Qualität deutscher Decca SXL Originalpressugen

  • Hallo,


    ich wende mich aus gegebenem Anlass mal an die Spezialisten auf diesem Gebiet.
    Man liest ja sehr viel über die britischen Pressungen und die hohen Preise.
    Nun, heute hat mir ein Bekannter eine Platte mitgebracht die er gestern für 1 Euro auf dem Flohmarkt gefunden hat - und weil auch ihm die SXL Serie namentlich ein Begriff ist, hat er sie für mich auf Verdacht gekauft. Bei dem Preis kann man ja nichts falsch machen:
    Es handelt sich um das Konzert für Klavier und Orchester Nr.5 (Beethoven) Clifford Curzon am Klavier unter der Leitung von Hans Knappertsbusch.
    Decca SXL 2002 (schwere deutsche Pressung mit schwarzem Label).
    Ich hab sie grad mal aufgelegt, sie klingt für ihr Alter (von wann ist die eignetlich, ich kann keine Jahresangaben finden ??) recht gut. Ich hab aber keinen Vergleich zu anderen Werken und daher meine Frage an die Spezialisten:
    Was zeichnet diese Pressungen so aus, dass sie so hoch gehandelt werden? Und: trifft das nur auf die britischen Ausgaben zu, oder auch auf die deutschen?


    Jetzt können die Spezies sich mal richtig entfalten - ich warte gespannt auf Antworten.


    Grüße
    Dr.Music


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    seit 2009 AAA-Mitglied

  • Hallo Dr,


    das isz im Grunde keine Spezifrage, sondern Schallplattenallgemeinbildung!


    Grundsätzlich sind die deutschen Pressungen den britischen (und amerikanischen London CS bzw. OS) nicht ebenbürtig, es sei denn sie wurden von einem britischen Umschnitt gepreßt (gerader ZAL-Code in der Auslaufrille). Bei den deutschen Pressungen folgt der ZAL-Code dem Bogen der Auslaufrille. Britische Umschnitte finden sich praktisch nur bei den schwarz gelabelten deutschen DECCA´s, deutschen Umschnitte mit schwarzem Label klingen oft auch sehr gut, welche mit blauem Label (70er/80er Jahre) auch oft sehr grauenhaft.


    Die hohen Preise treffen in besonderem Maße für die britischen Pressungen zu, da dieses die eigentlichen Originale sind und in kleinster Auflage verkauft wurden. London´s (amerik. Ausgabe, immer britischer Umschnitt) sind auch noch relativ begehrt, und die klanglichen Unterschiede zwischen original-Decca und London sind eine Diskussion für sich.


    Eine deutsche Pressung ist grundsätzlich nicht so viel wert wie die britische, eine deutsche Pressung mit britischem Stempel ist sicherlich teurer als die normale deutsche Pressung. Grundsätzlich gilt auf dem 2nd Hand Schallplattenmarkt die freie Marktwirtschaft (Angebot und Nachfrage), und der Wert einer Platte hängt auch davon ab, ob es einen Kunden dafür gibt!


    Gruß


    ingo

  • Danke Ingo,


    mir geht es in erster Linie auch nicht um den "materiellen" Wert der Pressung, der hängt immer vom Markt ab, das ist klar. Das ganze Bohei, was um diese Serie gemacht wird, liess mich aber aufhorchen und ich muss gestehen, auf diesem Sektor noch Nachholbedarf der "Schallplattenallgemeinbildung" zu haben.
    Jetzt hab ich ja dank deines Posting schonmal ein paar Anhaltspunkte. Ich habe mal meine bescheidene Klassik Sammlung durchgestöbert und tatsächlich auch eine britische SXL Platte mit schwarzem Label (offenes Decca) aus dem Jahr 1969 gefunden. Die werd ich mir nachher mal anhören (Bach mit dem English Chamber Orchestra, Richard Bonynge - naja ;) sonst nicht so mein Ding) .
    Meine "deutsche" Pressung, die ich gestern bekommen habe stammt aber vermutlich noch aus den 50ern - und ich hab mal nachgesehen: Der ZAL-Code ist 2x vorhanden ("gerade", nicht "im Bogen") - einmal direkt unter dem Label, fast schon damit überdeckt und dann dieselbe Nr. nochmal "gerade" inmitten der Auslaufrille (ZAL 3668-3K). "Im Bogen" der Auslaufrille steht aber "Manufactured in Germany".


    Ich habe ja jetzt Zeit, solange ich noch nicht wieder arbeiten gehe, da kann ich mich ja mit sowas etwas näher beschäftigen.


    Grüße
    Dr.Music


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    seit 2009 AAA-Mitglied

  • Hallo Dr. Music,


    "manufactored in Germany" steht bei jeder alten TelDec Platte in der Auslaufrille. Alte Ausgaben haben übrigens eine silberne Schrift, spätere golden (insgesammt drei verschiedene Labels), das gilt auch für die alten deutschen Telefunkenpressungen.


    Bach ist eine Sache für sich, Du hast aber mit Sicherheit nicht die schlechteste Einspielung erwischt.


    Britische Decca-Pressungen werden als WSB=Wide Silverband oder SSB=Small Silverband=NB=Narrow Band eingeteilt. Letzteres sind die Ausgaben aus den 70ern mit einem auffallend kleinen Label. Spätere NL-Pressungen (aus Holland) werden eben als NL-Pressungen bezeichnet. Das gilt übrigens auch für die SKL-Serie, z.B. alte Stonesplatten oder Tom Jones ;)


    Gruß


    Ingo

  • Hallo


    Deutsche Pressungen mit dem "Royalsound"-Logo kannst Du aber getrost stehen lassen.
    Das hat nix mit dem Klang alter englischer Originale zu tun.


    Gruß von eugen, der heute Urlaub hat und das schöne Wetter geniessen wird :]

  • ... die Frage, wie es mit Aufnahmen aussieht, von denen man annehmen kann, dass sie von DECCA in Deutschland bzw. Mitteleuropa für den hiesigen Markt produziert worden sind, beispielsweise mit dem Dirigenten Schmidt-Isserstedt (von dem kenne ich nur "deutsche" SXLs, mag sein, dass es andere gibt). Da müsste theoretisch die erste Bandgeneration doch in Deutschland verfügbar gewesen sein, oder? Weiß jemand etwas dazu? Hat jemand Vergleiche durchgeführt?


    Viel Spaß beim Hören


    Heinz

    Gewerblich? Privat? Nach den neuen Regeln nicht. Allerdings schreibe ich für image hifi. Hier Gepostetes ist aber immer privat gemeint.