Moin Reiner,
meiner Ansicht nach ist es mehr ein Abschätzen/Abwägen, wie der Schirmgitterwiderstand bemessen wird.
Na ja, ein bisschen Rechnen ist auch häufig dabei.
Eigentlich ist es ganz einfach.
Du hast die Betriebsspannung und die Schirmgitterspannung bzw. legst die Höhe der Schirmgitterspannung fest.
Dementsprechend kannst Du ausrechnen welcher Spannungsabfall auf dem Schirmgitterwiderstand nötig ist
Aus dem Datenblatt kannst Du dann ermitteln welcher Schirmgitterstrom fließt.
Du hast dann U und I und kannst R ausrechnen.
Sind die Schirmgitterströme nicht im Datenblatt eingezeichnet bzw. nicht sauber ablesbar, gehe ich von 1/10 des Anodenstroms für Vorstufenpentoden aus und 1/5 bis 1/7 des Anodenstroms für Endpentoden.
Die tatsächlichen Werte messe ich dann in der fertigen Schaltung aus.
Etwas aufwendiger wird es dicht an den Grenzwerten bzw. kurz vor der Sättigung der Röhre. Da steigt der Schirmgitterstrom stark an.
Da versuche ich mich weit von entfernt zu halten.
Dann gibt es einige Röhren, die sich etwas empfindlich anstellen können.
Abhängig vom Schaltungsdesign und vom Aufbau kann das Schirmgitter überlastet werden.
Dementsprechend kann der Schirmgitterwiderstand auch als Schutz dienen. Den versuche ich dann so zu bemessen, dass dieser Abraucht bevor das Schirmgitter "schmilzt" bzw. Schaden nimmt.
Zum Beispiel eine Ultralinearschaltung (Schirmgittergegenkopplung), mit Röhren, die stabil laufen bzw. dafür bekannt sind, packe ich das Schirmgitter direkt auf den Anschluss des Übertragers.
Bei empfindlicheren Röhren kommt ein Widerstand (z.B. 10 Ohm) als "Durchbrennsicherung" dazwischen.
Einige Röhren können am Schirmgitter nur eine bedeutend geringere Spannung ab als an der Anode. Ab und zu ist noch nicht mal der maximal erlaubte Wert im kalten Zustand angegeben.
Sind dann erprobte und bewährte Schaltung mit der Röhre irgendwo auffindbar, woran ich abschätzen kann was sie verträgt?
Ich bin da mehr pragmatisch veranlagt und klemme da eine Z-Diode ran oder bei größeren Leistungen eine Spannungsstabilisierung mit Transistor.
Stabilität der Schirmgitterspannung - Das Schirmgitter kann und wird auch bei einigen Schaltungen als Steuereingang verwendet.
Mit schwankender Aussteuerung schwankt der Schirmgitterstrom, dementsprechend schwankt der Spannungsabfall am Schirmgitterwiderstand, somit auch die Schirmgitterspannung.
Es findet eine Schirmgittermodulation statt.
Wie stark sich das (klanglich) auswirkt kann ich schlecht abschätzen.
Es kann unter Umständen auch zu seltsamen Verhalten wie z.B. Motorboating (tieffrequente Schwingungen) führen.
Dem entgegen zu wirken klemme ich einen "dicken" Kondensator zwischen Schirmgitter und Katode um die Schirmgitterspannung unabhängig vom Schirmgitterstrom zu machen.
Oder halt wie oben schon genannt klemme ich mit Z-Diode/Transistor das Schirmgitter auf einen festen Wert.
Kurz überlegt ..., Schirmgitterstrom nimmt nur in Richtung volle Durchsteuerung der Röhre zu, würde bei hohen Auststeuerungen dann zu vermehrten K2 führen, wenn die Schirmgitterspannung nicht stabilisiert ist.
Also eine Möglichkeit für Leute, die K2 favorisieren, den K2-Anteil im Bereich der Vollausteuerung dominant zu machen.
Da wird dann nur der reine Vorwiderstand genutzt, ohne Kondensator, Z-Diode oder andere Maßnahme.
Aber Achtung - Datenblattgrenzwerte beachten bzw. einhalten.
Die Beschaltung vor dem Schirmgitter ist also abhängig davon was das Schirmgitter "machen soll" bzw. wozu es dient.
Reine Arbeitspunkteinstellung, Schirmgittermodulation kann vernachlässig werden bzw. ist mir egal/gewünscht - da reicht ein einfacher Widerstand.
Zugleich als Schutz - Belastbarkeit des Widerstandes dementsprechend bemessen.
Vermeiden von Schirmgittermodulation - großzügig bemessener Kondensator bzw. Z-Diode oder sonst wie feste Schirmgitterspannung, je nach Belieben.
Gruß,
Frank