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Wollte die Platte eigentlich in den vinyl news vorstellen, aber sie verdient eine eigene Rezension!
Ich will mal folgendes vorwegschicken: Kennt Ihr das, wenn in einem guten Film ein Lied vorkommt und man später dieses Lied wiederhört? Man erinnert sich vielleicht nicht mehr daran, aus welchem Film es stammte, man kann nur noch sagen, dass es mit einer großen Geschichte verbunden ist und mit Bedeutung aufgeladen ist. „Aus welchem Film war das nur?“, fragt man sich, „da steckt doch irgendeine wunderschöne Geschichte hinter diesem Lied.“
Die Japaner Mono schaffen es, dieses Gefühl auf eine ganze Doppel-LP zu strecken. Sie benutzen dafür ein besonderes Mittel. Zunächst natürlich die Musik. Wer Mono kennt, weiß, dass es sich um epischen instrumental Rock mit langsam sich aufbauenden Spannungsbögen und bombastischen Eruptionen handelt, um sphärische Gitarrenvibratos, schwebende Melodien und grollende Entladungen. Diesmal erweitert um ein Orchester, was eine absolut logische Fortentwicklung bedeutet. Die Stücke sind für mein Empfinden melancholischer, emotionaler und persönlicher als bisher.
Natürlich ist solche Musik für Bedeutungsschwere prädestiniert und doch ging es mir bei bisherigen Werken (ich kenne nicht alle) so, dass die Musik dennoch nicht richtig in Erinnerung blieb. Das ist eben das Los der instrumentalen Musik, dass sie leicht weniger persönlich erscheint, weniger eingängig ist, als Musik mit Gesang und Text.
Jetzt kommt der Trick ins Spiel. Der wunderschön aufgemachten LP ist jedem (!) der sieben Stücke ein covergroßes „Textblatt“ beigelegt, auf der einen Seite mit einer farbigen Zeichnung (siehe Coverzeichnung für einen Eindruck des Zeichenstils), auf der anderen mit einem Prosa-Text. Mit nur losem Zusammenhang geht es in den Texten jeweils um mystische Liebe, Träume, Naturbilder, Vergänglichkeit und nochmals Liebe. Die Texte passen wunderbar zur Musik, wenn man sie nebenher liest. Ich frage mich, ob aufgrund der Beschaffenheit der Musik nicht jeder Text zu jedem Lied passen würde, aber das ist egal. Da die „Geschichte“ nur aus losen Bildern besteht, die erst in der Zusammenschau einen Handlungsbogen ergeben, sind die Lieder nicht wirklich programmatisch an die Texte gebunden. Was bleibt ist die Bedeutungssschwere: beim zweiten Durchhören weiß man nicht mehr genau, welcher Text nun zu diesem Lied gehört, der mit dem Wald oder der mit dem Schnee, der wo sie beisammen sind oder der, wo alles nur ein Traum war. Man weiß nur noch, dass eine tiefgehende Bedeutung hinter der Musik stand, so wie ich es oben mit der Filmmusik beschreiben wollte.
Das Ganze hat mich sehr berührt und am Schluss habe ich tatsächlich wie bei einem guten Buch oder Film auf ein Happy End gehofft. Ich hatte sogar wirklich feuchte Augen... Ich muss zugeben, dass ich total erkältet und daher vielleicht etwas sensibler als sonst bin, dennoch, das passiert mir nicht so leicht, mit den Augen.
Zum Klang: will das am liebsten gar nicht sagen, aber der Klang der Platte ist nicht so überragend. Für mich ging das hinter der Musik total unter, aber es klingt etwas matschig. Da von Steve Albini produziert, frage ich mich, ob es vielleicht Absicht ist und ob dadurch nicht eine besondere Authentizität erreicht wird. Vielleicht liegt´s aber auch an der Pressung. Sollte auf jeden Fall keinen vom Kauf abhalten, so schlecht klingt sie auch nicht!
Gruß
Robert