Defekte A77, Schlachten oder reparieren ?

  • Bei der A77 ist das Aussteuerungsmesssystem (ein Transistor plus Messwerk) Teil des Aufnahmeverstärkers, der sein 'Material' über den Eingangssteller direkt von der Vorstufe bekommt. Unter anderen Umständen arbeitet die Anzeige konzeptuell vorgesehen nicht. Wenn daher kein Ausschlag zu beobachten ist, kommt entweder nichts von der Vorstufe oder das Messwerk hat einen Schuss.
    Dieser Messwerksschaden tritt leider auf, weil der Kernmagnet des Drehspulinstrumentes wohl mit einem nicht notwendigerweise dauerfesten Klebstoff ins Gehäuse geklebt ist. Löst sich der Magnet, hat dies deshalb oftmals Folgen für die Drehspule.... Hoffen wir einmal, dass das bei dir noch nicht soweit ist.


    Hans-Joachim

  • Nachdem in der Vergangenheit schon einiges an Beiträgen zur ReVox A77 verfasst wurde, möchte ich heute mit meinem Beitrag eine ausführliche Dokumentation über die Überholung der mehr als 30jahre alten ReVox A77MkIII von Christoph beisteuern. Die Maschine wurde Hergestellt im Mai 1974!


    Zur Geschichte dieser A77 MkIII ist nur bekannt, dass Sie schon mehrere Vorbesitzer hatte, wobei einer dieser Vorbesitzer wahrscheinlich gerne selbst Hand an die Technik legt, ohne jedoch über ausreichende Kenntnisse der Tonbandtechnik zu verfügen.


    Es war also unter den Vorbesitzern jemand, der ein großer Freund von Sprühmitteln ist und diese auch gerne anwendet um damit die Wiederbelebung von defekter Technik durch Sprühror hervorzurufen.


    Aus meiner Erfahrung in Sachen Tonbandtechnik kann ich hiervon nur abraten, meist gelingen Wunder nicht auf diese Weise. Die Blüten dieses Handeln werden hier mit den folgenden Abbildungen hoffentlich anschaulich dargestellt.


    Wenn solch eine Spitzenmaschine der Heimtonbandgeräte nach mehr als dreizig Jahren defekt ist, so ist dies nicht ungewöhnlich und nicht auf nachlässige Konstruktion zurückzuführen. Vielmehr ist sind hier einzelne Bauelemente der Elektrotechnik verantwortlich und nicht die Konstruktion der ReVox als solche, die hier durchaus ihres gleichen sucht. Insbesondere in Sachen Wartung und Einstellmöglichkeit fast Konkurrenzlos vorbildlich auf ihren Sektor.
    Wunden ergeben sich nach dieser Zeit zumindest an folgenden Stellen:


    - alle Trimmer
    - fast alle Frako-Elektrolytkondensatoren
    - Teilweise Tantal-Elektrolytkondensatoren
    - Teilweise Rfia-Mini-Print 0,47µF Kondensatoren
    - Teilweise Motor-Phasenschieberkondensatoren
    - fast immer der offene Audio-Schalter des Inter-Connection-Boards
    - gelegentlich auch die Aussteuerungsinstrumente, da sich der im Inneren verklebte Permanentmagnet löst und so verrutscht und die Drehspule blockiert.


    Diese Defekte rühren alle auf vorzeitige Alterung der betroffenen Bauteile, welche der Hersteller dieser Bauelemente verantwortet.


    Folgende arbeiten habe ich an der ReVox A77MkIII ausgeführt:
    - Alle Elektrolytkondensatoren (einschließlich der Tantals) erneuert.
    Kommentar: Die Tantal-Kondensatoren wurden zum Teil gegen gleichwertige Folienkondensatoren ersetzt.


    - Alle Rifa-Mini-Print Kondensatoren gegen entsprechende Folienkondensatoren ausgetauscht.


    - Alle Trimmer gegen gekapselte Trimmer ausgetauscht.


    - Gleichrichter gegen Leistungsstärkere Typen ersetzt, da die Pufferkapazitäten der Ersatzkondensatoren von mir größer ausgelegt wurden.


    - Ausgangspegel-Stereo-Potentiometer ( war schlicht defekt gesprüht worden )


    - Alle Audioschaltkontakte zerlegt, gereinigt und zusammengesetzt.


    - Einen defekten Ausgangspegelsteller ersetzt


    - Ein Drehspul VU-Meter ersetzt


    - Ein Platinensockel ersetzt (im Endstufenbereich)


    Das durch einem der Vorbesitzer verwendete Sprühmittel war im Inneren der A77 MkIII üppig versprüht worden und die Maschine damit völlig überflutet.
    Daher war eine deutlich aufwendigere Zerlegung der Maschine erforderlich um die Suppe abzutragen, als dies sonst der Fall gewesen wäre. Gereinigt und trockengelegt wurde mittels geeigneten flüchtigen Reinigungsmittel (Kontakt 601 und WL), Küchentuch, Glasradierer und 600er Schleifpapier.



    Wie alles begann folgt nun hier:



    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox_A77MkII--0278.jpg]


    Abbildung der A77MKIII (Front mit Gehäuse)


    Die A77 ist mit einem äußerst robusten Drei-Motoren-Aludruckgusslaufwerk
    ausgestattet, welches seines gleichen sucht. Die Motore sind durchweg als Asynchron-Außenläufer konstruiert. Die Tonköpfe sind getrennt für Aufnahme und Wiedergabe vorhanden und umgeben von einem Schirmgehäuse. Die Tonwelle ist vorgealtert und mattiert ausgeführt um einen möglichst geringen Schlupf des Antriebes zu gewährleisten.
    Jede Funktionseinheit befindet sich auf einer eigenständigen Platine, so sind Netzteil, Tonmotorregelung und Laufwerksteuerung auf eigenständigen Leiterplatten untergebracht.
    Die NF-Technik bzw. Audiotechnik liegt direkt hinter dem Bedienfeld, so dass die Verbindungen zu den Einstellorganen möglichst kurz und Störunabhängig ausgeführt sind. Hinter dem Bedienfeld befindet sich eine große Verbindungsleiterplatte, welche alle Verbindungen zu den einzelnen kanalgetrennt aufgebauten Verstärkersteckkarten herstellt, dazu zählt u.a. auch der Löschgenerator.



    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox_A77MkII--0277.jpg]


    Abbildung hinteres Innern der A77MKIII



    Wie zu erkennen befinden sich unter dem linken Wickelmotor zwei optional eingesetzte Leiterplatten an der Netzeilplatine. diese beiden Leiterplatten sind zwei NF-Leistungsverstärker die es ermöglichen, an der A77 von außen angeschlossene Lautsprecher mit DIN-Anschluss zu betreiben.
    Die Leistungsverstärker werden direkt vom Netztrafo mit Wechselspannung versorgt und haben kanalgetrennte Gleichrichter mit Siebung direkt auf ihrer Leiterplatte integriert, so dass das interne A77 Netzteil möglichst wenig durch die Endstufen beeinträchtigt wird.


    Damit solch eine Präzisionsmaschine wieder so aussieht wie oben abgebildet, ist einiges an Arbeit erforderlich, welche ich mit den folgenden Abbildungen dokumentierte.


    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox-A77MKIII_Einstelllabel.jpg]



    Auf der Unterseite der Maschine hat sich ein Teil der Sprüh-Suppe gesammelt und ist ins Etikett eingedrungen. Wie zu erkennen fand die letzte Wartung im Jahr 1979 statt.


    An den Audioprints ließ sich gut erkennen wo sich all die Suppe gesammelt hatte, so auch an den Steckverbindungen hier:


    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/DSCF2864_ReVox_A77_MKIII.JPG]



    Nicht nur an den Leiterplatten selbst stand die Suppe über, nein auch an jeglichen Stellorganen, wie z.B. hier an einem der Potentiometer:



    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/DSCF2866_ReVox_A77_MKIII.JPG]



    Der grüne Glibber trat durch die eingeleiteten chemischen Reaktionen schon aus dem Gehäuse aus.


    Auch auf der gesamten Oberfläche der Leiterplatten hat sich die Sprühflüssigkeit großzügig verteilt, seht selbst anhand der folgenden Abbildung:



    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/DSCF2894_ReVox_A77_MKIII.JPG]




    Die im folgenden Bild dargestellten Trimmer und FRAKO-Kondensatoren (Goldgelb) neigen zu ausfällen. Die Trimmer verrotten durch Korrosion, der zum Verlust der Andruckspannung des Schleifers auf die Widerstandsbahn führt oder sogar zum Abbruch des Schleifers selbst.
    Die Frako-Kondensatoren neigen zu Undichtigkeit und damit zum Verlust ihrer spezifizierten Parameter.


    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox_A77MkIII_Trimmer_Kondensatoren_n.jpg]


    Auch die Funkenlöschkondensatoren der Laufwerksteuerung und auch die Type in der Tonmotorregelung neigen zu Rissen an der Vergussmasse des Kondensatorgehäuses. Ein Austausch sollte also im Rahmen der Wartung auch von diesen Bauteilen erfolgen.


    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox_A77MKIII_Rifa-Miniprint.jpg]



    Diese Einstellung an der A77 sollte man unbedingt meiden!


    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/DSCF2877_ReVox_A77_MKIII.JPG]


    Denn die richtige Einstellung ist weiterhin 220V auch wenn inzwischen 230V Nennspannung vom Energieversorger geliefert werden. Bei der Einstellung 240V erhalten gerade an der A77 die Wickelmotoren zu wenig Spannung um ausreichendes Moment zu entwickeln und dies führt dann unweigerlich zur Schlaufenbildung während des Anlaufs beim Start der Maschine.


    Der Start der Instandsetzung beginnt also mit einer großzügigen Zerlegung der Maschine mit den unteren bereich der Audioelektronik.


    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/DSCF2896_ReVox_A77_MKIII.JPG]



    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox_A77MKIII_vier_Potis_n.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox_A77MkIII_Audioboard_gesamt.jpg]



    Auch die Wahlschalter schwammen in der Suppe und bedurften der Reinigung, das Inneren der Schalter ist wie folgt:


    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox_A77MkIII_Kanalschalter.jpg]


    Im weiteren Verlauf der Überholung schaut es dann doch etwas chaotisch aus, doch keine Sorge, es ist seitens ReVox alles gut dokumentiert, so dass auch dieser Zwischenzustand reversibel ist.



    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox_A77MkII--0262.jpg]




    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox_A77MkII--0261.jpg]



    Wenn dann im Anschluss alles wieder zusammengebaut ist, hat man mindestens einen solchen Haufen an Altbauteilen herumliegen.


    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/ReVox_A77MkIII_defekte_Bauteile_n.jpg]




    Auch eine Abschlussmessungen soll nicht fehlen, welche die herausragende Qualität dieser super Maschine unterstreicht.
    Bitte beachtet vor allem den genial kleinen Gesamtklirrfaktor!



    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/Frequenzgang_19-05cps.jpg]




    [Blockierte Grafik: http://mb.abovenet.de/forum2/bildupload/THD-Revox_A77.jpg]



    Thomas


    PS: Die Typbezeichnung muss natürlich A77MkIII lauten, war schlicht ein Tippfehler!

  • Hallo Thomas,


    Deine Dokumentation gefällt mir ausgesprochen gut !


    Ich habe auch noch 3 dieser Schätzchen, u.a. eina Dolby B MK 4 Vesion, die ich vor ein paar Wochen im Forum gekauft habe derzeit zerlegt habe.



    Welche C's hast Du durch Folien ersetzt ?


    Ich habe u.a. hier : http://www.revox-bandmaschine.de/ guckst DU mal unter "Veredelung" - da werden u. a. sibatit Bypasskondensatoren eingesetzt.


    Was hältst Du davon ?


    Werde meine Maschine erst mal im "Ist Zusatend" einmessen und dann selektiv sehen, was ich wirklich dran mache.


    Sie läuft ganz leidlich und wurde noch nicht "gebadet"...


    Dein Frequenzgang sieht sehr schön aus !


    Ach ja, wie hast Du denn das olle Nextel von den Spulentellern runter bekommen ?


    Gruss,


    Udo (DL 8 WP)

  • Hi Udo,


    vielen Dank für deine positive Antwort auf meinen Beitrag.


    Ich denke die beste Veredelung einer ReVox ist, das man diese so wieder herrrichtet wie sein Erbauer sie geschaffen hat. Die Folienkondensatoren boten sich an, da diese inzwischen bezahlbar sind und in Bauformen vorliegen, dass sie in das vorgesehene Rastermass auf der Leiterplatte gut einbaubar sind. Der Vorteil der Folienkondensatoren liegt vor allem in ihren niedrigen ESR-Werten gegenüber üblichen Elektrolyt-Kondensatoren und in ihrer ausgesprochen guten Robustheit und damit Langlebigkeit. Tantal Kondensatoren sind relativ teuer und empfindlich gegenüber Verpolung und Überspannung. Die häfig verwendete Spannungsfestigkeit der Tantals vom Hersteller des Gerätes sind bedingt durch die Bauteilpreise knapp dimensioniert. Gerade wenn heute etwas mehr an Spannung vom EVU geliefert werden, so können die zulässigen Werte hier schonmal überschritten werden, denn die Geräte sind ja für 220V spezifiziert. Ich habe daher alle Tantals bis einschließlich 4,7µF gegen Folienkondensatoren ersetzt und die höheren Kapazitäten durch Tatnal mit erhöhter Spannungsfestigkeit getauscht.


    Die Sache mit den Bypasskondensatoren gehört für den Anwendungsbereich Tonbandtechnik eher in die Richtung "Glauben", denn eine technisch sachliche messtechnisch belegte Begründung ist der Erschaffer schuldig. Ich sehe es eher in den Bereich Marketing angesiedelt.


    Das Nextel auf den Spulentellern wurde wohl schon von einem der Vorbesitzer heruntergerubbelt, ich habe da nichts verändert.


    Vielleicht schreibt auch Christoph hier noch über seine Eindrücke zum Gerät und ich hoffe das seine Erwartung voll erfüllt ist.


    Gruß


    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von gyrator ()

  • ... wobei du mit der A77 leider nicht deren volle Dynamik wirst genießen können, weil die A77-Verstärker - sofern unmodifiziert - bei Spannungen ab 3 V in die Grätsche gehen. Die 3V (und noch mehr) wiederum produzieren die Masterbänder ganz locker. Tja, schon mit einer PR99 wär' das nicht passiert. :D


    Gruß
    Gerd

  • Hallo Thomas ,


    vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht über die Wiederbelebung der A77 . Da ich auch gerade 2 Stück geschenkt bekommen habe , dürfte das für mich sehr hilfreich sein , wenn ich da ran muß .


    MfG , Alexander .

    EMT 927 mit Ortofon und DL 103 / SPU, EMT 948 , EMT 938 , 1 x TD 124 , Transrotor AC , RIAA - VV mit D3a , V 73 , V 81 , V 69 in TFK O 85 , Eintakt mit RE 604 und E406N , VOTT , Eckmiller O 15 , MTA Endstufe nach Frank Blöhbaum , TFK M 12a , R+S EU 6201 mit MSDC , EBU 3137/3 mit TAB USDC und ca . 8000 Röhren zum Basteln...und zum Messen ein UPL von Rohde + Schwarz

  • Hallo "Hififreak",


    danke für den Hinweis. Ich denke aber diese "nackten" Metallband Teller waren normalerweise eloxiert. Auf dem Bild von Gyrator sieht das ziemlich glänzend aus.


    Wenn ich mich nicht täusche, gab es zu allererst Kunststoffteller - das waren die die so schöne Überschläge mit Metallspulen erzeugten...


    Meine älteste A 77 ist von 1973 und hat schon Nextel-Beschichtung.



    Danke + Gruss,


    Udo (DL 8 WP)

  • Hallo Thomas,


    ein ganz fantastischer Beitrag, deine Wiederbelebungsstory - aber irgendwie habe ich ich das Gefühl, das schon mal irgendwo gelesen zu haben. Kann das sein ? Aber wahrscheinlich täusch' ich mich da. Kann ja gar nicht sein, daß einer seine Geschichten zweimal aufschreibt - außer bei copy-paste ausgerutscht ;)


    Grüße


    Peter

  • Hi Peter,


    Du irrst nicht, jedoch bat mich Christoph meinen Beitrag auch hier einzustellen, dem ich gerne nachgekommen bin.
    Ich denke das dieser Sachverhalt damit verständlich ist.


    Gruß


    Thomas

  • ... wobei du mit der A77 leider nicht deren volle Dynamik wirst genießen können, weil die A77-Verstärker - sofern unmodifiziert - bei Spannungen ab 3 V in die Grätsche gehen. Die 3V (und noch mehr) wiederum produzieren die Masterbänder ganz locker. Tja, schon mit einer PR99 wär' das nicht passiert.


    Dieser Hinweis Gerds, dessen Inhalt auch zu meinen regelmäßig zu kommen pflegenden A77-Anmerkungen gehört, ist so nicht ganz korrekt, weil der Engpass allein in der nicht sonderlich hoch aussteuerbaren Line-Ausgangsstufe der A77 liegt. Davor ist ausreichend Luft, ein Anlaufen des Audiosignales an der Betriebsgleichspannung dort so wenig wahrscheinlich wie bei der PR99.


    Zur Zeit der Entstehung der Stufe (1965/66) war sie technisch durchaus up to date, ja für den Amateur königlich. Mit den zunächst bei den Amateuren aufkommenden LH-Bändern aber wurden dann die internen Perlen stabilisierter(1966!) 21 Volt Audio-Betriebsspannung, aus denen etwa gut 6 V AC zu ziehen wären, aber doch ein wenig den Säuen einer mäßigen Austeuerbarkeit (3 V) überantwortet.


    Nachdem dies aber nur die Ausgangsstufe betrifft, muss man zur Abhilfe lediglich das Volume-Pot des Ausgangs auf etwa '7' zurückdrehen und die Betriebsdynamik des Originales ist realisierbar, da der Geräuschspannungsabstand der Ausgangsstufe für das analoge Magnetbandverfahren nämlich auch bei der zur Verfügung stehenden unverzerrten Ausgangsspannung von max. 3 bis 3,2 Volt noch immer besser ist als der des Magnetbands selbst. Der Kopfverstärker der A und B77 sowie der PR99 blieb bei allen Geräteversionen prinzipiell immer gleich. Seit 1966.


    Für die Masterbandwiedergabe gehen hier also lediglich die 38 cm/s ab.


    Hans-Joachim

    Einmal editiert, zuletzt von Phonomax ()

  • Hallo,


    hier ein Auszug von einen anderen Thread zu diesen Thema. Ich hoffe das ist auch im Sinne von Hans-Joachim, da er ja der "Verfasser dieses Betrages war.


    lg


    Rudi


    Nun doch eine kleine Anmerkung von mir zur Aussteuerbarkeit der 'normalen' A77, nachdem ich gestern bereits einen Anlauf genommen hatte, dann aber doch wieder den Papierkorb bemühte.


    Der Aussteuerbarkeitsengpass der 'regulären' A77 ist im Line-Ausgangsverstärker hinter dem (Wiedergabe-) Volumepotentiometer zu lokalisieren. Er klippt unsymmetrisch, was auf das ins Verstärkerkonzept eingeflickte Balance-Pot zurückzuführen ist. Die Klippinggrenze dieses Verstärkers liegt damit nicht etwa bei den aus 21 Volt Betriebsspanung zu erwartenden gut 5 V wie bei der (balancestellerfreien) B77 (mit ansonsten identischem Ausgangsverstärker), sondern etwas oberhalb von 3 Volt. Nachdem Amateurbandgeräte auch in Löffingen eingestellt und nicht eingemessen wurden, reichen besagte 3 Volt für die üblichen Spitzen eines studiomäßig ausgesteuerten Standardbandes oberhalb von 514 nWb/m nicht mehr aus.


    Niemand hindert aber den Nutzer einer Standard-A77 daran, das (Wiedergabe-)Volumepotentiometer um zwei, drei Teilstriche bis auf 7 oder 8 zurückzunehmen, egal ob ein Band mit 19 oder 38 cm/s Bandgeschwindigkeit verwendet wird. Dann bleibt das Bandgerät relativ zuverlässig unter den besagten 3 Volt Ausgangsspannung, und mit dem Anlaufen der Wiedergabespannung an der DC-Versorgung hat es ein Ende.



    Bei der A77ORF gibt es in diesem Umfeld aber ebenso gewöhnungbedürftige 'Features', die sicher nicht als bewusste Planungen auf den Schreibtischen von Guido Besimo und Paul Zwicky entstanden: Öffnet man das Volume-Pot völlig (Rechtsanschlag) und schaltet den Betriebsartenwahlschalter (Wiedergabe) auf "mono" bzw. "I+II" wird auch das symmetrische Ausgangsverstärkerpaar monofonisiert, was bei Kopien unerfreuliche Folgen haben kann, wenn man das Ergebnis auf der kopierenden Maschine nicht hinter Band kontrolliert.


    Weiter: Gibt man ein auf einer A77 aufgenommenes Band auf einer Schmetterlingskopfanlage (also unter Abtastung von "Leerrasen") wieder, liefert meinen weiland Entdeckungen zufolge -sofern ich mich heute recht erinnere- der rechte Kanal einen um ein bis anderthalb dB höheren Pegel: Die beiden Spurpakete des Aufnahmekopfes sind revoxtypisch nicht exakt gleich breit. Bei der A700 war das auch nachzuweisen.


    Außerdem sollte man bei der Wiedergabe von Masterbandkopien grundsätzlich die Spurwahlschalter der A77 ausgelöst lassen ("keine Aufnhame möglich"), weil beim fliegenden Übergang von Wiedergabe auf schnellen Bandrücklauf abhängig von der Abfallcharakteristik der Relais der Löschoszillator meist kurzzeitig anspringt, was dann eine 'punktförmige' Schneise in die Aufzeichnung des teuer erworbenen Bandes schlägt.


    Hans-Joachim

    Vertrauen ist gut....Kontrolle ist besser