Douhd un Deibel Musik- der Black Metal/ Death Metal Thread

  • Oh ja, oh ja... auf die Zähne beißend, eine Grimasse verziehend, Thors Hammer in Form meiner Faust in Ekstase dem Himmel entgegenstreckend erklingt der erste Track von Panzerfaust. "En Vind Av Sorg" wurde in den letzten Beiträgen ja schon erwähnt und es ist jenes Stück welches mich an Perfektion zweifeln läßt, denn die Schönheit dieses Geniestreiches liegt in seiner Stumpfheit, seiner Direktheit, den Fehlern mit den es aufgenommen wurde und dieser Spontanität, Aggressivität und in Glückshormondrüsen penetrierenden Melodie. Ich kann nichts weiter tun, als dem Kanon hier zuzustimmen und dieses 'Dreckstück' als eins der genialsten Momente im BlackMetal zu küren. Je nach Laune würde ich es sogar als bestes Schaffen DARKTHRONEs betiteln.



    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/71764/



    Ich hatte es schonmal hier erwähnt, aber ich muß kurz nochmal von meinem Kennenlernen von Panzerfaust erzählen. Ich war zu jener Zeit gerade auf dem WARHAMMER (eine Gruppe die HELLHAMMER mit ihrem Sound huldigt) und CELTIC FROST-Trip. Ich bezog meine CD's damals größtenteils aus dem EMP und Nuclear Blast und in einer der Kataloge stand bei der Erklärung zu Panzerfaust, sie würde verdammt nah an alte Heldentaten von HELLHAMMER/CELTIC FROST kommen. Natürlich musste ich mir das Teil dann bestellen und beim ersten Hören, verzog sich meine Nase doch arg enttäuscht. Mit dem Sound kam ich ja mal so gar nicht klar, denn es war vorrangig der mir damals zu laut abgemischte Gesang der mich störte. Aber aus irgendwelchen Gründen, die mir heute noch schleierhaft sind, lief die CD immer mal wieder und sie gefiel mir jedes Mal ein bißchen mehr, bis ich sie feierlich in den Stand der All-Time-Faves erhob.



    Panzerfaust ist geil. Panzerfaust ist assig, derb, roh und so dermaßen ein riesig großer Stinkefinger in Richtung all dessen, was mit dieser Mucke nicht klar kommt. Die Stimme von Nocturno Culto war nie brutaler. So ein dreckiges Abkotzen ist man selbst als VENOM-Liebhaber nicht gewohnt.



    Neben "En Vind Av Sorg" fallen vor allem "Hans Siste Vinter" und der herrlich schleppende Drecksklumpen "Quintessence" auf, wo das Gekotze seinen höllischen Höhepunkt findet. Doch auch das Outro "Sno Og Granskog (Utferd)" verfehlt seine Wirkung nicht und rundet dieses grandiose Album ehrwürdig ab.

    Saartanische Grüsse :P
    Markus a.k.a. Snick

    Einmal editiert, zuletzt von MLSnick ()

  • Meine Fresse, du solltest in irgendeiner Gazette Rezis schreiben! :thumbup:


    Gruß Jens

  • Danke für die Blumen :D , aber so aus dem Bauch raus schreiben kann ich nur bei Sachen die mir buchstäblich die Euphorietränchen in die Augen treiben können und von denen gibt's nicht allzu viel.

    Saartanische Grüsse :P
    Markus a.k.a. Snick

  • Jau, die Panzerfaust von Darkthrone ist schon eine geniale Schallplatte.
    Wobei die beiden auf englisch gesungenen Stücke mich doch sehr an Stand Up (And Be Counted) von Venom erinnern. Jetzt wollte ich mir eigentlich die Goatlord anhören und stellte fest, daß ich diese Platte gar nicht besitzte. Komisch.
    Ich also mit der Bahn in den Saturn gefahren, um besagte Goatlord, was von Troll und nochwas von Nifelheim zu kaufen. Dort bekam ich ein dreifach donnerndes "hammernit" entgegengeschmettert.
    "Troll gibt´s nur auf CD, Nifelheim muss ich bestellen und die Goatlord ist vergriffen" hat er gesagt, "und außerdem hast du die Goatlord schon, als Peaceville- Pressung!" Schön, wenn der Plattenverkäufer
    besser weiß, was ich im Regal habe als ich :whistling: .
    "Nimm die," hat er gesagt, "die wird dir gefallen" :D
    [Blockierte Grafik: http://www.spirit-of-metal.com/les%20goupes/S/Sadistik%20Exekution/K.A.O.S./K.A.O.S..jpg] Sadistik Execution -KAOS
    Aus Australien. Das bedeutet, ich besitze jetzt neben AC/DC und Seppelultra nun die Musik dreier Bands der südlichen Hemisphäre :whistling: . Erstaunlich: Ich habe mehr Platten aus dem Landkreis Offenbach oder aus Trondheim als von der gesamten Südhalbkugel :huh:.
    Dieses Album aus dem Hause Osmose jedenfalls macht schon mal einen ordentlichen Eindruck: Im Hochglanz-Klappcover befindet sich eine gefütterte Innenhülle und darin eine hochwertige sauber gepresste 190g schwere gratfreie konzentrische Qualitätsschallplatte. Lediglich das Textblatt zum mitsingen vermisse ich.
    Wikipedia bezeichnet Sadistik Exekution stilistisch als Death- und Extrem Metal.
    Ich würde sagen, Venom meets Chaotic Discord! Die meisten Songs dieser Scheibe würde ich auf jeden Fall dem Black Metal zuordnen, alleine schon wegen der klassischen BM-Polemik wie zB. aaaargh, aaaargh, Satans Nightmääär, aaargh, aaaargh Hellfire usw, weniger typisch ist der inflationäre Gebrauch des F-Wortes, so wie man es vom HC-Punk gewohnt ist.
    Die Death Metal Stücke hingegen, sie klingen so wie ich mich fühle, wenn ich in einem guten Restaurant ständig ignoriert werde und nach einer Dreiviertelstunde für 4,80 ein warmes Bier ohne Schaum serviert bekomme :cursing:! Schön, wenn man seine Agressionen wohldosiert im heimischen Hörraum leben kann, einer der großen Vorteile des kultivierten DM-Genusses ;).
    Alles in allem stellt die KAOS eine sichere Bank dar, wenn es um gepflegtes Geschrammel von außerhalb der BM/DM- Ballungsräume geht. Auch da wo das Wasser im Uhrzeigersinn abstrudelt, kann man gute Musik machen :D. In Wiki steht aber, daß es Sadistik Exekution nicht mehr gibt, die Bandmitglieder haben sich wohl ständig geprügelt, irgendwann hat sie keiner mehr angeheuert.


    Grüße


    der Elmar


    Übrigens, die Goatlord ist auch wieder da. Der Ziegengott wurde versehentlich verschlungen vom Gatefold dunkler Burgen... :whistling:

    Punkrock ist auch Musik!

  • Sehr ausführlicher Bericht, danke dafür! Das sich in Australien tatsächlich so etwas wie eine BM-Szene aufbauen konnte, überrascht schon irgendwie. Aber dann doch wieder nicht, wenn ACDC quasi die Nationalband darstellt :D Mit den stärksten Bandnamen, den ich je gehört habe, hat tatsächlich eine australische BM-Band. Diese nennt sich "Destroyer 666" :thumbup: Wir hatten sogar mal einen Australier als Austauschstudenten hier. Trug immer wieder ein Shirt einer deutschen Nazi-BM-Band und einen Thorshammer (!). Wir dachten erst, er wüsste nichts über deren politische Ausrichtung. Später habe ich gehört, er war irgendwie rechter als es den Anschein hatte... War auch großer BM-Fan im allgemeinen. Da unten brennt also schon irgendwie der Busch.


    Lg


    Alex

  • Elmar, da Dir die Knaben aus Australien geräuschtechnisch zusagen empfehle ich an dieser Stelle die Scheiben mit den putzigen Titeln "We Are Death Fukk You" und "The Magus". Das waren die ersten beiden Scheiben von 1991 und 1994, gnadenloses Geholze mit viel "rumpeldipumpel und hastenichgesehen"! :D Schön zu sehen das Osmose die Sachen jetzt wieder als Vinyl rausbringt, die waren schon allzu lange vergriffen. Ach ja, von dieser Truppe gibt es auch noch eine sehr schnuckelige Picture Disc Box von "Kneel Before The Masters Throne Records". Ist zwar offiziell schon ausverkauft, Exemplare tauchen zu durchaus gnädigen Preisen immer wieder auf...


    Apropos Australien: Dem geneigten Hörer möchte ich die Bands "Hellbringer" und "Alchemist" wärmstens empfehlen. Erstere spielen knackigen Death / Thrash alter Schule und haben gerade ein Album auf HR draussen, Alchemist haben schon diverse exzellente Scheiben gemacht wie "Austral Alien" oder "Spiritech", die sollte man mal gehört haben. Stilistisch eher schwer einzuordnen würde ich das mal grob als progressiven Metal mit Pink Floyd-Einschlag bezeichnen. Sehr eigenwilliger Sound, aber mit viel Verve und ziemlich einmalig!

    Psychedelic Wunderbaum!

  • Satyricon` Now Diabolical` ( 2006 )
    [Blockierte Grafik: http://www.laut.de/bilder/laut…/cdreview/01837/cover.jpg]


    Markus nennt dieses Teil hier an anderer Stelle die `Back in Black`des BM.
    Da diese eine der ganz wenigen HM-Scheiben, die ich als Jugendlicher erworben hatte, war, mußte ich natürlich unbedingt die Satyricon anhören. Dann hab ich Sie mir günstig als Gebraucht-CD gekauft.


    Jetzt, nach ein paar Monaten lege ich die `Now...` hin und wieder auf, wenn es mal einfach straight (ohne vertrackte Umwege) nach vorne gehen soll oder man nur den Nachbarn (zurück)ärgern muß; Also inkl. dementsprechend treibendem Getrommel den dynamischen Brüll-Commandos eines finsteren Leaders (beides ohnegleichen) und dazu noch diese euphorischen Killerriffs; satt mit einer Unmenge Druck. Perfekt aufgenommen und abgemischt. BM-BiB, wie wahr...


    Etwas prollig ist das Ding schon -so absehbar und so viel Wippfaktor ist bei gutem BM .imo. zudem selten- aber es schämt sich ja auch keiner für die zeitgeistige AC/DC-Platte. Das Satyricon Ding läuft wirklich außer Konkurrenz und dafür greif ich überhaupt nicht mehr zum BM-Entchenklein; Armon, Black Dahlia Murders, Dimmu Borgir...


    Mein absoluter Now Diabolical-Favourit -am liebsten beim Laufen- ist `To The Mountains `
    Für den letzten Biss, die verborgenen Reserven, zum Durchhalten:
    Get up, on your feet, give me, your very self, it's time to rise


    Jetzt, gleich hier im Park!
    egmont

    3 Mal editiert, zuletzt von Egmont ()

  • Wenn ich an ExtremMetal-Scheiben aus deutschsprachigen Landen denke, kommen mir sofort CELTIC FROST, SODOM, GRAVEN und ENDSTILLE in den Sinn, aber dann gibt es da noch eine für mich legendäre Schlachtplatte, die kurz mal davor war von der Bundesprüfstelle indiziert zu werden und musikalisch zum Allerfeinsten gehört, was melodiebewusste Knüppelfetischisten ihrem Ohr antun können.



    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/72182/



    Eigentlich zählte ich die Scheibe schon nach den ersten Durchläufen zu meinen Favoriten, aber Musik kann ich mir auch leider schnell tot hören. So schien es auch mit Lucifer Incestus zu sein, die ich mir gestern doch mal wieder nach langer Zeit auf den MP3-Player kopierte und mich heute morgen auf Arbeit aus dem Monotonieschlaf rieß. Wie geil ist es denn bitte schön so eine Schweineplatte wieder für sich zu entdecken?



    Brutalstes Nähmaschinengehämmere klopft zuerst mal das Hirn platt, der Hörer grinst adrenalingeschwängert wie Frankensteins Monster, um sich dann noch zusätzlich mit feinsten Melodieviren infizieren zu lassen. Im Endeffekt landet der Unterkiefer auf dem dreckigen Boden, schruppt beim hektischen Headbangen lustig blutend mit, während mit rotglühenden Augen das Anlitz der Hölle gesucht wird, in der sich das Bewußtsein zu befinden glaubt.
    Mit der giftigen Mischung aus derbsten DEICIDE und essentiellsten DIMMUS OF FILTH wird hier einem schon nach dem ersten Takt gezeigt, das der Kindergarten mal kurz zu Ende ist. Ein Blick ins Booklet läßt dann auch nur noch einen Schluß zu: hier herrscht perverse Genitalität.



    Während das Album heute zum zweiten Mal läuft, versuche ich diese Zeilen zu schreiben, was mir aber schwer fällt, da mir das Schlagzeug mächtig was auf den Schädel gibt und die Finger vom mittippen schon wund sind. Die Gitarren könnten etwas lauter sein, versprühen aber trotzdem gut ins Ohr gehende Läufe und wenn es drauf ankommt, läßt die Produktion durch pointierte Arrangements nichts untergehen. Aber obwohl Effekte, Keyboards und Testosteronchöre zu finden sind, ist die Platte damit nicht überladen und es wirkt zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt, sondern dient immer dem jeweiligen Moment/Song. Wem also DIMMU oder CRADLE oder gar EMPEROR zu schwülstig rüberkommen, könnte hier noch glücklich werden.



    Genretechnisch ist Lucifer Incestus aber streitbar, denn sowohl DeathMetal als auch BlackMetal beanspruchen das Terrain, was aber kein Nachteil ist, ganz im Gegenteil. Von den Songs her finde ich keinen durchschnittlich, sondern alle richtig gut, wobei mind. 75% der Platte absolute Granaten enthält.



    Leider fand ich die vorigen Veröffentlichungen der Österreicher nicht so pralle und alles was danach kam, war ein lauer Aufguß, obwohl es auch den einen oder anderen kleinen Hit gab. Mit Lucifer Incestus haben BELPHEGOR einen räudigen Schlachter hervorgebracht, der sich mit Killernieten bepackten Ellenbogen ganz klar einen Platz zwischen Tampa und Norwegen sichert.



    Aber am besten beschreibt das Album noch ein darin enthaltener Song: Demonic Staccato Erection

    Saartanische Grüsse :P
    Markus a.k.a. Snick

    Einmal editiert, zuletzt von MLSnick ()

  • Die Lucifer Incestus, die habe ich auch, allerdings nur in klein, da mein Plattenspieler damals noch im Dornröschenmodus ruhte.
    Ein Kollege hatte sie mir damals ans Herz gelegt, nicht zuletzt wegen des geschmackvollen Coverartworks :pinch:. Anfangs fand ich das Album ganz lustig, auf Konzerten gaben sie sich eher gewöhnlich, deswegen habe ich Belphegor in den letzten neun Jahren nicht mehr jeden Tag angehört. Und es ging mir auf die Nerven, daß die Bandmitglieder allzuhäufig mit Handfeuerwaffen abgebildet waren :thumbdown:. Ballermänner sind was für Gangsta- Rapper, oder allenfalls noch (selberschuld-)Pantera, nicht aber für anständige Metaller, die bitteschön mit Blankwaffen zu posieren haben :!:.
    Heute muss ich feststellen, daß Lucifer Incestus durchaus ein gewisses Unterhaltungpotential hat, nicht zuletzt wegen der Ordensschwestern, die sich hie und da zu Wort melden. Ganz so großartig wie mein Vorredner finde ich das Album nicht. Leider können die Ösis das druckvolle Niveau meiner Meinung nach nicht über die gesamte Albumlänge aufrecht halten. Immer wieder knickt die Athmosphäre ein in einen BM- easy listening- Singsang, so wie er bestimmt in Satans Kaufhaus oder wie man heute sagt, der "Hell Mall", zur Berieselung aus den Deckenlautsprechern klingt.
    Ich habe auch noch irgendwas in Vinyl von Belphegor, nur damit die BA-Platten nicht direkt neben den BU-Platten stehen müssen :D. Die werde ich bei Gelegenheit mal anhören...


    Grüße


    der Elmar

    Punkrock ist auch Musik!

    Einmal editiert, zuletzt von Oi! ()

  • Und es ging mir auf die Nerven, daß die Bandmitglieder allzuhäufig mit Handfeuerwaffen abgebildet waren :thumbdown:. Ballermänner sind was für Gangsta- Rapper, oder allenfalls noch (selberschuld-)Pantera, nicht aber für anständige Metaller, die bitteschön mit Blankwaffen zu posieren haben :!:.


    :thumbup: Die Band hat in unserer Szene (Österreich) aufgrund aggressiven Benehmens ( Schlägereien...) einen schlechten Ruf. Zitat eines Tontechnikers in meiner Stammkneipe, der mit ihnen auf Tour war: "Würden sie hier sitzen, würden die Gläser schon fliegen." Gibt auch ein sehr billiges Handkamera - Video, in welchem sie nächtens
    in eine Kirche eindringen und u.a. mit einer Pistole auf den Altar
    zielen :!: Das ist von vorne bis hinten so bescheuert, dass es schon wieder witzig ist. Habe übrigens auch eine Scheibe von ihnen, die "Bondage Goat Zombie". Die gefiel mir nicht schlecht, muss ich sagen.


    Lg


    Alex

  • In Ermangelung alter, gut brennbarer norwegischer Stabkirchen wird dann halt mit der Faustfeuerwaffe auf das Allerheiligste gezielt. Eine Schande aber auch, dass in unseren Breitengraden die Kirchen nicht so zündelfreundlich sind ;)
    Nein, für mich hat das immer etwas pubertierendes und damit kann ich es irgendwie nicht ernst nehmen. Vielleicht bin ich aber auch nicht trve genug. Amüsant ist es allemal :D
    Belphegor selbst haben mir unter anderem seinerzeit den Weg in den extremen Metal gewiesen. Eben auch mit dem Album "Lucifer Incestus", das ich selbst ähnlich einordne wie meine Vorposter. Allein der Titelsong mit seiner brutalen Geschwindigkeit haut einfach nur derbe rein, um es mal platt auszudrücken.
    Habe sie vor einigen Jahren auch mal live gesehen, haben gute Stimmung gemacht!


    LG


    Martin

  • Nein, für mich hat das immer etwas pubertierendes und damit kann ich es irgendwie nicht ernst nehmen. Vielleicht bin ich aber auch nicht trve genug. Amüsant ist es allemal :D

    :thumbup: So und nicht anders sollte man es sehen!


    Lg


    Alex

  • Endlich sind wir alle zusammen gekommen, um uns im Hörsportverein zu messen. Ein Wettbewerb sollte es eigentlich weniger sein, der Genuß 'extremer' Scheiben steht ganz klar im Vordergrund, doch dies scheint Klaus "Eisenohr" niemand gesagt zu haben. Auf die Frage mit welchem Album wir denn unseren Einstand geben sollten, zieht "Eisenohr" eine dämonisch rot glühende CD aus seiner Tasche hervor. Der arme Teufel will also direkt mit solch einem Brocken beginnen? Im Kreis der Vereinsmitglieder beginnt ein unheilvolles Gemurmel, nachdem ein eher kurzes, erschrecktes Lachen den Raum erfüllt hat. Man kenne schlicht niemanden der dieses Werk je an einem Stück überstanden habe, heißt es in allen Ecken. Doch man wolle ja nicht direkt vor solch einer Herausforderung kneifen, denn schließlich sei man jetzt im Hörsportverein und habe ein gewisses Maß an Härte und Schmerz auszuhalten.


    [Blockierte Grafik: http://i.imagebanana.com/img/klef1srg/vrdlpcd.jpg]


    Also begeben wir uns alle in den Hörraum und je eher der Silberling rotiert, um so schneller sind diese 60 Minuten vorbei, in denen uns infernalisches Geknüppel, scharfe Hochgeschwindigkeitsgitarren und das allseits bekannte Böse in Form des DEICIDE-Frontmanns Glen Benton entgegen bellt.


    Schon das sehr aufwendige Intro tut sein Werk, wenn ich da in einige erstarrte Gesichter der Kollegen gucke. Die Kreuzigungsszene ist schon sehr emotional mit Orff's Carmina Burana inszeniert und dann diese Worte, die einem den Schauder über den Rücken jagen: "Are you the son of god?" "Yes, I am".
    "Let the killing begin" schallt es dann besessen, bevor das Inferno richtig losgeht. "Eisenohr" grinst, denn das Brett das jetzt jedem entgegenschlägt ist so derb, das es schon wieder geil ist.
    "Krautrock" Günther steht auf und geht. ich habe ihn seitdem nicht wieder gesehen. Er hat wohl mehr Jazz und eben Krautrock im Verein erwartet, aber direkt mit diesem Brocken konfrontiert zu werden, war wohl mehr als er ertragen konnte. Hinsichtlich der Songlängen wäre er von Dechristianize begeistert gewesen, denn da wird gerne mal an der 10 Minuten-Marke geknabbert.


    Ja, der Titelsong ist schon was feines. In keiner DeathMetal-BestOf-Liste sollte dieser Killer fehlen. Derbes Geknüppel und Gekeife wechseln sich ab mit feinsten fragilen Gitarrenläufen, die einem mit ihrer Virtuosität und Musikalität runtergehen wie Butter. Hätte Günther nur bis zu einer dieser Stellen gewartet....
    Mit diesem Rezept, dem Vermischen von Brutalität und Virtuosität geht es dann lustig weiter. Vielen steht der Schweiß nach 4 Titeln schon auf der Stirn. Da haben sich einige wohl ein falsches Bild vom Hörsport gemacht. Vielleicht hätte man auch die gut gemachte Doppel-LP auflegen sollen, da hätte man beim Drehen und Wechseln der Platten eine kurze Verschnaufpause gehabt, aber soweit ich weiß ist "Eisenohr" ein CD-Junkie.


    Die Stimmung ist auch irgendwie im Keller, wer sich noch bewegt nippt an seinem Bier oder schwenkt seinen Rotwein oder Whiskey. Keiner spricht. Okay, das war auch so abgemacht. Während des Hörens haben Gespräche zu unterbleiben. Die Mitte der Scheibe kann leider nicht halten, was der grandiose, alles zerberstende Anfang verspricht. Interessant ist es trotzdem. Aber auch zermürbend für diejenigen, die ExtremMetal nicht gerade zum Frühstück verzehren. Ich merke das die Musik an den Nerven einiger Mithörer kratzt und je näher wir dem Ende kommen, umso leerer wird der Raum. Durch die schalldichte Scheibe sehe ich sie schimpfen und böse Blicke in den Hörraum werfen. "Nirvana" Norbert übergibt sich sogar.


    Ab dem sechsten Track bekomme ich auch so langsam meine Probleme. Die Aufmerksamkeit läßt nach, ich beginne mit meinen Fingern zu spielen. Ich stupse "Eisenohr" und zeige auf die CD-Hülle. Er gibt sie mir grinsend und ich schaue mir das Teil mal an. Die übliche blaspemische Bookletgestaltung halt. Nur die asiatischen Gesichter der zwei Hauptmitglieder fallen aus dem Rahmen. Der eine, Lazaro ist nur für die Gitarre zuständig. Suzuki, der andere, macht den Rest und der bekloppte Benton intoniert mal wieder geiligts die Stimme des großen Biestes.


    Der vorletzte Track "At war with god" ertönt. Nur ich und "Eisenohr" sind noch im Raum. Meine Hände sind schwitzig. Ich bin genervt und "Eisenohr" geht mir schon durch sein bloßes, cooles Dasitzen mächtig auf den Senkel. Wenn ich dran denke, das das letzte Stück ganze 10 Minuten in Anspruch nimmt, wird mir schlecht. Ich denke es ist Zeit die Segel zu streichen. "Eisenohr" hat gewonnen. Der Sack! Bevor ich gehe blitzt noch einmal die Genialität des Openers auf. Ist dies ein Zeichen? Soll ich weiter kämpfen? Mein Würgereiz sagt was anderes.
    Das letzte Stück "Entwined by vengeance" kenne ich natürlich. Zwar habe ich die Scheibe nie ganz am Stück geschafft, aber es war mit eines der Highlights von Dechristianize.


    Die CD ist mittlerweile vorüber und Klaus "Eisenohr" sitzt immer noch da. Langsam dämmert uns, das da etwas nicht stimmt und wir eilen in den Hörraum. Er brabbelt unverständliches Zeug und scheint desorientiert. Eine Fahrt ins Krankenhaus wird wohl nicht ausbleiben und es kommt, wie es kommen muß. Zum Einstand unseres Vereins landet unser guter Klaus in der Geschlossenen. Wir haben uns natürlich dazu entschlossen ihn weiterhin als Ehrenmitglied zu führen. Und wenn wir uns dann hin und wieder treffen um Musik zu hören, sprechen wir noch ehrfürchtig von Klaus "Eisenohr", dem Mann der Dechristianize überlebte, doch letztendlich daran zerbrach.

    Saartanische Grüsse :P
    Markus a.k.a. Snick

    2 Mal editiert, zuletzt von MLSnick ()

  • WOW, damit hast du dich wahrlich selbst übertroffen :thumbup:


    Lg


    Alex

  • Já, großartige Rezension, Snick :thumbup:
    Die Vital Remains steht jetzt auf dem Einkaufszettel!


    Grüße


    der Elmar

    Punkrock ist auch Musik!

  • Ich muß zugeben, auch ich habe ein wenig Angst&Respekt vor der VR bekommen. Man will ja nicht enden wie der Klaus...


    Markus, Deine und die `angefixten` Referenzempfehlungen sind schon echt beeindruckend und ich glaube selbst so mancher Jazzer hat seine Ressentiments in Sachen BM/DM zwztl. abgelegt oder zumindest relativieren müssen...so er dazu in der Lage ist und über Schatten springen kann.
    Böse (hier besser: Doofe) haben eben keine eigenen Lieder!


    In Sachen ausführlich, eigener Plattenrezension mit Charakter & Verve hat Douhd un Deibel Alleinstellungscharakter.


    Zitat

    WOW

    :thumbup:
    egmont

  • :thumbup: :thumbup: :thumbup: Mr. ReziMaster hat gesprochen :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Klasse, bei so ner Rezi macht es doch gleich mehr Spass da mal reinzuhören. Super Snick, weiter so :thumbup: Irgendwann kannste die Seiten ausdrucken und gleich als Buch binden lassen :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: , das können sich dann angehende und auch schon länger schreibende Rezidenten :thumbup: mal als Leitfaden zu Herzen (ähem,räusper) nehmen.


    Gruss
    Michael \m/

  • An sowas habe ich, ehrlich gesagt, auch schon gedacht :thumbup:


    Lg


    Alex