Referenzeinspielungen Klassik

  • hallo


    für den versierten klassikprofi ein alter hut - nichtsdestotrotz sollte sie gerade bei diesem thread genannt werden



    für mich immer noch die referenzaufnahme schlechthin was diese mozartschen klavierkonzerte anbelangt.......





    sorry für kleinschreibung, aber meine tochter belegt den anderen arm

    Gruß


    Günter

  • Hallo Günter,


    dem ist uneingeschränkt zuzustimmen.


    Innerhalb eines anderen Threads hatten wir das Thema Clara Haskil schon mal,
    auch dort wurde einhellig anerkannt, dass Haskil eine wirklich begnadete
    Mozart Interpretin war.


    Grüße
    an den See
    Reinhard

  • Die Haskil-Markevich-Philips Aufnahme................


    mbMn ist das doch eine recht persönliche Referenz- wenn auch von Vielen .


    Haskils Spiel mag mit dem Wissen und Kult um ihre Person -ihrem Schicksal- aufgrund seiner Zögerlichkeit und Unsicherheit berühren, aber es ist -imo- weder eine interpretatorische noch eine technische Referenz.
    Sie scheint, im Vergleich zu anderen Top-Pianisten, technisch einfach nicht Willens, wohl eher noch aber nicht in der Lage zu sein, mithalten zu wollen/können.


    Die Performance des Orchestre des Concerts Lamoureu unter Markevich ist, naja Ok.


    Die Aufnahme (zumindest die der abgebildeten Ausgabe) ist leider alles andere als sehr gut. Verhangen und etwas dumpf klingt das Ganze (aus der Erinnerung heraus) doch schon sehr historisch.


    Sorry für die Grätsche, aber das war auch ein wenig Wenig ;)
    egmont


    Edit: Rubinstein und Krips auf RCA
    [Blockierte Grafik: http://images1.americanlisted.com/nlarge/rubinstein_mozart_concerto_24_lp_9458674.jpg]

    Einmal editiert, zuletzt von Egmont ()

  • Hallo Egmont


    Ich hab da so meine persönliche Geschichte mit dieser Aufnahme.


    Zum ersten Mal hab ich diese Aufnahme im zarten Alter von 19 gehört. Ich war damals wohl gelegentlicher Klassikhörer und durch einige Jahre klassischen Gitarrenunterricht war mir das Anhören klassischer Musik nicht eben ein Graus wobei meine Vorlieben damals, zeittypisch für die 70er Jahre, eher bei Led Zeppelin, Deep Purple und ähnlichem Kram lagen.
    Durch Zufall lief mir diese Platte über den Weg die ich dann auslieh und kostengünstig auf eine Kompaktkassette raubkopierte ;)
    Über die Jahre habe ich die Aufnahme immer und immer wieder gehört, anfangs eher nebenbei, dann immer aufmerksamer.
    Anfang der 90er Jahre hatte ich dann endlich einen CD-Player, war überglücklich der knisternden LP, den muffigen Cassetten entkommen zu sein. In meiner Euphorie holte ich mir recht bald eine CD mit diesen Mozart-Konzerten von einem deutschen Starpianisten eingespielt ( der sich wohl auch um ein Küstenlandfestival verdient gemacht hatte :D ) .
    Die CD hab ich kein einziges Mal komplett durchgehört - ich hab es nicht ertragen ;(
    Das war so eine Art Schlüsselerlebnis für das Verständnis von klassischer Musik und deren Interpretation. Mit einem Mal war mir klar dass ausnotierte Werke sich eben nicht zwangsläufig alle gleich anhören müssen, weil ja alle die gleichen Noten vor sich haben.


    Was mich bei der Aufnahme von Haskil/Markovitch so fasziniert, ist die Tatsache (okok..meine Wahrheit ;) ) dass sie es wie keine andere die ich bisher gehört habe schafft, das düstere, traurige, dramatische, geheimnisvolle ...etc Wesen der Komposition offenzulegen.
    Diese Aufnahme zeigt, dass Haskil den Kern, das Eigentliche der Komposition verstanden hat und in einer historischen, musikalischen Sternstunde dieses Meisterwerk festgehalten wurde.
    Zweifellos gibt es technisch brillantere und auch audiophilere Aufnahmen, aber jede muß sich an einer solchen messen lassen die eben eine Referenz für die Interpretation und das Verständnis dieses Werkes darstellt.




    noch 1 Anmerkung
    von der Person Haskil und ihrem Leben hab ich erst vor ca 3 Jahren erfahren. Ich hab die ganzen Jahre davor gar nicht gewußt wer sie eingespielt hatte....

    Gruß


    Günter

  • von einem deutschen Starpianisten eingespielt ( der sich wohl auch um ein Küstenlandfestival verdient gemacht hatte

    Man muß sich nur mal Guldas Mozart-Interpretation gegen "seine" anhören, das ist schon eine andere Welt! Zu dieser anderen Welt gehört Haskil natürlich auch!
    Jürgen

    AAA-Mitglied
    "Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser" Sokrates

  • Die habe natürlich auch, selbstverständlich auch die Sonaten (Amadeo). Gehört zu den Top-Beethoven Interpretationen; schnörkellos und zeitlos!

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  • Und nicht zu vergessen die Konzerte, Decca, H. Stein!

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  • Schnörkellos und zeitlos - diese Beschreibung passt auch sehr gut zu meiner bevorzugten Gesamtaufnahme der Beethoven-Sonaten.
    Finde ich insgesamt gesehen bis heute unerreicht. Natürlich muss man klanglich ein paar Abstriche machen.



    Cover Beethoven-Sonaten mit Artur Schnabel



    Gruß,
    Markus

  • Natürlich muss man klanglich ein paar Abstriche machen.

    Das ist ja immer das Problem, ein bischen fehlt dann der "Anmachfaktor". Habe die Sonaten auch mit Solomon, teilweise auch Referenzverdächtig, aber klanglich eher historisch, d.h., keine Obertöne, sehr schlanke Abbildung.

    AAA-Mitglied
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  • Es wäre natürlich denkbar, dass diese Schnabel-Aufnahmen penibel abgespielt und korrekt entzerrt von den alten Schellacks besser klingen. Ich kenne ja nur spätere LP-Überspielungen und kann nicht beurteilen, wie sorgfältig da gearbeitet wurde.


    Wie dem auch sei, bei meiner Referenzaufnahme für die Beethoven-Sinfonien stimmt nicht nur die Interpretation, sondern auch der Klang:


    [Blockierte Grafik: http://www.loaditup.de/files/591978.jpg]


    Die Meriten dieser zu Recht legendären Produktion wurden hier im Forum ja schon mehrfach hervorgehoben, daher braucht man es sicher nicht noch einmal zu wiederholen.


    Gruß,
    Markus

  • Nachtrag u.a. zu Rubinstein/ Krips- von wegen keine Bilder only:


    Hört man Rubinsteins müheloses (nie nur technisch-kaltes) Dahingleiten und seine gänzlich unsentimentales und dabei zartes Spiel, relativiert sich Haskils Mozart/Kunst recht schnell .


    Fr. Haskil hatte es zugegebenermaßen auch nicht leicht.
    Als Frau zwischen diesen ganzen großartigen (und `schwierigen`) Pianisten- man überlege wenn Sie alles gehört und gekannt haben mußte- wird sie es doppelt schwer gehabt haben.
    Sie war eine Künstlerin ohne Selbstsicherheit, hatte wenig `Sendung` bzw. Sendungsbewußtsein und wußte selbst wohl am besten, was sie konnte- und stand sich so selbst im Weg.
    Haskil mußte von ihren Förderern und Gönnern mehr oder weniger an das Instrument gezwungen werden.
    Zum Erfolg gehört in diesem Geschäft neben dem Selbstvertrauen auch eine gewisse Portion Selbstüberschätzung.
    Neurosen der überheblichen Art sind offensichtlich ein Muß.


    Krips ist ein wunderbarer Mozartdirigent (dabei einer der tyrannischsten Egomanen hinterm Pult)- seine herausragenden Mozart Symphonien eingespielt mit dem Concertgebouw z.B. wäre im Threadzusammenhang allemal ein eigenes Posting wert - er ist hier DER Partner für Rubinstein.



    Ratemal : Profilneurotiker beim Wein (mit Handschuh)
    [Blockierte Grafik: http://www.music.buffalo.edu/bpo/Krips-Gould-59.jpg]


    Zur Aufnahme bzw. dem Klang der Schallplatte kann ich leider nichts sagen (CD-only).
    Aber es ist eine RCA-LSC (#2461), da sollte Aufnahme und Vinyl kaum Wünsche offen lassen.


    Falls die jemand besitzt, würde ich mich sehr freuen mehr darüber zu lesen! Auch per PN.


    In den USofA schwimmt gerade eine günstige 2461LSC und bin darob selber schwer am schnaufen...


    egmont

  • Ich habe die als shaded dog.


    Gehört vielleicht nicht zur absoluten Spitze der Living Stereos, klingt aber für sich genommen wirklich sehr gut, finde ich.


    Das Foto zeigt wohl den jungen Glenn Gould. Er hatte ja auch immer Angst vor Erkältungen und Infektionen, daher wahrscheinlich die Handschuhe.
    Als Profilneurotiker würde ich ihn aber nicht bezeichnen. Als Neurotiker ohne den Vorsatz "Profil" hingegen womöglich schon.


    Gruß,
    Markus

  • Bei Krips würde ich neben den Mozartsymphonien noch die Pastorale mit dem LSO auf Everest und die Einspielung von SchuhmannsA-Moll Klavierkonzert mit W.Kempff auf Decca Referenzstatus einräumen.


    Das Schuhmannkonzert finde ich auch in der Einspielung von Monique Haas (DGG) erwähnenswert.


    Haskil ist imho ein ganz hervoragende Mozartinterpretin, bei den Klavierkonzerten noch erwähnenswert Anda mit der Camerata Academica aus Salzburg auf DGG (gesamteinspielung) sowie als Geheimtip Kempff/Leitner Klavierkonzerte 8/23/24/27 ( 23 läuft gerade !) mit den Bambergern bzw Berlinern auf DGG.


    Bei den Mozartsonaten würde ich die Gesamteinspielung von Gieseking (EMI) empfehlen.


    Ich glaube, jetzt stoppe ich mal :D


    :24:

  • Gulda ist in der Tat ein hervorragender Mozart-Interpret, sehe ich auch so. Er hat aber auch einige sehr bemerkenswerte Beethoven-Einspielungen gemacht.


    Bei Gulda muss ich mich J. Kaiser anschliessen: überragende Technik, aber er tritt nicht hinter den Komponisten zurück. Ich höre immer Gulda, nicht Mozart oder Beethoven. Das entgleitet insbesonder bei Mozart in Manierismmus, bei Beethoven versucht er dem feierlichen oft sogar eine ironische Dimension zu geben, die völlig fehl am Platze ist. Für mich ist Gulda eines dieser ewigen Talente, die sich zwischen Klassik und Jazz (war auch nicht richtig gut) verirrt haben.


    Thomas

  • Zitat

    Bei den Mozartsonaten würde ich die Gesamteinspielung von Gieseking (EMI) empfehlen.

    und ich diese mit dem Handschuhmann (s.w.o.) der sich dort gerade mit Krips ausschweigt. Achtung Humor! :D
    Also Markus, wenn Gould nicht ein Profilneurotiker-Paradebeispiel ist, muß ich doch zum Psychologen.


    Gerade die Mozart-Sonaten (oder z.B. sein Liszt-Beethoven siehe Bild ) sind, ganz abgesehen davon was er so `geredet ` und getan hat, ein musikalisches Profilneurotenexempel. :wacko: Der Mann mag -zurecht- Kult sein; irre war er auf jeden Fall.


    [Blockierte Grafik: http://www.soundstagedirect.com/media/glenn_gould_beethoven_symphony_five.jpg]



    egmont


    p.s.-edit: Gulda, noch so`n Irrer :D

    Einmal editiert, zuletzt von Egmont ()

  • bei Beethoven versucht er dem feierlichen oft sogar eine ironische Dimension zu geben, die völlig fehl am Platze ist.


    Überleg mal - vielleicht war ja vorher das Feierliche schon fehl am Platz. ;)


    Zu den oben genannten Diabelli-Variationen passt die Spielweise von Gulda jedenfalls sehr gut.


    Gruß,
    Markus

  • irre war er auf jeden Fall.


    Das kann schon sein.
    Aber unter Profilneurotiker verstehe ich jemanden, der sich unbedingt immer zwanghaft in den Mittelpunkt stellen will.
    Gould war ja eher menschenscheu und eigenbrötlerisch, ich gehe davon aus, dass er eine Form des Asperger-Syndroms hatte.


    Manche Beethoven-Fans nehmen Gould ja übel, dass er sich in seiner unnachahmlichen Art abfällig über bestimmte Beethoven-Werke geäußert hat. Aber andere schätzte er dafür umso mehr, und wenn man sich seine Interpretationen vorurteilsfrei anhört, dann ist das für meine Begriffe schon sehr beeindruckend, wie klar er die Strukturen und Texturen bei Beethoven herausarbeitet. Da ist er gar nicht so weit vom oben genannten Artur Schnabel entfernt.


    Hört euch mal das 1. Klavierkonzert von Beethoven mit Gould und Golschmann an.
    Und die Gould-Aufnahmen der Klavierstücke - Sonaten, Variationen, Bagatellen - haben für mich in der Tat Referenzstatus.


    Gruß,
    Markus