Telcom C4

  • Hallo Robert,


    ein großer Vorteil von telcom ist ja, dass dieses System einfach in die Aufnahme- und Wiedergabewege einer Tonbandmaschine eingeschliffen werden können und funktioniert, ohne dass man sich z. B. bei der Wiedergabe nach Pegeltönen auf dem Band richten muss, was bei anderen professionellen Rauschunterdrückern der Fall ist.


    In Bezug auf das Kalibrieren meine ich zwei Bereiche:


    1. Bezugspegel
    Telcom ist, soviel ich weiß, in erster Linie für den professionellen Gebrauch in den ARD-Anstalten und für Mehrkanalaufnahmen in professionellen Studios entwickelt worden. (Es gab eine Version für Hifi-Geräte: HighCom. Dieses System konnte sich gegenüber dolby nicht so recht durchsetzen. Allein Nakamichi hatte einen externen HighComII Compander für seine großen Cassettenrecorder am Start, der für micht mit einem guten Cassettenrecorder (!) richtig gut klan)
    Alle telcom Geräte die ich kenne arbeiten aber dann richtig, wenn sie mit Studiopegel, d.h. +6db (1,55V) angesteuert werden. In einigen Geräten lässt sich dieser Pegel mit Potis auf der Ein- und Ausgangsplatine an die angeschlossenen Geräte anpassen. Das klingt recht einfach, muss aber auch sorgfältig geschehen, sonst kann man sich bei dem großen Bereich von 20 dB, in dem telcom arbeitet, leicht Fehler einhandeln, die man nicht haben möchte. Hier gibt es aber Hilfen in den telcom Unterlagen.
    Auf den oberen Bildern der telcom c4 Anlage mit den beiden Stereomodulen siehst du einen zusätzlich angebrachten Aufkleber und eine Leuchtdiode. Daneben steht einmal 514nW/m und einmal 320nW/m. Diese Angaben beziehen sich etwas vereinfacht ausgedrückt auf den Pegel, der auf das Band soll bzw. vom Band kommt. Da die Rundfunkanstalten bei Stereobändern mit modernem Material mit 514nW/m arbeiten und bei Mono - und ich glaube auch bei Zweispur - noch mit 320nW/m fahren oder gefahren sind, wurden einige Einheiten entsprechend umschaltbar umgerüstet. Das zeigt, wie wichtig, die richtigen (äußeren) Bezugspegel sind.


    2. Einstellpotis auf den telcom-Karten
    Telcom arbeitet mit vier Frequenzbändern, die bearbeitet werden. Auf den Karten findest du eine ganze Poti-Bank, an denen man besser überhaupt nicht herumschraubt. Wenn es irgendwo nicht so klingt oder funktioniert, wie du es dir vorstellst, würde ich immer erst alles andere überprüfen und auf keinen Fall an diese Potis gehen. Das braucht wirklich einen Profi!


    mit Grüßen
    Joachim

  • Dieses Modell nennt sich ES4 mit Karten F2 und ist kaum noch reparierbar.


    Diese diskret aufgebauten Module wurden je Kanal innerhalb 6 Arbeitsstunden von Handbestückt und haben 4 flache, braune ICs verbaut, die es nicht mehr gibt.


    Ich rate zu der Serie mit der Aufschrift AEG, die überlappend mit dem Namen Telefunken verbaut wurden.


    Reparaturen macht der Herr Schneider der Fa. C4 Audio: http://www.c4audio.de/


    Diese neuere Version hat eine Europakarte Typ C4e drin, wie sie auch in Bandmaschinen gesteckt wurden, im System e100 bis e300 drin sind und leichter reparierbar sind:

  • @Joahim


    Danke für die ausfüfrlichen Infos, hab verstanden. :thumbup:


    @M15A


    Alles klar, du räts also von dem Kauf des ES4 Kompanders ab. In der Bucht gibt es weitere Angebote, ich werde mal schauen. Die e100-Kompanders sind des öffteren bei Ebay zu finden.
    Ich nenne eine Otari MX-7800 seit einigen Monaten mein eigen. Die Mechanik funktioniet tadellos. Auch die Tonköpfe sind noch iO. Aber die Elektronik braucht Pflege. Ich bräuchte neue Relais in 4 Kanälen also insgesamt 8 Stück. Habe auch daran gedacht bei einem Modul (2-Kanäle) alle Elkos auszutauschen, um zu schauen wie sich der Rauschabstand dann presentiert. Mit der C4 wollte ich gern ausprobieren wie das Machinchen mit Rauschunterdrückung klingt. Und so sieht die gute aus:


    [Blockierte Grafik: http://www7.pic-upload.de/25.01.14/jms62bw5k76f.png]



    Übrigens schon geshen? Bei Ebay ist derzeit eine schöne M15A unterwegs. E-100 Kompander inklusive! Bin schwer am Überlegen ob ich nicht einsteige ;)
    http://www.ebay.de/itm/AEG-M-1…hinen&hash=item417b9baa53

  • Hallo, schöne Maschine,
    Produzierst du analog? Bei der Telefunken wunderts mich ,daß er die Köpfe nicht abgebildet hat. Vacodur oder Ferrit ist die Frage. Ferrit rauscht halt mehr, ist dafür aber stabiler.

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
    hat von nix 'ne Ahnung - kann aber alles erklären. ^^
    Ist Realist und plant Wunder
    ;)

  • Techniclassic
    Nein, ist "nur" mein Hobby. Ich wollte meine Songideen verewigen und so hat es angefangen. Da ich mit dem digitalen Ergebnis nicht zufrieden war, bin ich ins analoge Milieu abgerutscht. :D
    Und im Ernst, ich versuche nachzuvollziehen, was den tollen analogen Sound, seine Transparenz* und Homogenität, ausmacht. Klar wird jetzt jeder Profi antworten: die ganze Signalkette. Aber da die ganze Signalkette von damals nachzubilden finanziel unmöglich ist, muss man sich eben auf anderen Wegen behelfen. Ich muss gestehen, dass ich langsam die Rauschunterdrückung als wesentlichen Verdächtigen halte. Ich vermute, dass die Art und weise wie so ein Kompander eingreift, wesentlichen Einfluss auf den Klang hat. Aber das ist nur eine Vermutung und ich wollte mit dem Kauf eine Kompanders diese bestätigen oder falsifizieren.



    PS:
    * Mit Transparenz meine ich nicht Transparenz in den Höhen, denn das ist der geläufige Gebrauch heutzutage, nein ich meine die Transparenz in der Klangbühne, im musikalischen Raum. Da überlagert sich nichts. Und ich glaube eben nicht, dass es bloß eine Sache des perfekten Mixes ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von Yoski ()

  • Du bist nicht in´s analoge Milieu abgerutscht, sondern aufgestiegen. :thumbup: Digital kann heute jeder - bei analog muß man schon was können..... ;)
    Tja - die Köpfe der Maschine sind eine gute Mischung: Aufnahme ist Vacodur, Wiedergabe Ferrit. Ich habe auch so einen "gemischten" Kopfträger - so richtig dolle ist das nicht....ansonsten sieht die Maschine schön aus und sehr alt ist sie nicht. Mit den Telcoms zusammen - na ja, mal sehen wo sie landet...
    Ach ja: Telcoms verändern den Klang nur sehr sehr wenig :)

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
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    ;)

  • ....war vielleicht nicht gut ausgedrückt. Also: Ferritkoepfe halten länger als Vacodurköpfe, rauschen dafür aber etwa 3 dB mehr. Das heißt bei der Maschine werden gute Aufnahmen möglich sein, aber die Wiedergabe ist nicht so prickelnd. Meist wurden Maschinen mit Ferritköpfen benutzt, wenn sie im Schnittbetrieb waren. Das bedeutete, die Bänder wurden auch im Spulbetrieb nicht von den Köpfen abgehoben, was natürlich immensen Verschleiß bedeutete. Qualitativ hochwertige Produktionen wurden mit Vacodur gemacht.

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
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    ;)

  • Danke Uli! Das sind tolle Infos! :thumbup:


    Was den Kompander und seinen Eingriff in das Klangbild angeht, so meine ich nicht den Frequenzgang. Die größere Dynamik und damit größere subjektive Lautheit, macht schon sehr viel aus für das Hörerlebnis. Aber ... uff.. Psychoakustik ist sehr breites und umstrittenes Thema. Ich habe einige Experimente dazu durchgeführt und oft erlebt, wie mein eigenes Gehirn mich in puncto "Hören" ausgetrickst hat. Eins ist sicher. Das Hören, das muss erst erlernt werden., Es ist bei uns Menschen nur rudimentär entwickelt.

    Einmal editiert, zuletzt von Yoski ()

  • Nun, ich rate nicht generell vom Telcom C4 ES4 ab, sondern nur von den älteren diskret bestückten Platinen mit den 6 braunen ICs drauf!


    Das System ist wunderbar und kann auch bei unkodierten Aufnahmen nur bei Wiedergabe eingesetzt werden mit verblüffendem Ergebnis (auch wenn ich wieder für diese Artikulierung gesteinigt werde)!


    Versuche an die neueren Module mit oben abgebildeter C4e-Karte zu kommen, oder die e100 bis e300-Systeme.
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    Zu Ferritköpfen folgendes; hatte mal eine T9u incl. V86/87-Verstärkersatz und diesen Ferritköpfen.


    Das Ergebnis war ein Gewinn an Klarheit und absoluter Reinheit nach der Aufzeichnung bestimmter Streichersätze, besonders der Violinen!


    Nachteil: der Kopfspalt setzt sich zu gern mit feinem Staub (Bandabrieb) zu, daher soll man in der ARD die Vacodurköpfe bevorzugt haben.


    Die besten Köpfe sind die der M20 / M21 mit asym. Kopfpolen und verglastem Kopfspalt, entsprechend der Studer-Tonköpfe ab Bestellnummer 1.318......


    Bei dem längeren Kopfpol an der "bandablaufenden Seite" erhält man eine bessere verzerrungsfreie Tiefenwiedergabe.


    Habe noch gute Kopfträger für M15A da, zum Teil mit Vorkopfschere und einige wenige noch fabrikneu und auch mit breiterem Kopfspalt für 76cm und Messkopfträger, OVP und mit Fertigungsunterlagen der Köpfe :sleeping:


    Hier die alte Telcom F2-Karte aus dem System ES4:

  • Hallöchen!
    M15a erweitert durch seine Vorschläge noch den Hörgenuß:


    "Das System ist wunderbar und kann auch bei unkodierten Aufnahmen nur bei Wiedergabe eingesetzt werden mit verblüffendem Ergebnis (auch wenn ich wieder für diese Artikulierung gesteinigt werde)!"


    Das geht dann Richtung experimentelle Musik oder Klangdesign. Hat mit dem Original nicht mehr sehr viel zu tun, aber es klingt halt anders....
    Telcom ist schon ne schöne Sache und ich benutze es immer bei meinen Produktionen .
    @ M15a: kannst Du mal so einen Meßkopfträger als Foto einstellen? Ich habe nämlich die M15A Meßmaschine und möchte vergleichen! Danke!
    :merci:

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
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    ;)

  • Hallo!


    Ich wollte mich wieder mit einer Frage melden. Beim Studieren der Betriebsanleitung für meine Bandmaschine fiel mir auf, das die XLR-Anschlüsse der Maschine die japanische Belegung aufweisen, also hot ist mit cold (Pin 2 und 3) vertauscht. Und jetzt meine Anfängerfrage: ist das ein Problem? Muss ich dementsprechend meine Kabel umlöten :?:


    P.S.


    Am Sonntag geht eine Auktion für einen C4 Kompander zu Ende. Werde endlich zuschlagen und dafür sorgen, dass ich die Auktion gewinne,


    LG, Robert.

  • Hallo Robert!


    Wie kommst Du darauf, dass Deine M15A falsch verdrahtet sein soll?


    Die a-Ader hat die Farbe weiß, die b-Ader braun.


    Japan hat völlig andere Normen was Kabelfarben betrifft, da kann man keine Vergleiche anstellen.


    Großtuchel (3000er Serie) ist anders als XLR verkabelt,


    1=a
    2=b
    3=c / Schirm.


    XLR:


    1=c Schirm
    2=a
    3=b. :thumbup:


    Rudolf

  • Hallo!


    Es ist so weit. Ich habe endlich bei Ebay zugeschlagen und einen Telcom C4 Kompander ersteigert.
    Es ist die e100 Serie. Ein paar Bildchen davon könnt ihr im Anhang anklicken. Habe das Teil gerade von der Post abgeholt und keine Gelegenheit zu testen gehabt. Die Platinen sehen ziemlich gut aus, was natürlich nichts bedeuten muss.
    Was ich euch aber fragen wollte. Hinten am Gehäuse gibt’s einen Sticker (siehe Bild 3) der besagt, dass es sich bei diesem Kompander um eine „Sonderversion mit -4dB für BCN 50/51“ handelt. Was hat das zu bedeuten? Weiß es jemand? Muss ich mir sorgen machen?


    Grüße!


    Robert.


    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/03.07.14/7zfe38f4v9xg.jpg]
    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/03.07.14/zbeb3ydbiizk.jpg]
    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/03.07.14/xte3g235vqb.jpg]

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  • Hallo Robert,
    EIGENTLICH kein Problem....
    Aber: dieses Telcom ist für die Tonspuren einer älteren MAZ (Videomaschine) gedacht gewesen. Das heißt, der Betriebspegel liegt 10 dB unter dem normalen Studiopegel. Dann sehe ich, daß es entweder nur für die Aufnahme ODER die Wiedergabe zu gebrauchen ist.....
    Auf gut Deutsch: um damit richtig Stereo mit Hinterband zu hören, brauchst du ein zweites Telcom. Vielleicht läßt sich dieses ja auch zwischen Aufnahme und Wiedergabe umschalten. Das ist dann aber mit einer Relaissteuerung verbunden. In vollbestückten Telcoms sind 4 c4e Platinen drin und auf jeder Seite auch vier Übertrager....
    Jetzt musst du nur noch rauskriegen, ob deins für Aufnahme oder Wiedergabe verschaltet ist...

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
    hat von nix 'ne Ahnung - kann aber alles erklären. ^^
    Ist Realist und plant Wunder
    ;)


  • Jetzt musst du nur noch rauskriegen, ob deins für Aufnahme oder Wiedergabe verschaltet ist...


    Manomano. Das ist gar nicht gut.


    Wie bekomme ich heraus ob das Teil kodiert oder dekodiert? Anhand von Jumpern oder Brücken auf der Platine?
    Damit mir ein solches Malheur nicht ein zweites mal passiert: Ein C4, das beides, das Kodieren und Dekodieren beherrscht, hat 8 XLR Anschlüsse hinten, also 4 In und 4 Out, nicht wahr?

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