Heute in der HAZ

  • Ich unterscheide hingegen zwischen objektiver Meisterschaft und persönlichem Gefallen.
    Es gibt durchaus einige Dinge und Werke, die mir gar nicht gefallen. Trotzdem muss ich sie als "gut" bezeichnen, es ist halt nur nicht auf meiner Wellenlänge.


    Gruß,
    Markus

  • Aber kaum ein ernsthafter Literaturexperte wird abstreiten, dass Marcel Proust auf einem weit höheren Niveau geschrieben hat als Konsalik.


    Ich bezweifle, dass Proust auf dem Gebiet der Trivialliteratur auch nur ansatzweise im Stande gewesen wäre, am Niveau eines Konsalik zu kratzen.
    Ansonsten ist dieses Gerede von "Niveau" auf vielerlei Gebieten lediglich geeignet dem zwanghaften Drang zu frönen sich vom selbstdefinierten "Pöbel" abzusetzen.


    Gruß, uglyripper

    "Kann schon sein. Jeder kann etwas behaupten.
    Es kommt nur darauf an, wer Recht hat. Und das bin ich."
    M.B.

    2 Mal editiert, zuletzt von uglyripper ()

  • Hallo Michael,


    Hallo Uwe,
    das Beispiel mit dem Senoiren und der Beatles Platte zeigt es exemplarisch.
    Botschaft an die Jüngeren: Platten und diese Drehgeräte zum Abspielen sind für die -Silvergeneration- und -Best buyers-.


    Das sehe ich genau auch als Problem an, egal wo berichtet wird, gibt es immer diese Gleichsetzung Analog=Nostalgie.


    Nichts gegen Lady Gaga. Sie ist eine echte Kunstfigur, äusserst clever gemacht mit Mainstreamtiteln der Sonderklasse. Ich finde sie großartig. Genau wie Gossip.


    Der Vergleich tut ja schon ein wenig weh (bitte nicht persoenlich nehmen); Gossip haben sich ueber einige Jahre nach oben spielen muessen und sind nicht als "Kunstobjekt" gestartet. Ausserdem habe ich immer etwas Schweirigkeiten, wenn man Bands oder einzelne Musiker aufgrund ihrer "Gesamterscheinung" hochhaelt; von dem Gesamtkunstweg Gaga merkt man zum Beispiel recht wenig, wenn man nur ihre Musik hoert, insofern finde ich eher entscheidend, was aus dem Lautsprecher kommt.


    Ein 1210er o.k. Die Zielgruppe sehe ich von 15 bis 35. Die gilt es aufzustöbern und z.B. in der -analog- vorzustellen.


    Auch das halte ich uebrigens fuer fragwuerdig, man sollte nicht dazu uebergehen, dem einen Stereotyp (aelterer Mensch hoert analog aeltere Musik wg. Nostalgie) ein zweites (junger Mensch legt mit 1210er technoide Szenemusik auf) gegenueberzustellen. Das finde ich eine etwas zu digitale Sicht der Dinge.


    Mario

    Einmal editiert, zuletzt von Coyote ()

  • Genau so ein Stereotyp ist es, dass ein "richtiger" Mensch sich nur über eine bestimmte Art von Hochkultur identifizieret.


    Zitat

    Aber wieso sollte jemand wie Proust seine Zeit mit sowas verschwenden?


    Ebenso berechtigt wäre die Frage, warum jemand wie wir Erdlinge uns mit Proust beschäftigen sollte.


    Ich lasse ich mir von niemandem vorschreiben, was ich zu tun habe. Schon gar nicht von selbst ernannten Intellektuellen, die vorgeben zu wissen, was ihnen und zugleich allen anderen gut tut, die Abweichler bevormunden und in anarchische, linke oder sonstige Schubladen stecken.


    Wer so handelt, ist nicht liberal, sondern ein unbelehrbarer Besserwisser :thumbup:


    Konrad

  • Ebenso berechtigt wäre die Frage, warum jemand wie wir Erdlinge uns mit Proust beschäftigen sollte.


    Das ist wohl ein Missverständnis.
    Niemand ist gezwungen, sich mit irgendetwas zu beschäftigen.
    Und es ist auch nicht alles für alle. Weder in den tierischen Gesellschaften noch in der menschlichen.


    Gruß,
    Markus

  • Hallo Michael,


    Ausserdem habe ich immer etwas Schweirigkeiten, wenn man Bands oder einzelne Musiker aufgrund ihrer "Gesamterscheinung" hochhaelt; von dem Gesamtkunstweg Gaga merkt man zum Beispiel recht wenig, wenn man nur ihre Musik hoert, insofern finde ich eher entscheidend, was aus dem Lautsprecher kommt.


    Mario

    Hallo Mario,


    bei Lady Gaga ist es wirklich das Gesamtpaket aus Selbstinszenierung, Show und Musik. Ist in der POP Welt zu Recht von großer Bedeutung. Fehlt eins fehlt was. Mit diesem Ziel ist sie meines Wissens direkt gestartet was auch umgehend gezündet hat.


    Gossip hat sich wohl erst in diese Richtung entwickelt. Erstklassige Popkompositionen und Arrangements. Ganz clever als Sahnehäubchen, ihre mollige Sängerin mit den Pfunden wuchern zu lassen und zum Markenzeichen werdend. Immerhin mit soviel Inszenierungstalent, dass sie von Karl Lagerfeld auf den Catwalk geholt wurde, mit großem Erfolg.


    Pop funktioniert nun mal völlig anders als Klassik. Wobei die Klassik sich in ihrer Vermarktungsweise dem POP annähert. Siehe David Garret etc.


    Dass die Jugend nicht nur über einen 1210er zum Analogkonsum geführt werden kann sehe ich auch so. Ein 1210er darf sich aber als bindendes Element gern darunter gesellen. Der hat einfach den Wiederekennungswert.


    Gruß


    Michael

  • Noch immer ist mir nicht klar, was an Lady Gaga so bedeutend oder wichtig sein soll.


    Derartige "Gesamtpakete" - und zwar meines Erachtens weit interessantere und innovativere - hat es auch schon vor 30 oder 40 Jahren gegeben.
    Ich nenne da nur mal stellvertretend die Residents oder Kraftwerk.


    Gruß,
    Markus

  • Hallo


    Das sehe ich genau auch als Problem an, egal wo berichtet wird, gibt es immer diese Gleichsetzung Analog=Nostalgie.


    [...]



    Auch das halte ich uebrigens fuer fragwuerdig, man sollte nicht dazu uebergehen, dem einen Stereotyp (aelterer Mensch hoert analog aeltere Musik wg. Nostalgie) ein zweites (junger Mensch legt mit 1210er technoide Szenemusik auf) gegenueberzustellen. Das finde ich eine etwas zu digitale Sicht der Dinge.


    Das sehe ich auch so.


    Anscheinend basieren diese Stereotypen darauf, dass viele sich sonst keinen Grund denken können, warum man sich heutzutage mit Analog Ausio beschäftigen sollte, wie Analoge Musikwiedergabe in den Lifestyle des 21. Jahrhunderts passt, mit all seinen Einflüssen auf das Musikhören (immer leichtere ständige Verfügbarkeit, leichterer Austausch etc. ...)




    Der Vergleich tut ja schon ein wenig weh (bitte nicht persoenlich nehmen); Gossip haben sich ueber einige Jahre nach oben spielen muessen und sind nicht als "Kunstobjekt" gestartet. Ausserdem habe ich immer etwas Schweirigkeiten, wenn man Bands oder einzelne Musiker aufgrund ihrer "Gesamterscheinung" hochhaelt; von dem Gesamtkunstweg Gaga merkt man zum Beispiel recht wenig, wenn man nur ihre Musik hoert, insofern finde ich eher entscheidend, was aus dem Lautsprecher kommt.




    Noch immer ist mir nicht klar, was an Lady Gaga so bedeutend oder wichtig sein soll.


    Derartige "Gesamtpakete" - und zwar meines Erachtens weit interessantere und innovativere - hat es auch schon vor 30 oder 40 Jahren gegeben.
    Ich nenne da nur mal stellvertretend die Residents oder Kraftwerk.


    Kunstfiguren gab es immer und wird es immer geben.


    Jede Kunstfigur funktioniert nur in ihrer jeweiligen Zeit, im jeweiligen Kontext und kann nicht mit aderen Phänomenen aus anderen Zeiten verglichen werden.
    Auch kann mandie Musik nicht mit den kriterien beurteilen, die aus früheren Zeiten stammen. Das sind meist alte Konventionen, die oftmals bewusst gegen den Strich begürstet werden.


    Gerade unsere heutige Zeit scheint diese Art von Show zu brauchen und bringt eben diese Figuren wie Gossip und Lady Gaga hervor.


    Ich finde das spannend.



    LG


    Babak


    "I'd far rather be happy than right any day." Slartibartfast


    "That's right!" shouted Vroomfondel, "we demand rigidly defined areas of doubt and uncertainty!" Vroomfondel, a philosopher.

  • Hallo Babak,


    volle Zustimmung.


    Sie gehen souverän mit den Marktmechanismen um, beherrschen die Kunst der Selbstdarstellung die mit ihrer Musik zu eine schlüssigen Einheit wird.


    Das probieren viele, nur wird es selten schlüssig.


    Gruß


    Michael


  • bei Lady Gaga ist es wirklich das Gesamtpaket aus Selbstinszenierung, Show und Musik. Ist in der POP Welt zu Recht von großer Bedeutung. Fehlt eins fehlt was. Mit diesem Ziel ist sie meines Wissens direkt gestartet was auch umgehend gezündet hat.

    Ja, so ist es wohl, meinetwegen auch durchaus berechtigt; mir persoenlich fehlt da nur immer besonders eins: die mitreissende Musik. Rein musikalisch gesehen halte ich Lady Gaga fuer ziemlich gewoehnlich und vergaenglich.


    Gossip hat sich wohl erst in diese Richtung entwickelt. Erstklassige Popkompositionen und Arrangements. Ganz clever als Sahnehäubchen, ihre mollige Sängerin mit den Pfunden wuchern zu lassen und zum Markenzeichen werdend. Immerhin mit soviel Inszenierungstalent, dass sie von Karl Lagerfeld auf den Catwalk geholt wurde, mit großem Erfolg.

    Hat sie eigentlich sehr geschickt gemacht. Sie hatte schon immer was zu sagen, nun ist ploetzlich die grosse Oeffentlichkeit da und aufmerksam, jetzt nutzt sie die Gelegenheit ihre persoenliche Message rueberzubringen. Muss man nicht moegen, kann ich aber verstehen. Und Gossip mag auch nicht die wichtigste Band der Nullerjahre zu sein, aber man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie nur Musik machen als kleiner Teil eines grossen Showacts. Und ein paar durchaus brauchbare Songs haben sie ja hervorgebracht.


    Pop funktioniert nun mal völlig anders als Klassik. Wobei die Klassik sich in ihrer Vermarktungsweise dem POP annähert. Siehe David Garret etc.


    Dass die Jugend nicht nur über einen 1210er zum Analogkonsum geführt werden kann sehe ich auch so. Ein 1210er darf sich aber als bindendes Element gern darunter gesellen. Der hat einfach den Wiederekennungswert.


    Nichts gegen 1210er als gute Plattenspieler in ihrem Preissegment, damit das nicht falsch ankommt; aber man sollte sie nicht nur als Technoabspieler fuer die Jugend hinstellen. Und was die Popmechanismen angeht, oft tritt dahinter gerade die Musik in den Hintergrund, das ist das, was ich eigentlich kritisiere, vor allem in den Medien. Wenn eine Band mich mit ihrer Musik aus dem Lautsprecher nicht begeistern kann, ohne je ein Foto oder einen Auftritt von der Band gesehen zu haben, dann koennen die ein noch so toller "Act" sein, aber ich wuerde keine Tontraeger von ihnen kaufen.


    Gruss
    Mario