglich waagerecht ausgerichteten Basis sitzt und damit selbst waagerecht ausgerichtet ist.
Dies sieht in meinem Fall so aus:
[Blockierte Grafik: http://www.longinonet.de/pics/divers/leveling_raven01.jpg]
Da steht er nun, der Raven AC mit dem Da Vinci Grandezza. Seit letztem Jahr nicht mehr übergangsweise auf einem dieser IKEA Lack-Tischchen, wie rechts im Bild für die Elektronik noch zu sehen, sondern auf einem niedrigen Rack von Solid Steel. Die eigentlich zum Rack gehörigen MDF-Platten habe ich gegen passende Fruchtschieferplatten von Steffen Strößner ausgetauscht. Nicht nur, dass das Rack mit den gewichtigen Platten sehr einen festen Stand gewinnt und überdies mir auch besser gefällt - der schwere Raven hätte die nur 20 mm starken MDF-Brettchen ohnehin durchgebogen.
Zuvor hatte ich eine andere, bereits vorhandene Schieferplatte obenauf gehabt. Die letzten freien Tage habe ich also genutzt, um das Ensemble mit der Fruchtschieferplatte endlich zu komplettieren.
Dazu Raven demontieren (dies verlangt eine umsichtige Hebetechnik, sonst knirschen die Wirbel), Platte tauschen, Raven wieder aufsetzen und ausrichten.
Das Ausrichten ist mir schon bei der Umstellung von Tisch auf Rack mit einer handelsüblichen Balkenwaage nicht befriedigend gelungen. Das Rack ließ sich damit sehr wohl ausrichten, der Raven aber nicht. Abhilfe schaffte hier der Steffen, der mir leihweise seine Maschinenwasserwaage schickte, mit der es dann besser ging. Das ist schon Wochen her.
Gegen Ende des letzten Jahres bekam ich eine Erweiterung des Zylinders für die Tonarmbasis aus Edelstahl, wodurch ich den VTA für mein ZYX Airy und dem silent metal-Plättchen optimaler einstellen konnte. Schiefertausch und VTA mußten allerdings warten, bis ich mir eine eigene Maschinenwasserwaage in einem aparten Holzkistchen besorgen konnte. Mit ein bißchen Geduld konnte ich diese günstig erwerben:
[Blockierte Grafik: http://www.longinonet.de/pics/divers/leveling_raven02.jpg]
[Blockierte Grafik: http://www.longinonet.de/pics/divers/leveling_raven03.jpg]
Eine 60 mm lange Waage von Hommel. Empfindlichkeit: 1 Teilstrich = 0,2 mm/m. Ein Vorteil gegenüber den kleinen Libellen ist die größere Standfläche. Obendrein ist diese Waage kalibrierfähig (was ich aber nicht machen kann - ich hoffe, dass sie [noch] genau ist).
Versuche, mit dieser Waage das Chassis des Raven waagerecht auszurichten, waren bei näherem Besehen eigentlich nicht befriedigend. Ebenso desgleichen auf dem Plattenteller. Wo immer ich das Ding platziert habe: es kamen widersprüchliche Ergebnisse raus. Auf Steffens Rat hin habe ich den gesamten Koloss so eingestellt, dass die Tonarmbasis "im Wasser" steht. Das wiederum geht ausgezeichnet. Die Waage wird dazu parallel zu den gedachten Kanten des Raven auf der Basis platziert:
[Blockierte Grafik: http://www.longinonet.de/pics/divers/leveling_raven06.jpg]
[Blockierte Grafik: http://www.longinonet.de/pics/divers/leveling_raven07.jpg]
In den letzten Tagen hatte ich auf diese Weise die erste Einstellung gemacht. Es erschien mir völlig logisch, dass der Tonarm möglichst absolut waagerecht stehen muss, damit seine Lager sauber arbeiten können. Da die Tonarmbasis bei dem Raven fest mit dem Chassis verbunden ist, müsste es eigentlich so sein, dass wenn das Chassis waagerecht ist, auch die Tonarmbasis waagerecht ist und umgekehrt. Allein ich kann die Stellung des Chassis resp. des Tellers nicht mit der selben Genauigkeit messen wie die Basis.
Von dem Ergebnis - zusammen mit der dann durchgeführten Optimierung des VTA (das ZYX klingt freier, wenn der Da Vinci einen Tick höher steht) - war ich zunächst begeistert - größere - tief und hoch - transparentere Bühne, geringere Kompression, klarere Höhen, weniger Verzerrungen, sowie ein stärkerer und besser strukturierter Bass.
Aber was kam dann? Gestern merkte ich schon, dass die Platten wieder anfingen, kleiner, flacher zu klingen und Verzerrungen nahmen zu. Da ich viele sonst eher selten gehörten Scheiben aufgelegt hatte, dachte ich zunächst an eine schlechte Qualität derselben. Aber das konnte doch nicht wirklich sein, dass ich so allerhand Luschen im Schrank hätte...
Vorhin probierte ich es mit einer alten Pressung der Allman Brothers At Fillmore East. Diese Sorte Aufnahme klingt oft nur durchschnittlich. Erst bei hochwertigem und dazu perfekt eingestelltem Equipment mit hervorragenden Qualitäten der Höhenwiedergabe offenbaren sie, was in ihnen steckt, und ich habe Spaß daran. Vorhin kein Spaß. Belegt, matschig, Basssumpf, kaum Atmosphäre.
Am Ende einer Seite betätige ich den Lift, um den Tonarm anzuheben, und was sehe ich? Der Arm dreht sich beim Hochgehen wenig aber deutlich nach innen. Antiskating, das dies verursachen könnte, hat der Da Vinci nicht. Die Magnetdämpfung ist fast ganz rausgedreht.
Sofort habe ich die Waage aus ihren Kästchen rausgeholt und gemessen. Aha:
[Blockierte Grafik: http://www.longinonet.de/pics/divers/leveling_raven04.jpg]
Etwas unscharf, aber sichtbar. Tatsächlich war die Abweichung noch größer. Es musste so sein, dass sich die Kombination aus Raven, neuer Schieferplatte, Rack und Untergrund (Fliesen auf Fußbodenheizung) irgendwie "gesetzt" hat, wodurch der Tonarm nicht mehr "im Wasser" stand. Der Da Vinci hat darauf sensibel reagiert.
Die Korrektur war schnell gemacht. Oder doch nicht so schnell. Erstmal reagiert die Waage recht langsam. Die Blase braucht etliche Sekunden bis sie ihre Endposition eingenommen hat. Durch das Anheben des Raven, Verdrehen des Fußes und wieder absetzen, "setzt" sich das Ensemble immer wieder, so dass diese Prodezur mehrfach behutsam wiederholt werden muss. Zum Ablesen empfiehlt es sich, den Teller rotieren zu lassen. Dies hat offenbar auch Einfluß auf das "Setzen". Ergebnis:
[Blockierte Grafik: http://www.longinonet.de/pics/divers/leveling_raven05.jpg]
Wieder unscharf, aber schon viel besser.
Dann die Brüder gleich nochmal aufgelegt. Und höre da: was eben noch fehlte, ist wieder da. Fast als wäre es eine andere Aufnahme, so sehr hat die Live-Atmosphäre wieder zugelegt.
Der Tonarm fährt jetzt auch wieder senkrecht nach oben.
Ich werde später noch einmal kontrollieren. Nur vor einem sei gewarnt: man kann sich mit dieser Wiegerei sicher an den Wahnsinn wagen...Drum sei an einem praktisch sinnvollen Punkt damit Schluß. Unsereins ist ja schon blöd genug, anstatt zufrieden Musik zu hören, Fotos zu machen und alles ins Forum zu kloppen.
Viele Grüsse,
Mario