Beiträge von Bluebox

    Satie hat Aldo Ciccolini schon in den 50er Jahren auf Platte aufgenommen. Zwischen 1966 und 1976 erschienen insgesant sechs Platten von Ciccolini auf Pathé Marconi, die das Klavierwerk von Satie wohl recht gut umfassen. Hier dankenswert in einer kompakten 6LP-Box der deutschen EMI zusammengefasst. Aldo Ciccolini spielt die Stücke eins nach dem anderen frisch-fröhlich anscheinend mit großen Vergnügen, und auf diese Weise macht auch das Zuhören Spaß. Eigentlich kann man jede der sechs Platten an beliebiger Stelle auflegen - perfekt auch als Hintergrundmusik, zum Lesen beispielsweise (man kann Satie natürlich auch konzentrierter Hören). An der Tonqualität (neutraler Raumklang mit feinem Hall) habe ich nichts auszusetzen.

    1C 151-52081/86


    Viele Grüße - Frank


    Aldo Ciccolini - Satie Cover.jpg

    ...vieles wird verschenkt.

    Geht mir ähnlich, zumal ich auf Vinyl fast nur Klassik höre, und zwar die Stereo-Pressungen aus den 60er und 70er Jahren oder die ersten Stereo-Pressungen aus den späten 50er Jahren. Abgesehen von Sammlerstücken oder US-Pressungen von Mercury Living Presence und dergleichen bekommt man Klassik (keine Billigpressungen) nicht mal fast geschenkt verkauft. Einzelne Platten vielleicht, aber bei 100 und mehr Platten wird es sehr schwierig, überhaupt einen Preis von EINEM (!) Euro zu bekommen, auch bei durchschnittlich NM- bis VG++. Deshalb: was ich nicht brauche, bzw. höre, Doubletten und sonstiges steht im Keller. Ab und zu verschenke ich dann mal was davon.

    Das ganze ist bei Klassik auch recht logisch: zwar wird der Bestand an genannten Klassikplatten aus den 60er und 70er Jahren natürlicherweise weniger, gleichzeitig aber auch der Kreis von Leuten, die noch Klassik auf Schallplatten hören. Und, die meisten, die ich kenne, sind deutlich über 50 Jahre alt und besitzen im Prinzip schon fast alles, was sie hören wollen.


    Viele Grüße - Frank

    Soo kann man einen Flügel natürlich auch aufnehmen, bzw. abmischen. Nach der MPS-Platte hört es sich allerdings schon ein wenig "gesoundet" an. Wird mit "Full Dynamic Range Recording" auf der Coverrückseite beworben und bringt tatsächlich eine recht gute Raumakustik rüber. Dazu etwas mehr Pegel. Nun ja, die Pianistin Imogen Cooper ist eher eine aus der zweiten Reihe und mir ein wenig zu sanft und verspielt. Ich brauche bei Klavierstücken einen Pianisten, der mich samt meinem rudimentären Verständnis mitzieht...

    Nimbus 2107, 1973 aufgenommen.


    Viele Grüße - Frank


    Schubert Beethoven - Nimbus-Records Cover.jpg

    Das wohltemperierte Klavier, gespielt von Friedrich Goulda und aufgenommen 1972 im MPS-Tonstudio Villingen, befand man auch über 40 Jahre später für so gut, dass es ein Reissue auf CDs und LPs gab, ich meine 2015. Hier das Original. Tontechnisch eine bemerkenswerte Aufnahme: absolut fehlerfrei, vollkommen neutral und trocken. Ebenso Goulda, der einfach die Partitur (meisterhaft) spielt und nicht versucht, Gouldas Bach zu spielen. Wie ich gelesen habe, mit einer Mikrophonierung ziemlich nahe an den Klaviersaiten des Steinway-Flügels. Gibt es was Besseres für eine Ruhepause am Nachmittag? Ach ja, die Goldberg-Variationen...

    MPS = Musikproduktion Schwarzwald


    Viele Grüße - Frank


    Bach MPS Goulda Label.jpg

    Auch zur Weihnachtszeit passt das Meisterwerk von Anton Bruckner, sein Te Deum, sehr gut. Und dann noch mit Staraufgebot: Berliner Philharmoniker, Chor der Deutschen Oper, u.a. Maria Stader, Sieglinde Wagner, Ernst Haefliger. Alles unter der Leitung von Eugen Jochum in bester Qualität aufgenommen und auf Platte gepresst. Und, wie es vielen sakralen Meisterwerken nun mal geht, wenig beachtet (die Schallplatte meine ich damit). Kann man heute noch für ein paar Euro kaufen. Auf der Platte steht - ungewöhnlich für die Dt. Grammophon - nicht mal der "Tonmeister". Weil ich die Tonqualität für sehr gut halte, habe ich nachgeschaut: Das Te Deum wurde von Klaus Scheibe 1965 in der Berliner Jesus-Christus-Kirche aufgenommen.

    SLPM 139399


    Viele Grüße - Frank


    Bruckner Te Deum - Jochum Cover.jpg

    Nochmals Hindemith, seine Bläserkonzerte auf Eterna mit Herbert Kegel und der Dresdner Philharmonie. Sehr gut aufgenommen (analog) 1981 und 1982 im Studio Lukaskirche und ebenso gut auf Platte gepresst (blaues Label). Musikalisch große Klasse.

    Eterna 827797


    Ich würde Euch ja gerne mal wieder eine richtig schlechte Platte vorstellen, finde aber immer weniger im Regal...


    Viele Grüße - Frank


    Hindemith Kegel Eterna Cover.jpgHindemith Kegel Eterna Cover(2).jpg

    Mal wieder ein Highlight (für mich) aufgelegt, und zwar Hindemith mit Eugene Ormandy und seinem Philadephia Orchestra. Ausnahmeweise EMI. Ich besitze die deutsche "Club-Editon" der ASD 3743 und war angemehm überrascht von der guten Tonqualität. Ebenso positiv hat mich Ormandy überrascht (schon länger her), da ich ihn nicht für einen besonderen Dirigenten moderner Musik hielt. Was ich auch bei den anderen Werken Moderner, die Ormandy aufgenommen hat, schätze, ist seine sehr verständliche Interpretation. Und musikalisch stimmt bei dieser Einspielung aus dem Jahr 1979, als man Ormandy immerhin schon ein paar Jährchen als Altmeister bezeichnen konnte, natürlich alles. Nur, wer kam auf die Idee dieses Coverfotos (auch auf der ASD) - der Grafiker musste einen beneidenswert schlechten Geschmack haben. Immerhin dürfte es Kinder abschrecken...

    EMI 312504


    https://www.discogs.com/Hindem…nic-Metam/release/9395771



    Viele Grüße - Frank


    Hindemith Ormandy Cover.jpg

    Zwei Werke von Béla Bartók mit dem Orchester des Südwestfunks Baden-Baden und Rolf Reinhardt als Dirigenten aus dem Jahr 1968. Das Label Turnabout/Vox ist nach meiner Erfahrung eine Wundertüte mit Nieten und Perlen. Letzteres ist diese Platte. Tontechnisch kann die Pressung mit so ziemlich allem mithalten, was ich kenne, wenn man von Mercury Living Presence mal absieht. Musikalisch nicht schlecht, kann nach meinem Geschmack auch hier mit bekannteren Bartókaufnahmen (u.a. Solti) konkurrieren. TV 34086S.

    "Der Wunderbare Mandarin" wurde nicht so oft eingespielt, und "The Wooden Prince" schon gar nicht. Also, was könnte da als Referenz zählen? Vielleicht die Aufnahme mit György Lehel aus der ambitionierten Bartók-Edition der Hungaroton.

    Auch vom SWF und ebenfalls nicht schlecht - die "Nur für Geschenkzwecke"-LP mit Kazimierz Kord als Dirigenten des RSO, Ende der 70er Jahre. Nur, Haydn und Bartók auf einer LP passt nicht ganz. Egal, gute Platte.


    Viele Grüße - Frank


    Bartok Turnabout-Vox Cover.jpgBartok Turnabout-Vox Cover (2).jpg

    Bartok (György Lehel) Cover.jpg

    Bartok SWF Cover.jpg

    Noch eine kleine Reprise zu Schönberg, die mir da zwischen die Finger und auf den Plattenteller gekommen ist - nämlich das Arrangement von Strauss-Walzern durch das Trio, das die klassische Musik revolutionieren wollte. Und das Schelmenstück, nach dessen erster Aufführung 1921 im Wiener "Verein für musikalische Privataufführungen" die Manuskripte versteigert wurden, hört sich nicht einmal schlecht an! So gar nicht nach der Satire, die Paul Hindemith etwa 1925 aus der Overtüre zum Fliegenden Holländer verfasste (...wie sie eine schlechte Kurkapelle morgens um 7 am Brunnen vom Blatt spielt). Ab und zu dringt so ein wenig Heavymetal-Stimmung oder der fehlende Champagner (Schönberg, Berg & Webern brauchten schlichtweg Geld) in die nicht wirklich aufkommen wollende Walzerseligkeit, die das "Ensemble 13" aus Baden-Baden unter dem Dirigenten Manfred Reichert für die Dt. Harmonia Mundi eingespielt hat. Aber ansonsten...

    1c 065-99731 (1978)


    Viele Grüße - Frank


    Schönberg - Strauss-Walzer Cover.jpg

    Im Vergleich zu Schönberg & Co. waren die französischen Komponisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts eher moderate Erneuerer (Schönberg: mediokre Kitschisten), hier die zweite Symphonie von Albert Roussel (komponiert 1919-21), noch analog aufgenommen 1981 mit Pierre Dervaux und dem Orchestre Colonne.

    EMI C 069-73096.


    Viele Grüße - Frank


    ps.: was ein Hifi-Guru (Arthur Salvatore) einmal behauptet hat, dass nämlich nicht-britische EMI-Pressungen ebenfalls richtig gut sind, wenn die Aufnahme bei der nationalen EMI stattfand, die auch die Platten herstellte, kann ich anhand von einigen Beispielen immer mehr bestätigen. Ist eigentlich auch klar - man verfügte über das Studiomaster und erhielt nicht nur eine Kopie davon.


    Viele Grüße - Frank


    Roussel Symphonie 2 - Devaux Cover .jpg

    ps.: derart klanggewaltiges Material wollten natürlich auch Antal Dorati und Mercury für die "Living Presence"-Serie nicht auslassen. In meinem Besitz ist leider nur die CD, die aber immerhin noch von Wilma Cozart Fine persönlich abgemischt wurde. Gute Zusammenstellung von Stücken Schönbergs sowie seiner beiden Mitstreiter und Meisterschüler Alban Berg und Anton Webern.


    Viele Grüße - Frank


    Schoenberg - Living Presence Cover.jpg

    Einen für heutige - an Filmmusik gewöhnte - Ohren recht einfachen Zugang zu Schönberg bietet auch sein Stück "Begleitmusik zu einer Lichtspielszene" aus den Jahren 1929/30, dessen Uraufführung noch an der Berliner Krolloper mit Otto Klemperer stattfand: achteinhalb Minuten purer Klangfilm-Thriller, hier von Boulez mit dem BBC SO aufgenommen und etwas lieblos ans Ende der B-Seite noch mit draufgepackt, was diesem doch populären Stück nicht ganz gerecht wird.

    Boulez ist etwas sachlicher als Karajan oder Ozawa, der auch einiges von Schönberg einspielte, dafür aber ebenfalls mit der gewaltigen Intensität, die Werke von Schönberg anscheinend tatsächlich benötigen. Und man hört bei Boulez, dass er genau diese Musik dirigieren will.

    CBS 76577.


    Viele Grüße - Frank


    Schönberg - Boulez Cover.jpg

    eine "Verklärte Nacht", würde ich mir allerdings ebenfalls schön vorstellen!

    Hallo Reinhard,


    das ist so eine Sache. Glaubhaft überliefert von Alex Ross (amerikanischer Musikjournalist) und anderen ist die Annekdote zwischen Schönberg und dem Produktionschef von Metro-Goldwyn-Mayer, Irving Thalberg, der ihn für eine Filmmusik gewinnen wollte. Die sollte im Stile der "wunderschönen Musik" (Verklärte Nacht) sein, die Thalberg im Radio gehört hatte. Schönberg soll ihn ziemlich streng mit den Worten unterbrochen haben - "ich schreibe keine wunderschöne Musik!".

    Dass heute noch wie anno 1913 Konzertbesucher bei Le Sacre du Printemps den Saal verlassen, das hat schon was.


    Viele Grüße - Frank

    Und zum Schluss noch diese "Verklärte Nacht" vom Ensemble Instrumental De France unter Jean-Pierre Wallez als Streichsextett. Das kann in Puncto Intensität (und wahrscheinlich auch der Qualität der Musiker) mit den vorgenannten beiden nicht mithalten, ist aber trotzdem gut, erleichtert nach meiner Meinung den Zugang zu dieser Art von Musik sogar, weil das Zuhören leichter fällt, wenn auch die Musiker das Stück etwas leichter nehmen. Na ja, wenn man andere Einspielungen kennt, kann man schon auf den Gedanken kommen, eigentlich wollen sie Wiener Kaffeehausmusik machen...


    Aristocrate ‎– EA 27008 (1975)


    Viele Grüße - Frank


    Schönberg - Verklärte Nacht. Cover.jpg

    Aufschlussreich ist übrigens ein Vergleich der Craft-Einspielung der "Verklärten Nacht" mit der Karajans. Platt gesagt, bei Karajan klingt die "Verklärte Nacht" schöner, das sind selbst bei Schönberg noch die Streicherklänge in Reinkultur, wie sie HvK kultivierte, und die man mag - oder eben nicht. Nur eines kann man Karajan bei diesem Meilenstein der Moderne nicht absprechen: auch er hat das Stück mit einer außergewöhnlichen Ernsthaftigkeit und Leidenschaft eingespielt, die an seine beiden Aufnahmen der 9. Symphonie von Mahler erinnern.


    Viele Grüße - Frank


    Schönberg - Karajan Verklärte Nacht Cover.jpg

    Die "Verklärte Nacht" von Arnold Schönberg passt auch zu einem trüben Novembertag. Musikalisch phantastische Aufnahmen, kein geringerer als Robert Craft, Sekretär von Strawinsky, dirigiert 1965 das CBC SO. Natürlich sind auch die anderen Stücke hervorragend und perfekt eingespielt. Man merkt und hört, dass dies keine Standard-Produktion war, bei der eben wieder einmal Schönberg gespielt und unters Volk gebracht werden sollte. Eine späte Hommage von Robert Craft an den wahrscheinlich zweitgrößten Komponisten des 20. Jahrhunderts, zu dessen Leibzeiten eine merkwürdige Distanz zu Strawinsky geherrscht hatte - Strawinsky und Schönberg wohnten im Exil in Hollywood nur wenige Straßen voneinander entfernt ohne sich jemals öffentlich zu begegnen oder begegnen zu wollen.


    CBS SBRG 72267 und 72268 - habe ich aus dem Fundus von Reinhard übernehmen dürfen.


    Viele Grüße - Frank


    Schönberg - Robert Craft Cover.jpg

    Mit Fragen der zuvor angesprochenen Art mussten sich die Leute bei der VEB Deutsche Schallplatten weniger befassen. Hier das Wohltemperierte Klavier Teil 1 mit Swjatoslaw Richter von einer Melodija-Matrize auf Eterna. Die Aufnahmen waren ein großer Erfolg und brachten den beiden Ost-Labels via Export oder westlichen Lizenzpressungen eine Menge Devisen ein.

    Eterna 826604 (1975)


    Viele Grüße - Frank


    Bach - Richter Cover.jpg