Hi,
Zufriedenheit hat natürlich immer auch etwas mit der Erwartungshaltung zu tun. Gebe ich viel Geld für eine Komponente aus, dann muß sie natürlich erst einmal gut sein. Anfangs lügt man sich gelegentlich selbst an, weil man einen Fehlkauf nicht wahrhaben will. Im Verlauf wird man dann kritischer: Für so viel Geld müßte es doch eigentlich noch besser klingen...?
Ein anderes Beispiel: Der ADAC gibt immer Zufriedenheitsstatistiken heraus. Dabei fällt auf, dass gelegentlich preiswerte Marken sehr gut abschneiden, während Nobelmarken sich gelegentlich schwer tun. Heißt das jetzt (willkürliches Beispiel), dass Dacia bessere Autos baut als Porsche? Sicher nicht! Es ist aber viel leichter, einen Kunden zufrieden zu stellen, der wenig Geld für ein Auto ausgibt, als jemanden, der ein Vermögen darin investiert (insbesondere, wenn er es sich vom Mund abgespart hat - soll es ja geben ...).
Dazu kommt dann noch so ein gewisser Nostalgiefaktor: Klingt es ähnlich wie in unserer seligen Jugend, dann weckt das wohlige Erinnerungen. Vielleicht sind wir sogar durch frühere Klangerlebnisse dauerhaft geprägt, so wie die Graugans, die dem ersten Wesen folgt, dass sie nach dem Schlüpfen aus dem Ei erblickt.
Was will ich damit sagen: Es gibt kein absolutes, objektives gut oder schlecht in Bezug auf Klang (von ganz krassen Ausnahmen einmal abgesehen). Es ist immer ein Stück weit eine Frage des Geschmacks und damit unserer Sozialisation und eine Frage, wie sehr wir für die Anschaffung "gelitten" haben.
Zum Abschluss meine eigene Geschichte: Meine Anlage ist über die Jahre auch immer teurer geworden. Ich selbst mit dem Ergebnis aber auch viel zufriedener. Ich wünsche mir nicht meine seligen Canton GLE70 am Technics Verstärker zurück, obwohl sie meine musikalische Jugend sehr positiv geprägt haben.
Gruss
Sebastian