Dann mal zu "Crescent" in der Besetzung des zweiten klassischen Quartetts (Tyner, Garrison, Elvin Jones).
Davon gefällt mir das Titelstück mit seinen klaren Strukturen am besten. Balladesk, durchaus swingend, mit einem höchst konzentrierten Coltrane, der ohne Pause durchspielt und ein paar seiner unnachahmlichen Beschleuniger spielt, mit denen er ab und zu gegen den konstanten Beat aufbegehrt.
Lyrischer das "Wise One" mit einem zurückhaltenden Trane und einem Tyner, der quasi mit Begleitakkorden "soliert".
Als starker Kontrast dazwischen der kurze und schmerzlose konventionelle "Bessies Blues", auf dem sich Tyner putzig, aber vergeblich bemüht, seine komplexen Akkordstrukturen auf das Bluesschema zu reduzieren.
Wunderschön entspannt das "Lonnie's Lament" mit einem trocken ausgebremsten Solo von Garrison (werden Bässe heute überhaupt besser aufgenommen, als das vor über 40 Jahren Rudy van Gelder tat ?) und schließlich das "Drum Thing" von Elvin Jones mit nervig pulsendem Atmen der Basstrommeln, ohne vordergründige Mätzchen mitten aus der Seele geklopft,
"Crescent" ist als vergleichsweise spätes Album (1964) noch sehr "traditionell" gehalten, arbeitet für seine Zeit mit (bezogen auf Coltrane) vergleichsweise klaren überschaubaren Strukturen und verzichtet noch völlig auf Free-Elemente, Hymnen und spirituelle Ausbrüche. Die Grundstimmung ist eher sachlich-meditativ als emotional ungestüm.
Innerhalb des Coltrane-Werkes gehört die Platte zu den abwechslungsreichsten Alben überhaupt - fast schon ein frühes "Konzeptalbum". Ein außerirdisches Meisterwerk - zum Reinlegen.
Markus