Pulp Fiction ist letztlich plakativ oberflächlich.
Richtig, denn so soll es sein. Genau um das Spiel mit den Oberflächen geht es doch. Wie bei Tarantino eigentlich immer. Gerade das macht seine Bedeutung als (postmoderner) Filmemacher doch erst aus.
Er spielt immer mit Versatzstücken (Bildwelten und Plotmuster) aus der Filmgeschichte, montiert diese zu etwas Neuem und macht dadurch v.a. die Erzählgewohnheiten des Films (und der Popkultur im Ganzen) selbst zum Thema.
Am drastischsten umgesetzt ist das bei Once Upon A Time in America, wo nicht nur die Filmbranche und die übliche Vorstellung von "Hollywood" und unser aller Bild von den "swinging sixties", sondern sogar die Mythologisierung von Popikonen (denn genau dazu ist ja sogar Charles Manson und seine Family bzw. die Erzählung davon geworden) problematisiert und am Ende völlig dekonsturiert werden.
Gerade dadurch ist der völlig überzeichnete Gewaltausbruch am Ende erst motiviert. Daher hat dieser eine klare Funktion für die Gesamtidee und eine Ablehnung nach dem Motto "Bäh, üble Gewaltverherrlichung" greift viel zu kurz, da diese (scheinbare) Gewaltverherrlichung - eigentlich recht schlau - selbstrefrentiell angelegt ist, dadurch gleichzeitig aber gebrochen wird.
Er stößt dort den Zuschauer quasi mit der Nase drauf, dass man so etwas "halt schaut" (einige offenbar durchaus mit Freude, wie der Thread zeigt), weil es eine bestimmte Art ist, wie Filme mancher Genres funktionieren.
Und von Manson erzählt man sich die Stories, die man eben erzählt. Man schreibt Songs über ihn, Bands benennen sich nach ihm und v.a. denkt man bei seinem Namen nicht an den Menschen Charles Manson, sondern an das Bild mit dem irren Blick von ihm, das genauso zur Ikone geworden ist wie das Che-Guevara-Bild, das man auf T-Shirts druckt:
Es hat sich in der Popkultur verselbstständigt und hat mit der eigentlichen "Wahrheit" überhaupt nichts mehr zu tun.
Das problematisiert Tarantino genauso wie er es perfekt und durchaus mit Lust inszeniert. Jedenfalls ist die Sache nicht auf nur auf blindes und affirmatives "Abfeiern" von Gewalt angelegt.
Genau das ist m.E. das Thema bzw. die Methode von Tarantino - und zwar schon immer und in allen Filmen.
(Sorry für den Klugscheißer-Modus, aber das musste raus...)