Sarastro / Klassische Musik auf 45 rpm

  • Guten Tag,


    seit einiger Zeit bin ich völlig überwältigt vom Klang der Neuauflagen des französischen Labels Sarastro. Der Flügel hat Tiefe, Dynamik und Bassvolumen, wie ich es bei 33er-Cuts noch nicht gehört habe. Der Klang steht unglaublich multidimensional im Raum – wahnsinn. Vielleicht liegt das auch an dem quadrophonischen Aufnahmeverfahren?


    Nun wundert mich, daß so wenige Informationen in diesem und anderen einschlägigen Foren zu Sarastro zu finden ist. Wie schätzen diejenigen, die Klassische Musik hören, dieses Label, diese Neuauflage ein? Die Erstpressungen erzielen ja vor allem in den U.S.A. bizarre Preise. – Und gibt es noch andere Labels, die Klassik auf 45 rpm veröffentlich haben oder immer noch veröffentlichen?


    Sarastro


    Dank & Gruß
    Metaphorius

  • Meine Meinung zu Sarastro ist die gleiche. Ganz unbekannt ist das Label in der audiophilen Szene nicht, findet z.B. auch im Living Stereo-Buch von Brakemeier Berücksichtigung, aber in der Tat gibt es auch heute noch viele Leute, die noch nie etwas davon gehört haben.
    Andere Labels mit Klassik auf 45 rpm gab es, wie etwa Meridian, die Super Analogue Mastering-Reihe von Nimbus oder die älteren in Japan gepressten Reference Recordings. Alle klingen sehr gut bis fantastisch.
    Heutzutage bei den Reissues ist natürlich 45 rpm nichts ungewöhnliches mehr, und so sind bzw. waren in diesem Format auch zahlreiche Klassik-Titel zu finden.


    Gruß,
    Markus

  • EMI hat mit seinem Label Angel eine 45er-Serie aufgelegt. Das war Ende der 70er. Hier z. B. Janaceks Sinfonietta von den Chicagoer Symphonikern unter Seiji Ozawa:
    Janacek: Sinfonietta
    Es gibt noch eine Hand voll anderer Veröffentlichungen. Der Klang ist sehr gut und es lohnt sicher die LPs zu sammeln.

  • Das kleine englische Label Meridian hat auch eine Reihe LPs mit 45 U/min herausgebracht:
    Antonio Vivaldi: Concertos and Sinfonia
    Ob Meridian alle Veröffentlichungen mit 45 U/min herausbrachte, kann ich nicht sagen. Diese hier ist eine aus dem Jahr 1982. Sie klingt wunderbar. Der Streicherklang ist natürlich und die Instrumente haben Luft um sich herum. Was will man mehr?

  • Unter dieser Bezeichung hat EMI eine Reihe von Aufnahmen (wieder-)veröffentlicht. Ich habe eine Ravel-Platte mit dem Bolero und "La Valse" (New Philharmonia Orchestra, Maazel; HMV4, ℗ 1972), kann aber mangels Tonarm derzeit gar keine Platten hören und daher leider auch keine aktuelle Klangeinschätzung beitragen. Und aus der Erinnerung ... nee, ist zu lange her. Auf dem Cover sind rückseitig noch sieben weitere Produktionen aus der Reihe abgebildet, aber die Schrift ist so klein, dass ich grade mal die Titel identifizieren kann, aber nicht die Künstler:
    - Elgar, Pomp and Circumstance
    - Tschaikowsky, 1812 (natürlich ...) und Capriccio Italien
    - Mozart, Kleine Nachtmusik und Figaro-Ouvertüre
    - J. Strauß Sohn: An der schönen blauen Donau, Champagner-Polka; J. Strauß Vater: Radetzky-Marsch; F. v. Suppé, Ouvertüre "Die leichte Kavallerie"
    - Sibelius; Finlandia, Alla Marcia aus der Karelia-Suite, Valse triste, (Andante) Festivo
    - Opernchöre (aus Aida, Nabucco, Trovatore, Cavalleria Rusticana)
    - Borodin, Polowetzer Tänze (aus Prinz Igor); Rimsky-Korsakow. Capriccio Espagnol


    Ich weiß noch, dass die Ravel-Platte Flohmarktbeute für kleines Geld war ... aber ich könnte mir vorstellen, dass die Dinger nicht in rauhen Mengen verfügbar sind.


    Wenn ich mal wieder Platte hören kann, werde ich berichten.


    Cheers
    Frank

    The secret of happiness is not to do what you like
    but to like what you do.

  • Ich habe noch eine LP ausgegraben:
    Edward Elgar: Works for String Orchestra
    Nimbus hat wohl nicht nur 45er-LPs herausgebracht. Ich kenne Nimbus eher als Wiederveröffentlichungslabel. Sie haben schon früh Klassik und Pop wiederveröffentlicht und das im Auftrag von englischen Hifi-Magazinen. Nimbus hat aber auch Eigenproduktionen gemacht, so wie diese LP mit Streichermusik von Elgar aus dem Jahr 1983. Der Aufdruck auf der Vorderseite des Covers weist auf ein Super Analogue Mastering hin aber auf der Rückseite ist zu lesen, dass es sich um eine digitale Aufnahme handelt: "DIGITAL SAM 45RPM". Vielleicht ist deswegen der Klang nicht genauso brillant wie z. B. auf der Vivaldi-LP von Meridian?

  • Klar gab es von Nimbus nicht nur 45 rpm.
    Eine meiner liebsten Klassik-LPs von Nimbus läuft z.B. mit 33 rpm: Eric Saties "Socrate" mit Hugues Cuénod.
    Der übrigens das sensationelle Alter von 108 Jahren erreicht hat!


    Gruß,
    Markus

  • Fast hätte ich es vergessen, dass in der SONY-Master-Sound-Reihe auch LPs mit 45 U/min erschienen, z. B.:
    Richard Strauss: Don Juan, Till Eulenspiegel
    DR Digital Recording (28AC 704)
    Richard Strauss "Don Juan" und "Till Eulenspiegel" mit den "The Cleveland Orchestra" unter Lorin Maazel von 1979.

  • Das kleine englische Label Meridian hat auch eine Reihe LPs mit 45 U/min herausgebracht:


    Ob Meridian alle Veröffentlichungen mit 45 U/min herausbrachte, kann ich nicht sagen. Diese hier ist eine aus dem Jahr 1982. Sie klingt wunderbar. Der Streicherklang ist natürlich und die Instrumente haben Luft um sich herum. Was will man mehr?


    Danke für diesen Tip. Könntest Du einen Discogs-Link geben? Ich kann das Label dort nicht finden.

  • Sind die 45er-RIs von Sarastro echte Analogmasterings oder auch der heute anscheinend "unvermeidliche" Digitalzwischenschritt? BTW: bei den alten 48kHz-Mastern verspreche ich mir keine dramatischen Verbesserungen durch 45er-Schnitte. Daher, richtig reizvoll wäre das für mich direkt vom Analogmasterband und dann auch noch Halfspeed. Wenn schon, denn schon.

    Gruß André
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  • Sind die 45er-RIs von Sarastro echte Analogmasterings oder auch der heute anscheinend "unvermeidliche" Digitalzwischenschritt? BTW: bei den alten 48kHz-Mastern verspreche ich mir keine dramatischen Verbesserungen durch 45er-Schnitte. Daher, richtig reizvoll wäre das für mich direkt vom Analogmasterband und dann auch noch Halfspeed. Wenn schon, denn schon.


    Letztes Jahr erzählte uns auf einer Plattenbörse ein französischer Sammler Folgendes (soweit ich das richtig verstanden habe): absolut analoger Verarbeitungsprozess. Bänder von Hand gereinigt (1/2''-Revoxbänder), analog remastered und dann direkt geschnitten. Keine digitalen Zwischenschritte. Von Halfspeed-Mastering weiß ich nichts. Aber der Klang macht sprachlos. Kaum vorstellbar, das da was digital prozessiert wurde.