Das Cello und seine Interpreten

  • Interessant. Möchte gerne auf Miklos Perenyi hinweisen. Es gibt ihn sogar auf LP (Hungaroton). Aber Formatfragen sind in Anbetracht seiner Klasse wirklich sekundär. Die zu erkennen, reicht ein Youtube-Schnipsel. Keine Ahnung, warum Ma und Maisky berühmter sind.


    http://youtu.be/s51AOB9VT9k


    Freundlich grüßend,


    HG


    PS: Wo hier so viel von Moderner Musik die Rede war - Siegfried Palm verdient in dem Zusammenhang natürlich mindestens eine Erwähnung.

    Gewerblich? Privat? Nach den neuen Regeln nicht. Allerdings schreibe ich für image hifi. Hier Gepostetes ist aber immer privat gemeint.

    Einmal editiert, zuletzt von Heinz.Gelking ()

  • Die zu erkennen, reicht ein Youtube-Schnipsel. Keine Ahnung, warum Ma und Maisky berühmter sind.

    Hallo Heinz,


    vielen Dank für diesen Tipp, ein sehr Interessanter Cellist!
    Dieser Name war mir bisher noch noch nicht bekannt, offenbar gibt er auch
    selten Konzerte?


    Es scheint wohl doch so zu sein, dass die Reklametrommel etwas in
    Bewegung gebracht werden möchte.


    Gruß
    Reinhard

  • Palm wurde aber oben schon erwähnt meine ich - aber macht nichts, diese Persönlichkeit kann gerne mehrfach erwähnt werden.
    Perenyi hat eine hervorragende Gesamtaufnahme der beethovenschen Werke für Cello und Klavier mit Andras Schiff am Klavier besorgt. Diese Aufnahme, ich meine bei ECM erschienen, hatte vor ein paar Jahren durchaus für Furore gesorgt. Zurecht.

    Viele Grüße,
    Moritz

  • Ich glaube, dass sich die Spieltechnik gerade beim Cello in den letzten Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt hat. Ich meine mich an ein Interview mit Janos Starker zu erinnern, das ich vor ein paar Jahren las. Starker erzählte, dass die jungen Cellisten, die heute zu ihm in den Meisterkurs kämen, in den 50ern über Nacht allesamt Stars geworden wären, weil die jungen Leute heute technisch schon früh sehr weit sind. Insofern sind die hohen Preise, die für manch alte Celloplatten werden, überraschend.

    Tendenziell stimmt das vermutlich. Wobei gerade Starker ja das beste Beispiel dafür abgibt, wie entwickelt die Technik des Cellospiels auch um 1950 schon war. In diesem Sinne wäre auch der Name von Emanuel Feuermann unbedingt zu nennen (dem Mainardi oder Casals technisch bestimmt nicht das Wasser reichen konnten).


    Nebenbei, ich erinnere mich vor ein paar Jahren eine Begründung für Starkers Rückzug von der Bühne gehört zu haben: Die Bauchmuskulatur sei nicht mehr stark genug. Offenbar verlangt das Cellospiel eine enorme Körperspannung. War mir bis dahin gar nicht so klar.


    Was Shafran angeht: Dieser Cellist ist schon ziemlich "speziell". Manche Aufnahme wirkt auf mich unglaublich maniriert und extrovertiert bis ran an die Grenze des guten Geschmacks (insofern ein Vorläufer Maiskys), andere finde ich unfassbar schön (z.B. seine Aufnahme der Violinsonate von Franck). Auch technisch war er zeitweise gewiss einer der Besten überhaupt.


    Übrigens liegen der Witz und Bosheit dieses (hier schon zuvor verlinkten) Videos gerade darin, dass Hauser das Spiel bekannter Interpreten tatsächlich so treffend heraus arbeitet (z.B. die unkontrollierten Nebengeräusche bei du Pré oder die problematische Intonation Shafrans): http://youtu.be/hC5TQqW44dY


    Freundlich grüßt


    HG

    Gewerblich? Privat? Nach den neuen Regeln nicht. Allerdings schreibe ich für image hifi. Hier Gepostetes ist aber immer privat gemeint.

  • Es sollte hier auch über einen wunderbaren Cellisten geschrieben werden,
    welcher eher seltener als Solist zu hören ist: Antonio Meneses


    Zuletzt konnte man ihn zusammen mit dem Pianisten Menahem Pressler
    erleben. Es war der letzte Cellist des 2008 aufgelösten Beaux Art Trios.
    Die beiden beeindruckten das Publikum mit dem eigenen Verständnis von
    musikalischer Schönheit, mit kammermusikalischer Diskretion und hellwachem
    Zusammenspiel.


    Meneses mit seinem stets souveränen Cello-Spiel und die Kunst der dynamischen
    Nuance.


    Gruß
    Reinhard

  • Die ECM Aufnahme der Beethoven Sonaten kenne ich auch - wunderbar. Vor ein paar Jahren haben die beiden auch einige der Sonaten in Salzburg gespielt und auch das waren sehr schöne Abende.


    Oder vor zwei Jahren ein Tripelkonzert in Bonn - auch das klasse.

  • Ein seinerzeit wohl recht populäres Kuriosum war Beatrice Harrison und deren Hintergarten-Aufnahme eines Konzertes für Cello und Nachtigall. Es kursiert allerdings das Gerücht, dass es sich bei dem lustig mitmusizierenden Vogel in Wirklichkeit um einen talentierten menschlichen Pfeifer gehandelt haben könnte.

    schrecklich amüsant, aber...

    3 Mal editiert, zuletzt von audiowala ()

  • Monighetti ist ein hervorragender Cellist - allerdings wie mir scheint ein noch besserer Lehrer. Seinen Einsatz für die Moderne halte ich allerdings für eher überschaubar. Meist spielt er nur die gemäßigte Moderne.


    Habe noch mal nachgesehen: Beim besagten Konzert in Petersburg damals hat er die Cellosonate von Penderecki gespielt.


    Gruß,
    Markus

  • Da heute die größte Buchmesse der Welt in Frankfurt begann,
    möchte ich in diesem Zusammenhang auch einmal auf ein sehr
    Interessantes Buch hinweisen.


    Grosse Cellisten von Harald Eggebrecht, erschienen im Piper Verlag.


    Das Standardwerk über die Meister am Cello und ihre Musik.


    Die Auftritte der großen Cellisten werden in der ganzen Welt gefeiert, ihre Musik
    bewegt alle Liebhaber Klassischer Musik. Endlich gibt es über die genialen Interpreten
    ein Standardwerk. Es erzählt von den Großen der Celloszene - neben vielen anderen
    von Pablo Casals, Emanuel Feuermann, Jacqueline du Pré, Mstislaw Rostropowitsch,
    Janos Starker, Yo-Yo Ma und Pieter Wispelwey, dazu auch von jungen Stars wie
    Han-Na Chang, Sol Gabetta, Daniel Müller-Schott und Johannes Moser.
    Harald Eggebrecht würdigt zudem in zwei Exkursen einige herausragende Bratschisten.


    Gruß
    Reinhard

    Einmal editiert, zuletzt von Vincono ()

  • Diesem Wunsch möchte ich hier gerne durch Erwähnung Wolfgang Tiepolds nachkommen.
    Natürlich ist er eindeutig ein Cellist mit klassischer Ausbildung und klassischem Ton.

    Wolfgang Tiepold habe ich schätzen gelernt in seiner Zusammenarbeit mit dem Jazzpianisten Matthias Frey.


    Ein weiterer Cellist im Jazz ist Lars Danielsson, der zunächst klassisches Cello studierte und seit vielen Jahren den Jazz mit seiner Art, Cello zu spielen, bereichert.


    Gruß
    Uwe

  • Wie man dem von mir erwähnten Buch Grosse Cellisten entnehmen konnte,
    wird folgendes festgestellt:


    Doch sind beim Ensemble- und Orchesterspiel andere Qualitäten und Charakteristika als die
    des Solisten gefragt. Man kann nicht so Quartett spielen, wie wenn man Konzert spielt.

    Der große Geiger Isaac Stern hat wohl am besten den Unterschied zwischen dem Solisten und
    dem Spiel eines Konzertmeisters oder, in unserem Falle, eines Solocellisten umrisssen:
    >>...dass die Fähigkeit, innerhalb einer Gruppe ausgezeichnet zu spielen, noch nicht notwendiger-
    weise bedeutet, dass dieser Künstler die persönliche Ausstrahlung und Bühnenpräsenz hat, sich
    alleine vorne hinzustellen und ein Publikum mit seiner Darbietung in den Bann zu schlagen,
    auch wenn sein Spiel musikalisch und technisch von allerhöchstem Rang sein mag. Solist zu sein
    ist in erster Linie eine Frage des besonderen Temperaments und des unerschütterlichen Selbst-
    vetrauens und unterscheidet sich insofern beträchtlich von den Qualitäten eines erstklassigen
    Konzertmeisters, der schließlich vor allem ein begeisterter und kollegialer Emsemblespieler sein
    muss und weniger eine unabhängige, risikofreudige Führungspersönlichkeit.


    Wie ist denn die Meinung der Musizierenden innerhalb dieses Forums?


    Gruß
    Reinhard

    Einmal editiert, zuletzt von Vincono ()

  • Dem ist wenig hinzuzufügen.
    Die Erfahrung zeigt, daß Orchestermusiker sich nur selten als Solisten gut machen. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen. Das wird besonders offensichtlich bei altgedienten Orchesterhasen. Wenn die mal was in Eigenregie machen sollen, oder gar etwas anführen sollen, sind die meist erschreckent überfordert. Im einen Fall wird halt wert auf Individualität gelegt, im anderen Fall auf Einordnung in ein großes Ganzes.
    Hinzu kommen Temperamentsunterschiede. Viele brauchen auch noch ein paar Leute um sich herum um sich sicher zu fühlen und ihre Msuikalität auszubreiten, diese Leute landen dann gerne in der Kammermusik. Alleine auf der Bühne zu sitzen und den Abend zu gestalten ist nicht jedermans Sache - und das ist letztlich auch gut so. Es fühlen sich besonders bei den Orchesterinstrumenten ohnehin noch gar zu viele zum SOlisten berufen - ein Weg der dann meist in Desillusionierung und Deprimierung endet.
    Ausnehmen sollte man evtl. Musiker aus Neue Musik Ensembles. In der Neuen Musik werden die meisten Stimmen eher individuell, solistisch belegt. Also als eine Art gigantische Kammermusik mit hohem Selbstverantwortungsanteil - diese Leute sind auch häufig feine Solisten. Sofern sie nicht das Problem haben, nur die Neue Musik zu können, was leider auch zu häufig der Fall ist.
    Ich aus meiner Sicht bin froh, alleine agieren zu können, alles selbst wahrhaft "in der Hand" zu haben. Kammermusik ist mir eine willkommene Ergänzung, die sehr viel Freude bereiten kann. Für mich aber in zu geballter Dosis nicht zu genießen ;)

    Viele Grüße,
    Moritz

  • Vor einigen Wochen stellte sich die in Novosibirsk geborene und schon mit
    internationalen Auszeichnungen bedachte Tatjana Vassiljeva vor. Sie spielte
    Dvoraks berühmtes Konzert h-moll op. 104. Diese Interpretation war eine
    -technisch wie musikalisch- ausgreifte Leistung. Ihr bei Dvorak reich verströmtes
    Melos, ihre saubere Intonation und das Temperament ihres Spiels erinnerten an
    Leonard Roses wegweisende Interpretation des gleichen Werks.
    Tatjana Vassielieva kann inzwischen offensichtlich Kraftvoll, an ein so niveauvolles
    Gestaltungsvermögen anknüpfen.



    http://www.youtube.com/watch?v=6k3Gg-3eq3A


    Gruß
    Reinhard

    2 Mal editiert, zuletzt von Vincono ()

  • Ich würde bei der Unterscheidung zwischen Solo- und Ensemblespiel noch nicht mal so sehr dieses psychologische Moment hervorheben.
    Denn in erster Linie geht es ja um Klang bzw. ein Klangideal.
    Bei einem Orchester und vielleicht noch stärker bei einem Chor soll ja ein homogenes Gesamtklangbild entstehen, und dafür ist der Dirigent verantwortlich.
    Wenn da etwa bei den Violinen oder bei den Tenören ein Musiker oder Sänger klanglich besonders heraussticht, ist das gar nicht wünschenswert, sofern es sich nicht um eine Solopassage handelt.
    Das psychologische Moment spielt natürlich dann doch wieder hinein, wenn ein Musiker oder Sänger halt Schwierigkeiten haben sollte, seine eigenen Vorstellungen hinter die des Dirigenten zurückzustellen (sofern es da eine Differenz gibt, versteht sich).
    Manche können da gut umschalten, manche weniger gut.


    Gruß,
    Markus

  • Ich habe eigentlich nichts gegen HIP an sich, halte das Wort aber für eine Mogelpackung, insofern es doch etwas Jugendlich-Frisches verspricht. Von wegen historisch innovativ.


    Jugendlich frisch kanns durchaus werden - habe heute mal wieder so etwas gehört.Vivaldis Cellokonzerte mit J.G.Queyras und der Akademie für alte Musik Berlin. Dem verstaubten Namen zum Trotz ungeheuer frisches Musizieren welches mir außerordentlich gut gefiel. Vielleicht manchmal etwas zu forsch, aber dazu fordert Vivaldi ja denn andererseits auch wieder heraus...

    Viele Grüße,
    Moritz

  • Ach hier geht's weiter! :D


    Klar, wenn z.B. die von dir ganz zurecht empfohlene empfohlene Kopatchinkaja mit Herreweghe HIP spielt empfinde ich das als ausnehmend erfrischend. Sie sagt aber zugleich hinter vorgehaltener Hand auch so kluge Sachen wie: Barock-Musiker haben eigentlich auch kein HIP gespielt.


    Ich bin hier doch richtig im Geiger-Thread? ;)

    schrecklich amüsant, aber...

    5 Mal editiert, zuletzt von audiowala ()

  • Julian Steckel. Der im Vorjahr mit dem ersten Preis beim ARD-Wettbewerb ausgezeichnete
    Cellist Julian Steckel ist gleich zwei Mal kurz nacheinander in unserem Staatstheater zu Gast.
    Am Donnerstag interpretiert er mit dem Pianisten Paul Rivinius im Kleinen Haus die Cellosonate
    c-moll op. 32 von Saint Saens und e-moll op. 38 von Brahms sowie den einzigen Gattungsbeitrag
    von Debussy.


    Wer kennt diesen Cellisten?


    Ich denke jedoch, dass ich mir hier Karten besorgen werde, da im Subventionstheater die Preise
    ohnehin nicht sehr hoch sind.


    Gruß
    Reinhard

  • Dann nichts wie hin. Mit Steckel wirst Du keinen Reinfall erleben. Was ich bisher von ihm hörte war vielversprechend - und Debussys Cellosonate ist nunmal einfach immer wieder ein faszinierendes Werk!

    Viele Grüße,
    Moritz

  • Allerdings, diese ganze späte Kammermusik von Debussy ist toll.
    Schade, dass er kurz darauf verstorben ist, es hätte mich wirklich interessiert, wie sich das weiterentwickelt hätte.
    Er hatte ja sechs Sonaten geplant und konnte nur drei davon fertigstellen.


    Gruß,
    Markus