Das Shure M75 ist in meinen Ohren schon ein ernstzunehmendes System. Sein mediokrer Ruf hat es wohl deshalb erlangt, weil es oft mit billigen bis sehr billigen Nachbaunadeln verwendet wurde - und richtig, das M75 war in den 70ern auf vielen Drehern die Werksbestückung.
Ich hatte während vielen Jahren ein M75HE, also mit der originalen hyperelliptischen Nadel. Das war so gut dass ich mir nie irgendwelche Gedanken über einen anderen Tonabnehmer machte. irgendwann war die Nadel dann halt komplett durchgenudelt.
Inzwischen habe ich gut zwei Dutzend Systeme hier. Das M75 hatte ich verschenkt, und später reumütig wieder zurückgekauft. Nach einigen Jahren Betrieb mit einer billigen getippten Swiss-Made-Ellipse konnte ich vor drei Jahren nach längerer Suche eine originale US-Made-N75ED-Nadel auftreiben, also mit nacktem Diamanten und scharfem 0.2x0.7mil-Schliff (die originale HE-Nadel findet man nicht mehr). So bestückt performt das System wirklich gut.
Was halt ist - das M75 ist etwas gesoundet. Warmer Grundklang, die Höhen sind eher zurückgenommen, dafür mit ordentlich Bass, überdies ist die Bühnenabbildung etwas eingeengter als etwa bei einem Shure M95 oder V15V. Nichtsdestotrotz kann man damit gut seine Platten hören; die klangliche Abstimmung ist in meinen Ohren sehr angenehm. Ich finde es perfekt für 70er-Funk. Ausserdem gilt es als robust und völlig unkritisch hinsichtlich Anschlusskapazitäten.
Kurz - das Shure M75 ist ein Klassiker, dessen Weiterbetrieb sich lohnt. Eine SAS-Nadel würde ich dafür allerdings nicht kaufen obwohl das System auch damit sicher gut performt. Möchte man aber mit einer Nachbaunadel möglichst nahe an den damals bestmöglichen Originalklang kommen, so würde ich entweder die getippte Hyperellipse von Tonar oder die neue nackte Ellipse von Jico nehmen.
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JICO N75ED NUDE - Nadel für Shure M75ED | THAKKER
LG
Manuel