Welches Lötzinn, Vor und Nachteile?

  • Schau mal in dem Wälzer IPC nach.


    Toni

    Kenne ich, auch die ESA Vorschriften. Habe 26 Jahre lang alle möglichen Kurse turnusmäßig rezertifizieren müssen um für die Raumfahrt löten zu dürfen. Da, und in der Medizintechnik wird sich so schnell am festhalten des verbleiten Lotes nichts ändern . Es fehlen einfach die Langzeiterfahrungen dazu. Thies weiß das auch.

    Auch in der Raumfahrt ist es nötig auf Bleifreibauteile zurückzugreifen . Die müssen dann halt nach den gültigen Vorschriften so behandelt werden damit sie verbleit gelötet werden können. Das geht, ist aber ein Riesen Aufwand. Über silberhaltiges Lot habe ich schon früher geschrieben, wird aber nicht wirklich verstanden da ja die Zubehörindustrie es für den Hifiisten so schmackhaft anpreist.

    LG aus dem Altmühltal
    Thomas






  • Hallo Thomas,


    genau, vor allem ändern die 2% oder vielleicht 4% Silberanteil im Lot nicht wesentlich den Leitwert!


    Die Verordnungen sind doch eigentlich dafür geschaffen worden um den Eintrag von Schwermetallen in der Natur zu vermeiden bzw. zu verringern!? Weswegen darf denn in der freien Natur noch mit bleihaltiger Munition geschossen werden? Jehova! 8)


    MfG

    Robert

  • Hallo Robert,

    genau das ist die Mär die uns die HiFi-Industrie weismachen möchte. Das Silber im Zinn bildet eine Plaume in der Lötstelle die keinerlei Auswirkung auf die Leitfähigkeit hat.

    Silberschutzlote sind für spezielle Anwendungen und setzen entsprechend nach Legierung den Schmelzpunkt des Lotes herab. Selbst bei SMD Anwendung ist man von den Silerloten abgekommen.

    LG aus dem Altmühltal
    Thomas






  • Hallo Robert,

    genau das ist die Mär die uns die HiFi-Industrie weismachen möchte. Das Silber im Zinn bildet eine Plaume in der Lötstelle die keinerlei Auswirkung auf die Leitfähigkeit hat.

    Silberschutzlote sind für spezielle Anwendungen und setzen entsprechend nach Legierung den Schmelzpunkt des Lotes herab. Selbst bei SMD Anwendung ist man von den Silerloten abgekommen.

    Allerdings hat der niedrigere Schmelzpunkt bei manchen Steckern und vor allem sehr empfindlichen Isolierungen den Vorteil, dass Stecker bzw. Isolierung nicht so malträtiert wird. Ich löte vor allem deshalb Kabel gerne mit Silberlot.


    Gruß

    Stefan

  • Hi,

    ich hab zwar keine Ahnung, aber nur weil Silber einen hohen Smp hat, hat das überhaupt nichts mit dem Schmelzverhalten einer Legierung zu tun.

    Sorry. Da bräuchte man jetzt die konkreten Herstellerangaben der Lote. Sowas kann man nicht über den Daumen peilen sondern muss das empirisch ermitteln.

    Grüße

    ulf

  • bei Legierungen mit Kristallgemischen bzw Mischkristallen passieren lustige Dinge :)

    Zinn und Blei haben fuer sich auch hoehere Schmelzpunkte als das frueher beliebte 60/40 Lot.

    Stichwort eutektische Legierung.

    Zumischen von Silber laesst den Schmelzpunkt wirklich sinken.

    Seit wir hier vor ein paar Jahren mal viele Solarzellen damit zusammen geloetet haben nutze ich das sehr gerne. Loetet sich super.

    Ist leider in letzter Zeit sehr teuer geworden

    Das moderne, bleifreie Zeug loetet sich IMO eher bescheiden.


    Gruesse Joachim1

  • pasted-from-clipboard.png

    Genau das ist der entscheidende Grund warum überhaupt Silberlot verwendet wird. Früher lag z.B. Tektonik Messgeräten für Reparaturzwecke ein Stückchen Silberlot dabei - nicht weil die Messergebnisse dadurch verbessert würden, sondern um das oben erwähnte Ablegieren bei versilberten Anschlussdrähtem oder Lötterminals zu minimieren. Wo keine versilberten Oberflächen vorhanden sind braucht auch nicht mit Silber gelötet zu werden.


    Gruß Jan

  • Ja!

    Bei diesen Umstellungen dauert es halt etwas länger. Es gibt keine technische Begründung gegen eine Umstellung.


    Toni

    Doch, gibt es, und kann ich dir auch direkt liefern, zumindest was die Reparatur älterer Geräte angeht.

    Die Platinenqualität vieler älterer Geräte ist im Vergleich zu dem heutigem Standards (dazu zählt auch China- Ware) ein einziger Schrott. Da zu heiß gelötet - weil eben bleifrei - und die Lötaugen sind futsch. Jedes Grad Celsius weniger bedeutet eine höhere Lebenserwartung.


    Bei Neugeräten, besonders solchen welche immer noch manuell gelötet wird, vermisse ich das alte Multicore. Das hat einfach immer gesessen, keine kalte Lötstellen, keine Ausfälle, das alles bei einer hoher Lötgeschwindigkeit. Das ist heutzutage passe. Um auf die gleiche Zuverlässigkeit zu kommen, muss man wesentlich sorgfältiger - und somit langsamer - löten. Dabei spielt es keine Rolle ob man mit teurem oder preiswerten Lötwerkzeug unterwegs ist. Vielleicht ist das in einigen Industriezweigen auch der Hauptgrund warum man beim bleifreien Lötzinn bleibt.


    Gruß


    Matej

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Seit Jahren besteht im Automobilbereich die Anforderung des bleifreien Lötens. Und wenn es die Notwendigkeit gibt, mechanisch und thermisch langzeitstabile Lötstellen sicherzustellen, dann ja wohl in Fahrzeugen.

    ...

    Haha, da lach ich mich doch tot. Der Autoindustrie ist die starke Zunahme an Oldtimerzulassungen ein Dorn im Auge. Dazu gehören auch schon Fahrzeuge mit reichlich Elektronik aus den frühen Neunzigern. O-Ton eine Managers aus der Autoindustrie : "das wird in Zukunft bei wachsender Zunahme an Elektronik sowieso Geschichte sein. Die neuen Autos überleben gerade mal 10 Jahre"


    Ob das jetzt allein an der bloßen Zunahme oder an der Technik (eben bleifrei) liegt kann ich jetzt natürlich nicht sagen. Ein Faktor könnte auch die Zunahme an billigen Bauteilen sein.


    Gruß


    Matej

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Kenne ich, auch die ESA Vorschriften. Habe 26 Jahre lang alle möglichen Kurse turnusmäßig rezertifizieren müssen um für die Raumfahrt löten zu dürfen. Da, und in der Medizintechnik wird sich so schnell am festhalten des verbleiten Lotes nichts ändern . Es fehlen einfach die Langzeiterfahrungen dazu. Thies weiß das auch.

    Auch in der Raumfahrt ist es nötig auf Bleifreibauteile zurückzugreifen . Die müssen dann halt nach den gültigen Vorschriften so behandelt werden damit sie verbleit gelötet werden können. Das geht, ist aber ein Riesen Aufwand. Über silberhaltiges Lot habe ich schon früher geschrieben, wird aber nicht wirklich verstanden da ja die Zubehörindustrie es für den Hifiisten so schmackhaft anpreist.

    Sehr interessant - wo kann ich das nachlesen ? - da dieses Thema generell stark polarisiert (wie auch zu beobachten bei den ganzen Kabeldiskussionen) würden mich Aufsätze interessieren, die für die Industrie und nicht für Lötanfänger verfasst wurden (z. B. Vor- und Nachteile von bleifreiem und verbleitem Löten).

    Auf die Schnelle fand ich das, was ich aber nicht ausgewertet habe auf die Qualität des Inhalts:

    https://www.ourpcb.com/lead-vs-lead-free-solder.html

    https://www.conro.com/what-are…ee-solder-vs-lead-solder/

    https://info.mayeralloys.com/b…tages-of-lead-free-solder

    https://www.quora.com/What-are…ree-solder-vs-lead-solder

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

  • Moin,

    die ESA und IPC Unterlagen denke ich sind nicht frei verfügbar. Die Lehrgänge sind sehr kostenintensiv. Ich habe meine Unterlagen natürlich nicht in den Ruhestand mitgenommen.

    LG aus dem Altmühltal
    Thomas






  • Moin,

    die ESA und IPC Unterlagen denke ich sind nicht frei verfügbar. Die Lehrgänge sind sehr kostenintensiv. Ich habe meine Unterlagen natürlich nicht in den Ruhestand mitgenommen.

    die Abk. "ZVE", "ESA" und "IPC" sagten mir alle nichts - ist aber interessant zu wissen gerade im Zusammenhang mit diesem Thema


    1) ZVE (Zentrum für Verbindungstechnik - Abteilung in der Fraunhofer-Einrichtung für Mikrosysteme und Festkörper-Technologien/© Fraunhofer EMFT):

    https://www.zve-kurse.de

    https://www.zve-kurse.de/de/sc…fikation_esa/esa-hl3.html

    2) IPC (Institute for Printed Circuits) :

    https://www.ipc.org/ipc-history

    https://www.kuttig.de/ems-glos…for-printed-circuits.html

    https://ephj.ch/de/ipc-zertifi…im-land-der-leiterplatte/

    3) ESA (European Space Agency - nicht Elektroschaltanlagenbau GmbH):

    https://www.esa.int/Space_in_Member_States/Germany

    nicht

    https://www.esa-bs.de/de/zertifizierung


    Sind das die Unterlagen ?

    http://esmat.esa.int/ecss-q-st-70-08c.pdf

    https://ecss.nl/get_attachment…Q-ST-70-08C6March2009.pdf

    (gefunden unter

    https://ecss.nl/standard/ecss-…y-electrical-connections/)

    SMD/SMT (surface mounted design/technology)

    https://ecss.nl/standard/ecss-…-rev-1-15-september-2017/


    Platinenreinigung

    https://smtnet.com/news/index.…_id=3366&company_id=43466


    Wäre mal interessant zu wissen für mich, ob irgendwo dort auch Möglichkeiten besprochen werden betreffend Aufschmelzung von im Nachhinein oxidierten Lötstellen mit notwendigen, extrem hohen Löttemperaturen (z. B. Lötstellen in der Umgebung ausgelaufener Akkus siehe Fotos post 7+9+10 unter

    https://www.diyaudio.com/commu…linn-kairn-repair.225271/

    Ich habe es erfolgreich gemacht mit einem 1000W Dachrinnen-Lötkolben, nachdem das Gerät schon abgeschrieben war.

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

    Einmal editiert, zuletzt von A.K. ()

  • Moin,

    interessant das die Unterlagen doch im Netz zu finden sind. Die 708,728 helfen schon weiter wenn man sich damit beschäftigt.

    Wobei die IPC noch etwas schärfer sind. Der Nasa sind eben die ESA zu lasch. Wir am Institut hatten mit ESA allerdings nie Probleme nach dem Schütteln.

    Da du auch fragtest wie man Platinen und Leiterbahnen behandelt nachdem ein Akku ausgelaufen ist. Auf alle Fälle nicht mit hohen Temperaturen, da können größte Schäden passieren . So gut wie möglich mit Dest. Wasser reinigen. Falls möglich die Platine einlegen und wirken lassen. Dann mit Prophanol nachreinigen. Mechanisch reinigen geht mit einem Radiergummistift. Wenn gar nichts mehr hilft, Leiterbahnen reparieren.

    LG aus dem Altmühltal
    Thomas






  • Unsinn! Und bitte nicht so einen Unsinn hier verbreiten.


    Toni

    Mag Unsinn sein für Komponenten mit geplant kurzer Nutzungsdauer (wozu auch Autos/SUVs >100.000€ gehören, da man in kurzer Abfolge immer einen kleinen Schritt näher Richtung "Autonomes Fahren" kommt, was die vorherige Modellreihe im Wert schnell sinken lässt und die Motivation des schnelleren Wechselns erhöht).

    Gemäß den Ausführungen unter

    http://esmat.esa.int/Materials…D__QC_use_of_tin-lead.pdf

    ist meine Aussage in # 101

    Fakt ist, das bleihaltiges Lötzinn die höhere Zuverlässigkeit bietet (auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird von Fachleuten aus der Industrie) - ansonsten wäre es auch für Elektronikbaugruppen aus der Medizinelektronik sowie Luft- und Raumfahrt nicht mehr im Einsatz

    korrekt. In diesem Zusammenhang ist auch diese PDF interessant:

    https://www.researchgate.net/p…lems_in_Space_Electronics


    P.S.: betreffend bleifreiem Löten fand ich noch das

    https://www.intechopen.com/chapters/55827

    https://sinovoltaics.com/learn…ls/pb-free-solder-alloys/

    https://link.springer.com/chap….1007/978-0-387-68422-2_2

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

    Einmal editiert, zuletzt von A.K. ()

  • O-Ton eine Managers aus der Autoindustrie : "das wird in Zukunft bei wachsender Zunahme an Elektronik sowieso Geschichte sein. Die neuen Autos überleben gerade mal 10 Jahre"

    Das gilt aber nur für E-Autos. Weil dann ist der Akku platt und ein Austausch kostet mehr, als die Karre noch wert ist - wirtschaftlicher Totalschaden... Aber E-Autos sind ja sooo umweltfreundlich...

    Bisher (also für Verbrenner) gibt es aber meines Wissens nach eine gesetzliche Forderung: jedes Ersatzteil muß mindestens 10 Jahre lang nach Einstellen der Serie verfügbar sein. Wobei das im Falle der Elektronik auf ein neues Steuergerät hinausläuft, reparieren ist "verboten".


    Gruß

    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • Auch die Verbrenner bekommen eine kürzere Haltbarkeit "eingebaut". Aussen hui, innen pfui. Aber wieder mal OT.


    Mit meinem ROHS-Konformen Lot samt kleinen Silberanteil bin ich aber zufrieden und konnte noch keine wirklichen Nachteile herausfinden, nicht mal klanglich...

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.


  • Das gilt aber nur für E-Autos. Weil dann ist der Akku platt und ein Austausch kostet mehr, als die Karre noch wert ist - wirtschaftlicher Totalschaden... Aber E-Autos sind ja sooo umweltfreundlich...

    Bisher (also für Verbrenner) gibt es aber meines Wissens nach eine gesetzliche Forderung: jedes Ersatzteil muß mindestens 10 Jahre lang nach Einstellen der Serie verfügbar sein. Wobei das im Falle der Elektronik auf ein neues Steuergerät hinausläuft, reparieren ist "verboten".


    Gruß

    Andreas

    Alle beschlossenen EU Maßnahmen (WEEE, PB-free Solder u. v. a.) änderten nichts an der Tatsache, das die Masse an (Elektronik-)schrott nicht ab- sondern definitiv stetig zugenommen hat (eigentlich in den letzten 60 Jahren, extrem aber seit Aufkommen der Handys und Smartphones, u. a. weil die Mentalität des häufigeren Wechselns auch dort zu beobachten ist, wo die Notwendigkeit überhaupt nicht besteht.

    Beim ehrenamtlichen Arbeiten in einem Repaircafe stelle ich fest, das die neuste Generation an Haushalts-Geräten (auch Audio-Komponenten aus aktueller Produktion) kaum noch zu öffnen sind oder Sicherheitsschrauben aufweisen, die ein zerstörungsfreies Öffnen generell - also auch für qualifiziertes Personal - unmöglich machen (Schrauben die man Zu- aber nicht aufdrehen kann). Ein schadhaftes Stromkabel führt hier schon zum Totalschaden. Ein weiterer Fachbereich, wo Reparieren verboten ist , ist die Lade-Elektronik und Motorregelelektronik u. a. bei Fahrrädern (alles ist vergossen).

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

  • A.K.

    Was glaubst Du wohl, warum der "Head of Materials and Processes Division" dieses Memo im Jahre 2006 geschrieben hat?

    Neuanschaffungen von Maschinen, neuen Prozessbeschreibungen, Neueinführungen von Bauteilen, Weiterbildungen, etc. etc. So etwas ist beim Beibehalten von bleifrei natürlich alles nicht nötig.

    Aber das Memo ist selbstverständlich ohne finanzielle Hintergedanken geschrieben worden. ;)


    Die ganzen Argumente gegen bleifrei sind doch alle widerlegt.

    Aber heute reicht es aus eine gute Lobby zu haben und schon sind die Ausnahmen genehmigt. Alles natürlich völlig ohne Eigennutz. ;)


    Man darf nicht immer alles glauben, was irgendwo steht. Sonst hätten wir heute noch das Blei im Benzin. Damals hieß es ja auch, dass es ohne Blei nicht geht und die Motoren in kurzer Zeit hin seien.


    Aber was solls, jeder hat halt seine eigenen Ansichten.



    Toni