Beiträge von SequerraFan

    @ all:


    Ich will nochmal kurz zu dem einen oder anderen Punkt Stellung nehmen, ohne gleich eine komplette UKW-DAB Debatte loszutreten. Während der Woche habe ich mit den Technikern von drei ARD-Häusern telefoniert, auch mal mit Elschott von Restek, die bieten ja einen der wenigen HiFi-DAB/UKW-Tuner an.


    Dabei sind einige interesannte Aspekte herausgekommen:


    * Die im Internet gezeigte Karte des Versorgungsgebiets/Ausleuchtzone beruht aus mathematischen Modellierungen und nicht auf Messungen. In keinem Bundesland.


    * Von einer VOLLflächigen Versorgung von DAB+ auszugehen, ist beim derzeitigen Stand des Ausbaus (Senderpegel, Anzahl der Senderstandorte) ABSURD. Das ist ein Zitat eines der Techniker.


    Begründung: Topologie (Hügeligkeit des Empfangsgebietes), Gleichwellennetz (mit sehr vielen Möglichkeiten der teilweisen Signal-Auslöschung), Belaubungsgrad der Bäume, Frequenzbereich an sich, inhouse Empfang abhängig vom Absorbtionsgrad der Wände/Thermo-Beschichtung von Fenstern etc..


    * minimales Signal sei *erheblich* höher als bei UKW, zudem bestünde hohes Risiko der selektiven Auslöschung


    * fall-back auf UKW mildert diese inhärenten Probleme


    * in meinem Fall direkt an der französischen Grenze ist es so, daß das Richtdiagramm des für mich zuständigen DAB+Senders so beinflußt werden mußte, daß in Richtung Frankreich ein abgeschwächtes Signal gesendet wird. Frankreich wünsche keine Eindringen des DAB+ Signals, erklärte der Techniker. Das alleine erklärt schon, was ich hier erlebe. Trotzdem zahle ich aber volle GEZ-Gebühr, stelle ich fest. Der Techniker lacht und sagt: "Klar - für UKW, das können Sie ja immer empfangen!".


    * Elschott von Restek wich mir auf die Frage, welcher *minimale* Pegel für den Empfang eines DAB+ Pakets vonnöten ist, mehrfach aus. Einen "Wert in dB" könne man hier nicht nennen. Aber mit 10 oder 20 dByV wie für UKW mono käme ich da niemals hin. Kann ich so nicht hinnehmen. Immerhin kommt eine analoge Antennenspannung am Frontend an,die dann vom Vorverstärker aufgepäppelt wird. Es ist wohl eher so, daß kein kompletter DAB Coder zur Verfügung steht (Vermutung). Also irgendwas muß man da doch messen können ! Ich kann ja auch ein DRM-Signal auf Kurzwelle messen.


    @ 528: liegen Dir nachvollziehbare Zahlen vor, welchen Pegel ich minimal benötige, um ein DAB Paket, nehmen wir den Bundesmux auf 5C, zu dekodieren ?


    Grundsätzlich stelle ich Deine Erfahrungen in Hessen nicht infrage. Hier im Südwesten (also auch im Raum Freiburg, wo ich öfters bin) oder der Südpfalz ist die DAB+ Situation nicht zufriedenstellend. Von Radio überall und immer kann bei DAB+ keine Rede sein.


    Stay tuned, 73

    Ralph

    Es wird ja immer wieder proklamiert, dass bei DAB+ weniger Strom verbraucht würde. Das mag senderseitig vielleicht sogar stimmen,....

    Und nicht einmal das, weil es mehr DAB+ Sender geben muß als UKW-Stationen, um die Bevölkerung flächendeckend zu versorgen.


    Hier in Saarbrücken werden gerade neue Antennenstandorte gesucht, weil es zu viele Lücken in der Versorgung gibt wegen der etwas hügeligen Topologie des Landes. Und das 'zig Jahre nach Einführung von DAB+.


    Bei mir zuhause funktioniert der Empfang von DAB+ Ortssendern noch nicht einmal in allen Zimmern und ein Empfang von z.B. SWR3 ist gänzlich unmöglich.


    Meine 1970er Transistorradios von ITT oder Grundig haben damit auf UKW überhaupt kein Problem. Ich kann alle Ortssender problemlos empfangen und den SWR3 sogar auf fünf Frequenzen (90.6, 97.5, 98.4, 101.1 und 107.2).

    Zu AM: die KEF hat den DLF-Sender 1422 kHz wegen Betriebskosten von1 Million Euro/a abschalten lassen und das bei Einnahmen 2019 von fast 8 Millarden insgesamt. Gut, Deutschlandradio bekommt davon "nur" 250 Millionen, aber man hätte die Kosten leicht auf andere Häuser umlegen können. Der AM-Sender war zum 50.Jubiläum gerade frisch renoviert, neueste Technik von Rohde&Schwarz war installiert, die Endstufe wurde über optimierte Modulation betrieben, was die Trägerleistung bei Modulationspausen reduzierte. Auch hatten die 600/400kW Endstufen einen sehr hohen Wirkunsgrad verglichen mit den Röhrenmonstern der 70er Jahre. Aber das nur am Rande.


    Stay tuned, 73

    Ralph

    RTL auf Langwelle (234KHz, Frankreich) scheint es noch zu geben, da in Frankreich noch von vielen genutzt.

    Ja, das stimmt. Denke auch an Belgien ...

    RTL hat 2011 einen neuen Transradio Sendeverstärker angeschafft, der mit so ziemlich allen Tricks für ein gutes Signal sorgt (Modulationsoptimerung, dynamische Trägerunterdrückung etc.)


    Und auch ich bin froh, daß ich mit jedem noch so alten Radio immer ein ultra-starkes Signal (S9+65dB) in der Luft habe. Mein ältester Empfänger ist von 1926 und der geht damit herausragend. Der Klang ist auch toll (da riesige AM Bandbreite).


    Stay tuned, 73

    Ralph



    Ausgangspunkt der Diskussion war Deine Aussage, daß die Verbreitung über DAB+ mehr Energie verbraucht als die UKW-Ausstrahlung, da bei DAB+ mehr Sender benötigt werden. Das ist falsch.

    Die 6 DAB+-Sender aus meinem Beispiel (sie übertragen alle HR-Hörfunkprogramme) benötigen weniger Energie als die UKW-Sender auf dem Großen Feldberg, die nur 4 HR-Programme übertragen.

    Ich bin trotzdem nicht Deiner Meinung.


    Betrachten wir einen Sender, hast Du natürlich recht, was die Strahlungsleistung angeht. 2,5kW ERP zu 100 kW ERP ist halt nun mal ...


    Aber was ist mit der Empfangbarkeit in der Fläche?
    Erreicht man heute mit DAB+ genauso viel Hörer wie mit UKW ?
    Was passiert, wenn man UKW abschaltet?
    Wenn man mit einem 40stel der Energie bereits jeden erreicht, warum IST dann UKW noch nicht abgeschaltet?


    Ist es nicht eher so, daß DAB+ in der Verbreitung zwar zunimmt, aber nur weil UKW immer als "fall-back" zur Verfügung steht, so wie es in jedem Kombieempfänger der Fall ist?


    Es stellen sich nur folgenden Fragen:


    * strahlen die ARD-Anstalten wirklich noch mit vollem Pegel ab? Ich meine - nein. Ansonsten wären alle meine Meßgeräte schadhaft, was die Pegelmessung über die Jahre angeht. Ich persönlich bin der Meinung, daß man durch Reduktion der UKW-Sendepegel auf der einen Seite Energie sparen wollte (die dann wieder für DAB verwendet wird...), auf der anderen Seite man durch niedrigere Pegel UKW-Radios eher zum Aufrauschen bringt, um den einzig wirklich technischen Vorteil, die Rauschfreiheit stärker werbewirksam herausstellen zu können. Ist nur meine Vermutung, ich frage beim SR nach.


    * können die DAB+ Sender genauso viele Hörer erreichen wie die UKW-Sender, Stand heute ?

    Auch hier meine ich - nein. 200 MHz haben so ihre Tücken. Ein Beispiel in einer Sache: von meinem Balkon aus gesehen, ist über den Berg mein lokaler UKW-Füllsender in 3km Entfernung. Dort wird der DLF mit gerade einmal 1kW abgestrahlt (Sender Winterberg). UKW-Empfang im Haus ist überall möglich.

    Der in gleicher Richtung mit 10kW abgestrahlte DLF per DAB+ über den Sender Schocksberg (höchstes Bauwerk im Saarland, 12km Luftlinie) kann ich auf dem Balkon empfangen, eine Wand weiter innen gerade noch (Aussetzer), zwei Wände weiter, in der Küche, aber schon nicht mehr. UKW geht da aber noch problemlos.


    Ähnlich geht es mit z.B. mit SWR3, den kann ich per Sender Hornisgrinde und vier weiteren Frequenzen überall empfangen, mit meinem 1950er Röhrenradio genau so wie mit moderneren Portabels. Aber kein DAB+ Radio kann mir den präsentieren. Ich vergleiche immer Radios mit ihren eigenen Teleskopantennen.

    In meinem Tiguan mit DAB+/UKW Tuner ist's genauso. UKW immer, DAB+ im Fernempfang eben nur ab und an oder oft fall-back auf UKW.


    Das kann in der norddeutschen Tiefebene oder im Raum München komplett anders sein, aber hier ist es halt nun mal so.


    Der größte Vorteil von DAB+, Störabstand und Kanaltrennung, ist eben auch seine größte Schwäche: man braucht einen bestimmten Störabstand und Fehlerfreiheit, um dekodieren zu können. Es gibt eben keinen gleitenden stereo/mono Empfang und das herunter bis ins Rauschen bei dünnsten Signalen. UKW hat den mono-Betrieb als unterste Grenze, bei DAB+ setzt die Audio aus. Das kann störender sein, als Rauschen oder Verzerrungen. Stimmst Du zu ?

    Und weil dem so ist, bräuchte es eine Menge zusätzlicher DAB+ Sender, wenn man UKW abschaltet und die gleiche Versorgungslage erreichen will, die im Rundfunkstaatsvertrag garantiert wurde. Und DAS hatte ich mit meiner Bemerkung gemeint.


    Ich habe die ETSI TS 102 563 lange nicht mehr gelesen.
    Hast Du Pegelbeispiele im Kopf, mit welchem Pegel ich was erreichen kann?

    Waren es nicht 2-3yV minimal ?


    Stay tuned

    Ralph

    Ich habe mich mißverstädnlich ausgedrückt. Ich meinte elektrische Leistung, weil das ja das ursprüngliche Thema war: Energieverbrauch.

    Es kann durchaus sein, daß die Sender mit 100kW, dann aber EIRP senden. Das ist äquivalente elektrische Leistung x Antennengewinn, auf deutsch ist das dann die äquivalente isotrope Strahlungsleistung. Laß den Gewinn der Antenne Faktor 10 sein, dann wird mit 10 kW gesendet und mit 100kW abgestrahlt.

    Muß mich mal bei den Technikern des SR kundig machen, genau Zahlen über das Antennenfeld habe ich leider nicht parat.


    Über die Jahre wurde die Sendeleistung aber mehrfach heruntergefahren, wenn dem nicht so wäre, würden die Anzeigen in allen Tunern, die ich besitze, gleichzeitig zu wenig anzeigen.


    Stay tuned

    Ralph

    Also wir hatten nicht weit von der 1422 kHz einen Tennisclub, der hatte um das Clubhaus herum umlaufend einen dicken Draht mit Glühbirnen dran. Die flackerten im Takt der Aussteuerung, bei 600kW in der Luft ging das prima. Später wurde die Anlage verbessert und ein dicker Kondensator angeschlossen, damit war dann einfach immer Licht "an".


    Mit der Abwärme der Senderöhren wurde ein kleines lokales Freibad beheizt, man konnte dort auch im dicksten Winter in gut warmen Wasser schwimmen gehen.


    Auf dem Gelände des Senders war auch ein kleiner Pool. Der hatte aber nicht immer Wasser drin. Als ich mal nachfragte, erhielt ich eine ebenso einfache, wie überrraschende Antwort. Wenn mal an der Endstufe schnell was kleines gearbeitet wurde, ließ man den Pool (geschätzt 20 x 10 x 2m) mit Wasser befüllen und benutze ihn - als KÜHLKÖRPER für die Antennenlast.


    Greta wäre stolz auf uns gewesen ....!


    Und daß Neonröhren einfach so in der Luft durchzünden, hatte Techniker Dohnie jeder Besuchsgruppe gerne vorgeführt. Oder die Demodulation per rostigem Spaten an einem der Halteseile (rost= Diode). Mehr braucht's halt nicht bei AM.


    Those were the days.

    Meines Wissens nach, sendet keiner der ARD-Sender mehr mit 100kW, sondern mit 10kW.

    Liegen Dir aktuelle Zahlen vor ?

    Die Kabelverkuste können nicht immens hoch sein, sonst würde das Kabel ja kochen.

    Dennoch, wenn man's ganz genau betrachten will, muß man's einbeziehen.

    Laß uns da mal genauer reinsehen. Ich mache mich bei den Sendetechnikern des SR mal kundig.


    Stay tuned

    Ralph

    Es wird ja immer wieder proklamiert, dass bei DAB+ weniger Strom verbraucht würde. Das mag senderseitig vielleicht sogar stimmen,....

    Und nicht einmal das, weil es mehr DAB+ Sender geben muß als UKW-Stationen, um die Bevölkerung flächendeckend zu versorgen.


    Hier in Saarbrücken werden gerade neue Antennenstandorte gesucht, weil es zu viele Lücken in der Versorgung gibt wegen der etwas hügeligen Topologie des Landes. Und das 'zig Jahre nach Einführung von DAB+.


    Bei mir zuhause funktioniert der Empfang von DAB+ Ortssendern noch nicht einmal in allen Zimmern und ein Empfang von z.B. SWR3 ist gänzlich unmöglich.


    Meine 1970er Transistorradios von ITT oder Grundig haben damit auf UKW überhaupt kein Problem. Ich kann alle Ortssender problemlos empfangen und den SWR3 sogar auf fünf Frequenzen (90.6, 97.5, 98.4, 101.1 und 107.2).

    Zu AM: die KEF hat den DLF-Sender 1422 kHz wegen Betriebskosten von1 Million Euro/a abschalten lassen und das bei Einnahmen 2019 von fast 8 Millarden insgesamt. Gut, Deutschlandradio bekommt davon "nur" 250 Millionen, aber man hätte die Kosten leicht auf andere Häuser umlegen können. Der Sender war zum 50.Jubiläum gerade frisch renoviert, neueste Technik von Rohde&Schwarz war installiert, die Endstufe wurde über optimierte Modulation betrieben, was die Trägerleistung bei Modulationspausen reduzierte. Auch hatten die 600/400kW Endstufen einen sehr hohen Wirkunsgrad verglichen mit den Röhrenmonstern der 70er Jahre. Aber 1200kW Sendeleistung (damals) wollen erzeugt werden !

    Hallo Gerd,


    der 300 Ohm Anschluß ist für symmetrische Antennen gedacht, also z.B. einen Wurfdipol.


    Der 75 Ohm Anschluß ist für unsymmetrische Kabel gedacht, bei der das Signal innen und die Abschirmung außen liegt. Signal kommt damit an den 75 Ohm Kontakt, Masse/Abschirmung wie oben schon gesagt auf G(rou)ND.


    Stay tuned, 73

    Ralph

    3750€. Er wurde in die USA geschickt, und dort vor einigen Jahren neu eingestellt.

    Wenn man sieht, was sonst so für diese Teile verlangt wird, finde ich den Preis angemessen.

    Außerdem ist das Gerät in einem hervorragenden Zustand.

    Gruß

    Frank

    Der Preis ist in Anbetracht des guten kosmetischen Zustands völlig ok.
    Ich habe den Tuner auch gesehen.

    Achte darauf, die Helligkeit nicht zu weit aufzudrehen, sonst leidet die Lebensdauer der Röhre.

    Weniger (Helligkeit) ist hier mehr (Lebensdauer).

    Sie ist nur noch sehr schwer zu besorgen, kannst Dich ja mal auf die Suche machen.

    Ob das Frontend auch überarbeitet wurde siehst Du an der Höhe des maximalen Ortssignals.

    Bei Fragen dann PN an mich.


    Stay tuned

    Ralph

    Joachim,


    probier's mal aus, so ein Faltdipol kostet nur ganz kleines Geld.


    Die ABH01 ist klasse, hatte selbst so eine. Für die Größe recht viel Rückwärtsdämpfung.

    Sie ist aber jetzt einer umschaltbaren Kreuzdipol-Antenne gewichen.


    Die FM 215 ist lustig. Überhaupt hat man in Südeuropa einige interessante Varianten der kleinen Dipolantennen, es gibt auch eine in S-Form, die braucht nur ganz wenig Platz.


    Stay tuned

    Ralph

    Hallo Ralph,


    auch von mir vielen Dank für Deinen Beitrag:thumbup:

    Aber hast Du jemals einen modernen DSP-Tuner, wie den aktuellen Accuphase oder auch den Reuter RDR 160 vergleichend zu den von Dir genannten Geräten getestet?

    Vielen Dank für Dein Feedback..


    Den neuen Accuphase T1200 konnte ich leider noch nicht testen. Allerdings ist mir dessen Aufbau sehr suspekt. Nur zwei abgestimmte Doppelkreise vor dem Mischer? Das wäre ein Schaltungsfehler bzw. fauler Kompromiß der Extraklasse. Auf dem Niveau waren ja fast Kofferradios der 60er Jahre. Bei dem für das Gerät aufgerufenen Preis ist das absurd. Es ist ein Hybrid, vorne (also ab Antenneneingang) ist alles analog, da hätte man ruhig auf das aufbauen können, was man einmal als Firma Kensonic wußte. Tiefer in der Schaltung vertraut man dann DSPs. Die Multipath-Reduktionsschaltung ist eine einfache Entfernung der AM-Hülle. Klappt, aber nur, wenn man wirklich eine reine AM als Multipath-Umhüllende hat. Das kommt nicht allzu häufig vor.


    Ein anderer Aspekt ist die maximale Bandbreite von 500 kHz. Reden wir hier über +- 500 kHz ? Also 1 MHz total ? Dann wären bei mir 6-8 Sender abgedeckt! Oder von +- 250 kHz (das ist immer noch sehr breit)? Der erstere Fall ist wohl nur praxisgereicht auf den Solomomen, dort gibt's nur eine Handvoll UKW-Stationen auf der Skala. Selbst in USA landet man damit im Nachbarkanal !


    Im Powerpoint Dokument, das die PIA auf der Seite hat, sieht man z.B. bei der channel separation L->R und R->L zum Teil bis zu 10 dB Abweichung. Wo kommt das denn her, wenn alles digital ist? Erstaunlich, daß Accuphase so etwas veröffentlicht.


    Im Decoder das Signal in einen I und einen Q-Pfad aufzuteilen, hat schon Nico Palermo im FM-Zusatz (FM+) zu seinem hervorragenden Perseus SDR gemacht. Das war glaube ich vor 12 Jahren, ist also hier wirklich band-aktuell.


    Schauen wir uns die Angaben zur Empfindlichkeit an, dann fällt auf, daß man keine Meßparameter angegeben hat, WIE gemessen wurde? An 50 Ohm, 60 oder 75 ? Bei welchem Hub? 40, 50 kHz? Immerhin verweist Accuphase auf die IEC Norm 60315-4, die es für € 141 als gebundenes Buch im Beuth-Verlag zu kaufen gibt. Leider liegt mir kein Exemplar vor. Hat's einer ?


    Zum Reuter-Empfänger möchte ich nicht viel sagen, da ich das Gerät mitentwickelt habe bzw. die komplette FM-Sektion nach meinen Vorgaben realisiert wurde. Ich schreibe Dir dazu eine PN.


    Als einziges mir bekannter Empfänger (in etwa baugleich mit RDR55), bearbeitet der Rx das Signal voll digital als stand-alone SDR. Er braucht also für die Verarbeitung des Signals keinen zusätzlichen PC oder Laptop. Vom Antenneneingang aus gesehen, durchläuft das Signal nur einen schaltbaren Abschwächer (0-48dB in 1 dB Stufen) bzw. GaAs-FET Vorverstärker und ein mitlaufendes Bandfilter bevor es im doppelten (oder vierfachen!) ADC digitalisiert wird. Alle üblichen Tuner-Baugruppen wie Mischer, Filter, Decoder sind in Software realisiert, damit problemlos updatefähig für die Zukunft. Benutzer können Updates via USB selbst einspielen. Das funktioniert seit Jahren beim Parallelmodell RDR55 (eher für die KW-Hörer und Amateurfunker gedacht) problemlos.


    Alle Reuter-Empfänger haben Touchscreen-Bedienung und müssen niemals abgeglichen werden. Seit einiger Zeit können die Empfänger auch DAB+. Die Signalverarbeitung geschieht intern mit 36bit, die Audio-Sektion arbeitet mit 24bit, damit ergibt sich ein SNR von ca. 125dB. Das ist weit mehr als die Sendeanstalten liefern können.


    SO sieht Zukunft aus.


    Stay tuned

    Ralph

    Tomfritz hat meiner Erfahrung nach recht -- ich wohne nur 800 bis 1000 Meter von dem für mich relevanten lokalen Sender entfernt, allerdings in der Innenstadt. Durch Mehrwegeempfang (multi-path Signale) stimmt unter diesen Empfangsbedingungen das stärkste Signal nicht unbedingt mit dem optimalen Empfang überein. An meinem FM 2002 habe ich zwar kein Oszi, kann aber extern eines anschliessen -- davon habe ich bei der Platzierung und Ausrichtung meiner UKW-Yagi auch Gebrauch gemacht. Den lokalen Kultursender in einer lächerlichen Entfernung von weniger als einem Kilometer kann ich natürlich auch mit einer Wurfantenne empfangen, jedoch zeigen einfache Vergleiche, dass man gegenüber einer UKW-Yagi (auch mit wenigen Elementen) viel Qualität verschenkt.


    -- Joachim

    Joachim,


    probier' doch mal einen Faltdipol am 240/300 Ohm Antenneneingang. Sauber gestreckt stellt der kleine Dipol ein richtig gutes Signal zur Verfügung. Außerdem ist die Antenne symmetrisch, was lokale Einstreuung minimiert. Es kommt auf die Richtung und Platzierung an, ob das was bringt. Ich betreibe an meinem FM 2002 immer mal wieder eine, um zu verifizieren, daß Frontend und AGC korrekt funktionieren. Kenne ja meine Senderlandschaft und die Pegel, die hier anliegen ganz genau.


    Stay tuned

    Ralph

    Ich danke Euch für Euer freundliches Feedback.

    Leider geistert bei den Tunerforen mehr Halbwissen umher, als sonst irgendwo.

    Das stört mich schon seit langer Zeit.

    Ich schreibe vielleicht mal ein paar Aspekte zusammen.


    @ Walter:

    das Frontend des FM 2002 kann 5 VOLT Antennenspannung aushalten. Also 5000 mV HF.

    Die Onkyos hatten Probleme mit 120dBf Pegeln (ca. 300mV an 75 Ohm, stimmt's ?), wie sie an meiner 18-Element gleich mehrfach aufgetreten sind, wenn ich die Antenne in Richtung Göttelborn gedreht habe, meinetwegen, um einfach nur zu schwenken. Das waren dann dreimal Saarländischer Rundfunk im Ortssenderpegel plus Antennengewinn ("unten im FM Band, also ca. 14dB) plus Fußpunkverstärker zur Kompensation der Antennenkabeldämpfung. Da kommt mit allem anderen, was über die Antenne reinkam, einiges an Pegeln zusammen. "Damals" ! Also als die ARD noch mit vollem Pegel gesendet hat. Heute ja weit heruntergedreht, um den einzigen Vorteil von DAB+, die Rauschfreiheit, stärker zu betonen.

    Der FM 3003 kann theoretisch noch mehr Pegel verkraften, allerdings gibt es keine Meßsender mehr, die das liefern können. Hat ja der Johannes Maier von der stereoplay schon gemerkt, als er mal IM messen wollte und nicht annähernd die Pegel aufbringen konnte, die dafür nötig waren. Erschien mal in einer Klassiker-Story der stereoplay. Maier weiß, was er tut, ist Dipl.-Ing. ET und auch lizensierter Amateurfunker.


    @ der Marantz 10B schaltet "stereo" galvanisch getrennt über Optokoppler durch. Ein kleines Röhrchen, in dem sich lichtemittierende Diode und Fotozelle direkt gegenüberstehen. Geht der Koppler kaputt, gibt's kein stereo mehr. Ein häufiges Problem beim 10B.


    Stay tuned

    Ralph

    Auch von mir einen herzlichen Glückwunsch zum Neuerwerb.

    Laß mich wissen, wenn ich bei Fragen helfen kann, am besten per PN.

    Daß er besser ist als der LabZero ist kein Wunder.

    Spendiere dem Sequerra eine moderat große Richtantenne, also vom Ringdipol außen am Haus bis zu 3-Element. Das reicht für Lokalempfang.


    Stay tuned

    Ralph

    Ich will noch das eine oder andere anmerken, ohne im Einzelnen auf Eure Beiträge einzugehen.

    Wem's zuviel Text ist, einfach überblättern.


    Die Präferenzen und die Senderlandschaft der späten 60er Jahre waren halt grundlegend anders, als in den 70ern und 80ern. Wenn man in USA Sender nur alle 400 kHz nebeneinander zuläßt, gibt es automatisch weniger Stationen.Es wurde auch grundlegend mehr Klassik übertragen.


    Gehen wir zurück: Reinhard Wieschhoff arbeitet bei Avery Fischer in New York, Richard Modafferi entwickelt gleichzeitig bei McIntosh in Binghampton den MR-75, 77 und 78.Dessen narrow-Stufe ist bereits als Quarzfilter ausgeführt und hat eine (auch für Europa!) ausgezeichnete Trennschärfe.


    Die Idee dazu hat Modafferi bereits Mitte der 60er Jahre, er reicht seine "Thesis" zur Erlangung des MSc. im Jahre 1965 ein. Die Arbeit handelt von der Optimierung eines ZF-Filters in HInblick auf optimale Gruppenlaufzeit und wenig Phasendrehung bei vorgegebener Selektion. Nun, genau das wird DER Ansatz in jedem richtig guten Tuner der späteren Jahrzehnte werden.


    Das Thema wird auch bei Revox explizit erkannt und optimiert werden. Ernst Mathys / Siegenthaler veröffentlichen ein Paper zu Gaussfiltern in der ZF, die Daten des A76, A720 und B760 sind entsprechend hervorragend. Empfindlichkeiten an der Grenze der Physik bei sehr praxisgerecht ausgelegter Gesamtbandbreite und wenig Klirr. Tolle neue Features wie die Rotorsteuerung über die Programmerung der Stationstasten kommen hinzu. Nur die Großsignalfestigkeit ist mäßig.


    Wieschhoff geht nach Deutschland zurück, entwickelt den FM 2002, der 1976/77 auf den Markt kommt. "Nur" mit einer Bandbreite, die aber gut gewählt und überragender Großsignalfestigkeit. Keine Antenne kann den PIN-Diodenabschwächer übersteuern, auch nicht meine 18-Element bei dichter Senderlandschaft. Diverse andere Tuner scheitern an der Aufgabe, einen T9990 mußte ich zweimal an den Umschaltdioden der Antenneneingänge reparieren lassen (Garantie). Die Revox Tuner scheitern ebenfalls an der Aufgabe, halten aber durch, zeigen halt nur IM-Produkte. Ein externer Abschwächer löst das Problem, was aber auf Kosten der Empfindlichkeit geht.


    Die Wieschhoff Tuner, vor allem der FM 3003 mit zwei Bandbreiten wide/super-narrow und die Revox-Tuner bleiben die Tuner, die hier in Deutschland/Schweiz optimal mit den Bedingungen klarkommen. Revox über die Jahre mit zum Teil überraschenden Komfortmerkmalen, Wieschhoff bleibt puristisch, designmäßig karg, aber souverän führend im Klang.


    Was machen die Japaner?

    Sie müssen zunächst einmal Tuner für ein Frequenzband entwickeln, das sie selbst nicht haben. UKW in Japan ist 76 MHz bis 90MHz. Also alles neu. Dann muß auch noch gleichzeitig für den US-Markt und Europa entwickelt werden. Also dort also Features über Features (drei Anzeigen,auch Multipath, jede Menge Gimmicks), aber wenig Anforderung an Großsignalfestigkeit und Selektion und bei uns Konkurrenz zu den deutschen Top-Marken in Gegenden mit 100 UKW-Stationen. Das führt zu Generationen von Zwittertunern, die alle möglichen Konstellationen schaltbar machen müssen: Dämpfung an/aus, bis zu vier Bandbreiten, Highblend, Stationstasten ...


    Immer mal wieder ist ein richtig guter Tuner darunter, nehmen wir den CT 7000 von Yamaha oder den KT-917 von Kenwood. Ein richtig toller Empfänger, gebaut von einer Firma, die auch für ihre gute Amateurfunktechnik bekannt ist. Man sieht's an den mehrfach abgestimmten Kreisen vor dem Mischer. Leider driften die SAW-Filter (exakter Ersatz mir nicht bekannt) und in der AFC-Schaltung werkelt ein Spezial-IC. Auch der T 9900 und 9990 sind sehr gut vom Empfang her, leider nicht vom Klang. Hier driftet der Oszillator über die Jahre weg.


    Die Zeitschriften in Deutschland, die Ende der 70er Jahre wahre Prüfprotokolle erstellten und Nachrichtentechniker wie Dipl.-Ing. Wienforth beschäftigten, mogeln sich da irgendwie durch. Lest einmal den Test des B760 in der Hifi stereophonie. Für HF-Ingenieure ein Leckerbissen. Johannes Maier und Schüller von der stereoplay entwickeln in den 90ern einen 3D-Testverfahren für die Intermodulationsfestigkeit mit gleich mehreren Meßsendern, bei dem auch die besten Tuner Schwächen preisgeben, nur DEN Tuner, für den dieser Test quasi gemacht wurde, der FM 3003, den testen sie nicht. Ist Politik, sagt Maier mir einmal. Gegen den sieht jeder andere Tuner schlecht aus. Stimmt.


    Was bleibt also ?


    Eine doppelte Handvoll Tuner, die über Jahrzehnte etwas besonderes waren und immer sein werden:



    * der Marantz 10B, der beste Röhrentuner aller Zeiten, bei passendem Signal überrragend im Klang. Und das Goniometer ist doch toll, oder ? Wenn die Fotodiode nicht aussetzt, klappt's auch in stereo.


    * der Sansui TU-X1, ein Doppel-Empfänger, der Mittelwelle besser kann, als jeder andere Tuner. Warum haben die Japaner die Trägererzeugung mit einzeln schaltbaren Seitenbändern nicht gleich Synchrondetektor genannt? Optisch mit den Doppelskalen ein Gedicht. Wieschhoff und ich haben meinen überarbeitet, das hat jede Menge Spaß gemacht. Dabei haben wir leider auch die eine oder andere Schaltungs-"Spezialität" entdeckt. Geht schon im Antennenkreis los. Die SAW-Filter driften über die Jahre leider, Selektion nicht toll.


    * der Kenwood KT-917. Ein Tuner wie aus dem Bilderbuch. Displayhelligkeit umschaltbar? Da kommt nur ein Japaner drauf. 9-Kammer Frontend, puuh, viel Spaß beim Abgleich. Doppelplatine zum Aufklappen. Oh je. Gibt's den wirklich nur in silber? Schade. Aber die drei Instrumente... Der Rest steht oben: weder ganz top Empfindlichkeit, noch Selektion, aber kein IM.

    * der Sequerra Model 1 FM, für mich der bestklingenste UKW-Tuner überhaupt. Kein anderer Tuner der großen Ära hat eine Anzeige des Antennensignals in Echtzeit (Spektrumanzeige).


    * die Revox A720, B760, B261 und B260, die zeigen, daß ein Hersteller durch konsequente Weiterentwicklung über Jahrzehnte die Feinheiten der europäischen Senderkonstellation bis an die Grenze der Meßgeräte ausreizt.


    * der FM 3003, bei dem Wieschhoff nach 30 Jahren die optimale Synthese zwischen Empfindlichheit, Klirr/Klang, Selektion und Großsignalfestigkeit erreicht hat. Und das mit technischen Daten wie ein HF-Meßgerät. An den wirklich großen Rotorantennen wie der Galaxie von Ron Smith oder der 19.3 von Peter Körner unerreichter Empfang.


    * und natürlich der McIntosh MR-78, der nicht nur klasse aussieht, sondern als einziger US-Tuner auch mit unserer Senderlandschaft zurecht kommt. Quarzfilter in super-narrow, umschaltbare Empfindlichkeit, wide als LC-Filter ausgeführt, etc. Modafferi konnte eben auch einen richtig guten Tuner bauen. Wer jetzt noch das MPI-4 Anzeigeinstrument dazukauft, hat *FAST* einen Sequerra.


    Aber, es gilt immer der Satz, den ich von Wieschhoff gelernt habe: erst muß ein Tuner einen Sender einmal gut empfangen können, bevor er gut klingen kann.


    Ein Problem vorne im Frontend (zu wenig Empfindlichkeit, Intermodulation), kann ich ich später in der ZF oder im Decoder nicht wieder gut machen.


    Sorry, ich kam in's Schreiben ....

    Bin ich gemeint? Ich habe nur einen Test kommentiert, den Walter zitiert hatte und bei dem der Sequerra sehr schlecht eingestuft wurde -- ich sagte lediglich, dass ich wenig auf diesen Test geben würde. Ich selbst höre mit einem FM2002.

    Hallo Joachim,


    ich hätte genauer lesen müssen. Sorry ....


    Ja, der Test. Zwei Geräte mit einem komischen Fehler. Völlig taub, Störton ... Man sieht daran, daß es Sequerras gab, die nicht perfekt gebaut waren. Eben wie Corvettes von damals. A little sloppy but with character.


    Aber man kann diese Macken beheben, dann kommt man so knapp auf 1-1.5yV Empfindlichkeit, immerhin sind im Sequerra, also dem Ursprungsmodell Model 1 FM, sehr gute FETs verbaut (okay, damals top). Und den Störton vom Zähler kann man mit einer kleinen Drossel beherrschen.


    Wenn Dich Dein Weg einmal in den Südwesten führt, melde Dich, dann kannst Du einen FM 2002 und einen der Sequerras A/B hören. Ich nehme dazu France Musique als Quelle, die Station klingt einfach besser als SR2 oder SWR2.


    Ein gut eingestellter FM 2002 klingt sehr präzise, nur der Raum nach hinten ist zu schmal, man hört den Sequerra regelrecht atmen. Da ist einfach mehr Luft, der FM 2002 erzeugt eine Projektion nach vorne in einen kleineren Raum. Kommt sehr darauf an, wie alles abgeglichen ist. Wieschoff hat an seiner Abgleichmethode jahrzenhntelang getüftelt.


    Stay tuned, 73

    Ralph