Beiträge von schorsch-a

    Wohin man hört: Blue Notes, Synkopen, Holzbaß. Kein Tatort ohne eine Miles-Trompete, kein Kunstlicht-Schwedenthriller ohne ein paar depressive Piano-Tupfer a la Ketil Bjornstadt. Am kalten Buffett von Aktionärshauptversammlungen machen attraktive Sängerinnen einen auf Billie Holiday und verzichten „stilecht“ auf Elektronik.


    Jazzendungen bezeichnen die schon in die dritte Generation reichende Marsalis-Mafia mit ihrem sterilen Museumsjazz als
    fortschrittlich, noch so blödes deutsches Schlagergeträller lässt sich von Till Brönner ein paar Chet-Baker-Töne blasen.


    Ich kann inzwischen schon die ständig nachgeäfften Originale nicht mehr hören, so abgedroschen ist das Genre. Sorry, Miles, Träne, Monk, Bill Evans (ich meine den richtigen, nicht den Weichspüler am Martinshorn), ihr könnt nix dafür .


    Sehe ich das zu negativ ? Für mich ist der Jazz längst tot, zum kommerziellen Ambiente verkommen. Oder gibt es irgendwo noch eine kreative, improvisierte, unberechenbare, riskante, revolutionäre, gegen den Zeitgeist gerichtete, nach Freiheit lechzende Musikform ?
    Markus

    ...die Platte, auf der eine Live-Version von "Li'l Darlin'" - "Motorcycle" - "Popety-Pop" aus den 50ern mit der Basie-Band zu hören ist ? Ich habe dieses Set nur auf einem No-Name-10-fach-Sampler "That's Jazz" in entsprechend schrottiger Qualität ohne nähere diskografische Angaben.


    Kann mir jemand eine bessere Aufnahme dieses Meilensteins im Jazzgesangs empfehlen ? Darf auch ein Silberling sein, Hauptsache ich weiß, wie die Platte heißt. Ich bin von diesen Aufnahmen auch nach jhren noch hingerissen.
    Markus

    Warum sollte es auch so viele verschiedene Einspielungen geben, wenn das ganze zB nur eine Frage der Technik wäre?

    ...nicht nur eine der Technik, sondern auch eine der Empathie, der musikalischen Vorerfahrung, des Timings, der handwerklichen Fertigkeiten, der körperlichen Voraussetzungen und ..und ...und - aber nicht in erster Linie eine Frage der Kreativität.


    Womit ich die genannten Kriterien nicht kleinreden will; selbst ich Klassik-Laie erkenne Unterschiede in Interpretationen und ziehe eine Beethoven-Aufnahme von Wilhelm Backhaus allemal einer von Lang Lang vor - aber nicht wegen der unterschiedlichen Kreativität, zu deren vermeintlicher Erhöhung sich so Mancher den dummen Schädel mit verwirrendem Zeug bebläst.

    Ich bin als Neuling hier in diesem Forum, doch schon entsetzt, wie befürwortend hier doch der eine oder andere Diskussionsteilnehmer dem Drogenkonsum gegenüber zu stehen scheint!

    Solltest Du das auf meinen Beitrag beziehen, haben wir uns gründlich mißverstanden. Ich habe nur Fakten genannt - traurige natürlich.


    Man könnte auch die Gegenrechnung aufmachen: welche abstinenten MusikerInnen haben die improvisierte Musik entscheidend geprägt ? Ich täte mir da wesentlich schwerer als umgekehrt, muß aber nicht recht haben.


    Also : dann zur Vermeidung weiteren Drogenmißbrauchs lieber die Jazzparodien von Marsalis & Co. hören (??).
    Markus

    ohne Drogen wäre die improvisierte Musik wahrscheinlich noch auf dem Level der E-Musik. Wo wären wir heute ohne Charlie Parker, Beatles, Janis Joplin, Billie Holiday, Brian Wilson, Coltrane, Grateful Dead und ein paar hundert mehr ?


    Ich konnte das Jahrzehnte nicht akzeptieren und fragte mich immer wieder, welcher Anteil der Kreativität etwa von Miles Davis auf die Dröhnung und welcher auf den halbwegs nüchternen Intellekt zu buchen ist - und überhaupt, ob das dann noch Kunst ist oder drogeninduzierte Energie. Man sucht dann nach Erklärungsversuchen, was denn zuerst da war: die Droge oder die Musik. Wars die Musik, war alles in Butter.


    Es ist schwerlich von der Hand zu weisen, daß die Mehrzahl der Meilensteine setzenden und stilprägenden MusikerInnen drogenabhängig ist/war. Krasses Gegenbeispiel sind für mich die (weitgehend?) abstinenten Erzlangweiler der "Young Lions", deren jämmerlicher Rückwärtsgewandtheit jegliche Kreativität abgeht.


    Trotzdem ist das kein Plädoyer für Drogen, denn wir stehen auf den Schultern von drogenabhängigen Riesen: Cleane Musiker können auf deren Fundamenten weiterbauen. Nur als ein Beispiel von vielleicht hunderten: die cleane Erika Stucky macht da weiter, wo Hendrix aufgehört hat. Und das ist gut so.
    Markus

    danke für die Tips. Die "Cellar Door Sessions" sind mir für "What I Say" und 2-3 weitere Titel doch etwas zu umfangreich - man hört sich ja bei dem Stil doch recht schnell die Birne weich, da ist weniger oft mehr.


    Wo kauft man denn von der "Live-evil" die guten Pressungen ? Ich hab nur das da gefunden:
    http://www.vinyl.de/html/davis_miles_live_evil.asp
    Muß gestehen, daß ich heutzutage dem Neukauf von PVC etwas ratlos gegenüberstehe.


    Nebenbei: Gibts denn heutzutage eine Art von Rockmusik (nein, Jazz will ich's garnicht nennen, eher noch elektrischen Boogie), die da weitermacht, wo die damals aufgehört haben ? Ich komm mir immer so furchtbar rückwärtsgewandt vor, wenn ich sowas immer noch für freiheitlich-fortschrittlich halte.


    Aber meine Brut horcht ohne mein Zutun auch nur altes Zeug, das spätestens bei Rage Against The Machine endet.
    Markus


    kleiner Nachtrag: eine gute Minute wahrscheinlich aus dem cellar door:
    http://de.youtube.com/watch?v=MxrJk3CPu98
    und fast die gleiche Besetzung:
    http://de.youtube.com/watch?v=g1VCor3t8T4&feature=related

    hallo,
    ich kenne die hervorragende "LIVE EVIL" von Miles Davis nur als CD. Die Tonqualität ist allerdings sehr mau. Gibts eine gut klingende Vinylausgabe ?
    Markus

    Gibt es welche, von denen Ihr sagen würdet, sie gehört definitiv nicht in die Top20?

    Ja, die "Ballads". Nicht daß die schlecht wäre (das hätte er nie geschafft), aber halt Mittelmaß: gut gespielt, ordentlich besetzt, angenehm zu hören, aber mehr auch nicht. Keine Überraschungen, kaum Improvisation. Aber warum soll der BMW-Fahrer am abendlichen Kaminfeuer beim Durchblättern der "Men's Health" nicht auch mal sagen können, daß ihm Coltrane gefällt.


    Die gewohnte Genialität von Träne vorausgesetzt: eine Platte auf die man gern verzichten kann. Und: würde mich nicht wundern, wenn's bei "Trane for Lovers" ähnlich wäre. Ich warte übrigens noch auf "Trane for Truckers"
    Markus

    Sers Uli,


    "¿Helmbrechts, Naila, Münchberg, Hof, Schwarzenbach ???"


    ... net, merra Richtung Sachsen/Tschechien.


    Hubert Laws ist sicher der bessere Instumentalist, aber Herbie Mann "funkt" halt mehr. Von Memphis Underground gefiel mir übrigens immer nur das Titelstück, mehr wegen des Rhythmus, als wegen der Soli. Mit Jazz hat "Memphis Underground" sicher nicht viel zu tun. Aber Herbie Mann hat auch schon bessere Sachen gemacht, "Nirvana" z.B.


    Bei Dolphy bin ich Deiner Meinung. Lateef war auch nicht verkehrt, hat aber ähnlich wie Mann gelegentliche Anbiederungsversuche in Richtung Kommerz & Zeitgeist nicht gescheut. Im Gegensatz zu Herbie hatte er allerdings nicht das Rumposen mit nackertem Oberkörper nötig.


    Grüße in den Süden
    Markus

    es funzt, danke! Schon lustig, wie da - wahrscheinich vinylbedingt - die Stücke zweigeteilt werden. Ich werd mal so richtig gemeinen Stilbruch begehen, und sie mit mp3Cut wieder zusammenpappen.


    Hat eigentlich Hubert Laws von Herbie Mann, oder letzterer von ersterem abgekupfert ? Die Soli in "Fire & Rain" ähneln stilistisch verdammt dem Titelstück von Herbie Manns "Memphis Underground". Aber egal, ist ganz angenehme Hintergrundmusik mit feiner Tonqualität, schade bloß, daß Ron Carter keinen Holzbaß spielt (vermute ich zumindest).
    Markus

    ich will ja in einem Analogforum nicht Reklame für Digiware machen, aber hier zumindest ein Bild, damit Du Dir die Ausgänge vorstellen kannst: ja, der line-out ist zusätzlich zum Hörerausgang vorhanden. Auf dem Bild siehst du v.l.n.r.:
    http://images.google.de/imgres…bv%3D2%26hl%3Dde%26sa%3DG


    Ich habe beim Rippen von CDs schon verschiedene codecs ausprobiert und bin mit flac und ogg-vorbis klanglich recht zufrieden. Vor allem gefällt mir das reichhaltige Angebot der Auflösungsvorwahl der Bitraten von 40 bis 320 kbps je nach Zweck und Platz.

    der mp3-player hat vermutlich keinen 470mV 3.5 mm Klinkenausgang.

    ob's 470 mV sind, weiß ich nicht, aber die Klinke ist dran. Aber ich benutze das Gerät weitestgehend stationär am Tonbandeingang des Verstärkers mit einem Cinch-auf-3,5mm-Adapter. Im Prinzip ist der iRiver wie ein Tonbandgerät in die Anlage eingeschleift, sodaß ich zur Analogaufnahme keinen zusätzlichen Phono-Entzerrer-VV brauche.
    Markus

    doch, Miles. Es ist mp3 , allerdings mit 320 kbps. Bei den anderen genannten Daten kann ich als Laie nicht mitreden. Für meine (allerdings nicht meghr ganz soo jungen) Ohren ist das jedenfalls eine hervorragende Tonqualität.Gut, sie kommt nicht ans Original ran, soll sie ja auch nicht, schließlich will man ja auch noch Platten hören. Aber vor ca. 2 Jahren konnte dem H 320 in der Stereoplay kein anderer Kandidat klanglich das Wasser reichen - der Analogverächter iPod schon gar nicht.
    Markus

    Bei meinem B 77 heult das Bandführungs- und -umlenkkugellager links vor den Tonköpfen ganz erbärmlich beim Umspulen. Weiß jemand, mit welchem regulären Lager man es ersetzen (und wo man das kaufen) kann ? Original-Revox-Ware wird wohl kaum nötig sein, oder ?


    Wäre es übrigens sinnvoll, das rechte feststehende Umlenkteil auch durch ein Kugellager zu ersetzen, oder war dieses schmutzanziehende Aluteil mehr als nur eine Sparmaßnahme der Konstrukteure ?
    Markus