Defekte A77, Schlachten oder reparieren ?

    • Offizieller Beitrag

    Moin,


    eben ist mir in der Bucht eine defekte A77 vor die Flinte gekommen.
    Für den aufgerufenen Preis habe ich direkt zugeschlagen.


    Den Fehler beschreibt der Verkäufer wie folgt:
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    Das Gerät funktionierte bis vor kurzer Zeit einwandfrei, leider ist jetzt ein Deffekt aufgetreten.
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    Das Lämpchen unter der Fotozelle die auch zur Bandabschaltung dient brennt nicht mehr. Deshalb ist auch kein PLAY möglich.
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    Ich kann nicht beurteilen wie groß der Schaden ist, vielleicht ist es für einen versierten Kenner nur eine Kleinigkeit.
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    Deshalb verkaufe ich das Gerät ausdrücklich als defekt!!


    Was sagen die Experten ?



    Gruss,
    Christoph

  • Hallo Christoph,


    hört sich nicht danach an, als ob das Teil schrottig ist. Wie ist denn der äußere (Pflege)zustand?
    Wenn die einigermaßen gepflegt ist, empfehle ich dir Gyrator aus dem Bandmaschinenforum.
    Wenn dir arg runter ist, bau den Bandmotor aus und häng deinen Westforest dran :D


    Peter

  • Hi Christoph,


    nix schrottig! Dann tauschen wir. Du bekommst einen alten Motor einer B77 und ich nehme die A77. ;)
    Ist der gleiche Motor nur mit anderer Befestigung. Das sollte aber ein leichtes für Dich sein.


    Gruß
    Michael

  • Da kann ich dir auch helfen. Und wenn ich in diversen Kisten wühle, findet sich auch noch was ;)

    • Offizieller Beitrag

    Moin,



    Maschine ist jetzt da, ist scheinbar eine MK 3.
    Zustand ist ordentlich, damit fällt Schlachten aus.


    Zum Defekt, bei Play wird die Andruckrolle an die Capstanwelle angelegt aber der Capstanmotor läuft nicht an.
    Spulen geht, allerdings gibt es hier Quietschgeräusche, evtl. kommen die vom Band, der Vorbesitzer hat aber auch die Bremsen ausgetauscht.
    Das kleine Lämpchen neben der Fotozelle ist aus, die Fotozelle scheint auch nicht zu funktionieren denn die Maschine schaltet leergespult nicht ab.


    Jetzt sind die Spezialisten gefragt :D




    Gruss,
    Christoph

  • Hallo Christoph,


    Frohes neues erst mal.


    Wende Dich doch mal an "Gyrator" (Thomas) hier im Forum, seines Zeichens Revoxspezialist, aber auch mit anderen TB versiert. Er hat meine Sony TC 765 wieder zum Laufen gebracht. Guckst Du hier


    Gruß


    Peter

  • Hallo Christoph,
    der Capstanmotor sollte eigentlich laufen sobald die A77 eingeschaltet wird.Die Playtaste drückt nur mehr die Andruckrolle an die breits drehende Capstenwelle.
    Wenn das Lämpchen nicht brennt funktioniert die Endabschaltung natürlich nicht.Wenn der Lichtstrahl auf die Fotozelle trifft ( heist Band aus) dann werden die Wickelmotoren abgeschaltet.


    servus Kurt

  • Hallo Christoph,


    wenn der Capstanmotor beim Einschalten steht, könnte das an den Elkos auf der Capstanregelplatine liegen. War bei mehreren meiner A77 so. Ein Komplettaustausch der Kondensatoren (sind nur eine Hand voll Elkos und ein paar Tantal-Perlen sowie einer der berüchtigten Rifa-Miniprint-Entstörkondis) hat da immer Abhilfe geschaffen.


    Gruß
    Niko

  • Vorsicht, Vorsicht, keine übereilten Schritte ohne detaillierte Sachkenntnis. Die Ursachen der bislang namhaft gemachten Schäden sind absolut 'normal' und mit minimalem Aufwand zu beheben. Die dickeren Hunde kommen gegebenenfalls später zum Vorschein, wenn du die Dame besser kennst.


    Die Servo-Bremse eines Revox-Bandgerätes darf beim Spulen keinen nennenswerten Einfluss auf den Spulvorgang nehmen. Wenn an der Bremse nicht sichtlich von inkompetenter Seite herumgefuhrwerkt wurde (unangetastete Schraubenversiegelungen), lässt man davon seine Finger solange wie irgend möglich. Dasselbe gilt für die Tonkopfjustagen. Ohne genaues 'Gewusst-Wie' richtet man mehr Unheil an, als zu gewinnen wäre.


    Der Fehler deines Gerätes (kein drehender Tonmotor, kein Licht an Bandendlichtschranke) deutet auf einen Ausfall der stabilisierten 21-Volt-Betriebsspannung hin. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:
    Sollte das Gerät mit der Tonmotorsteuerung OHNE Schalenkernkern, also mit den ICs ausgestattet sein (1.077.724), ist dort häufig der C221 durch und schließt die Nf-Versorgung kurz, wodurch die Feinsicherung F102 (630 mA, träge) stante pede fliegt. Dies bedeutete nebenbei auch, dass derzeit keinerlei Nf-Signal, also auch kein Rauschen und Brummen am Ausgang der Maschine nachzuweisen sein darf, weil die gesamte Nf-Elektronik keine Betriebsspannung erhält. Daher reagieren sehr wahrscheinlich auch die VU-Meter nicht, die ingredienter Teil der Aufnahmeverstärker sind.


    Ein weiterer Schadort kann beim C712 (220 µ) auf dem Hf-Oszillatorprint liegen, wo bei meiner letzten noch vorhandenen A77ORF (Erwerb 1976) einmal ein Schadbild deiner Beschaffenheit auftrat. Auch dabei war die F102 durchgebrezelt, weil besagter Kondensator die Nf-Versorgung über den R601 auf 1.077.715 (10 Ohm) zum Absterben gebracht hatte. Dieser Schaden tritt einmalig, aber endgültig auf, wenn man den Lösch- und Vormagnetisierungsoszillator anwirft, also die Aufnahmetaste drückt. Ich empfehle deshalb, C221 (Tonmotorregelprint) und C712 (Hf-Oszillator) auf jeden Fall und vielleicht obendrein den Siebkondensator C101 (1000µ) vor der Stabilisierung auf 1.077.100 einer genauen Prüfung zu unterziehen. Dies gilt allemal dann, wenn die Feinsicherung F102 wirklich durch ist.


    Bezüglich des nicht gestrafften Bandes beim Herunterbremsen bzw. beim Spulen:


    Die A77-Laufwerkskonzeption verlangt von dir die Verwendung zweier Spulen gleicher Größe und gleichen Typs. Also: Entweder zwei Spulen gleicher Masse aus Alu oder besser gleich zwei aus Kunststoff, die in der Regel besser laufen. Weiterhin solltest zu zwei Spulen zu 25 bzw. 26,5 oder notfalls zwei zu 18 cm verwenden. Kleinere Spulen sind auf der A77 nicht gerade erste Wahl, weil dann die sehr guten Gleichlaufwerte der A77 abrutschen können. Außerdem ist der Bandzug bei Verwendung der kleinen Spulenfamilie (18 cm und darunter) durch Umschalten des Netzschalterdrehknebels in die geeignete Position zu bringen. Sofern du diese Vorgaben nicht befolgst, antwortet die A77 'fast regulär mit Irregularitäten' im Bandlauf, da sie keinen elektrisch geregelten Bandzug besitzt, den innerhalb der Revox-Palette allein die A700 kannte.


    Hans-Joachim

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    • Offizieller Beitrag

    Moin,



    gerade mal nachgesehen, die 630mA ist in Ordnung, die einzige defekte Sicherung ist die eines Verstärkers (1,25A), die wird wohl mit dem Motor nichts zu tun haben.
    Diese werde ich morgen mal besorgen und austauschen, evtl. hat diese Platine auch eine Beschädigung.


    Zume Thema Spulen, hier habe ich zwei 26,5 cm Kunststoffspulen verwendet, beim Auseinanderbauen ist mir ein verrutschtes Bremsband aufgefallen, ich werde die Maschine jetzt wieder zusammenbauen und probieren.




    Gruss,
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Moin,



    so, jetzt läuft sie.
    Keine Ahnung warum, das einzige was ich gemacht habe war Sicherungen aus-und einbauen, dann habe ich noch ein Relais ausgebaut und wieder eingebaut.
    Ausserdem noch den Spannungswahlschalter auf 240 Volt gestellt, daran wird es aber wohl nicht gelegen haben.


    Was mir noch aufgefallen ist, beim Einschalten der Maschine schlägt das rechte VU-Meter aus, das linke nicht.
    Ich werde gleich mal ein paar Testaufnahmen machen um zu sehen ob beide Kanäle da sind.


    Schon mal vielen Dank für die Hilfe, ihr seid die Besten !



    Gruss,
    Christoph

  • Lieber Christoph,


    edit14:24 Uhr:
    Dann ist ja alles soweit o.k., sofern nicht der linke Aussteuerungsmesser etwas hat. Aber das hören wir ja sicher gleich noch. Den Spannungswähler würde ich an deiner Stelle wieder auf 220 Volt zurücknehmen, weil bei 240 Volt die Gefahr besteht, dass die eher simple Zweitransistorstabilisierung (Konstruktion von 1966; wer stabilisierte damals auf elektronischem Wege???) dir mehr Brumm als notwendig in die unsymmetrisch gespeiste Audioelektronik spült.


    Ansonsten lasse ich mein Post von vorhin stehen. Über den legendären, die analoge Magnetbandaufnahmegeschichte letztlich in zwei Hälften aufteilenden Wurf A77 kann man eigentlich nicht genug hören...


    Unter den nun besagten Umständen ist meine Konstruktion oben vermutlich hinfällig. Als Ausweg gäbe es im skizzierten Rahmen lediglich noch oxidierte Klemmkontakte der F102, die wir aber einmal für eine MKIII nicht annehmen wollen. Dafür aber blieb noch die zumindest latent gestellte Frage offen, welche Tonmotorregelung du besitzst: Mit Schalenkern? Dann muss C212 auf dem Motorregelprint trotzdem untersucht, und vor allem die stabilisierte Elektronikversorgungsspannung von ca. knapp 21 V = hinter dem R226 (also elektronikseitig) kontrolliert werden.


    Sollte C212 nämlich durch sein (quasi als draht wirken), fiele am 10-Ohm-Serienwiderstand beim erstmaligen Einschalten nach der Havarie des Elkos eine so hohe Spannung ab, dass dieser ½-Watt-Widerstand R226 in der Regel unter allerlei Rauchentwicklung hochgeht, da dabei kurzzeitig -bis zum Schmelzen der 630 mA-Sicherung F102- bis zu 40 Watt umgesetzt werden. Das sollte man bei der Platinenexamination der Platine 1.077.725 aber am verkokelten Widerstand erkennen können. Dann arbeitet die Tonmotorregelung natürlich nicht mehr, selbst wenn man die Sicherung F102 ersetzt. Sollte die 077.725-interne Betriebsspanung aber o.k. sein, muss man eben weitersuchen.



    Dies hat mit Vorsicht zu erfolgen, weil im Gerät allenthalben (und gerade im Tonmotorumgebungsbereich einschließlich der Regelelektronik) unerwartet gesundheitschädliche Spannungen und Leistungen anstehen.


    Wenn die Stecklampe nicht leuchtet, wäre deren Prüfung angezeigt. Dabei handelt sich um einen nach wie vor halbwegs handelsüblichen 24-Volt-Lampentyp. Die A77 schaltet am Bandende übrigens nur auf "Stopp", wenn jene Lampe leuchtet, die Lichtschranke also im Sinne des Erfinders arbeitsfähig ist.


    Den Austausch der Verstärkersicherung deute ich so, dass dein Gerät entweder als CS-Version (nussbaumfarbiger, kleiner Koffer ohne Deckel) die kleinen 10-Watt-Endstufen nachgerüstet erhielt oder bereits als Kofferversion mit eingebauten Lautsprechern und Endstufen erworben wurde (grauer, kunstlederbeschlagener Koffer mit Deckel). Besagte Endstufen lassen sich übrigens glänzend als niederohmige Ausgangsstufen angemessener Aussteuerbarkeit verwenden, an denen es der A77 in Normalversion ansonsten ein wenig fehlt. Die Sicherung der Endstufen hat in der Tat weniger als nichts mit dem Motorregelprint zu tun.


    Bremsbänder verrutschen bei Revoxkonstruktionen eigentlich nicht, denn sie sind (wie auch andernorts -AEG-Telefunken- seit Jahrzehnten üblich gewesen) an den Führungs- und Halteblechen angenietet. Sollte der Vorbesitzer an den Bremsen tatsächlich manipuliert haben, empfehle ich dir, vorsichtig zu Werke zu gehen, um potenziell bereits verursachte Schäden nicht zu verschlimmern. Nochmals: 'Prophylaktische Versuche' ("Kann ja nüscht passieren...") führen zu leicht in den Graben. Erst kommt das Verstndänis der Konstruktion, dann die Reparatur bzw. der Reparaturversuch.


    Hans-Joachim

    2 Mal editiert, zuletzt von Phonomax ()

  • Tach,


    Christoph, mal eine bescheidene Frage. Leuchten beide roten Punkte in den VUs? Will heißen, sind beide Aufnahmeknöpfe links und rechts neben den VUs gedrückt/ eingerastet???



    Tüsss
    Lothar

    ..... stellt euch vor, es ist Krieg. Alle gehen hin. Und keiner kommt zurück!