Hallo,
wie man lesen kann, habe ich angedroht, mich intensiver mit diesem Nachhall zu befassen.
Mein Lernziel "Nachhallzeiten verstehen" ist, wie wir sehen nicht ganz so einfach. Zumindest für mich. Auch hier bitte ich um Richtigstellung oder Fragen zum Thema, sollte ich mich verhaspelt haben.
Es gibt also ein analogen Neutrik Schreiber und es gibt heute einige digitale Programme die einem die Ermittlung der vorherrschenden Nachhhallzeit bildlich präsentieren sollen.
Wie geschieht die Ermittlung? Da wir alle keinen Zugriff auf den schönen Neutrik Schreiber haben, müssen wir uns mit der digitalen Technik begnügen.
Für alle eiligen Leser - Die Nachhallzeit kann man nicht messen. Man kann diese Werte in etwa errechnen und die Bewertung der Ergebnisse sind eher spekulativ. Dennoch muss ich sagen, ohne Messung keine Ergebnisse.
Erklärung
Die einschlägigen Programme wie REW, Arta, Dirac live oder Acourate funktionieren in der Abbildung dieser Werte relativ gleich. Das eine Programm kann vielleicht dezidierter darstellen und an andere Funktionen weiterreichen und das andere nicht, aber das spielt für die Ermittlung selbst erstmal keine Rolle.
Wir haben einen Messaufbau.
Der besteht in erster Linie aus folgenden Dingen.
Micro, Kabel, Interface, Rechner mit der gewählten Software und einer Beschallung. Die Beschallung kann ein aktiver Lautsprecher sein. Fertig ist der Messaufbau.
Microkalibrierung, Lautstärkeregelung, Qualitäten der Komponenten sind erstmal völlig egal.
Es ist auch nicht Ober kriegsentscheidend wo das Micro haargenau steht, es sollte in etwas am Hörplatz stehen.
Was und wie wird gemessen?
Es wird üblicher Weise eine zusammenhängenden Tonfolge von 20 - 20 Tausend Hz über die/ den Lautsprecher ausgegeben, welches über das Micro dann aufgenommen wird. Diese Aufnahme liegt dann dem Messprogramm üblicher Weise als .wav vor.
Nun verlangt ein jedes der genannten Programme eine Angabe zum Raumvolumen.
Dies geschieht entweder über eine Länge, Breiten und Höhenangabe des Hörraumes oder einfach über die Volumenangabe.
In manchen Programmen kann man - nur in der Simulation - auch die Schallqualitäten im Sinne der Absorption eingeben. Leider gehen diese Werte nicht in die automatische Berechnung dieser Programme ein. Es sind Simulationen die nicht in die Berechnungen einfließen.
Wir drücken dann mit großer Spannung auf den Auswerteknopf. UND?
Wir sehen eine Kurve die den Nachhall abbilden soll. Wie konnte das Programm mal eben den Nachhall berechnen?
Ganz einfach. Die Microaufzeichnung hat tatsächlich Direktschall und Diffusschall, verschiedenster Ordnung aufgezeichnet und das Programm "bastelt" daraus im Verhältnis zum angegebenen Raumvolumen die Nachhhallsituation. Diese Diffusschallmessung ist je nach Ausdehnung in Zeit zum FG massiv überlagert von Ausklingen des vorangegangen Ton und des Folgenden. Das ist zur Darstellung von Musik nicht verkehrt, denn da passiert es genauso. Ist dennoch kein klare Messung.
Wenn man ehrlich sein möchte ist diese Messung und die zwingende Berechnung gerade mal einem Schätzeisen würdig.
Da das so ist - und die Nachhallzeit ein gewichtiger Faktor für gutes Hören ist, bin ich der Sache mit weiteren Messmethoden und analogen Berechnungen näher gekommen.
Allen die bis hierhin durchgehalten haben. Respekt.
Was ist nun der Sinn dieser ganzen Messerei und Berechnerei? Ich möchte an dieser Stelle sensibilisieren.
Leute die überhaupt nicht messen, werde ich später eine Tabelle und eine Form der Berechnung bieten um völlig analog die Nachhallsituation - Schätzeisenmäßig - ausrechnen zu können.
Leute die messen wollen oder das schon machen, sensibilisieren und das ausgespuckte Ergebnis nicht blind für das Amen in der Kirche zu nehmen und ggf. zu überprüfen.
Ich habe meine Messerei und Berechnerei überprüft und habe festgestellt, dass das was die Programme rausschmeißen in halbwegs normalen räumlichen Gegebenheiten schon gut funktionieren. Aber - wer es genau wissen will und eine Grundlage für akustische Maßnahmen haben will, der kann die Kurven aus den Programmen in den Papierkorb schmeißen.
Dazu schreibe ich in meinem nächsten Post.
Gruß Uli