Letzte Woche brachte mir das freundliche DHL Mädchen ein Paket, an dem Sie gut zu schleppen hatte,
so dass ich erst davon ausging, dass mir einer der für Moers bestellten Plattenspieler zugestellt wird.
Doch nach entfernen der Umverpackung wurde klar, dass es sich bei dem verpackten Gerät um die
LUXMAN EQ-500, UVP 7000,- eur
https://www.luxman.com/product/detail.php?id=6
Phonovorstufe handelt, welche mit 12,5kg offensichtlich ein amtliches Gewicht hat
An dieser Phonovorstufe bin ich seit ihrem erscheinen interessiert, doch leider war der Weg zu einem lizensierten Luxman Händler zu weit für mich, dh ich hätte um die EQ-500 ins Programm nehmen zu dürfen viele weitere Produkte aus dem Luxman Portfolio in die Demo nehmen müssen, die mich eigentlich gar nicht so interessieren, da ich als kleiner Händler versuche mich auf Produkte um das Thema Plattenspieler zu fokussieren.
So blieb es also vorerst bei meiner Liebe zu diesem Produkt bei einer Fernbeziehung....
Da sich Gegebenheiten aber auch gerne mal ändern und ich nun in Moers auf dem AAA Forum einen historischen Luxman Plattenspieler im Vergleich zu einem aktuellen Luxman Dreher vorstellen werde:
Luxman PD-444 aus 1978
gegen
Luxman PD-191 aus 2024
habe ich den Vertrieb gefragt, ob ich dafür auch eine EQ-500 Phonovorstufe beziehen dürfte, was der Vertrieb IAD dann gerne bejahte. So war nun also letzte Woche der grosse Moment für mich
Manch einer wird sich fragen, warum ich an dem Gerät so interessiert bin, deshalb mag ich hier kurz etwas erzählen.
Luxman hat sich bis Ende der 80'er Jahre auch durch sehr aufwendig und innovativ aufgebaute Röhrengeräte ausgezeichnet. Für rund 30 Jahre war einer der führenden Köpfe bei Luxman ein gewisser Atsushi Miura, welcher sich innerhalb Luxmans sehr für die Röhrensparte eingesetzt hat. Nach dem Verkauf von Luxman 1982 an Alpine liess Luxman die Produktion von Röhrengeräten auslaufen und 1985 verliess Miura die Firma Luxman um 1986 die Firma Air Tight zu gründen, welche im Laufe der Jahre unter seiner Leitung viele Röhrengeräte hervorbrachte, denen man auch bis in die Gegenwart gewisse historische Luxman Gene ansieht.
Luxman hatte in den frühen 80'er Jahren mit der Luxman E-06 eine legendäre Phonovorstufe entwickelt,
die auch heute noch sehr beliebt ist. Speziell die RIAA Entzerrung wurde für die damalige Zeit innovativ gelöst.
https://audio-database.com/LUXMAN/etc/e-06.html
Leider hat es dann von Luxman nie wieder einen direkten Nachfolger dieser Qualität gegeben, so dass Freunde von hochwertigem Luxman Klang zu Air Tight wechseln mussten, wo mit der Air Tight ATE-2005 ein erste reine MM Vorstufe in das Programm aufgenommen wurde. War bei der E-06 der MC Übertrager noch intern verbaut, setzte Air Tight dann auf externe Übertrager.
Eine richtig "grosse" reine Phonovorstufe, die klanglich dann deutlich oberhalb der historischen Luxman E-06 anzusiedeln ist kam von Air Tight dann erst mit der ATE-3011, welche mit fast 30.000,- eur dann aber auch gänzlich in einer anderen Preisklasse angesiedelt ist.
http://www.airtight-anm.com/_s…1_low.pdf?v=1706248433880
Wer also einen vergleichsweise bezahlbaren röhrenbasierten aufwendigen Nachfolger für die Luxman E-06 erstehen wollte musste lange warten, bis dass sich Luxman entschlossen hatte, sein Portfolio wiederum mit Röhrengeräten zu ergänzen.
Herausgekommen ist ein Gerät, welches konzeptionell zum durchdachtesten und überzeugendsten gehört,
was mir seit langem begegnet ist:
https://www.luxman.com/product/detail.php?id=6
ich mag es zB, wenn man im Netzteil eines Röhrengerätes eine Gleichrichterröhre (EZ 81) findet, was bei der EQ-500 gegeben ist. Auch mag ich etwas aufwendigere MM-und Ausgangsstufen (4x ECC83 und 2x ECC82), idealerweise im MM Bereich mit bis zu 40db Verstärkung. Aber auch gerne mit 36db oder 38db, jeh nach Bedarf.
Ist bei der EQ-500 entsprechend umgesetzt, 3 unterschiedliche MM Verstärkungen auf der Frontplatte einstellbar.
MC habe ich gerne mit Übertragern realisiert. Zumeist findet man dann einen ÜT und evtl ein paar Parallewiderstände zur Einstellung per Mäuseklavier. Nicht hier bei der EQ-500. Da gibt 2 separate interne Übertrager mit den klassischen Werten von ca 1:10 und 1:20.
Wer schon mal mit MI Systeme am MM Eingang gespielt hat, oder aber versucht hat einen Tonabnehmer ideal an einen Übertrager anzupassen, wird festgestellt haben, dass die üblichen 47kohm Eingangsimpedanz bei MM nicht immer ideal sind. So freue ich mich, dass es Phonovorstufen, zB die LAB12 Melto 2, gibt welche viele Werte für die MM Einganzimpedanz zur Verfügung stellen. Doch manchmal liegt das ideal genau zwischen 2 vorgegeben Werten.
Dies ist bei der EQ-500 perfekt gelöst, kann man doch die MM Eingangsimpedanz stufenlos zwischen 30kohm und 100kohm an der Frontseite einstellen. So ist die optimale Eingangsimpedanz für nahezu jeden Tonabnehmer einstellbar.
Dann fehlt eigentlich nur noch eine Kapazitätsanpassung des MM Eingangs, welche man dann 6 Einstellmöglichkeiten auch auf der Front findet. Dass sich auf dieser auch schaltbare Hoch- und Tiefpass Filter finden wundert dann auch nicht mehr.
Auf der Wünsch dir was Liste für die ideale Phonovorstufe findet sich dann bei mir zB noch ein Schalter für die absolute Phase, da es bei manchen LP's sehr hilfreich ist, diese ändern zu können. Ein solcher ist natürlich auch vorhanden.
Genauso, wie ein Mono Umschalter
Wenn man dann überlegt, was man sich noch so alles wünschen könnte, fällt einem eine Demagnetisierungsfunktion für MC Systeme ein, die ich immer gerne bei alten Tonabnehmern einsetze.
Auch eine solche ist vorhanden.
Das einzige, was dann fehlt (mir persönlich zum Glück nicht), ist die Möglichkeit unterschiede Entzerrungskennlinien zu wählen. Dies liess sich dann wohl doch nicht mehr zum avisierten Marktpreis umsetzen.
Ach ja, es gibt 3 Eingänge, natürlich mit 3 separaten Erdungsklemmen (was ich sehr wichtig finde)
Und wer schon mal ein Quellgerät in eine Anlage integriert hat, kennt womöglich die damit einhergehenden Probleme von Störungen und Impedanz Kompatibilitäten. Im Studiobereich findet man deshalb fast nur Geräte mit hochwertigen Ausgangsübertragern die dann auch gerne ein symmetrisches Signal am Ausgang zur Verfügung stellen.
Entsprechend findet man auch bei der EQ-500 integrierte Ausgangsübertrager (und 2x RCA und 1x XLR Ausgänge)
Schaut man sich also das Gesamtpaket der Luxman EQ-500 Phonovorstufe an, incl der 1a Verarbeitung, würde man mit Leichtigkeit einen Preis von 12- bis 15.000,- eur erwarten. Hört man sich das Gerät frisch aus dem Karton an, würde man sich bei einem solchen Preis auch nicht wundern sondern einfach die Musik geniessen und die EQ-500 genussvoll einspielen.
Liest man dann aber, dass das Gerät zu 6000,- eur UVP vorgestellt wurde und nach den InflationsWirren der letzten Jahre nun bei 7000,- eur angekommen ist, wundert man sich eigentlich nur noch, dass von dem Gerät nicht viel mehr gesprochen wird, bzw es nicht bei viel mehr analog Freunden spielt.
Klanglich vergleichbare Röhrengeräte liegen eigentlich derzeit immer jenseits der 10.000,- eur.
Wahrscheinlich hatte Luxman mit dieser Produktreihe noch ein echtes Image Problem in diesem Preissegment oder Händler, die in diesem Bereich nicht mehr wirklich aktiv sind.
Vergleiche ich die EQ-500 klanglich mit den bei mir vorhandenen Air Tight und Phasemation Geräten liegt es tonal zwischen diesen beiden (habe nur MM verglichen, da die Luxman step ups noch zu wenige Stunden drauf haben ),
ist also eher neutral bis Grundton orientiert, denn akustische Lupe.
Ich freue mich auf jeden Fall, dass ich nun eines dieser Geräte bei mir spielen habe
und werde mich bis Moers noch weiterhin an diesem erfreuen!
und wer Interesse hat, kann es gerne nach der Messe am 6./7.4.24 in Moers bei mir als "ExMesseDemo" Gerät erstehen!
Probe hören ist ja dann auf dem Workshop "Vintage Plattenspieler gegen ihre aktuellen Nachfolger" in Moers möglich.
Hier noch ein paar techn Daten:
Spec
Circuiting system | SRPP, final stage cathode follower
Non-feedback CR type equalizer |
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Vacuum tube used | ECC83 x 4 pieces, ECC82 x 2 pieces,
and EZ81 x 1 piece |
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Input sensitivity (1kHz, When the gain is set to 36dB) | MM: 4mV
MC: high 0.44mV, MC: low 0.18mV |
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Input impedance | MM: 30kΩ to 100kΩ (variable)
MC: high 40Ω, MC: low 2.5Ω |
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Rated output/output impedance | 250mV/850Ω |
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Gain(1kHz, When the gain is set to 36dB) | MM: 36dB
MC: high 55dB, MC: low 63dB |
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Maximum allowable input (1kHz) | MM: 300mV, MC: high 34mV,
MC: low 13mV |
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RIAA deviation | MM/MC high/MC low:
20Hz to 20kHz (±0.3dB) |
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Channel separation (10kHz) | 65dB |
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Input | Unbalanced line x 3 |
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Output | Unbalanced line x 2, Balanced line x 1 |
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Power supply | 230V~(50Hz) / 115V~(60Hz) |
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Power consumption | 47W |
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External dimensions | 440(W) x 92(H) x 397(D) mm
front side knob of 5mm and rear side
terminal of 12mm included in depth |
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Net weight | 12.5kg (main unit) |
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und ein paar Bilder von dem Gerät:
IMG_4071.jpgIMG_4075.jpgIMG_4074.jpgluxman_eq-500-rear.jpgluxman_eq-500-inside.jpg
Gruss
Juergen