Wider die Vorurteile: Decca und RCA

  • Hallo,


    für eine LP-Rezension zu kurz, deswegen hier:


    Mir sind in den letzten Monaten einige Decca Eclipse und RCA Victrolas ins Netz gegangen. Nun gibt's ja folgende Meinungen dazu:


    1. Decca klingen meistens gut.


    Ich stimme zu, aber diese Eclipse-Dinger gefallen mir mehrheitlich (Ausnahmen bestätigen die Regel) nicht sonderlich. Sie klingen eher flach, ohne sonderliche Klangfarben. Das mag nun daran liegen, dass auf diesem Label offenbar vorzugsweise alte Monos - teils stereophonisiert, das sind die Übelsten - recycelt wurden. Ok, aber richtige alte Decca-Monos können bei weitem besser klingen.


    2. Victrolas klingen übel, weil eher flach und ohne Klangfarben. ;)


    Ich hätte dem zugestimmt, weil ich bislang Victrolas nur aus deutscher Produktion und überwiegend aus alten Aufnahmen mit Toscanini und Horowitz kenne. Die Much-Debussy-Kassette war aber auch nicht gerade ein audiophiles Highlight, wenn ich mich recht erinnere. Ich möchte hier und heute aber eine Lanze für zwei Victrolas brechen. Erstens gewissermaßen ein britisches Kurkonzert: Greensleeves mit Morton Gould und seinem Orchester (VICS1530). Ist eine britische RCA und enthält Werke von Vaughan Williams und Eric Coates. Klanglich zwar nicht erste Liga, aber sehr schön in den Farben und eine richtig runde Sache. Die zweite ist Reiners Scheherzade ebenfalls als UK-RCA. Zwar nicht so prächtig wie die originale LSC, aber eine durchaus brauchbare Alternative, die klanglich erheblich über dem drittklassigen Niveau der mir bekannten deutschen Victrolas liegt.


  • [...]diese Eclipse-Dinger gefallen mir mehrheitlich (Ausnahmen bestätigen die Regel) nicht sonderlich. Sie klingen eher flach, ohne sonderliche Klangfarben. Das mag nun daran liegen, dass auf diesem Label offenbar vorzugsweise alte Monos - teils stereophonisiert, das sind die Übelsten - recycelt wurden.


    Der üble Klang ist da aber in weit höherem Maße Ergebnis der "Stereophonisierung" als der Pressung an sich. Mein Leitsatz: ECS (das ist das Kürzel der Eclipse-Serie) nur mit ZAL-Kennung, ansonsten einen weiten Bogen um sie machen (die stereophonisierten tragen als Kennung EAL vor der Matritzennummen). Beherzigt man ihn, kann man wahre audiophile Schnäppchen heben, z. B. von sonst irre teuren Scheiben wie der Fistoulari- "Facade" (auch wenn man die aus musikalischen Gründen nun gar nicht braucht .....)


    [...] Greensleeves mit Morton Gould und seinem Orchester (VICS1530). Ist eine britische RCA [...]


    ...und ist damit technisch gesehen eine Decca, die jedoch, da es sich jedoch um eine RCA-Aufnahme handelt, von einer Bandkopie geschnitten ist. Es gibt ganz tolle UK-VICS der Brit-Dog-Scheiben. Generell sehr empfehlenswert! Sie spielen fast auf RCA-SB- oder Decca-SXL-Niveau und sind für schmales Geld zu erwerben. Augen auf z. B. bezüglich der Monteux-Aufnahmen mit britischen Orchestern.


    Grüße,
    Steff

    Viele Grüße, Steff

    Einmal editiert, zuletzt von naidyl ()

  • Nicht nur mit dem LSO, auch mit dem Boston Symphony Orchestra gibt es legendäre Einspielungen von Monteux aus den 50ern, wie die Symphonien von Tchaikovsky, erschienen auf Living Stereo. Klanglich herausragend, nur mal so nebenbei erwähnt, wenn wir von Pierre Monteux reden. Bei amazon.com wird sogar ein Original (LS), so wie es scheint, zu einem Schleuderpreis angeboten. (Used - Very Good) http://www.amazon.com/gp/produ…tails?ie=UTF8&me=&seller=



    Gruss
    Pierre

  • Zur Präzisierung: Meine Empfehlung galt englischem Vinyl der Victrola-Reihe mit Aufnahmen, die Decca im Auftrag der RCA gemacht hat. Darunter gibt es halt viele mit Monteux/LSO, aber auch den Wienern. Und dann noch die von Jean Morel, Anatole Fistoulari, Alexander Gibson, Ernest Ansermet, Georg Solti ... Im Grunde handelt es sich bei diesen Scheiben um reinrassige Deccas. Die Aufnahmen aus Boston sind RCA-Produktionen, daher empfehle ich für sie, nach US-Vinyl Ausschau zu halten. Ob jetzt LSC oder VICS, ist zweitrangig.


    Grüße,
    Steff

    Viele Grüße, Steff

  • Ob jetzt LSC oder VICS, ist zweitrangig.


    Grüße,
    Steff

    Oh nein, ist es nicht! , Living Stereo hatten eine bestimmte Aufnahme-Philosophie ;)


    Gruss
    Pierre

  • Und noch eine wider Erwarten nette Victrola: Die VL 89033 (= LSC 2500) aus deutscher Pressung. Enthalten Strauss-Walzer u.a. gespielt vom CSO unter Reiner. Klingt richtig gut, das Dingen. :)