Schallplatten und nasses abspielen - Lencoclean

  • Guten Tag zusammen,


    aufgrund meiner 68 Lebensjahre gebe ich gern meine Erfahrungen weiter.


    1968 kaufte ich einenen Lenco Plattenspieler und war erschrocken, daß jede alte, jede neu gekaufte Platte knisterte, daß nach jeder Plattenseite eine staubige Nadel das letzte Band besonders schlecht wiedergab. Naja die alten Platten waren schließlich mit 5-6 gramm abgespielt worden.


    Ich erstand einen "Mitlaufbesen" um wenigstens den Staub vom Diamanten fernzuhalten. Das Knistern blieb, die Nadel war sauber.


    Erst das Nassreinigungsverfahren schaffte Abhilfe. Alte Platten knistern weniger neue Platten fast garnicht.


    Was ist Lencoclean? Meine Damen und Herren - absolut nichts geheimnisvolles und die Lösung ist auch für die Reinigung von Platten in der "Waschmaschine" geeignet:
    30 % Propylalkohol (Apotheke 1 L. ca. 10.- €,
    70 % Aqua destillate der Liter zu 1,-€ und
    1 kleinen Tropfen Tensid -
    Wir haben in der Werbung mal gehört "Pril entspannt das Wasser" - dazu ist der Tropfen da.
    Puristen nehmen das Fotochemische Netzmittel AGEPON
    oder ähnlich aus dem Fotofachgeschäft. Der Tropfend war dann ausreichend dosiert, wenn die Flüssigkeit keinen Buckel oder Tropfen auf der Platte bildet sondern zerfließt und einen gleichmäßigen Film bildet.
    Der Wasseranteil sorgt für langsameres abtrocknen der Platte, bzw. langsameres verdunsten der Flüssigkeit.


    Bei diesen Zutaten kann man nicht verstehen wo die Vorurteile gegen die Verwendung des nassen Abspielens herkommen.
    Rückstände auf der Platte sind immer der gelöste Dreck, der natürlich auch beim trockenwischen nach dem Abspielen komplett nicht entfernt wird. Lange nicht gespielte Platten - ich rede von Jahren - sind regelrecht rußig. Stichwort FROG.


    Reinigungsflüssigkeit auf ein Papiertaschentuch, wischen und staunen.


    Jede Platte knistert mehr oder weniger - egal ob vorher naß oder trocken gefahren worden ist.


    Sollte jemand jetzt neugierig geworden sein und will zukünftig nass abspielen, (Gerät noch bei Conrad) sollte nicht vergessen, daß durch das Naßfahren die Skatingeigenschaft verändert wird: Messplatte nass spielen und einstellen.


    Die Mitlaufeigenschaften hängen von der Feinheit der Rille ab, und werden durch die einstellbare Höhe des ausserhalb des Tellers liegenden Aufliegers beeinflußt.


    Fragt mich was !


    Ihr RBJ


  • Hallo RJB (sag uns doch einfach einen Vornamen, dass ist einfacher)


    schön das Du zu uns gefunden hast!


    Ich muss gestehen, dass ich nicht zu den Nassfahrern gehöre und wohl auch keiner werde, ich freue mich jedoch sehr, wenn jemand zu uns stösst, der aus dem praktischen Erfahrungsschatz zu berichten weiß.


    In diesem Sinne ein herzliches Willkommen hier im Forum der Analogue Audio Association!


    Ich wünsche Dir eine gute Zeit hier!


    LG


    Tom

    Beste Grüße


    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Balou ()

  • Hallo und ein herzliches Willkommen,



    auch ich spiele Platten noch mit dem original Lencoclean-Naßfahrarm ab, spare mir aber die Lencoclean Flüssigkeit.
    Du sprichst den Naßfahrarm von Wittner an , aber der hat keine so gute "Reputation" wie das Original von Lenco. Wie siehst du diese Sache mit dem Wittner Arm, da du ihn scheinbar erfolgreich einsetzt?
    Ich selbst habe mit dem Wittner noch keinerlei Erfahrungen gesammelt.


    Was bezeichnest du als FROG?


    Gruß
    Monti

    Dieser Beitrag wurde bereits 33.674.535 mal editiert, zuletzt von »Gott« (morgen, 15:19)

  • So ein bisschen hat das jetzt aber schon was von Eulen-nach-Athen-tragen, oder? :rolleyes:


    Gruß,


    Thorsten

  • Vor allem, NEIN meine neuen LPs knistern nicht und NEIN, meine top erhaltenen alten knistern nach einer Wäsche auch nicht.


    Von daher ist Nass-Abspielen für mich kein Thema, nur mal so :)

  • Schade das hier die Lenco-Nassabspiel-Lovers nicht einmal unter sich bleiben können und die "an meine Platten kommt kein Lenco" Leute einmal außen vor bleiben um hier Erfahrungen auszutauschen.


    Über was wir diskutieren könnten:


    a.) Resonanzfrequenz des Benetzungsmittels.


    b.) Aktivierung des Lencoclean mit "Aftermarket" Ersatzbürstchen


    c.) Einflussfaktoren auf die einwandfreie Funktion


    d.) Historische Betrachtung


    gruß

  • Die Bürstenköpfe kann man auseinandernehmen und braucht dann "lediglich" Ersatzsamt.


    Meine Naßabspielzeit ist aber schon 25 Jahre her.


    Tschau,
    Frank

    Entspanntes Hören, Frank


    ] Vorhandensein von Musik - Zuhandensein von Klang [

  • Hallo,


    wenn man es hinbekommen könnte, daß :


    a) ein Tonabnehmerhersteller garantiert, daß die Naßfahrflüssigkeit den Kleber des Diamanten nicht anlöst und auch ein Eindringen der Flüssigkeit in das eigentliche Generatorsystem unmöglich ist ( `` Nasszelle´´ :D )


    und


    b) gleichzeitig, bzw. kurz nach dem das System die Rille abgetastet hat, eine Absaugung der Flüssigkeit geräuschlos und den Abtastvorgang vollkommen unbeeinflussend erfolgt und man die Platte sofort nach dem Anhören wenden / eintüten kann


    dann würde ich sagen : her damit !


    Übrigens habe ich auch jahrelang nass gefahren, ein System habe ich mir damit noch nicht versaut. Da ich aber schon lange dazu übergegangen bin, hier mal reinzuhören und dort mal kurz eine Platte anzuspielen, ist das Ganze doch etwas umständlich...spätestens dann, wenn man im Hörzimmer keinen Platz mehr für Platten findet, die noch trocknen müssen...jetzt wird halt gewaschen und drög gehört.


    Grüße,


    betamax

  • Hi,


    die Bewertungen gegenüber dem Lenco-Nassabspielsystem sind ja vor allem darin begründet, dass es heißt: Einmal nass = immer nass abspielen. Das trifft m.E. auch zu, weil der aufgewühlte Schmutz nicht abgesaugt wird, sondern halt erst aufgewühlt, neu durchgemischt und dann wieder in den Rillen eingetrocknet wird. Das ist m.E. alles, was sich gegen das System einwenden lässt. Die Platten sind aber dann nicht endgültig verloren, sondern müssen halt entweder erneut nass abgespielt oder sorgfältig gewaschen und abgesaugt werden.


    Beste Grüße


    Konrad

  • Man könnte doch saubere/gewaschene Platten nass abspielen und gleich danach wieder waschen, kann sich nichts festsetzen.

    Hallo Mario,


    sehr gut :thumbup: ! Beim Naßabtasten hat man meiner Erfahrung nach den Vorteil, dass die Nadel während des Abtastvorganges gekühlt wird, d.h.es gibt weit weniger Abrieb am Diamanten als normal (trocken abgetastet) :thumbup: ! Ich spiele viel LP, ca 20- 25 Std pro Woche, und kann folglich beurteilen, wie lange z.B. ein DL 103 trocken und naß hält! Die Zeit verdoppelt sich annähernd! D.h. aber auch, da die Flüssigkeit auch Geld kostet, dass es fast ein Nullsummen-Spiel ist! Mit höherwertigen TA's aber macht es die Sache preiswerter! Ich taste seit ca. 1970 naß ab, ich hatte noch nie Probleme mit der Klebung oder Befestigung einer Nadel, egal von welcher Firma, durch Naßabtastung ;) .


    Grüße,


    Thomas


    edit: Tastatur :whistling:

    Einmal editiert, zuletzt von tomfeld53 ()

  • ...mich würde sehr interessieren, wie sich eine -repräsentativ natürlich besser mehrere- allzeit naß gefahrene Platte/n ordentlich gewaschen anhören.
    Ob sich also durch das Naßabspielverfahren die Platte besser oder schlechter (beides scheint mir durchaus möglich) erhalten hat.


    Hat jemand von Euch vielleicht mal einen ordentlichen Schwung vormals nassgefahrener Platten erworben, gut gewaschen und danach im `normalen` Einsatz gehabt?


    Danke,
    Egmont


    p.s.: Willkommen RBJ !
    p.p.s: lies Dich hier mal ein wenig ein- es wird Dein Schaden nicht sein, denn hier sitzen die kompetentesten `Nerds` in Sachen Schallplatte.
    Zudem wirst Du die eine oder andere Tretmine und deren Anhänger kennen lernen :D

  • Über das dafür oder dagegen des Nassabspielverfahrens gibt es ja schon genug zu lesen. Hier nur über Erfahrungen und Verbesserungen im Umgang mit LencoClean:


    Ersatzbürstchenadaption erfolgreich durchgeführt. Die Ersatzbürstchen habe ich von Protected und habe sie nicht "verunstaltet". D.h. als solches am originalem Drehelement mit Epoxykleber befestigt (am Originalen natürlich das Bürstchen runter). Die Öffnung am Drehelement etwas aufgeweitet.


    es grüßt der

  • Hallo Egmont,
    ich habe vor langer Zeit LPs ebenfalls mit Lenco-Clean naß abgespielt, anfangs mit der originalen Lenco-Flüssigkeit, später mit einer selbst gemischten. Als es in der einschlägigen HiFi-Presse Meldungen gab, dass die Flüssigkeit unter Umständen den Kleber des Diamanten auflösen und das Vinyl aufquellen würde, habe ich es wieder aufgegeben. Die naß abgespielten LPs – es waren nicht übermäßig viele - ließ ich in einem HiFi-Laden mit einer Plattenwaschmaschine waschen bzw. habe das selbst getan. Mit dem Ergebnis war ich nicht zufrieden. Fast alle vormals naß abgespielten LPs knistern mehr oder weniger. Als ich selbst eine Waschmaschine hatte, habe ich zwei LPs, die ich besonders gern hörte, erneut einem oder mehreren Waschgängen ausgesetzt. Das Geknister hat sich gebessert, ist aber nicht verschwunden.
    Das ist natürlich kein Plädoyer gegen das Naßverfahren, da verschiedene Fehlerquellen in der Rückschau nicht zu 100% ausschließbar sind (falsch montierter Tonabnehmer, falsche Flüssigkeitsmischung etc.).
    Mit analogem Gruß
    Prof. van Dusen

  • Prof., das deckt sich mit meinen Erfahrungen, wobei ich mir nie ganz sicher bin, ob das jetzt am vormaligen Nassfahren liegt oder ob die Platte so geliebt resp. so oft gespielt worden sind.


    In Heidelberg-Untergasse gab es Mitte/Ende der 90er Jahre mal eine schwer angesagte Musikkneipe (oder gibts die noch?).
    Der Betreiber, ein Schrank mit ewig langen Haare, hatte neben dem Plattenspieler ein Glas mit Flüssigkeit und einem weichen Langhaarpinsel stehen.
    Zwischen Bierzapfen, Bestellung aufnehmen und Abkassieren hat er immer mal kurz den nassen Pinsel auf der Platte `fahren` lassen. Egal wie voll der Laden war-und der war meistens gerammelt voll- immer kam die Mucke von seinem schier unerschöflichen Vinylfundus voller Perlen.
    Der Mann hat seine Platten wirklich geliebt.


    Egmont

  • [...]
    Hat jemand von Euch vielleicht mal einen ordentlichen Schwung vormals nassgefahrener Platten erworben, gut gewaschen und danach im `normalen` Einsatz gehabt?
    [...]

    Hier... ich brauchte locker 5 Wäschen mit längeren Einwirkzeiten, massives Schrubben und 2 verschiedenen Reinigungsflüssigkeiten (Original OK und Selbstgebräu aus 30% Alkohol mit nem Tropfen Netzmittel und dest. Wasser), bis das Knistern einigermassen akzeptabel wurde. Trotz des Waschmassakers habe ich noch immer helle Rückstände an der Nadel. Ich überlege mir, ob ich explizit für solche Platten einen Nassabspieler kaufe.

    Viele Grüße, Martin

  • Ob sich also durch das Naßabspielverfahren die Platte besser oder schlechter (beides scheint mir durchaus möglich) erhalten hat.

    Durch die Herabsetzung der Reibung erhalten sich Diamant und LP länger. Das eine ginge wohl nicht ohne das andere.
    Sobald ich mal wieder die Knosti zum Einsatz bringe, werde ich mal eine meiner am häufigsten gespielten Platten waschen und danach trocken hören. Ich berichte dann...


    Grüße,


    Ingo

    "Da die Preisgrenzen im High End Bereich quasi gefallen sind und Entwicklerteams ohne Budget Limitierung an die Konstruktion eines Gerätes gehen können, entstehen immer wieder sehr interessante Konstruktionen." (hinduistischer Philosoph)

  • Durch die Herabsetzung der Reibung erhalten sich Diamant und LP länger. Das eine ginge wohl nicht ohne das andere.

    Gerade diese Frage stellt sich eben und ich halte das für gar nicht soo selbstverständlich- Bindet doch die Flüssigkeit den Staub eher als eine `trockene` Platte.
    Die Restflüssigkeit die auf der Platte dann antrocknet müsste ein regelrechter Schlamm-Staubschlick sein, der in der Hügellandschaft der Rillen sedimentiert.
    Abgesehen von den Erfahrungen derer, die (vormals) nassgefahrene Platten hören und beurteilen können, müsste man sich die Sache mal ganz repräsentativ unter Zuhilfenahme eines vernünftigen Mikroskop anschauen.


    Schönes Workshopthema :wacko: :D


    Egmont

  • ...und es läuft wie immer in die gleiche Richtung (DiamantKleber löst sich auf, Platten werden nicht mehr knisterfrei nach einmal naßspielen).


    gääääähhhhhhhhnnnnnnn!


    Einfache Frage:


    Welcher Aggregatzustand hat den das Mittel zum Plattenwaschen?

  • Wimpelwinken hin oder her, es geht hier doch weniger um Ideologie, als um die Sache- d.h. um das was hinten rauskommt.
    Ich stehe dem Ganzen eigentlich ganz objektiv gegenüber und würde mich so nie auf eine Meinung limitieren wollen.


    Der Aggregatszustand von Wasser tut hier nur wenig zur Sache, denn das ist nur EIN Argument von vielen - auch Glas ist übrigens `flüssig`.


    Wenn aber hier keine objektiv-kritischen Meinungen gewünscht sind, dann macht eben einen oberstinklangweiligen Lobhudelhread daraus.
    OberGÄÄÄÄÄHN!


    Egmont