Das Cello und seine Interpreten

  • Hallo liebe Musikfreunde,


    da ich gerade gestern abend das Vergnügen hatte einen Cellisten zu erleben,
    möchte ich gerne diesen Thread zu diesem Instrument und den ausführenden
    Künstlern eröffnen.


    Heute möchte ich mit Gautier Capucon beginnen.


    Gautier Capucon wurde 1981 im französischen Chambery geboren. Seine Ausbildung
    erhielt er u.a. am Pariser Conservatoire bei Annie Chochet-Zakine und Philippe Muller
    und in der Meisterklasse von Heinrich Schiff in Wien; außerdem studierte er Klavier
    bei Christophe Egiziano 1997 und 1998 war er Mitglied des European Community Youth
    Orchestra und des Gustav Mahler Jugendorchesters. 1999 gewann er u.a. den
    André-Navarra-Wettbewerb in Toulouse.


    In einem Gespräch mit Wolfgang Sandner sagte er u.a.:


    Bach ist der höchste Gipfel und das tiefste Tal.


    Er spielt ein Instrument von Matteo Goffriller von 1701. Goffriller gehört wie Montagnana
    zur venezianischen Schule des Instrumentenbaus.


    Er sagte, ein Goffriller ist viel schwieriger als ein Montagnana. Und meines ist ganz besonders
    schwer zu spielen. Man muß es sehr, sehr gut kennen. Beim Goffriller muß man arbeiten, was
    aber im Grunde sehr gut ist. Als ich das Cello bekam, ungefähr vor elf Jahren, brauchte ich fast
    drei Jahre, um das Instrument überhaupt richtig zu verstehen. Und jeden Tag entdecke ich dabei
    etwas neues.


    Für das Cello ist das Repertoir recht schmal, als z.B das Klavier- und Violin Repertoir. Das Repertoir
    ist zwar nicht so groß, aber es gibt auch Stücke, die nie gespielt werden. Es wird z.B. das erste
    Schostakowitsch-Konzert, aber fast nie das zweite gespielt.



    Schöne Grüße
    Reinhard

    3 Mal editiert, zuletzt von Vincono ()

  • Hallo Reinhard,


    ich habe mehrere Platten mit Cellokonzerten im Regal stehen, von Schostakowitsch eine Aufnahme des ersten Konzerts mit Yo-Yo Ma als Solisten. Ich bin auf das Konzert gestoßen, als ich im Frankreich-Urlaub einen Spielfilm mit Gerard Depardieu gesehen habe. Dort lief das Konzert im Radio und eine Filmfigur fragte nach dem Komponisten, bekam den Namen "Schostakowitsch" als Antwort.


    Yo-Yo Ma hat aber auch vor nicht allzu langer Zeit das zweite Schowstakowitsch-Konzert mit den Berliner Philharmonikern gespielt:


    http://www.digitalconcerthall.…g-schostakowitsch-nielsen


    Viele Grüße, Klaus-Bernd

  • Yo-Yo Ma hat aber auch vor nicht allzu langer Zeit das zweite Schowstakowitsch-Konzert mit den Berliner Philharmonikern gespielt:

    Hallo Klaus-Bernd,


    schön das Du Yo-Yo Ma erwähnst, er ist sicher einer der großen Cellisten unserer Zeit !
    Am 22.8.2011 hatte ich ihn im Konzert erleben können, er spielte zusammen mit der
    Pianistin Kathryn Stott.


    Yo-Yo Ma, der amerikanische Cellist mit chinesischen Wurzeln, ist in jeder Beziehung ein
    Mann der Kontraste. Als er vor zehn Jahren vom US-Kongress mit der National Medal of Arts
    ausgezeichnet wurde, ließ er sich von Condoleezza Rice am Klavier begleiten. 2009 dann
    spielte er zur Amtseinführung von Barack Obama, diemal ohne "Condi Rice".


    Viele Grüße
    Reinhard

    Einmal editiert, zuletzt von Vincono ()

  • Einen guten Einstieg in die Materie bietet vielleicht die Standardfrage: Welche Aufnahmen der Cello-Suiten von Bach favorisiert Ihr denn so? Bitte auch dazusagen warum. Ich muss da selbst erst mal drüber nachdenken. Wetten es sagen mehr Leute Shafran als Casals? Schon deshalb, weil die LPs mit ersterem leider unglaublich teuer geworden sind. :thumbdown:

    schrecklich amüsant, aber...

    4 Mal editiert, zuletzt von audiowala ()

  • Wahrscheinlich nicht viele, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass die ein paar Leute hier auch auf LP haben. Besonders rar sind sie meines Wissens zumindest nicht.


    Zitat

    Ich habe sie nicht, das gleich vorweg.

    Du hast doch sonst immer alles. Gefallen sie Dir nicht oder einfach zu teuer?

    schrecklich amüsant, aber...

    7 Mal editiert, zuletzt von audiowala ()

  • Einfach nicht rechtzeitig gekauft und inzwischen zu teuer.


    Damals nicht gekauft, weil mir anderes wichtiger war.


    Ich bin generell nicht der Typ, der sich mehr als 10 verschiedene Interpretationen des gleichen Stücks hinstellt, obwohl das natürlich auch sehr interessant sein kann, sich da so zu vertiefen, dass man für Feinheiten der Interpretation und kleinste Unterschiede sensibilisiert wird.
    Wenn ich da beispielsweise an visi-on mit seiner beeindruckenden "Bilder einer Ausstellung"-Sammlung erinnern darf.


    Aber für mich gab es immer zu viel faszinierende Musik, als dass ich mich so lange und intensiv an einer einzigen Komposition aufgehalten hätte.


    Gruß,
    Markus

  • Zitat

    Ich bin generell nicht der Typ, der sich mehr als 10 verschiedene Interpretationen des gleichen Stücks hinstellt,



    Nee, das mache ich auch nicht. Zumal ich nicht viel Platz habe und mich in vollgestopften Räumen unwohl fühle, versuche ich grundsätzlich eine einzige persönliche Referenzaufnahme zu behalten. Gelingt natürlich nicht ausnahmslos, z.B. eben bei Bachs Cello-Suiten.

    schrecklich amüsant, aber...

    2 Mal editiert, zuletzt von audiowala ()

  • Nein, ich werde jetzt nicht über die Cellosuiten schreiben ... sonst haben wir wieder so eine Diskussion 8) .


    Und in diesem Film ist eigentlich alles über Casals gesagt. :rolleyes:

  • Glaubst Du denn, dass viele Leute hier im Forum diese Platten von Shafran haben? 8)

    Ich habe sie ... :thumbup:


    Die meisten HIP Aufnahmen taugen leider nicht viel, da sie leider nicht richtig historisch sind, dies aber vorgeben. Wenn man sich die Instrumente und Stimmtöne genauer ansieht, merkt man schnell, dass es da nicht so ernst genommen wurde.
    Dennoch ist die Aufnahme mit Jaap ter Linden recht schön.

  • Die meisten HIP Aufnahmen taugen leider nicht viel,


    Sehe ich auch so. 8)


    Zitat

    da sie leider nicht richtig historisch sind


    Und ja auch niemals richtig historisch bzw. historisch richtig sein können.


    Zitat

    dies aber vorgeben.


    vorgeblich und vergeblich.

    Zitat

    Wenn man sich die Instrumente und Stimmtöne genauer ansieht, merkt man schnell, dass es da nicht so ernst genommen wurde.


    Wozu denn dann eigentlich auch noch?



    Hast Du von Shafrans Suiten eigentlich diese sündhaft teure Melodiya Komplett-Box? Ich besaß mal Nr.1 auf Eterna, die ich aber vor längerem gegen etwas anderes eingetauscht habe, was ich im Nachhinein ein kleinwenig bereue.

    schrecklich amüsant, aber...

    4 Mal editiert, zuletzt von audiowala ()

  • Pardon, falsch formuliert. Aufnahmen, die sich als HIP bezeichnen, diese dann aber doch nur da bedienen, wo es denn gerade bequem ist.


    Die meisten modernen Aufnahmen der Suiten taugen leider auch nix. Meistens sind es "freie Bearbeitungen" über ein von Bach vorgegebenes Thema. :rolleyes: Wenn man das mag, ok. Mit Bach hat es dann allerdings nicht mehr so viel zu tun. Er hat mehrere Male ziemlich giftig reagiert, wenn sich Interpreten Freiheiten rausnahmen ..


    Es lohnt sich schon, die Sache einmal wirklich mit "korrekten" Instrumenten und Stimmtönen anzuhören, weil dann vieles in der Musik eine für uns völlig neue Bedeutung bekommt.


    Ich habe die Melodya Box, behalte sie aber nur aus Nostalgie ...

    Einmal editiert, zuletzt von StefanG ()

  • Dank für die Infos, Stefan. Welche Aufnahmen besagten Ouevres wären denn Deiner maßgeblichen Fachansicht nach als historisch akurater einzuschätzen? Shafran fiele wahrscheinlich in die undankbare Kategorie hoffnungsloser Romantiker?

    schrecklich amüsant, aber...

    Einmal editiert, zuletzt von audiowala ()

  • Leider suche ich noch ...
    Es ist zum Beispiel so, dass celli zu der Zeit in in dieser Gegend extrem breite Stege hatten. Die Saiten liegen also viel weiter auseinander. Dadurch beeinflussen sich die Saiten viel weniger und Mehrstimmigkeiten kommen viel klarer raus. Und es gibt nicht einen geschlossenen Klang über den ganzen Tonumfang, sondern mehrere Brüche in Register. Das macht es extrem spannend. Und sehr unbequem zu spielen, weshalb keiner damit ins Studio will - schade eigentlich.


    Shafran - klar, hoffnungsvoller Romantiker aber schöön. :thumbup:

    Einmal editiert, zuletzt von StefanG ()