Antiskating mit Micro Ridge Diamant

  • Hallo,


    ich besitze seit einiger Zeit ein Benz Ebony TR und betreibe es am TW Raven 10.5 Tonarm. Die Einstellung des TA erfolgte u.a. mit Adjust+. Das einzige Problem, was immer noch vorhanden war, dass ich es nie geschafft habe, mit einer Testschallplatte gleichmäßige Verzerrungen auf beiden Kanälen zu erreichen. Der rechte Kanal hat z.B. bei 60mu bzw. 70 mu immer allein verzerrt und der linke war völlig ok.


    Nach einer Diskussion über das Thema mit einem Forenuser (danke John ;) ), kam mir der Gedanke, dass ich womöglich immer zu viel Auflagekraft gefahren habe (ca. 2,0g) und nicht den Mut hatte, auch das Antiskating im Verhältnis "brutal" hochzufahren.


    Der Hersteller gibt laut Beipackzettel als Bereich für die Auflagekraft 1,7g bis 2,2g an (optimal 1,7g bis 1,8g). Wenn man die Literatur und die Foren so verfolgt, steigt ja auch das AS mit der Auflagekraft. Daher dachte ich, dass man sich ja auch bezüglich der Auflagekraft von unten nähern kann. Ich wollte einfach mal eine gleichmäßige Verzerrung mit diesem Diamanten erreichen. Daher bin ich bis auf 1,5g Auflagekraft runter und zunächst das AS am Raven ganz aus, d.h. die Schraube fast herausgedreht. Dann die Imagae Hifi Test-LP und den ersten Abtasttest:


    1. 1,5g Auflagekraft, AS=0
    50mu beide Kanäle sauber. 60mu erste Verzerrungen rechts, wobei links sauber.


    Dann habe ich die AS-Schraube (das geht ja beim Raven ganz prima während des Betriebs) bei 60mu solange hereingedreht, bis 60mu auch im rechten Kanal sauber war. Dabei bin ich in etwa bei folgender Einstellung geladet:
    2. 1,5g Auflagekrfat AS ca. 1,8g
    60mu sauber. 70mu beide Kanäle verzerren ganz leicht und relativ gleichmäßig (Hurra :D )


    Zum ersten Mal ist es mir gelungen, eine gleichmäßige Verzerrung mit einem Micro Ridge Diamanten zu erreichen. Bei 2,0g Auflagekraft reicht wahrscheinlich die AS kraft am Tonarm gar nicht, um diesen Diamanten zu kompensieren, denn laut Bedienungsanleitung geht das nur bis etwa 2,5g AS.


    Anyway, jetzt habe ich eine Auflagekraft von 1,5g und der Tonabnehmer spielt besser, freier als vorher. Die Stereo-Abbildung ist auch gleichmäßiger und ich kann damit 60mu völlig verzerrungsfrei abtasten. Kann man damit beruhigt weiterfahren, obwohl der Hersteller als Minimum 1,7g angibt? Sicher könnte ich auf 1,7g gehen, nur müsste ich wahrscheinlich die AS-Schraube bis fast an den Anschlag hereinschrauben.


    Und noch eine interessante Beobachtung. Wenn die Nadel jetzt auf einem Leerbereich abgesetzt wird, dann driftet der Tonabnehmer nach aussen. Das dürfte ja mit der Auffassung übereinstimmen, dass die Reibung bei modulierter Rille größer ist, als auf einem Leerbereich und demnach diese Methode nur eine Untergrenze für die Einstellung der Skatingkraft darstellen kann.


    Offenbar verlangt der Micro Ridge Diamant tatsächlich eine deutlich höhehre Antiskating Kompensation als vergleichbare andere Diamanten.


    Gruß,
    docali

  • Wenn man die Literatur und die Foren so verfolgt, steigt ja auch das AS mit der Auflagekraft.


    Das kann man generell nicht so sagen, so benötigt ein van den Hul "Frog Gold" bei einer Auflagekraft von 1,35 - 1,5g ein Antiskatingäquivalent von max. 0,3g.

    Viele Grüße


    Jörg


    Ich höre damit und meine kleine Plattensammlung seht ihr bei DISCOGS.



  • Zitat

    Wenn man die Literatur und die Foren so verfolgt, steigt ja auch das AS mit der Auflagekraft.

    Und ´n SPU mit >3gr will gar kein AS .
    Also falsche Literatur .
    Und AK unter Herstellerangaben kann die Platte zerstören .

    Gruß , Dirk.


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    Mitglied, obwohl mich der Verein als solches akzeptiert 8)

  • Hallo Dirk,


    dass sich bei einem SPU die fehlende AS Kraft nicht in Abtastverzerrungen bemerkbar macht, heisst ja nicht, dass sie nicht da ist, oder? Mit Rundnadel scheint die AS Kraft ja auch kleiner auszufallen.


    Aber ich wollte meinen Thread insbesondere auf den Micro Ridge beziehen.


    Gruß,
    docali

  • Zum ersten Mal ist es mir gelungen, eine gleichmäßige Verzerrung mit einem Micro Ridge Diamanten zu erreichen.


    Hallo Docali,


    das trifft auf Deine Testplatte zu, ist aber für die normalen LPs mit Musik falsch, da diese mit viel weniger mu geschnitten sind. Resultat ist eine einseitige zu Hohe Kraft, welche viel höher als die erzeugte Skatingkraft ist und somit erhöhte Verzerrungen bei Musik zuzüglich erhöhten einseitigen Verschleiß des Diamanten.
    Die Nadel kann nicht mehr richtig schwingen, bzw. der Modulation folgen- Resultat ist, Feininformation, Mikrodynamik sind weg, das Klangbild ist vergleichsweise komprimiert.


    Stell mal bitte VTF und Antiskating so ein, wie ich es Dir gesagt habe (das sind ca. 1/7- 1/10 des VTF) und lass die Testplatten weg und hör einfach nur MUsik. Es wird nix verzerren!
    Den VTF stell mal bitte knapp unterhalb der empfohlene Mitte auf 1,74g, auch hier ist zuwenig genauso falsch wie zuviel.

    Gruß John

  • Hi,


    die hohen Skatingwerte irritieren mich etwas. Bei meinen SAS und MR Abnehmern brauch ich überlicherweise nur ca. 1/3 der AK. Und selbst das nur mit Testplatten.


    Was man auf eher nicht tun sollte, ist unter die empfohlene Auflagekraft des Herstellers zu gehen. Das könnte (muss aber nicht zwingend) für die Platte schädlich sein.


    Ich empfehle Frauenstimmen im inneren drittel einer normalen LP nach Gehör einstellen das es gleichmässig "essstt"..


    Da kommt meist eher noch weniger raus..


    Mike

    --- Ich höre hiermit und zwar das.

    Es gilt wie immer: das ist meine Meinung. Sie muss deshalb weder für andere passen noch erhebt sie Anspruch absolute Wahrheit zu sein.

  • Guten Abend,


    danke für die Hinweise!


    Noch ein paar Versuche. Nun Auflagekraft genau in der Mitte der Empfehlung des Herstellers bei 1,75g. Wenn ich jetzt auf gleichmäßige Verzerrung der der Testschallplatte gehe, dann muss ich die Antiskatingschraube fast ganz hereindrehen (ca. 5 Umdrehungen vom Anschlag wieder herausgedreht). Dann tastet es bei 80 mu mit leichten Verzerrungen in beiden Kanälen ab. Wenn ich nun gerade so eben 70 mu verzerrungsfrei abtasten möchte und das kann bei Frauenstimmen durch vorkommen, dann muss ich ca. 13 Umdrehungen vom inneren Anschalg herausdrehen. Das entspricht ca. genau dem AS Wert von oben, also auch in etwa der Auflagekraft.


    Gehe ich mit dem AS auf 1/3 der Auflagekrfat, dann werden 60 mu noch sauber abgetastet aber bei 70 mu deutliche Verzerrungen im rechten Kanal. Klanglich sehe ich die 1:1 Stellung momentam am stimmigsten. Mein Test ist da in erster Linie Deccas Reissue von Mozarts "Hochzeit des Figaro", letztes Duett auf der ersten Seite (Suzanna und Marcellina). Beide Stimmen rechts und links extrem weit aussen positioniert wir absolut sauber und gut abgespielt. Cherubino auf Seite 2 auch sehr schön.


    Sichttest Nadel beim Abspielen gerade aund beim Liften kein nennenswerter Versatz. Das passt im Grunde so. Also ich finde 1/3 der Auflagekraft ist für den Micro Ridge zu wenig Antiskating. Das mögen andere aber nicht so sehen.


    Mein Fehler war zuvor, dass ich immer zu hohe Auflagekräfte für diesen Diamanten genommen habe und die übliche AS Einrichtungen reichen dafür nicht aus, um gleichmäßige Verzerrungen zu erreichen.


    Das sind die Ergebnisse, zu denen ich gekommen bin und ich erhebe keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit.


    Gruß,
    docali

  • dass sich bei einem SPU die fehlende AS Kraft nicht in Abtastverzerrungen bemerkbar macht, heisst ja nicht, dass sie nicht da ist, oder?

    Hallo Docali,
    so ist es. Reibungskraft und somit Skatingkraft steigen proportional zur Auflagekraft.
    Aber bei sehr hoher Auflagekraft mcht sich falscheingestelltes AS nicht mehr bemerkbar, da genügender Anpressdruck an beide Rillenflanken trotzdem gegeben ist.


    Ansonsten zu Deinem Problem: Wie Spocky16 schon angesprochen hat: Testplatten mit 315Herztton ergeben regelmäßig zu hohe AS-Einstellung, denn hier ist die Reibung deutlich höher als bei den in der Realität problematischen Musikpassagen.
    Gruß
    Jürgen

    Einmal editiert, zuletzt von juergen1 ()

  • Hallo Jürgen,


    ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, dass hohe Frequenzen eine höhere Reibung nach sich ziehen als niedrige. Logisch macht das für mich Sinn.


    Laut Wikipedia geht eine Sopranstimme bis fast 900 Hz. Ist es dann so verkehrt, das AS bei 315 Hz einzustellen?


    Im Grunde sagt Ihr, dass die Empfehlungen auf allen Testschallplatten falsch sind und auch so renommierte Hersteller wie Ortofon mit ihrer damaligen Testschallplatte falsch lagen/liegen? Ich frag' jetzt einfach mal so provokant. Warum stehen Eure Thesen auf keiner Testschallplatte drauf?


    Gruß,
    docali

  • ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, dass hohe Frequenzen eine höhere Reibung nach sich ziehen als niedrige.

    Hallo Docali, im Prinzip ja, es kommt aber auch auf die Amplitude (Lautstärke) an. Und die ist bei 70-80 müh so extrem hoch, daß dieser Testton, obwohl mit tieferer Frequenz, eine trotzdem höhere Reibung verursacht als die kritischen realen Musikpassagen mit höherer Frequenz.
    Gemessen hab ich es selber noch nicht, aber es wird durch die Bank von verschiedensten Usern bestätigt: Einstellung über 315 Hertz ergibt viel höhere Einstellung als nach Handbuchempfehlung oder Gehör bei Musikplatten.


    Sopransängerin dürfte übrigen sogar eher 9000Hz haben (?) Aber trotzdem..
    Gruß
    Jürgen

    Einmal editiert, zuletzt von juergen1 ()

  • Im Grunde sagt Ihr, dass die Empfehlungen auf allen Testschallplatten falsch sind und auch so renommierte Hersteller wie Ortofon mit ihrer damaligen Testschallplatte falsch lagen/liegen? Ich frag' jetzt einfach mal so provokant. Warum stehen Eure Thesen auf keiner Testschallplatte drauf?

    Meiner Meinung nach aus Schludrigkeit. Wobei es allerdings auch Testplatten mit ganz ausgefeilten und wirklich geeigneten Tracks geben soll.
    Gruß
    Jürgen

    Einmal editiert, zuletzt von juergen1 ()

  • zu diesen Ergebnissen ist bereits Kogen 1967 gelangt "The Sakting-Force Phenomenon".


    Du meinst diese?

    Wenn man die Literatur und die Foren so verfolgt, steigt ja auch das AS mit der Auflagekraft.


    Ich kenne das. Die AS Skalen der alten Plattenspieler gehen ja auch in die gleiche Richtung, wobei dann sinnvollerweise auch zwischen scharfen und runden Nadeln unterschieden wird. Die van den Hul Angaben stimmen aber, sowohl bei Einsatz der TTR117 als aund und gerade mit Musikmaterial. Beim korrekten Antiskating hat man eine extrem präzise Stereoabbildung. Die Erfahrungen von Mike mit scharfen Nadeln gehen ja in etwa in die gleiche Richtung.

    Bei meinen SAS und MR Abnehmern brauch ich überlicherweise nur ca. 1/3 der AK.

    Viele Grüße


    Jörg


    Ich höre damit und meine kleine Plattensammlung seht ihr bei DISCOGS.



  • Hmm,


    vielleicht hat man bei dem Arm einfach gleich berücksichtigt das in der Regel mit dem Arm eher scharfe Schliffe gehört werden und deshalb die Skala statt wie üblich für Rundnadel eben für MR u.ä. angegeben. Ergibt einen gewissen Sinn?


    Mike

    --- Ich höre hiermit und zwar das.

    Es gilt wie immer: das ist meine Meinung. Sie muss deshalb weder für andere passen noch erhebt sie Anspruch absolute Wahrheit zu sein.

  • Moin Jungs,
    Ich kann von meinen Wood SL auf meinen Notti berichten.
    Die AS-Verstellung vom Notti, ist ein kleines verschiebbares Gewicht, ohne irgend eine Skala.
    Nur ich habe gemerkt, das der MR-Schliff vom Wood viel weniger AS erfordert als der FL des Orto. MC25FL, Shibata des Orto. Vero und auch der Benze ACE/Glider mit FG-Schliff.


    Bei mir ist der AK auf 1.8gr mit AS von gefühlten 1/3 der AK.
    Und wir haben uns fürs Einstellen des AS bestimmt insgesamt 3 Monate Zeit gebraucht.

  • beim Raven ist es zudem nicht klar, wo die 1.5g wirken, wenn die Schraube half way ist. Anfang, Mitte oder Ende der Platte.


    Was mich uebrigens schon lange stoert, dass auch kein Tester jemals sagt, wie viel AS verwendet wurde.

  • Schönen guten Abend,


    Das ist ja mal wieder ein Thema :rolleyes:
    Ich fahre selbst seit fast 30 jahren ohne Probleme u.a.ein AT-160ML..mit knapp unter 1 Pont AK! bei quasi Null Antiskating..und auch so gut wie mit Null Verzerrungen..ausser natürlich bei einigen schwierigen Pressungen die schon im letzten Plattendrittel im allgemeinen Probleme machen.
    Um also nochmal die böse leidenden Plattenrillen zu bemühen..jedesmal wenn ich Platten auflege und höre spiele ich seit diesen 30 Jahren neben den normal gehörten Platten immer zuvor oder dannach teilweise 3 bestimmte Platten mit ab..seit 30 Jahren wie gesagt..die laufzeit dieser Platten müsste demnach locker im 4 stelligen Std. Bereich liegen..würd ich jetzt einfach mal schätzen,habs nie gezählt.Diese Platten (sie haben mittlerweile ziemlich starke,aber unhörbare Oberflächliche Haarkratzer) spielen auch heute noch Absolut makellos..auch mit meinen anderen Abtastern,darunter kleinere AT´s,ein 33ML und 155LC (hab ich verkauft) ein 170ML sowie ein 180ML..soweit die Kür.
    Hab mir dann gar zwischenzeitlich die Japanversionen besagter 3 Platten besorgt,natürlich direkt in Japan :) zustand EX+ bis M-..die hab ich dann weil meine alten drei Haargenau gleich oder besser klangen wieder verkauft ;)
    Na ja,ok..meine Nadeln haben fast durchgehend einen Micro Linear Schliff,hier gehts ja eigentlich um den Micro Ridge Schliff,es ist natürlich gut möglich das sich das AS und die AK damit langfristig ganz anders auswirken,ein optimiertes AS bei höheren AK´s wäre da aus meiner sicht natürlich auch nötig.


    gruß
    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

    Einmal editiert, zuletzt von volkmar II ()

  • Ich spiele immer mit Nennauflagekraft. Allerdings reicht es, wenn bei der DHFI2 70µ, maximal 80µ sauber wiedergegeben werden. Wenn es bei 80µ leicht und ab 90 oder 100µ dann deutlich rechts verzerrt, ist das ok. Es stimmt, solche starken Auslenkungen verlangen mehr AS als ein normales Musiksignal, welches nie über 60µ hinausgeht. Mein MC10SII bringt gut eingespielt 100µ sauber! Aber ich stelle es wie vor beschrieben ein, denn es hätte sonst zuviel AS. Sibilanten werden sauber abgetastet (gute Platte ist z.B. Victor Lazlo "She"). Allerdings muß ich bei den scharfen Nadeln schon etwas mehr AS nehmen als z.B. einer elliptischen. Die Reibung durch die größere Kontaktfläche ist höher, damit auch die Skatingkraft.

    Gruß André
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