Teil zwei
Eine passive Vorstufe war mir als Bauteil (Widerstandsschalter als Potiersatz als Lautstärkeregelung) schon früher begegnet, und es hatte mir vom Prinzip her durchaus gefallen - präzise, wiederholbar, klanglich gut.
Beim Lesen fiel mir allerdings immer wieder auf, dass besonders bei niedrigeren Lautstärkestellungen die klanglichen Auswirkungen des Widerstandsnetzwerks beim Einsatz in einer passiven Vorstufe als eher negativ beschrieben wurden.
Fällt also aus.
Alternativen?
Klar gibt es die.
Stichwort: TVC (Transformer Volume Control)
Wie funktioniert’s?
Ein Transformator (Übertrager) wird mit einer Eingangswicklung und einer Ausgangswicklung gefertigt.
Soweit so easy, ist ja bekannt.
In der Sekundärwicklung (Ausgang) werden nun mehrere Abgriffe eingearbeitet, abhängig davon, wieviel Lautstärkestufen man haben möchte, die dann mit einem Schalter (ugs. Lautstärkeregler) umgeschaltet werden. Man hat also für jede Lautstärkestufe ein bestimmtes Übertragerverhältnis.
Damit wird gleichzeitig die Quelle komplett vom Ziel (Endstufe) entkoppelt.
Vorteil: Je niedriger man die Lautstärke einstellt, desto besser wird das Verhältnis von Ausgangsimpedanz der Quelle zur Eingangsimpedanz der Endstufe.
Und das war genau das Ziel, leise bis mittlere Lautstärken bei bester Klangqualität.
Bei der Lektüre tauchte immer wieder ein Hersteller von hervorragenden MC-Übertragern auf, nämlich Stevens & Billington. Kennen sicher die meisten.
Diese Jungs bauen seit ein paar Jahren auch fertige „Vorverstärker“ (ist eigentlich das falsche Wort, weil sie „verstärken“ ja nicht, sondern sie schwächen nur ab). Allerdings nicht mehr unter dem Namen Stevens &… sondern als „Music First Audio“.
Da ich von der Endstufe und deren Eingangsempfindlichkeit genügend Headroom erwartete, um die Lautstärke niedrig einstellen zu können, war ich überzeugt, dass das funktionieren würde.
Mutig, wie ich bin, stürzte ich mich in dieses Abenteuer, ohne irgendetwas gehört zu haben und erstand nach kurzer Frist erst die NuPrime ST10 und dann die Vorstufe von Music First Audio „Passive Magnetic Preamplifier“.
Den PMP fand ich besonders deswegen interessant, weil er im Gegensatz zu den anderen (bezahlbaren) Geräten die Möglichkeit bot, beliebige Quellen mit beliebigen Endstufen zu verbinden.
Oder genauer, die Eingänge waren unsymmetrisch (Cinch) UND symmetrisch (XLR) ausgeführt, auch die Ausgänge waren beide jeweils einmal vorhanden, also 4 Cinch- und 2 XLR-Eingänge, plus 1 Cinch- und 1 XLR-Ausgang, gerüstet für alle Fälle.
Ob ich tatsächlich bei bestimmten Geräten einen klanglichen Vorteil erreichte, ob ich den Cinch- oder den XLR-Anschluss wählte, war mir in dem Moment völlisch ejaaall.
Ich hatte die Möglichkeit, und das war entscheidend.
Der große Moment kam, beide Geräte (gebraucht, in einwandfreiem Zustand) waren eingetroffen.
Den SAM raus, die beiden neuen angeschlossen (witziger Funfact: 2 Geräte, 1 Netzschalter), eingeschaltet, und …
Enttäuscht?
Jau, im ersten Moment schon.
Das erwartete Feuerwerk an Auflösung, Feinheiten, räumlicher Darstellung, usw. war nicht wirklich da.
Auf dieses „Ab dem ersten Moment geht die Sonne auf“ und „Es öffnen sich jetzt die Scheunentore“ hatte ich eigentlich gewartet, aber das war nicht so: Dire Straits war Dire Straits, Holly Cole war Holly Cole etc.
Ich tröstete mich mit, das kommt schon noch.
Hmmm…
Ich brauchte tatsächlich ein paar Tage, um mich einzuhören, besonders auch bei verschiedenen Lautstärken. Je länger ich hörte, desto mehr wurde mir bewusst, wieviel an Feinheiten wirklich übertragen wurde, wieviel tiefer der Raum… und so weiter und so weiter.
Als ich nach einer Woche den SAM nochmal heraus holte, war die Überraschung groß.
DAMIT hatte ich mehr als 5 Jahre Musik gehört ???
Ganz schnell wieder abgeklemmt, Vor-Endstufe angeschlossen, und es war da.
Genau so, wie ich es erwartet hatte, die Auflösung, die räumliche Darstellung, kaum glaubliche Steigerung von Feinheiten, diese Präzision im Bass, you name it, einfach nur fantasmagorial.
Anfangs fand ich mich mutig, etwas zu kaufen, von dem ich nicht wusste, ob es überhaupt funktioniert, und dann auch noch, ob es mich wirklich weiter bringt.
Inzwischen weiß ich, dass ich es richtig gemacht habe, bin glücklich und würde jedem, der mich fragt, sagen: Probier’s aus.
Ein Nachteil ist aber auf jeden Fall da. Es gibt keinen Ausgang für Aufnahmegeräte. Brauche ich im Moment nicht, ich hätte zwar gerne eine ordentlich Bandmaschine, aber ich kann mir im Moment keine PR-99 leisten.
Jetzt würde ich mir nur noch 3 Meter mehr Platz hinter den Lautsprechern wünschen, aber ein Umzug wegen der HiFi-Anlage??
Die beste Ehefrau von allen würde mich steinigen und dann gehen.
Ok, dann lieber doch nicht.
Lieber Gruß
Juergen