Endlich ist es so weit! Endlich steht die Stunde der Wahrheit ins Haus – oder vielmehr Frank aka finkployd mit seinem TD 320. Der Bauernkiller des vergangenen Frühjahrs – altgediente Forianer kennen den entsprechenden Thread – sucht eine neue Herausforderung; sein neues Opfer könnte der ebenfalls seit Jahren auf diesen Seiten bekannte TD 125 aus meinem Hause werden. Aber der Gussspieler ist genau so wenig schlecht gerüstet wie sein Pendant aus MDF:
TD 125:
Furnierte MDF-Zarge, eingeschraubter Sonnenscheinboden aus MPX, Teroson-gedämpftes Chassis (ohne Trafo, Elektronik, Schalter etc.), externe Motorsteuerung von Dr. Fuß, Schwingchassis und Innenteller mit RDC verfüllt, mit Plastik-Fermit ummanteltes Hauptlager aus Sintermetall mit Joels Edelstahlspiegel, polierter Zamak-Teller mit Herbie’s Way Exellent Turntable Mat (3mm), MPX-Tonarmbrett, SME IV mit durchgehender Verkabelung von Mario Grözinger, Benz Micro Ruby 3 MR
TD 320:
Unterboden von BFly Audio, TPN 2000-Netzteil, Innenteller mit RDC verfüllt, Phonosophie-Pulley, in das MDF-Subchassis eingepresstes Hauptlager aus Messing mit Joels Edelstahlspiegel, Acryl-Teller mit Einlagen aus RDC und Messing (sog. RDC-Teller), RDC-Aufleger, Jelco SA750D mit durchgehender Verkabelung von Mario Grözinger, Benz Micro Ruby 3 MR
Nun höre ich den geneigten Leser bereit sagen: „Bei zwei unterschiedlichen Armen ist ja überhaupt keine abschließende Aussage über das Laufwerk möglich!“ Das ist zwar richtig, aber wir haben leider keine zwei gleichen Arme und können daher letztendlich auch nur Aussagen über zwei Setups machen, die im Laufe der Zeit durch gehörmäßige Verbesserung entstanden und selbstverständlich niemals fertig sind.
Und um noch mal zu unterstreichen, dass wir zwei Pakete gegeneinander laufen lassen, haben wir auch die Phonostufen, mit denen wir aktuell den jeweiligen Dreher betreiben, einbezogen: Der 125er hängt an Reinhard Hoffmanns Phonostufe Mk II B mit von ihm optimierten Bauteilen und einer externen Spannungsversorgung; Franks 320er gibt sein Signal an eine Lukaschek mit Dr.-Fuß-Netzteil weiter.
Der Gussspieler steht auf der angestammten Wandhalterung, der Hölzerne auf dem Creaktiv-Audio-Rack
Es schließen sich RG 10 Mk IV und Fischer & Fischer SL 500 in einem ordentlich bedämpften 50qm-Doppelraum an.
Bei einem solchen Showdown will man natürlich nichts dem Zufall überlassen, und so wurden uns gleichermaßen bekannte, geschätzte, klanglich aufschlussreiche und zumeist zweimal vorhandene Aufnahmen gewählt.
Ralph Towner: Solstice
Dire Straits: Brothers in Arms (Originalpressung)
Franz Ferdinand: Tonight
Georg Friedrich Händel: Der Messias, Hogwood (Decca)
Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3, Kempf … (DGG)
Hugh Masekela: Hope
Yello: The Race (Maxi)
Und jetzt geht es los:
Die erste Scheibe ist die Originalpressung von Dire Straits' "Brothers in arms". Zunächst hören wir den 125er: Die uns wohlbekannte und immer wieder zum Testen gehörte Aufnahme hat Tiefe, Höhe und Breite, wirkt also sehr dreidimensional. Die Instrumente treten präzise ortbar heraus und bleiben an ihren Plätzen, die hinreichend weit von einander entfernt sind. Nun hören wir die gleiche Passage - Anfang von "Ride across the river" - vom TD 320 ... und stellen fest, dass die Unterschiede marginal sind: Die Stimme von Mark Knopfler ist etwas schärfer umrissen, steht ein wenig mehr im Vordergrund. Im Gegensatz dazu klingt der alte Spieler ein wenig runder. Das war's dann aber auch: Weder tonal, noch hinsichtlich der räumlichen Abbildung nehmen sich die Setups etwas. Wir vermuten sofort, dass der Unterschied wohl am ehesten auf die Phonostufen zurückzuführen sei und schließen daher den 125er auch einmal an die Lukaschek - und siehe da: Der Unterschied ist verschwunden.
Als nächstes kommt Franz Ferdinands "Tonight" auf die Teller. Zunächst fällt auf, dass die Aufnahme klanglich zwar gut ist, aber nicht mit der zuvor gehörten mithalten kann: Unabhängig vom Equipment tönte es deutlich weniger transparent und durchhörbar. Dementsprechend waren die Differenzen zwischen den beiden Setups hier noch geringer als zuvor. Eine Tendenz schälte sich aber langsam heraus: Der TD320 mit Lukaschek legt tendenziell größeren Wert auf analytische Feinarbeit, der Kombination TD125 mit Hoffmann Phonopre kommt es eher auf einen homogeneren und etwas fetteren Klang an, wobei sich beide Setups in puncto Bassdruck bzw. -präzision nichts nehmen: Geschmackssache.
Nun wechseln wir das Sujet: Jazz wird aufgelegt, und zwar Ralph Towners "Solstice" mit Jan Garbarek am Saxophon. Hier können beide Dreher wieder deutlicher ihre Qualitäten in den Bereichen Tiefen- und Breitenstaffelung sowie klarer räumlicher Fixierung unter Beweis stellen. Die Differenzen gehen wieder in die schon zuvor sich abzeichnende Richtung, wobei hier das Pendel unabhängig von individuellem Geschmack in Richtung TD125 ausschlägt: Jan Garbareks Saxophon klingt weniger spitz, etwas wärmer und insgesamt glaubhafter als beim TD320.
Dessen Konter lässt allerdings nicht lange auf sich warten: Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 c-moll (Kempf, DG) wird wiederum vom 80er-Jahre-Dreher echter dargeboten: Während sich die Darstellung des Orchesters kaum unterscheidet, profitieren die Klavieranschläge von der etwas fokussierteren Konturierung - unentschieden!
Jetzt müssen die Spieler auf 45 Upm beschleunigt werden, da das Rennen von Yello anstand. "The Race" begeistert auf beiden Spielern, die zuvor schon beobachteten Unterschiede sind erneut zu erkennen, allerdings fallen sie bei diesem Musikmaterial noch weniger ins Gewicht. Gleiches gilt auch für den Kohlenzug von Hugh Masekela, den wir wegen der einmal erreichten Geschwindigkeit auflegen
Den Abschluss bildet ein Hörerlebnis der besonderen Art: Die Sopranarie von Emma Kirkby in Händels Messias (Hogwood / Decca) bietet sich uns mit dem Holzspieler luftig und strahlend dar; da kann der 125er nicht ganz mithalten: Zwar sind die Unterschiede im Bereich des Orchesters erneut eher eine Geschmacksfrage, doch ist er nicht in der Lage, den Sologesang in der zuvor gehörten Schönheit und Präzision wiederzugeben. Flugs wird noch mal die Phonostufe getauscht, und tatsächlich wird der Abstand geringer, doch bleibt ein kleines Plus an Offenheit, die allein auf Laufwerk und Arm zurückzuführen sind.
Und dann ist das Essen fertig - wir danken der besten Ehefrau von allen.
Erkenntnis: Im Gegensatz zum Vergleich mit dem Bauer dps / Bauer Tonarm / Lyra Delos lässt sich der TD 125 nicht so leicht verspeisen. Im Gegenteil: Mit dem kompletten Setup sind bei bestimmtem Musikmaterial mindestens ebenso gute Ergebnisse zu erzielen, die Differenzen bleiben fast überall im Bereich der Geschmackssache; lediglich die Abschlussvorführung geht erkennbar besser für den jüngeren Spieler aus. Weiterhin: Die Lukaschek hatte ich ein Jahr lang und habe sie dann im letzten Jahr noch mal hier gehabt und sie mit meinem Hoerwege verglichen. Dabei kam sie ins Hintertreffen; nun hat Frank aber ein Netzteil von Dr. Fuß - und das hat ihr ausnehmend gut getan; fein auflösen konnte sie auch vorher, aber nun bringt sie auch Kraft und Leben mit. Gut zu wissen ...
Bezüglich der Arme lässt sich festhalten, dass der SME IV zwar zweifellos der überlegen konstruierte und gefertigte Arm ist, dies jedoch nicht durchgehend in einen klar heraushörbaren klanglichen Vorteil umgemünzt werden kann - vielleicht hilft in puncto Präzision ja auch der RDC-Teller des TD320 dem Jelco etwas auf die Sprünge.
Ach, und noch was: Ich muss meinen Spieler nicht auch noch gegen den Bauer antreten lassen, ich kenne das Ergebnis bereits ...
Gruß
Andreas
Frank (Cowriting)
P.S.
Bilder folgen ...