ARD will AM-Sender (Mittel-, Langwelle) bis Ende 2014 abschalten

  • Für mich dessen Interesse durch diesen Thread geweckt wurde.


    Was genau sind die Vorteile von LW und MW?


    Was würde sich eigentlich ändern, wenn ich Klangunterschiede plötzlich messen könnte, obwohl ich sie bisher nie gehört habe?


    Jazz will be the classical music of the future. (D.G.)


    Just Listen

  • Vorteile:
    Man kann es mit einfachsten Empfängern empfangen, die entweder gar keinen Strom benötigen (Detektor) oder sich mit wenig Strombedarf begnügen (Transistorradios z.B. als Kurbel- oder Solarradios). Natürlich klappt der Empfang auch mit alten Dampfradios (Röhrenradios), die speziell auf AM-Empfang optimiert sind. Und die beiden Wellenbereiche haben eine hohe Reichweite. Die Langwelle des DLF konnte man z.B. problemlos auf den britischen Inseln auch tagsüber hören. Der BR auf Mittelwelle wurde von den Italienurlaubern genutzt usw... Nachts erhöht sich die Reichweite insbesondere bei der Mittelwelle nochmals. Die Bänder sind nicht so stark überfrachtet, wie z.B. das UKW-Band. Im Mobilbetrieb (beim Autofahren) gibt es keine Probleme mit Mehrwegsempfang. Einfache Antennen (z.B. Langdrahtantennen, Ferritantennen, Rahmenantennen..) reichen aus, es müssen keine komplizierten Antennenkonstrukte (z.B. Yagi, Logperiodic...) sein.


    Nachteile:
    Relative Störanfälligkeit (Gewitter, Zündstörungen, PowerLine...) und geringere Audiobandbreite. Senderseitig höherer Strombedarf wenn mit starken Leistungen gefahren werden soll. Fading, insbesondere bei der Mittelwelle, ist möglich.

    Gruß tomfritz

  • Ich bin ein begeisterter Radiomensch, aber mit Mittel- und Langwelle bin ich nie so recht warm geworden – vielleicht bin ich dafür zu jung, oder vielleicht liegt es daran, dass mir das Abenteuer fehlt, mitten im Dschungel mit einem Weltempfänger plötzlich den Deutschlandfunk gehört zu haben. Mit der Mittelwelle verbinde ich allerdings ein traumatisches Erlebnis: Während der WM 2006 fuhr ich von Freiburg nach Göttingen und landete vor und hinter FFM in einem 60-Kilometer-Megastau. Also musste ich das Spiel Deutschland gegen Polen, das ich eigentlich im Fernsehen schauen wollte, im Radio hören, und eine Liveübertragung gab es nur per Mittelwelle. Ich stellte fest, das gefühlt jeder zweite Mittelwellensender in meinem Empfangsbereich das Spiel übertrug, und ich hätte es auf englisch, polnisch, französisch, tschechisch und italienisch gut verfolgen können – nur der einzige deutsche Sender, den ich ab und zu reinbekam, fing jedesmal nach einer Minute an, grässlich zu rauschen und zu knacken und war nach fünf Minuten spurlos verschwunden. Keine Ahnung, woran das lag, aber das Spiel habe ich jedenfalls verpasst. Ein Erlebnis, das meine Nostalgie bezüglich Mittelwellen-Rundfunk deutlich bremst...

    "In einer Welt, die verrückt spielt, ist nur ein Irrsinniger wahrhaft geisteskrank!"
    H. Simpson


  • Ich hab immer gern MW/LW bei laengeren Autofahrten gehoert, da brauche ich sowieso keine 18kHz. (Oder in der Tat auch Fussballspiele unterwegs ueber auslaendische Sender, da die deutschen meist nicht uebertragen haben.) Aber da Radio in Deutschland ja sowieso gerade daran arbeitet, sich selbst obsolet zu machen, indem fast alle Sender ihr Programm auf informationsloses Musikstreaming mit 50 Titeln Auswahl umstellen, werden ihm wahrscheinlich irgendwann nicht mehr viele nachtrauern, wenn es nur noch Internetdienste gibt.


    Schade dass inzwischen soviel bestehende Infrastruktur aus Spargruenden aufgegeben wird. Ob unsere Mobilfunknetze in einem groesseren Katastrophenfall mitmachen werden? Hoffentlich muessen wir es nie herausfinden. :S

  • Hallo!

    ... Aber da Radio in Deutschland ja sowieso gerade daran arbeitet, sich selbst obsolet zu machen, ...

    Seh ich ähnlich. Auf UKW finde ich kaum brauchbare Sender.
    Für die 10 min Fahrt zur Arbeit und zurück lasse ich manchmal SWR2 laufen, i.d.R. ist das Radio aber aus. Zuhaus wenn dann nur den ein oder anderen Sender aus dem Internet ohne Meinungsbildungsauftrag, frei von "freakigen" Moderatoren und musikalischem Diarrhoe.


    Auf Mittelwelle hörte ich generell noch nie.


    Gruß
    Torsten

  • Auf UKW höre ich per Kabel
    gerne die Sender WDR5, DLF und D Radio Kultur. Das reicht mir.

    Ich lasse alle meine Texte über ein Rechtschreibprogramm
    laufen, leider nicht immer mit Erfolg . Bin leider Legastheniker.

  • Hallo miteinander,


    als ich Anfang/Mitte der 70er anfing eigenständig mein Radioprogramm zu hören - also die damals angesagten Sendungen für die Jugend von Mal Sandock (Mittwochs abends), Wolfgang Neumann (Schlagerrallye am Samstag) bzw. den PopShop mit Frank Laufenberg auf SWF3 (anfangs noch in MONO) - habe ich nur ganz selten mal die anderen Wellenbereiche eingeschaltet. Meist, um mich zu überzeugen, wie klasse mein erster selbstgekaufter Radiorecorder (ein Telefunken Bajazzo 201 für stolze 460 DM vom Konfirmationsgeld) auf UKW und von Kassette spielt :whistling:


    Das änderte sich viele viele Jahre später erst, als mir vor fast 15 Jahren ein SABA-Radio von 1949 in die Hände fiel. Dieses "Reporter WK" hatte ausschließlich AM-Bereiche und besonders auf MW waren abends locker 60-80 Sender mehr oder weniger deutlich zu empfangen. Fand ich extrem faszinierend und habe damals manchen Abend auf dem Dachboden vor dem Empfänger gehockt und nach Sendern gesucht, wo man jenseits des hiesigen UKW-Angebots Jazz und vieles mehr hören konnte. (Unten im Wohnzimmer wurde auch die eine oder andere Bundestagsdebatte über ein anderes Röhrenradio verfolgt, leider auch Geschichte).
    Witzigerweise hat die eingeschränkte Klangqualität dabei gar nicht so sehr gestört. Eher, wenn ein Sender langsam im Rauschen wegtauchte, bevor das Stück zuende war.


    Das schöne Radio ist jetzt schon seit längerer Zeit arbeitslos, nachdem besagter Dachboden für die Kinder ausgebaut wurde. Da fehlt mir schon was!


    Zum UKW-Angebot: neben dem Dudelfunk mit den immer gleichen Songs, ständiger blöder Werbung, "Nachrichten" und todlangweiligen Verkehrsmeldungen gibt es doch noch zahlreiche Kuturwellen (DLF-Kultur, WDR3 und 5, SWR2, BR-Klassik, HR2 usw usf.). Da laufen mehr interessante Sendungen, als ich Zeit habe.
    Und so eine Konzertübertragung, z.B. direkt aus der Kölner Philharmonie: DAS ist für mich echtes Radio-Hörerlebnis - welches meist entsprechend stilecht mit z.B. einem 60er-Jahre Grundig-Tuner oder einem Röhrenradio wie dem SABA Konstanz 18 Stereo genossen wird.
    Die Jugend kann´s wahrscheinlich nicht recht nachvollziehen - wo man doch längst alles aus dem Internet streamen kann...

    Viele Grüße
    Eberhard

    ----------------

    Die Menschen verhalten sich heutzutage auf der Erde wie in einem Spiel, in dem sie die Spielanleitung verloren haben.

    ( Christina von Dreien )

    Einmal editiert, zuletzt von Monophono () aus folgendem Grund: Namenskorrektur

  • Mal Sandock belaberte
    immer rein wenn ich das Tonband
    einschalten wollte.



    Man war ich das sauer.
    Taten aber fast alle. Auch hörte ich damals
    (Aachen) auch RTL Luxemburg. Die großen Acht und die Hitparade..



    Vorbei.

    Ich lasse alle meine Texte über ein Rechtschreibprogramm
    laufen, leider nicht immer mit Erfolg . Bin leider Legastheniker.

  • Wenn in den Titel reingeredet wird, ist die GEMA-Gebühr geringer. Das ist der Grund!!!!! :rolleyes:

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
    hat von nix 'ne Ahnung - kann aber alles erklären. ^^
    Ist Realist und plant Wunder
    ;)

  • ...und auch die Spieldauer. Daher werden viele Stücke unter 3min. gespielt, raufgelabert und auf das nächste überblendet. Damals war der RIAS noch kulanter, die Amis haben sich die Propaganda eben noch was kosten lassen. Dort wurden die meisten Stücke ausgespielt und auch einige LP-Neuerscheinungen komplett durchgespielt. Damit die Leute sich in Ost-Berlin auch mit "Westmusik" kostengünstig auf Cassette versorgen konnten...
    Ich in West-Berlin habe da natürlich auch fleißig mitgeschnitten, denn mit 5 DM Taschengeld war mir ein Plattenspieler einfach nicht leistbar. So kam ich auf "Venus and Mars" von Paul McCartney, oder "Wish You Where Here" als sie 1975 gerade erschien....dann die Beatleswoche (wo alle Alben und alle Bootlegs ausgespielt(!) wurden) uvm. Leider habe ich davon heute keine Cassette mehr, bis auf eine noch von der Beatleswoche. Hatte mir damals aber viel Spaß gemacht. Heute sind solche Sendungen undenkbar geworden und der RIAS wurde bereits Ende 80er in Schritten privatisiert, bis Mitte 90er nichts mehr davon übrig blieb. Allerdings hörte ich auch auf UKW. MW war für mich eher sowas wie "Seefunk".... ^^

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.


    Einmal editiert, zuletzt von Captn Difool ()

  • Da ich begeisterter Hörer des Deutschlandfunks bin, schmerzt es mich bereits sehr, dass es diesen inzwischen nicht mehr auf Langwelle gibt. Der Deutschlandfunk ist auf UKW in Deutschland nur stellenweise ordentlich zu empfangen. Im Auto habe ich diesen immer auf Langwelle gehört und konnte so mit 2-3 Frequenzen durch ganz Deutschland fahren, ohne mir Dudelfunk anzuhören. Wunderbar! Die begrenzte Klanqualität auf LW hat mich nicht gestört, auch nicht, dass bereits unter einer kleinen Brücke der ganze Empfang kurz weg war.


    Inzwischen kriege ich den Deutschlandfunk im Auto nur noch auf Mittelwelle, wenn ich nicht kurzfrstig in einem UKW-Sendebereich des DLF herumfahre und den Sender finde (Auto und Radio aus 1981...), und auf MW ist das tagsüber grenzwertig, nachts besser. Aber immerhin, ich bekommen ihn noch - bis auch der Sendebetrieb auf MW eingestellt wird.


    Wer den Deutschlandfunk nicht kennt - anhören! Er ist super, sowohl was Nachrichten, Hintergrundinformationen, Interviews (morgens), Musik (Nachmittags ab 15 Uhr und insb. abends), Wissenschaft (ab 16:30 Uhr) als auch allgemein das menschliche Leben betrifft!


    Und an den Deutschlandfunk: Die Langwelle fehlt wirklich! Dort sollte wieder gesendet werden. Wenn aber auch noch der MW-Sendebetrieb eingestellt wird, wäre das wie ein eigener Schuss in den anderen Fuß.


    Martin

    Als Analog-Fan natürlich Mitglied bei der AAA Analogue Audio Association e.V. - siehe www.aaanalog.de

  • Hallo Waldläufer,


    Der Intendant Deines Liebligssenders ist ein Verfechter des Digitalradios! Der macht bestimmt an Silvester ein Fass auf, wenn er der Amplitudenmodulation den allerletzten Todesstoss geben kann. Selbst bei UKW drängte er bereits ein Abschaltdatum für alle Sender festzulegen. Zum Glück spielen da aber einige andere nicht mit. :P

    Gruß tomfritz

  • Moin,
    sorry, falls wir das schon hatten, der Thread ist ja schon etwas länger.
    Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich es finden soll, dass sich die Frage aus der Überschrift inzwischen von der Angebotsseite erledigt. Ich kam mir als gelegentlicher LW-und MW-Hörer schon immer etwas allein vor. Die Chance, dass jüngere Hörer vor einigen Jahren auf das damals noch existierende Angebot stießen, schien mir unsagbar klein - das Nischendasein wurde wohlkalkuliert herbeigeführt.
    In meinem letzten Fahrzeug hatte ich DLF auf LW gehört, da der schwache UKW-Sender bei der Fahrt über den Taunus immer schnell im Rauschen abtauchte. Störungen gab es halt wenn man neben einer Straßenbahn fuhr. Leider hat der Einbau einer Autogasanlage zu einer Dauerstörung geführt, so dass LW ab da passé war. Inzwischen ist auch das Auto durch rüde Fremdeinwirkung Geschichte. Es bleibt halt noch das nostalgische Gefühl beim Betrachten der aufwendig beschrifteten Skala eines alten Radios oder wenn man auf KW einer maschinengesendeten Morseschleife lauscht... Ich hoffe, dass wenigstens UKW als analoges Verfahren erhalten bleibt und damit auch die alten reparierbaren Empfänger. Beim Flugfunk ist die Zeit der AM-Austrahlung wahrscheinlich auch angezählt, aber dass kann man ja nur als dezentes Hintergrundgeräuch länger ertragen ("Music for Airfreaks" ?-)
    Unter`m Strich freut mich hier zu lesen, dass man als LW- und MW-Hörer offenbar doch nicht so allein war.
    - Peter

    "Es ist alles eitel" (A. Gryphius) - "Es war nicht alles schlecht" (J. Weist)

    AAA-Mitglied :)

  • Unter`m Strich freut mich hier zu lesen, dass man als LW- und MW-Hörer offenbar doch nicht so allein war.


    Man muss nicht alles glauben, was uns die KEF verkaufen mag. Es gab sicherlich nicht soo wenige Nutzer der AM-Bereiche. Mit einem echten Weltempfänger in Doppelsupertechnik macht das auch Spaß. Auf KW sind aber noch ein paar deutschsprachige Sender unterwegs....

    Gruß tomfritz

  • Großartig!


    Edit: Freue mich schon auf die 5800 KHz KW-Frequenz, da sind die Chancen eines permanenten Empfangs natürlich noch viel größer.


    Viele Grüße,

    Walter

    "Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, die Kriege abzuschaffen, nicht nur sie zu begrenzen."

    Willy Brandt (Friedensnobelpreisträger)

    Einmal editiert, zuletzt von Eiserner Walti ()