Beiträge von Peter Ruhrberg

    Falls für die Nagra keiner dieser seltenen, teuren Großspulenadapter zur Verfügung steht, kann man notfalls auch zur "polnischen Lösung" greifen (im Gedenken an den genialen Entwickler Stefan Kudelski) :saint:


    Recht nützlich, wenn man mal ein Band mit "Nagramaster"-Entzerrung wiedergeben oder aufnehmen möchte, ohne die unterschiedlichen EQ-Kurven extern zu korrigieren. Dieses (CCIR-entzerrte) Band demonstriert das Funktionsprinzip:

    https://youtu.be/bXdbf5gw98c

    Bei der NE 555 Schaltungsversion wird die Gesamtkapazität für die halbe Tachofrequenz verdoppelt (genauer: 12,4/6,3=1,97).

    Der Vergleich der Werte für C205/206/207 bei "Normal" und "SL" in der Schwingkreisversion zeigt, dass bei dieser die SL-Version tatsächlich denselben Tonwellendurchmesser hat.

    Bei der Schwingkreisversion wird die Kapazität um das Vierfache erhöht:

    19 cm/s

    Summe aus C205+206: 23,2 nF

    9,5 cm/s

    Summe aus C205+206+207: 91,2 nF

    Das Verhältnis der Quadratwurzeln dieser Werte ist 1,98. Die kleinere Geschwindigkeit kann bei der Schwingkreisregelung mit P 201 separat justiert werden.

    Richtig.
    Nach meinen Messungen:
    Normalversion 9/19: 4,51 mm
    HS-Version (19/38): 9,06 mm
    LS & SLS Version (4,75/9 & 2,38/4,75): 3 mm

    Für die B77 gilt dasselbe.

    Edit: Gerade im B77 SM gefunden. (Die Kondensatorenwerte sind wegen der leicht modifizierten Schaltungsumgebung anders als bei der A77.)

    B77 MkI-II Serv.gif

    Das hängt auch sehr von den Original-Aufnahmen ab.

    ... und der Wiedergabeanlage, speziell den Abhörbedingungen.
    Beim Subkontra-C einer 32' Prinzipalpfeife (16 Hz) beispielsweise beträgt der Unterschied bereits 12 dB, was bei entsprechender Übertragungsqualität unberhörbar ist.
    Das ist ein Extrembeispiel, kommt aber seit der Spätromantik in der Literatur durchaus vor (Saint-Saëns, Vierne etc.).

    Hallo Tom,

    sofern auf dem Begleitzettel steht, mit welcher Entzerrung aufgenommen wurde, kann jeder entscheiden, ob und wie evtl. zu korrigieren ist.

    Was deine Bach-Suite angeht: Der tiefste Ton des Cellos ist das Leersaiten-C mit 65 Hz, die Differenz zwischen CCIR & NAB (bzw. IEC I & IEC II) beträgt hier etwa 2 dB. Die Hohlraumresonanzen des Cellos liegen bei 110 Hz, das heißt, dass unterhalb dieser Frequenz die Grundtöne (vor allem die der C-Saite) ohnehin nur mit relativ schwachen Schallpegeln vertreten sind (15...20 dB schwächer als deren stärkste Obertöne).

    Lange Rede kurzer Sinn: Beim Cello wird ein Klangunterschied zwischen NAB und CCIR, wenn überhaupt, nur in den Höhen hörbar.

    Kannst Du das bitte für mich als Anfänger kurz erläutern? Ist die Wiedergabe mit der A77 bei NAB kompromissbehaftet?


    Grüße von Doc No

    Die Wiedergabeentzerrung für NAB ist bei umschaltbaren A77 Modellen normgerecht, d.h. die NAB-Tiefenanhebung bei Aufnahme wird spiegelbildlich abgesenkt.

    Bei Umschaltung auf CCIR wird im A77-Wiedergabeverstärker nur die Höhenentzerrung korrekt angepasst, CCIR-Aufnahmen - normgerecht ohne Bassanhebung - klingen deswegen auf der A77 bassärmer.

    Hier im Diagramm die Aufnahme- (CCIR) und Wiedergabeentzerrung (umschaltbare A77 in CCIR-Stellung) bei 19 cm/s.

    Die schwarz gestrichelte Linie zeigt den resultierenden Frequenzgang, wenn eine CCIR-Aufnahme auf der A77 in CCIR-Stellung wiedergegeben wird.


    FG A77 bei CCIR.gif

    du machst bei jedem Band, das du für die Messbandherstellung verwenden willst, diese 2-minütige Aufzeichnung, überprüfst den Sweep am Rechner und wenn es idealerweise so aussieht wie in #3 kannst du das Bandmaterial verwenden?

    Im Prinzip ja. Es spart aber viel Zeit, an einem Tag eine größere Anzahl von Rohbändern zu prüfen, um sie auf ihre Eignung für verschiedene Zwecke zu kennzeichnen. Manche z.B. sind ideal für Bezugspegelaufzeichnungen, jedoch nicht für den Frequenzgang. Manche sind auch bei kurzen Wellenlängen sehr gleichmäßig, aber für die Azimutaufzeichnung nicht genau genug geschnitten. Man könnte Bücher darüber schreiben ...

    Um unschöne Überraschungen für alle Beteiligten zu vermeiden, läuft während der eigentlichen Messaufzeichnung zusätzlich ein Pegelschrieb mit, der nach erfolgter Auslieferung zur Dokumentation archiviert wird.

    Bei einer Abweichung von einem halben dB wie in #1 kann man aber noch nicht von einem Drop Out sprechen, oder?

    Die Technische Richtlinie 3/4 des IRT für Studio-Magnettonbänder spezifiziert unter Punkt 3.3.3:
    "Schwankungen der Empfindlichkeit dürfen bei allen Frequenzen bis 14 kHz weder hörbar noch größer als ± 0,5 dB sein. Zu messen ist gemäß DIN 45 512 mit einem Messgerät mit 1 bis 2 Hz Grenzfrequenz."

    Ein weiterer Ausschlussgrund ist die ungleiche Empfindlichkeit beider Magnetspuren bei 16 kHz. Keine gute Basis für ein Messmittel.

    Nö, wie soll ich zu bespielende Bänder überprüfen

    Falls es interessiert, wie ich Rohbandmaterial zur Messbandherstellung auf Gleichmäßigkeit teste, hier drei unterschiedliche Chargen desselben Bandtyps nach vorherigem Reinigungsdurchlauf.

    Zu sehen ist eine zweispurig abgetastete Vollspur-Aufzeichnung von 1 & 16 kHz im Wechsel, 19 cm/s, Gesamtlänge ca. 2 Minuten.
    Nr. 1 ist für meine Zwecke Ausschuss, 2 + 3 sind ok.

    Sicherlich muss die y-Skala für reine Kopierzwecke nicht so gnadenlos sein, doch bei der Messbandherstellung fallen durchschnittlich vier von fünf Exemplaren glatt durch diese Prüfung, selbst bei den gleichmäßigsten Bandtypen, die ich kenne.

    Rohbandprüfung 008.gif


    Rohbandprüfung 019.gif


    Rohbandprüfung 036.gif

    Hallo Rainer,

    ... ob meine Aufnahmen (Studer A807, Schmetterlingsköpfe) auf anderen Maschinen, zum Beispiel mit 2 mm Trennspur, anders klingen.

    Ein evtl. wahrnehmbarer Unterschied entsteht durch die sog. "seitliche Einstreuung" (in englischer Fachliteratur unter "fringing response" zu finden), ein Tiefenanstieg unterhalb ca. 1 kHz, der mit abnehmender Wiedergabespurbreite und zunehmender Wellenlänge wächst. Eine Berechnungsformel hierfür liefert Peter van Bommel in "Die Entzerrung in der magnetischen Schallaufzeichnung" (Agfa-Gevaert 1973) auf S. 45.

    Danach ergeben sich für 2,75 mm Spurbreite bei Aufnahme und 2 mm bei Wiedergabe folgende Frequenzgangveränderungen:


    Seitliche Einstreuung · AK 2,75 mm - WK 2,0 mm · 38,1 cm-s.gif


    Seitliche Einstreuung · AK 2,75 mm - WK 2,0 mm · 19,05 cm-s.gif



    Nach meiner Erfahrung fallen diese Überhöhungen in der Praxis meist geringer aus und werden durch die sog. Spiegelwelligkeit überlagert bis verdeckt.