Dies ist zwar ein älterer Thread, da ich mir aber ein Dynavox TPR-3 für Testzwecke gekauft habe, lasse ich dieses Thema nochmals aufleben.
Ich habe mich entschieden eine kostengünstige Röhrenvorstufe zu kaufen, da ich mal testen wollte was man von so einer Vorstufe erwarten kann. Insbesondere ging es mir aber darum zu testen ob eine günstige Vorstufe eine gute Masse zustande bekommt. Das ist ein wichtiger Aspekt für SET Röhrenendstufen ohne Rückkoplung, so wie es meine Entwicklungen sind.
TPR-3ai.jpg
Meine Wahl fiel auf die Dynavox TPR-3 Röhrenvorstufe, die zur Zeit für EUR 229,00 zu bekommen ist.
Ein Tag nach der Bestellung traf die Vorstufe bei mir ein und ich habe mich gleich daran gemacht sie zu testen, was ich nach einer längeren Aufwärmphase machte.
Höreindrücke:
Seit einigen Jahren hat sich bei mir der RME ADI-2 DAC FS als Vorstufe etabliert, da dieser DAC mit Lautstärkestellung, meinen Hörgeschmack, wie auch messtechnisch, meine Erwartungen erfüllt.
Für den Vergleich habe ich beide Vorstufensektionen eingepegelt um auf gleiche Lautstärke zu hören. Das habe ich zum Einen mit den direkt angeschlossenen RME getan und zum Anderen habe ich das DAC-Signal durch den Dynavox TPR-3 geschliffen.
Der Hörvergleich hat mich sehr überrascht. Als erstes hat mich gefreut, dass mit den angeschlossen Dynavox TPR-3 ich ein nur geringfügig höheres Brummen über meine Sonus Natura Extremi wahrgenommen habe als mit den RME ADI-2 DAC FS. Ich muss aber sagen, dass ich dazu mein Ohr sehr nahe an den Tief- Mitteltöner bringen musste. Am Hörplatz, ca. 2,5 Meter entfernt, war wie mit den RME ADI-2 DAC FS nichts zu hören. Diesbezüglich konnte mich die billige Vorstufe schon mal überzeugen.
Klanglich stellte sich im Prinzip der zu erwartende Höreindruck ein. Das Klangbild mit der Dynavox TPR-3 ist etwas wärmer, sprich S-Laute z.B. neigen etwas geringer zum Zischeln, Frauenstimmen werden ein Hauch femeniner wiedergegeben und der Bass wirkt etwas voluminöser und runder. Letzteres kommt aus meiner Sicht großen Trommeln zu Gute, sie wirken etwas mächtiger und erscheinen ein Stück realistischer.
Alles in Allen, muss ich sagen, dass ich nichts bemängeln kann und ich angetan war vom Höreindruck.
Technische Eindrücke:
Nach einigen Stunden Musikhören ging es technsich weiter und das erfordertete ein Blick ins Innere.
TPR-3bi.jpg
Der Dynavox TPR-3 ist ein einfach aufgebauter Vorverstärker und das Ausgangssignal wird jeweils über eine 6N3 Röhre pro Kanal verarbeitet und verstärkt. Das Gerät besitzt auch eine Phono-Sektion, die schaltbar für MM und MC Tonabnehmer ausgelegt ist. Dieser Bereich arbeitet mit Halbleitertechnologie und befindet oben links im Bild in ein abgeschirmten Gehäuse. Diesen Part konnte ich nicht testen, denn ich besitze seit Einführung der CD keine LPs mehr...
Zu erwähnen wäre, dass die Betriebsspannungen für die Röhren und dem Phonovorverstärker stabilisiert arbeiten, etwas was ich für die Röhrensektion nicht erwartet hätte. Bei der Versorgungsspannung der Röhren wird das so wie es auschaut über einen Längstransistor gemacht und beim Phonoteil werden die gängigen 78xx / 79xx Regler eingesetzt. Der dazugehörige Trafo ist aus meiner Sicht mehr als großzügig dimensioniert und stellt sogar für jede Röhre eine eigene Heizwicklung zur Verfügung. Auch bemerkenswert ...
Bei der Überprüfung der BIAS und anderen Arbeitspunkte der Röhren zeigte sich, dass es größere Unterschiede gab und über 10% auseinander lagen. Hier macht sich vermutlich der Preis bemerkbar, da keine selektierte Röhren zum Einsatz kommen und Widerstände höherer Toleranz benutzt werden. Nichst desto trotz, der von mir ermitteltete Frequenzgang lässt das nicht erahnen.
TPR-3fgi.jpg
Der Frequnzgang fällt sehr breitbändig aus und reicht von unter 10Hz - 96kHz ( Messsystemgrenze ). Desweiteren ist er sehr linear und trotz unterschiedlicher Arbetspunkte der Röhren fällt der Kanalunterschied mit 0,3dB gering aus. Für ein Röhrengerät ist das sehr gut und liegt somit unter der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit Unterschiede von 0,5dB zu erkennen.
Auch der Klirr fällt überraschenderweise sehr gering aus und wie aus der folgenden Messung zu sehen ist, decken sich diesbezüglich beide Känäle.
TPR-3thd2i.jpg
Die rote Kurve stellt den rechten Kanl dar, die blaue Kurve den linken Kanal. Der Klirr wird im Wesentlichen von K2 bestimmt und wurde für beide Kanäle mit THD = 0,023% ermittelt.
Die Kanaltrennung wird im nächsten Diagramm dargestellt und fällt bei 1 kHz sehr gut aus.
TPR-3thd3i.jpg
Im Bild ist der rechte Kanal in rot dargestellt und der linke in blau. Die Kanaltrennung fällt demnach besser als 75dB aus und ist somit für ein Röhrengerät als sehr gut zu bezeichen.
Wie anfänglich gesagt hat mich hauptsächlich das Brummverhalten interessiert und daher habe ich noch eine weitere Vergleichsmessung zwischen mein Messequipment und dem Dynavox TPR-3 durchgeführt.
TPR-3thd1i.jpg
Die rote Messung stellt mein Messsystem dar, die blaue Messung die des Dynavox TPR-3. Gut zu sehen ist, dass bei einen 0dBV Signal ( 1 Vrms ) von 1kHz das Messsystem keinerlei Brummen oder andere Störungen aufweist. Unterhalb von 1 kHz sind bei der Messung vom Dynavox TPR-3 die üblichen Brummkomponenten von 50Hz Netzfrequenz zu sehen.
Demnach würde ohne Frequenzgewichtung der Störabstand bei 50Hz ca. 88dB ausfallen, bei 100Hz 110dB, usw. Das sind alleine gesehen sehr gute Werte da Spannungsstörabstände von > 60dB als hervorragend gelten. Im Schnitt ergab der Spannungstörabstand ca. 87,8dB.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Dynavox TPR-3 Röhrenvorverstärker sich im LINE-Bereich keine groben Fehler erlaubt und sehr gute Messwerte liefert.
Wie das im PHONO-Teil ausschaut werde ich eventuell noch nachholen, aber wie gesagt, das ist eine Sektion, die mich weniger interessiert, da ich schon seit langen nicht analog unterwegs bin.
Alle Messungen habe ich mit einen Einganssignal von -10dBV ( ca. 300mV ) duchrgeführt und die Lautstärke so einegstellt, dass am Ausgang 0dBV ( 1 Vrms ) anlagen, was auf einer "3 Uhr" Stellung der Fall war. Der Ausgang wurde mit einer Impedanz von ca. 60kOhm belastet und beim Messen habe ich festgestellt, dass die Dynavox TPR-3 das Signal invertiert.
Verarbeitung und Fazit
Der Dynavox TPR-3 besitzt ein stabiles und gut gefertigtes Gehäuse, das eine gute Haptik vermittelt. Das hat sich auch beim Entfernen vom Deckel gezeigt, der aus dicken Stahl besteht und sich nicht verwindet. Die Lackierung macht auch einen guten Eindruck.
Leider wird das Bild über die Qualität und Haptik der Drehknöpfe und Schalter etwas getrübt. Der Netzschalter ist wackelig und vermittelt dadurch kein wertvolles Gefühl, wie auch die Drehknöpfe für die Quellenwahl und Lautstärke. Zudem kommt noch, dass der Lautstärkepotentiometer zu der kostengünstigen Kategorie zählt. In den Bereichen hätte etwas für den wertigereren Eindruck gemacht werden können, was schade ist, weil es messtechnisch nichts auszusetzen gibt...