Audiolabor Flink VV Brummproblem

  • Interessant zu sehen, was zu dem Thema so geschrieben wird. Vermutlich ist dazu ja
    auch schon alles mal gesagt worden ... aber leider ist nicht alles ganz richtig.


    Bei Audiolabor gab es zu den Vorstufen Flink und Rein m.W. nur zugekaufte Netzteile
    (sehr einfach genaut, wenig Siebung, 7815 / 7915), waehrend beim Klar ein deutlich
    aufwaendigeres Netzteil (sogar kanalgetrennt) dabei war.


    Dennoch besitzen ALLE alten Audiolabor-Netzteile das Problem, dass mit einer sehr
    geringen Siebung vor der Regelung gearbeitet wird -- und die Elkos dann auch noch
    recht warm werden (vorsichtig formuliert ...), so dass sie schnell noch an Kapazitaet
    verlieren.


    Dass die Geraete dennoch sehr gut klingen, liegt an der doppelten Regelung -- extern im
    Netzteil, und dann intern nochmal. Bei den spaeteren Modellen mit Parallelregler, bei den
    frueheren mit einem zweiten Serienregler. Dennoch: es haben viele Benutzer inzwischen
    probiert, was ein anderes Netzteil ausmachen kann (viele aus der Not heraus, dass die alten
    Gehaeuse zerbroeselt sind), und festgestellt, dass es offenbar doch besser geht.


    Daher, auch wenn's sehr gut klingt, doch nochmal der Tipp, es mal zu versuchen. Es lohnt
    sich. Ich kenne niemanden, der nach laengerem Hoeren eines Flink oder Rein mit neuem
    Netzteil freiwillig zum
    originalen Netzteil zurueckgegangen ist ... und ich wuerde einmal ganz vorsichtig behaupten,
    dass eine korrekt revidierte Audiolabor-Vorstufe, mit einem besseren Netzteil, keine moderne
    Vorstufe in vergleichbarer Kategorie zu fuerchten hat -- eher im Gegenteil.


    Aber eine Revision ist schon noetig. Da sind die bekannten Phaenomene mit den roten
    Roederstein-Elkos -- die man besser tauscht, wenn sie rissig sind, denn dann verlieren sie
    Elektrolyt, oder trocknen aus. Ebenso die alten EKR von Roederstein. Beim Ersatz sollte man
    sich auch genau ueberlegen, welche man nimmt -- oder beim Audiolabor-Serice nachfragen.
    Besonders teure sind nicht immer die besten ... bei der Brinkmann-Schaltung kommt es auf
    bestimmte Eigenschaften an, und die Beinchen sollten eisenfrei sein. Aber das ist ja sicher
    alles bestens bekannt ...



    Denn mal wieder viel Vergnuegen beim Optimieren ...

  • (viele aus der Not heraus, dass die alten
    Gehaeuse zerbroeselt sind)


    Diese Aussage betrifft nur die eh uninteressanten Flink-Modelle von Wachowiak. Der Flink-Phonoverstärker von Brinkmann krankt als Vollverstärker an der engen Bauweise und damit an der Überhitzung der Endstufen-Kondensatoren. Diese flink-Variante klingt dafür aber extrem gut, besser als alle Nachfolger. Brinkmann hatte sich von Wachowiak auch inzwischen verabschiedet und entwickelte seine Ideen unter eigenem Namen weiter. Er hatte Recht, audiolabor mit Wachowiak ist gestorben, Brinkmann lebt.



    LG Dirk

  • Warum uninteressante Flink vorstufen? So uninteressant finde ich die nicht, trotz mittlerweile schon einiger Vorverstärker ist mir klanglich die Flink eine der liebsten, wenn auch mittlerweile mit einem aufwändigerem Netzteil und getauschten Elkos.
    Gruß
    Thomas


  • Kann mir denn jemand sagen welche Kondensatoren aus aktueller Produktion noch eisenlose Beinchen haben?


    Ich kenne das auch noch aus meinen früheren audiolaborzeiten, es wurde bei einem Re-capping von seiten ehemaliger Audiolaboranten immer darauf hingewiesen, daß nur Roederstein EKs(rot) oder EKRs(gold) klanglich funktionieren, also die mit Kunststoffhülle, die roten EKs sollen darüber hinaus Anschlußdrähte aus Kupfer gehabt haben.

    "And sometimes there are barely perceptible nuances in its sound which do not allow it to cross the fine line between the good and the great sound."


  • Diese Aussage betrifft nur die eh uninteressanten Flink-Modelle von Wachowiak.

    Hmm, interessante Aussage -- leider so nicht richtig. Die aeltere Version des "Rein" (die noch mit 24 Volt Netzteil
    laeuft) stammt m.W. noch komplett aus der Entwicklung von H. Brinkmann. Auch die hatte aber schon dieses eher
    unzureichende Netzteil (von Grundig ?) dabei.


    Einige spaetere Geraete (vor allem Flink) hatten dann schon etwas SMD drin, und jede Menge Relais, die man auch
    mal pruefen muss -- manche Serien waren vielleicht nicht optimal fuer kleine HiFi-Signale ... aber wie andere ja schon
    geschrieben haben: Diese abzutun ist auch nicht gerechtfertigt. An den Schaltungen hat sich auch soviel gar nicht
    geaendert, kann man ja nachsehen.


    Am "Klar" gab es uebrigens auch Aenderungen, die nicht schlecht waren -- man sollte lieber nicht zu sehr vereinfachen.
    Der Erfolg einer Firma haengt von vielen Faktoren ab ...


    Beinchen ohne Eisen: Nicht ganz leicht zu finden, aber leicht zu pruefen -- ein kleiner Magnet reicht
    eigentlich. Probieren geht ueber studieren. Frolyt EKS wird bei Brinkmann heute viel eingesetzt, wie man
    durch die Glasscheiben sehen kann -- die sind so etwas wie die "Nachfolger" der ROE EKS. Und es ist jetzt
    auch nicht so, dass ein klein wenig Eisen den Klang gleich komplett versaut ... auch wenn das oft impliziert
    wird. Bei einem Elko, der zur Siebung oder Glaettung da ist, spielt das weniger eine Rolle als bei einem, der
    im Signal oder in der Rueckkopplung liegt -- und davon gibt es in der Schaltung ja ein paar. Also mal genau
    probieren, und die Elkos auch vorher formieren. Bei den Schaltungen von Herrn Brinkmann gibt es einige
    Stellen, wo sie mit nur ca. 0.7 Volt Vorspannung eingesetzt sind -- und das moegen nicht alle, wie die
    Erfahrung zeigt. Gut formiert halten sie laenger durch.


    Zum Formieren: Einen 35 Volt Elko haengt man an ca. 30 Volt, fuer einen laengeren Zeitraum (eher Wochen
    als Tage). Danach dann erst mit einem Widerstand entladen (nicht kurzschliessen), bevor er eingebaut wird.



    Viel Spass beim Probieren und Optimieren !




    Diese Aussage betrifft nur die eh uninteressanten Flink-Modelle von Wachowiak.

  • Dieser Thread entstand ja mal aus der Frage, was das Brummen (ca. 3 Sekunden) beim Flink
    Vorverstaerker bedeutet, der entsteht, wenn man das NT einsteckt (und versehentlich schon
    eingeschaltet hat, was man besser nicht tun sollte ...).


    Einige Beitraege tippten auf diverse Fehler, und defekte Elkos. Aber das stimmt hier nicht ...
    nachdem ich nun einmal einen Flink genau angesehen und durchgemessen habe, ist die
    Erklaerung eine andere: Beim Anlegen der Spannung steigt die Referenzspannung am internen
    Parallelregler nur langsam an, waehrend die Spannung am Ausgangs-Pufferelko von
    220 uF schon da ist -- und die wird dann runtergeregelt, was ueber die Laengswiderstaende
    eine (kurzfristige) Last von wenigen Ohm bedeutet (2 x 15 Ohm parallel pro Spannung).


    Das ist fuer das externe NT wie ein Kurzschluss ... und nun dauert es einfach ein paar Sekunden,
    bis der Elko fuer die interne Referenzspannung hochgefahren ist (das ist hier ein mittels eines
    Spannungsteilers realisiert, bei dem dann die relevante Spannung ueber einen 1000 uF Elko
    gepuffert ist. Der Elko wird dabei beim Einschalten ueber einige kOhm recht langsam geladen).
    Sobald das passiert ist, laeuft alles "normal".


    Natuerlich ist es dennoch sehr wahrscheinlich, dass die Elkos im externen NT hin sind ... aus den
    im Forum schon hinlaenglich besprochenen Gruenden. Aber auch mit einem neuen NT ist dieser
    Einschalteffekt da ... das ist einfach eine Konsequenz der Auslegung des Parallelreglers. Die aelteren
    Versionen im Rein etc. arbeiten hier mit einer (voellig ausreichenden) Kapazitaet von 220 uF, und
    mit einem niederohmigeren Spannungsteiler -- dann ist der Effekt immer noch da, aber viel kuerzer ...


    Bei der Gelegenheit noch ein anderer Hinweis: Bei fast allen Flink, Rein etc. besteht die Gefahr, dass
    ein interner Regler nicht mehr arbeitet, weil der jeweilige TL 071 seine Geist aufgegeben hat. Das
    sollte man unbedingt nachmessen, und das IC dann ggf. tauschen. Sonst laeuft das Geraet naemlich
    mit einer (partiell) zu hohen Spannung, und deutlich schlechter gesiebt/geregelt. Das raecht sich
    dann mit einem vernehmbar haerteren Klang. Im direkten Vergleich ist das klar hoerbar.

    Einmal editiert, zuletzt von kugel-balu ()

  • Hallo Balu,


    Danke für den Tipp. Werde die 071 er mal durchmessen, normalerweise soll das Nt ja immer am Netz bleiben so wie ich das noch in Erinnerung habe, das mach ich natürlich nicht so, da ich eigentlich nur am Wochenende richtig Zeit habe Musik zu hören, ich hab mir auch schon überlegt eine kleine Platine mit einschaltverzögerung an die Ausgänge zu Hängen.


    Gruß Thomas

  • In der Tat ist der TL 071 noch fast ueberall zu bekommen (Reichelt, Conrad etc.), er wird auch
    noch hergestellt. Alternativ geht auch sehr gut der LF 351.


    Das (bekannnte) Problem ist halt, dass die gelegentlich den Dienst quittieren, weil sie
    im Eingang ueberfahren werden. Das kann man mit einer kleinen Diode vom Typ
    1N4148 zwischen den Eingaengen abfangen -- baue ich inzwischen immer ein, wenn ich
    mal einen Rein oder Flink fit mache. Wierum die rein muessen, haengt von der Version
    ab, und ist bei pos. und neg. Regler genau entgegengesetzt.


    Regel ist: Im normalen Betrieb ist die Diode gesperrt, falls aber am Ausgang mal
    zuviel Spannung anliegt, begrenzt die Diode die Spannung zwischen + und - am
    OPV auf 0.7 Volt. Dann lebt er laenger ... soweit ich weiss, stammt dieser "Trick"
    noch vom urspruenglichen Entwickler (Brinkmann), wurde aber bei Audiolabor
    nicht standardmaessig eingebaut. Daher dann die Probleme ...


    Hoffe, das hilft ein wenig weiter ...

    Einmal editiert, zuletzt von kugel-balu ()

  • Also, diese Schutzdiode, eine 1N4148, kommt immer zwischen Pin 2 und Pin 3 des TL 071,
    aber beim pos. Regler andersrum als beim negativen. Wierum haengt jetzt davon ab,
    ob der Parallelregler mit PNP oder mit NPN Transistoren realisiert ist.


    Wenn ich's mir beim letzten Mal richtig notiert habe, dann ist beim positiven Zweig
    die Kathode an Pin 3, und die Anode an Pin 2, und beim negativen Zweig genau
    andersrum. Dabei schaue ich auf den Schaltplan von der Audiolabor-Seite, die m.W.
    die letzte Version des Flink betrifft (beim Rein ist das anders).


    Da ich die aeltere Version bisher nicht selber hatte, weiss ich nicht, ob es da evtl. anders
    ist -- sieht man aber im Geraet, weil dann ggf. andere Transistoren zum Einsatz kommen.
    Man kann diese kleine Diode leicht nachtraeglich von untern einloeten, entweder eine
    SMD Version oder eine normale, entsprechend gebogen und eingekuerzt.


    Ggf. viel Erfolg !!

    Einmal editiert, zuletzt von kugel-balu ()