UKW-FM Tuner mit Drehkondensatorabstimmung und ohne 10,7 MHz Keramikfilter (nur LC Kreise) im ZF-Verstärker - suche Internetadresse mit Typen-/Modell-Übersicht

  • Hallo Ralph,


    weil mich vor allem der Punkt 3 aus Deinen Gedanken und Erfahrungen interessiert haben, habe ich den Link zu Deinem Beitrag #15 Hier nochmals zur Erinnerung das Vollzitat:

    an Herrn Martens weitergeleitet. Er hat für mich einige Tuner modifiziert und für ihn ist das auch sein täglich Brot. Meine Intension für diese Anfrage war der Gedanke: Wenn die Ausschussquote tatsächlich 90% betrüge, so müsste, der Aufwand zum Ausmessen der Filter immens sein, und dadurch ein einziger Filter mehrere dutzend an Euro kosten....

    Na, auf jeden Fall war seine Antwort mehr als ausführlich. Zudem habe Ich sein "OK" für eine Veröffentlichung (siehe letzter Satz) bekommen:


    Hallo Herr [edit],


    interessant, auf was Sie mich an älteren Beiträgen aus dem AAA-Forum hingewiesen haben .

    Ich kenne Ralph [edit] persönlich und habe für ihn schon mehrere UKW-Tuner und

    Weltempfänger (speziell Grundig Satelliten) repariert und modifiziert.

    Er ist "Klangästhet", aber bei der Bewertung von "90% Ausschuss" von Keramikfiltern

    hat er wohl zu harte Kriterien angelegt.

    Es stimmt, die Parameter von Keramikfiltern streuen oft kräftig, was Mittenfrequenz,

    Durchgangsdämpfung, Welligkeit im Durchlassbereich und evt. Phasengang betreffen.

    Für "normale" Heimradios ist das meist unerheblich, bei HiFi-Tunern ist das kritischer.

    Daher wählt man dort Filter mit "besseren" Daten (z.B. blaue Filter für besseren Phasengang)

    und engeren Toleranzen aus. Aber auch im (fast) "High-end"-Segment kann man durch

    weitergehende Selektierung der Filter einen noch geringeren Klirrfaktor und "besseren"

    Klang erreichen, wie ich schon feststellen konnte.

    Besonders bei schmalen Bandbreiten sollte die Mittenfrequenz der Durchlasskurve

    genau mit der des Eingangssignals übereinstimmen, um unnötige Verzerrungen zu

    vermeiden. Daher suche ich für kritische Anwendungen die neu einzubauenden Filter

    immer mit einer Prüfeinrichtung und einem Netzwerkanalysator aus.

    Keramikfilter tendieren gerne zu einer etwas höheren Mittenfrequenz als genau 10,700 MHz.

    Gerne liegt die Mitte 10....30 kHz höher, auch bei Filtern mit rotem Punkt.

    Für Tuner kann man solche Filter trotzdem verwenden, wenn man die Oszillatorfrequenz

    so verstimmt, dass z.B. 10,72 MHz Zwischenfrequenz herauskommen.

    Die Verstimmung erfolgt durch leichte Erhöhung der Referenzfrequenz.

    Grundig benutzte diesen "schmutzigen Trick" z.B. bei seinen 9000er-Tunern.

    (Ich dachte, nur ich wäre darauf gekommen :-))

    Dass Keramikfilter altern, kann ich nicht bestätigen!

    Solche Aussagen kann man seriös nur machen, wenn man die Filter neu durchmisst

    und dann nochmals z.B. 20 Jahre später. (Mir sind dazu keine Messungen bekannt).

    Da hat wohl jemand einmal an einem älteren Gerät ein Filter gemessen und heraus

    bekommen, dass dieses in der Mittenfrequenz zu hoch lag und daraus geschlossen,

    dass dieses von der Sollfrequenz (10,70 MHz) nach oben gedriftet ist.

    Andere haben dann diese "Feststellung" übernommen und weiter verbreitet.

    Ich würde sagen, diese Plusablage hatte das Keramikfilter schon immer !

    Deutlich driften tun dagegen LC-Filter! Sehe das laufend an Grundig Satelliten 3400,

    wo insgesamt 10 (!) ZF-LC-Kreise eingebaut wurden. Diese sind alle in irgendwelche

    Richtungen gelaufen. Für maximalen Signalausschlag muss man meist 20...30 kHz

    höher abstimmen. Nach Neuabgleich stimmt dann die Frequenz wieder und die

    Nadel zeigt auch mehr Signalstärke an (=höhere Empfindlichkeit)

    Bei LC-Kreisen ist eine künstliche Alterung vor dem Abgleich unbedingt notwendig,

    will man einigermaßen stabile Werte zumindest über ein paar Jahre haben.

    Bei Unterhaltungselektronik (darunter fällt auch ein Grundig Satellit) wird das aus

    Kostengründen nicht gemacht, bei HiFi nur im "High-end"-Bereich.

    Aber auch dort sollte man nach einigen Jahren ein Gerät neu abgleichen (lassen),

    wenn die Daten auch noch "High-end" bleiben sollen.

    Soweit meine Erfahrungen und Meinungen zum Thema ZF-Filter.

    Kann gerne weiter verbreitet werden ;)


    Viele Grüße, schönes Wochenende

    Jürgen Martens


    Viele Grüße,

    Walter


    "Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, die Kriege abzuschaffen, nicht nur sie zu begrenzen."

    Willy Brandt (Friedensnobelpreisträger)

    Einmal editiert, zuletzt von Eiserner Walti ()

  • was gerne übersehen wird, sind die Vintage-Receiver, also Tuner, Vorverstärker und Endstufe in einem Gerät. Oft sind die Endstufen defekt und sind dann oft preiswerter als wenn das gleiche Empfangsteil als reiner Tuner angeboten wird.

    Beispiele sind diese Receiver:

    https://www.warzone.org/2017/01/29/pioneer-sx-300/

    https://www.canuckaudiomart.co…o_receiver/images/388704/

    https://www.hifi-archiv.info/Kenwood/KR-6340p/

    http://www.mtk-physio.de/Maran…marantz_2010_details.html

    http://www.mtk-physio.de/Maran…015_4-button_details.html

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

  • Die Statements von Herrn Martens in post #22 bestätigen mich, beim Gebrauchtkauf von FM Tunern darauf zu achten, das möglichst nur langzeitstabile LC-Filter (z. B. von Toko) im Einsatz sind.

    Mich würde mal interessieren, wann Murata die ersten Keramikfilter wie die unter

    http://www.knap.at/datenblaetter/fil/fil_mur_filter-fm-alt-p61e5.pdf

    und

    SFW- 10.7MA, Tube SFW-10.7MA; Röhre SFW- 10.7MA ID59861, Qua | Radiomuseum.org

    erstmals bewarb und verkaufte (Hauptvorteil dieser war ja der stark reduzierte (manchmal wegfallende) Zeitaufwand für den ZF-Abgleich).

    Dann wüßte man, wenn man einen UKW-Tuner mit einem Baujahr in der engeren Wahl hat, das davor lag, das dann dort keine Keramikfilter im Einsatz sind.

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

  • Im Alter weggedriftete Keramikfilter sollte man tauschen, wenn man noch bessere findet.

    Gute LC-Filter in Zwischenfrequenzverstärkern muß man nur selten selbst nach Jahrzehnten verstellen.

  • Das kritischste bei alten Tunern sind die Stereodecoder. Hier gibt es, je nach Ausführung Restaurierungsbedarf.

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
    hat von nix 'ne Ahnung - kann aber alles erklären. ^^
    Ist Realist und plant Wunder
    ;)

  • Im Alter weggedriftete Keramikfilter sollte man tauschen, wenn man noch bessere findet.

    Gute LC-Filter in Zwischenfrequenzverstärkern muß man nur selten selbst nach Jahrzehnten verstellen.


    Gebrauchter B260S (aus den 90er Jahren) und ein gebrauchter A764 (aus Ende der 90er Jahre mit über 20 Jahren Dauerbetrieb): Bei beiden waren die ZF-Filter total daneben, Neuabgleich aber problemlos möglich.



    Viele Grüße


    528

  • Hab einen B160 und einen B261 hier, der B160 wurde noch nie neu abgeglichen, ist aber ein bisschen daneben. Merkt man bei schwachen Sendern, da ist die Frequenz händisch leicht zu korrigieren, damit der Sender sauber spielt.

    Beim B261 hab ich die ZF neu abgeglichen, der war aber nur leicht daneben, hätte ich mir sparen können...

  • Ich las auch schon öfters, das der K+H FM2002 nach vielen Jahren neu abzugleichen war (obwohl ich immer davon ausging, das LC-Filter dauerstabil sind).

    Das bedeutet, das sich bestimmte Parameter der LC-Filter ändern. Die Spule kann es nicht sein. Verbleiben also die Kondensatoren (manchmal Styroflex- siehe

    Kondensator 220 pF 63 V 10 % axial ( Styroflex ) Kondensator 220 pF 63 V 10 % axial ( Styroflex )MOS - Electronic - Shop

    manchmal keramische Ausführungen wie die unter

    Kondensator 220 pF 63 V 10 % axial ( Styroflex ) Kondensator 220 pF 63 V 10 % axial ( Styroflex )MOS - Electronic - Shop

    allerdings so klein - siehe

    5 Series of 5G Toko Alternative Filter - Taiwan Professional 5G Toko Filter Supplier

    das sie im Filtergehäuse integrierbar sind)

    und das Kernmaterial der Abgleichkerne mit Schraubgewinde.

    Aufwendige FM-ZF-Verstärker erfordern einen sehr hohen Abgleichaufwand zur Modellierung der ZF Durchlaßkurve (weil sich die Einstellungen gegenseitig beeinflussen), wie mir immer wieder gesagt wurde auf Messen (z. B. von Herrn Dieter Burmester und auch von einem RESTEK Mitarbeiter) - insofern ist der Parameterdrift bestimmter Bauteile natürlich eine unangenehme Eigenschaft.

    Unter

    SANSUI TU-9900 Tuner - Eine Legende lebt - Privates SABA-Forum
    Hallo UKW Enthusiasten, ein eher seltener Gast in der Werkstatt ist der Sansui Tuner TU-9900. In vielen "einschlägigen" Foren ist er schon behandelt worden,…
    saba-forum.dl2jas.com

    und

    FM-3003 UKW Tuner | Radiomuseum

    sind fertige vorabgeglichene TOKO Blockfilter zu sehen (178BBR-3132A) - auch im FM2002 im Einsatz.

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

    Einmal editiert, zuletzt von A.K. ()

  • Große Beachtung sollte den Kondensatoren geschenkt werden. Es gab in den 70er Jahren Keramikkondensatoren, die einen sehr schlechten Temperatorkoeffizienten hatten. Der führte über längere Zeit zu Kapazitätsänderungen. Ich war damals RDF- und FS- Techniker und erinnere mich, dass besonders Braun Geräte betroffen waren. Nach Tausch der Teile und Neuabgleich war Ruhe.

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
    hat von nix 'ne Ahnung - kann aber alles erklären. ^^
    Ist Realist und plant Wunder
    ;)

  • Große Beachtung sollte den Kondensatoren geschenkt werden. Es gab in den 70er Jahren Keramikkondensatoren, die einen sehr schlechten Temperatorkoeffizienten hatten. Der führte über längere Zeit zu Kapazitätsänderungen. Ich war damals RDF- und FS- Techniker und erinnere mich, dass besonders Braun Geräte betroffen waren. Nach Tausch der Teile und Neuabgleich war Ruhe.

    Waren das nicht die in Bandfilter integrierten keramischen Kondensatoren ohne Wertaufdruck und ultradünnen Drähten ?

    Wenn ja, würde bei einem neu durchzuführenden Abgleich eines alten Tuners der hohe Aufwand nach absehbarer Zeit erneut durchzuführen sein, wenn man nicht vorher diese Keramik-Kondensatoren im Bandfilter durch Styroflex-Versionen ersetzt.

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

  • Ich habe die Bauteile so belassen, da bei neuen Teilen eher Änderungen zu erwarten sind.

    Solange sich ein Gerät in die Spezifikation holen lässt, tausche ich nichts.

    Rifa-Rauchsignalgeber o.ä. mal ausgenommen.


    Der Abgleich der ZF-Filter im B260x/A764 ist nicht kompliziert, es wird auf Maximum mit Priorität Symmetrie abgeglichen.

    Frequenzgenauer Meßsender, Frequenzzähler, HF-Spannungsmesser, Abgleichbesteck, Erfahrung usw. sind aber notwendig.

    Statt HF-Voltmeter geht auch zur Not ein Oszi.

    Die o.g. Tuner haben ein 10 kHz Abstimmraster, da kann man durch Vergleich +-XX kHz die Durchlasskurve am HF-Voltmeter/Oszi sehen.


    Die Potis sind jedoch der übliche Dreck, den Revox schon immer verbaut hat.



    Viele Grüße


    528